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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

LaRouche und die Wissenschaft

Von Josef Miklosko,
ehemaliger Vizepremierminister der Tschechoslowakei

Danke schön – Sie klatschen, und wissen noch gar nicht, was ich sage. Das ist zu früh!

Danke schön. Liebe Helga Zepp-LaRouche, liebe Freunde, liebe Damen und Herren,

es wurde schon gesagt, daß ich Slowake bin. Zunächst eine Minute über unsere Situation. Heute ist es genau 30 Jahre nach unserer „Samtenen Revolution“ in der damaligen Tschechoslowakei, am 17. November – unser Staatsfeiertag. Damals ist leise Schnee gefallen, und er hat uns von 40 Jahren schmutzigem Kommunismus erlöst. Damals verschwand der Marxismus-Leninismus aus unserer Geschichte. Das war der schönste Tag in meinem Leben. Darum muß ich auch heute Nachmittag noch bei einer Feier in Bratislava sprechen, darum muß ich ein bißchen früher weggehen.

Wir in der Slowakei haben viele Probleme, wie alle Staaten in Europa, aber wir sind frei, das ist sehr wichtig. Wir sind frei, freie Menschen. Wir können unser Leben nach eigenen Ideen organisieren, wir können frei sprechen, schreiben, publizieren, unternehmen, reisen.

Ich war zwölf Jahre lang Präsident der Slowakischen Christlichen Senioren, vor drei Tagen habe ich das übergeben an jemand anderen. Unsere Rentner haben im Durchschnitt 430 Euro Rente, aber wir schimpfen nicht, wir leben, und wir sind frei.

Und jetzt zur Sache, verzeihen Sie. Noch ein Dank an Helga Zepp-LaRouche und das Schiller-Institut für die Einladung zu dieser interessanten Konferenz.

Lyndon LaRouche war ein amerikanischer Sacharow – Politiker, Ökonom, Mathematiker, Schriftsteller, Musikologe. Er schrieb Dutzende von Büchern und Tausende von Artikeln. Er war Generator neuer Ideen, ein Kämpfer für die Rettung des Christentums, der Familie und des Lebens.

Ich traf mich 17 Mal mit ihm – in Amerika, in Deutschland, dreimal auch in Rom, wo ich Botschafter war. Er sagte, daß den Vereinigten Staaten und Europa eine Vision fehlt, in der es nicht nur um Geld und Wirtschaft geht, sondern insbesondere auch um die geistigen und moralischen Werte. In meinem Buch, eľmi prísne tajné-Ako sme boli slobodní („Ganz streng geheim – So waren wir frei“, 1999) widmete ich Lyndon LaRouche und seinem Institut über 90 Seiten mit 20 Fotos, das übergebe ich nachher Frau Helga, mit anderen Materialien, die ich über die große Persönlichkeit geschrieben habe.

LaRouches Verfolgung

Seine Ansichten haben vor allem in den Vereinigten Staaten, aber auch in Deutschland große Kritik und Verleumdungen ausgelöst. Seine Bewegung wurde vor allem in Amerika schwer verfolgt, ich erinnere an den 6. Oktober 1986, als die damalige Regierung versuchte, mit 400 Polizisten in der Zentrale in Leesburg alles zu beenden und Lyn zu verhaften. Das führte dann zu dem politischen Prozeß und einer absolut ungerechtfertigten Strafe. Als wir gerade unsere größte Revolution gegen den Kommunismus vollbrachten – am 1. Dezember 1989 –, wurde er zu 15 Jahren und seine fünf Mitarbeiter zusammen zu 209 Jahren Gefängnis verurteilt. Mike Billington war damals der Rekordhalter.

In dem Verfahren gegen ihn und seine Kollegen am Ende der 1980er Jahre gab es so viele Irregularitäten, daß viele prominente Vertreter der internationalen Gemeinschaft dagegen protestierten, weil es ungerecht und politisch motiviert war.

Ich wurde 1990 mit seinem Fall bekannt, als ich als Vizepräsident der Regierung der Tschechoslowakei für Menschenrechte zuständig war. Ich habe mehrere Protestbriefe geschrieben, an die höchsten Beamten in Amerika, mit ehemaligen Politikern in mehreren Ländern. Ich bin stolz, daß ich auch ein bißchen beigetragen habe zur Befreiung von Lyn 1994, fünf Jahre nach seiner Verurteilung, und später auch der übrigen „Virginia five“. [Applaus.] Ich habe sie alle besucht, im Kerker, ich habe darüber geschrieben, gerade in diesem Buch.

Im September 1995 nahm ich an einer Anhörung, einem Hearing, in Washington teil, einem internationalen Tribunal prominenter Richter und Anwälte, denen der Fall vorgestellt wurde, auch von Ramsey Clark, dem ehemaligen Justizminister der Regierung Johnson. Die Kommission gelangte zu dem Schluß, daß es in diesem Prozeß einen großen Mißbrauch der Untersuchungen und der strafrechtlichen Gewalt gab, der die Verurteilung und Ausschaltung von LaRouche und seiner Bewegung zum Ziel hatte.

Als Lyn am 8. September 1997 seinen 75. Geburtstag feierte, veranstalteten wir in Washington ein Gala-Programm mit prominenten Sängern, Musikern und Politikern. Das ist ein bißchen Selbstlob, aber ich war damals der Meister der Zeremonien. Ich habe in meinem Leben nie solche Stars der Metropolitan Opera gesehen, und habe zusammen mit ihnen Glory, Glory Halleluja gesungen. Das war ein phantastisches Konzert, und eine phantastische Zeit, ich habe viele Fotos davon, meine Enkelkinder bewundern mich immer dafür.

Ich habe nur 13 Enkelkinder und fünf Urenkelkinder, und eine Frau, mit der ich 55 Jahre zusammen bin. (Und als wir das feierten, sagte meine Frau, „Danke schön! 55 – aber du warst fünf Jahre nicht zuhause!“ Pardon, das paßt nicht hierher.)

Im politischen Programm nahm Lyndon LaRouche kein Blatt vor den Mund. Die Ökonomie sollte produzieren, und nicht spekulieren. Die Politik und die Wirtschaft müssen an moralische Prinzipien gebunden sein.

Er kam auch mit der Idee der SDI, der Entwicklung von Projekten für Europa, Asien und Afrika, der Entschuldung Lateinamerikas usw., auch Projekte zur Entwicklung von Osteuropa. Seine Vorschläge für die Reform des Finanzsystems waren eine Alternative. Er hat die Krise vorausgesagt, vor allem die bösartige Wirkung der Derivatspekulation. Heute druckt man in den USA und in Europa ungedecktes Geld, das nennt man heute „quantitative Lockerung“. Das ist schrecklich, sie drucken und drucken und drucken, Helikoptergeld. 60 Milliarden jeden Monat geben sie kostenlos aus für die Staaten von Europa. Dies reduziert die Zinsen und pumpt das Geld in das schlechte alte Zentralbanksystem, und die retten damit die „Bad Banks“. Das Finanzsystem ist getrennt von der produktiven Wirtschaft.

Als ich aufbrach, telefonierte ich mit unserem ersten Premierminister, Ján Čarnogurský, und sagte ihm, daß ich hierher gehe. Und er sagte: „Grüß Helga und alle Leute, die dort sind“ – er ist heute leider an einem anderen Ort – „aber sag dort, daß sich wirklich alle Prophezeiungen von Lyn seit 1986 in Europa erfüllt haben.“ Das hat der Premierminister der Slowakei gesagt, und ich bin stolz darauf.

Am 30. November haben wir immer in Brünn in Mähren ein Treffen von Tschechen, Mähren und Slowaken, christliche Politiker von damals, und ich glaube, wir werden auch darüber sprechen.

Sechsmal habe ich ihn und die anderen Mitglieder der Bewegung in den amerikanischen Gefängnissen besucht.

Die Slowakei war im Jahr 1994 das zweite Land, das Lyn nach seiner Haft besucht hat. Beim zweiten Besuch im Jahr 1996 schrieb er: „Die Slowakei ist ein glücklicheres Land als andere. Sie hat den Sinn für geistige Werte nicht verloren, sie hat eine nationale Identität. Man braucht ehrliche und entschlossene Führer. Als ich auf dem Pilgerweg in Nitra die Menge von 50.000 singen hörte, habe ich verstanden, daß dies ein gutes Land ist.“

Alles ist noch immer so, nur fehlen uns diese ehrlichen und entschlossenen Führer. Aber hoffentlich kommen sie. Und ich möchte sagen, es gibt in der Slowakei 20 solcher Pilgerplätze, und z.B. in Levoča waren eine halbe Million Slowaken, ein Zentrum der Slowakei für diese Pilger.

LaRouches Grundsätze

Lassen Sie mich nun auf den Entwurf von Lyn von 1998 kommen, um die Krise zu überwinden, der auch heute interessant ist. Wirklich, das gilt noch immer! Es geht um diese Grundsätze:

  • Heute ist die Zeit einer gefährlichen finanziellen und wirtschaftlichen Notlage. Nur vorbeugende Maßnahmen können einen Zusammenbruch der Zivilisation verhindern.

  • Jede Nation muß darauf bestehen, daß es keine höhere politische Autorität gibt als die souveräne, nationalstaatliche Republik.

  • Supranationale Institutionen wie der Internationale Währungsfonds haben ihre Autorität nur als Forum für Konsultationen zwischen souveränen Nationalstaaten.

  • Jede Nation behält ihre Souveränität in Bezug auf ihre finanziellen, monetären und wirtschaftlichen Angelegenheiten.

Das sind die Prinzipien.

  • Während der Krise sollten keine internationalen Kredite erteilt werden.

  • Staatlich geförderte Kredite für Infrastruktur, den produktiven Sektor, Landwirtschaft, Welthandel sollten mit einem Zinssatz von maximal 1-2% pro Jahr ausgegeben werden.

  • Die Banken müssen die Derivate deaktivieren, als einen Buchhalter-Schwindel.

  • Für den Abschluß von internationalen Vereinbarungen sind keine internationalen Behörden notwendig. Die Weltwirtschaft erstickt an einer Überdosis supranationaler Institutionen.

Lyn hat auch immer ein neues Bretton-Woods-Abkommen vorgeschlagen, das etablieren würde:

  • feste, aber anpassungsfähige Wechselkurse;

  • die Möglichkeit, die Konvertibilität einzuschränken, wenn die nationale Regierung dies für notwendig erachtet – und so weiter, das ist wahrscheinlich bekannt.

Als Laie ist mir klar, daß es unmoralisch ist, wenn jemand in ein paar Tagen der Spekulation genausoviel Geld bekommt, wie die anderen Leute durch harte Arbeit in ihrem ganzen Leben. [Applaus.] Der Krach des amerikanischen Hedgefonds Enron und vieler Banken ist nur die Spitze des Eisbergs.

LaRouche und das Christentum

Jetzt zum Ende meiner Rede noch einige Sätze von Lyn, die nicht so bekannt sind, aber ich als Christ habe gerade diese Idee auch in meinen Büchern und in meinem Blog erwähnt, und ich möchte sie auch hier erwähnen. Wahrscheinlich werden Sie auch ein wenig überrascht sein, daß Lyn das wirklich so gesagt hat. Er war auch ein gläubiger Christ, der über seinen Glauben erzählt.

Lassen Sie mich einige von seinen Ideen wiedergeben:

  • Ein Mensch ist geschaffen als Abbild Gottes, er hat einen hohen positiven Wert.

  • Wir müssen aufhören mit dem Töten von ungeborenen Kindern – und auch von geborenen, durch Drogen.

  • Alles wird in der Kindheit entschieden. Kinder muß man erziehen zur Kreativität.

  • Heute hat niemand für die Kinder Zeit, Fernsehen und Internet machen die dumm. [Applaus.]

(Fernsehen tue ich gar nicht, aber Internet bin ich ein bißchen süchtig, jeden Tag poste ich auf Facebook 10 bis 20 Einträge mit Video – leider, aber was soll ich tun? Aber wenn jemand bei Freunden ist, sagen Sie ihnen, sie sind beim Schiller-Institut, dann werden wir darüber sprechen. Auch von dieser Konferenz habe ich schon einige Nachrichten geschickt, denn wenn Sie nicht im Internet sind, dann existieren Sie nicht. [Lachen.] Pardon!)

  • Die Welt tötet die Seele der Kinder.

  • Die Erhaltung der Familie muß man schützen.

  • Das wichtigste in der Erziehung ist die Kenntnis von klassischer Musik, Geschichte und Mathematik.

In der Slowakei wurden einige Erinnerungen publiziert, von einigen unserer Priester-Bischöfe, mit harter Kritik und absolut offen. Und ich meine, das ist sehr wichtig, daß man so spricht. Denn wenn die Leute sterben, die das sahen, dann ist in hundert Jahren die Geschichte ganz anders. In den letzten ein bis zwei Jahren habe ich das immer gesagt, daß man über die Geschichte wirklich immer die Wahrheit sagen muß. Die Wahrheit befreit uns.

  • Die besten Kulturen Europas – das ist wieder eine Idee von Lyn – die besten Kulturen Europas kamen aus dem Christentum.

  • Ungebildete Menschen wissen nichts über die Geschichte, Kultur, Wissenschaft, Kunst.

  • Nur dumme Menschen glauben, daß es so ist, wie es in der Zeitung und im Fernsehen steht.

In der Slowakei haben wir viele Zeitungen, aber jetzt entscheiden die Inhaber, was drinsteht. Darum kann man einige gar nicht lesen. Es ist alles halb Lügen und auch halb Wahrheit. Dann ist eine Alternative oder das Internet sehr wichtig. Natürlich gibt es dort auch viele Dummheiten, aber da muß man wählen und verschiedene Quellen lesen.

  • Die Ideologie des Hedonismus ist krank.

  • Der freie Markt vergewaltigt die Schwächeren, zerstört die Landwirtschaft, die Industrie und die Finanzen.

  • Der dritte Weg in der Wirtschaft ist eine wirtschaftliche Politik auf christlichen Grundsätzen.

  • Geld, die Gegenkultur und die grenzenlose Freiheit führen die Menschen ins Gefängnis.

  • Der Kompromiß mit dem Bösen und Toleranz für das Böse muß aufhören.

  • Der Kommentar zu der Lüge ist Lüge.

Wie in der Mathematik; wenn ein Axiom nicht gut ist, dann sind alle Theorien schlimm, ein Satz ist nicht Wahrheit.

  • Beginnen wir eine Revolution in der christlichen Liebe, wie damals der Samariter.

Und das letzte, das ist ein bißchen poetisch:

  • Was ist das Ziel des Menschen? Sie kommen in die Welt als ein Engel, und sie sollten sie auch verlassen wie ein Engel.

Das hat Lyn gesagt. [Applaus.]

Liebe Freunde, das ist das Ende meiner Rede. Ehre dem Andenken von Lyndon LaRouche! Er wird immer in meinem Herzen sein.

Und jetzt möchte ich Helga diese Bücher übergeben, mit einem kleinen Kommentar. Das ist das Buch von 1999, zehn Jahre nach der Wende von 1989. Darin sind 90 Seiten über Lyn. Hier ist die Liste der Kapitel und Abbildungen; leider ist es nur auf Slowakisch. [Applaus.]