Rußland in der chinesischen Initiative „Ein Gürtel, eine Straße”:
Möglichkeiten und Aussichten
Von Prof. Andrej Ostrowskij,
Stellvertretender Direktor des Instituts für Fernoststudien
der Russischen Akademie der Wissenschaften
Im Herbst 2013 verkündete Chinas Präsident Xi Jinping bei seinem
Gipfeltreffen mit dem kasachischen Präsidenten N. Nasarbajew den Beginn des
Projekts „Wirtschaftsgürtel der Seidenstraße“. Dieses Projekt besteht aus zwei
Teilen: einem kontinentalen Gürtel über Kasachstan und Rußland oder über das
Mittelmeer nach Europa und dem Meeresgürtel durch Südostasien. Später wurden
diese Projekte als Initiative „Ein Gürtel, eine Straße“ (OBOR) bezeichnet.
Anfang 2015 verkündete der Präsident der Russischen Föderation Wladimir
Putin die Gründung der Eurasischen Wirtschaftsunion (EEU), der fünf Mitglieder
angehören: die Russische Föderation, Kasachstan, Weißrußland, Armenien und
Kirgisistan. Es gab einen Vorschlag zur Einrichtung einer Freihandelszone
„Eurasische Wirtschaftsunion und China“, aber im Mai 2015 veröffentlichten die
Russische Föderation und die Volksrepublik China auf Beschluß der EEU und der
chinesischen Führung eine gemeinsame Erklärung über die gegenseitige
Zusammenarbeit zur Verbindung der beiden Projekte – der EEU und des
Wirtschaftsgürtels der Seidenstraße. In dieser Erklärung heißt es, daß beide
Seiten „gemeinsame Anstrengungen zur Verbindung zweier Projekte – der
Eurasischen Wirtschaftsunion und des Wirtschaftsgürtels der Seidenstraße -
unternehmen werden“ und „die gemeinsame Zusammenarbeit innerhalb bilateraler
und multilateraler Formate, vor allem innerhalb der Shanghaier Organisation
für Zusammenarbeit SCO), anpassen werden...“1
Chinas Projekt Wirtschaftsgürtel der Seidenstraße hat aufgrund seiner (mehr
als 2100 Jahre) alten Basis offensichtliche Vorteile gegenüber dem russischen
Projekt Eurasische Wirtschaftsunion. Beide Projekte haben gemeinsame, einander
nicht widersprechende kulturelle Standards, das Projekt Wirtschaftsgürtel der
Seidenstraße umfaßt mehr als drei Milliarden Menschen, das Projekt Eurasische
Wirtschaftsunion dagegen nur etwa 200 Millionen Menschen. Im März 2015
veröffentlichten das Handelsministerium und der Staatliche Ausschuß für
nationale Entwicklung und Reform der Volksrepublik China ein gemeinsames
Dokument, in dem es heißt: „Auf der einen Seite – die aufstrebenden
Volkswirtschaften ostasiatischer Länder –, auf der anderen Seite – die
entwickelten Volkswirtschaften der europäischen Länder, und zwischen ihnen
liegen Länder mit einer riesigen Landmasse mit einem großen Potential an
wirtschaftlicher Entwicklung.“2
Das Projekt Wirtschaftsgürtel der Seidenstraße bietet China die Möglichkeit
der raschen Entwicklung seiner westlichen Gebiete – die drei Provinzen
Shaanxi, Gansu, Qinghai und zwei autonome Regionen, Ningxia-Hui und
Xinjiang-Uygur, die in Bezug auf BIP-Umfang und Wachstumsraten hinter den
Küstengebieten zurückliegen. Dieses Projekt wird eine gleichmäßigere
Verteilung der Ressourcen und Industrien im gesamten Gebiet Chinas fördern, um
bessere soziale und wirtschaftliche Ergebnisse zu erzielen.
Das Projekt Wirtschaftsgürtel der Seidenstraße wurde Teil von Chinas 13.
Fünfjahresplan (2016-2020), der auf der Sitzung des Nationalen Volkskongresses
im März 2016 verabschiedet wurde. Das Projekt soll innerhalb von 30 Jahren
realisiert werden. Dazu gehören „Sieben Gürtel“: Gürtel für Verkehr, Energie,
Handel, Information, Wissenschaft und Technik, Landwirtschaft und
Tourismus.
Im März 2015 verkündete der russische Vizepremier Igor Schuwalow beim
„Asiatischen Wirtschaftsforum“ Rußlands Entscheidung, sich an der Strategie
des Wirtschaftsgürtels der Seidenstraße zu beteiligen: „Der freie Waren- und
Kapitalverkehr innerhalb der Eurasischen Wirtschaftsunion bringt die
europäische und asiatische Wirtschaft zusammen, was sie mit der chinesischen
Initiative ,Wirtschaftsgürtel der Seidenstraße’ gemein hat. Wir in Rußland
sind sicher, daß die gemeinsame Arbeit an den beiden Projekten
Wirtschaftsgürtel der Seidenstraße und Eurasische Wirtschaftsunion neue
Möglichkeiten für die Entwicklung Chinas und der Länder der Eurasischen
Wirtschaftsunion schaffen kann.“3
Auf dem Territorium der Länder der Eurasischen Wirtschaftsunion – Rußland,
Kasachstan und Weißrußland – könnten sich in der Zone des
Verkehrsinfrastrukturbaus (Eisenbahnen und Autobahnen) auf der Strecke
Druschba (Dostyk) – Almaty – Orenburg – Kasan – Moskau – Minsk rasch ähnliche
wirtschaftliche Wachstumsraten entwickeln wie in den Zonen der
Transsibirischen Eisenbahn und der Chinesischen Ostbahn am Ende des 19. und zu
Beginn des 20. Jahrhunderts. Wie die Erfahrungen aus diesen Projekten
(Transsibirische Eisenbahn und Chinas Ostbahn) zeigen, entwickelten sich nach
dem Bau sehr langer Eisenbahnenstrecken mit Seeterminals die an die
Eisenbahnen angrenzenden Gebiete sehr schnell. So wurden in dieser Zeit
beispielsweise der russische Ferne Osten und Ostsibirien auf diese Weise
entwickelt, ebenso wie chinesische Gebiete im Nordosten – die Provinzen
Heilongjiang, Jilin und Liaoning.
Die Verbindung der beiden Großprojekte hilft auf der einen Seite Rußland
und anderen Ländern der Eurasischen Wirtschaftsunion, eine riesige Transitzone
für Waren aus Europa nach Asien zu schaffen, um einen Markt für produzierte
Waren sowohl in China als auch in asiatischen Ländern zu entwickeln.
Andererseits wird China mehr Möglichkeiten zur Erschließung seiner Absatz- und
Rohstoffmärkte haben.
Die Verbindung dieser beiden Projekte – Eurasische Wirtschaftsunion und
Wirtschaftsgürtel der Seidenstraße – könnte auch zur Entwicklung der
handelspolitischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den Ländern
der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) beitragen. Die
„Nordroute“ des Wirtschaftsgürtels der Seidenstraße führt durch das Gebiet der
drei Hauptländer der SCO – Rußland, China und Kasachstan. Nach der Entwicklung
des Projekts wird die Route des Wirtschaftsgürtels der Seidenstraße von China
über Mittel- und Westasien bis zum Persischen Golf und zum Mittelmeer führen.
Dies kann dazu beitragen, nicht nur andere Länder der SCO – Kirgisistan,
Tadschikistan, Usbekistan –, sondern auch eine Reihe mittel- und
westasiatischer Nachbarländer durch eine gegenseitig vorteilhafte
Zusammenarbeit in den Bereich dieses Projekts einzubeziehen.
Im Zuge der Entwicklung des Wirtschaftsgürtels der Seidenstraße sollten
alle Seiten eine Koordinierung ihrer Entwicklungsstrategien unter
Berücksichtigung ihrer wirtschaftlichen, politischen und rechtlichen Praxis
vereinbaren. Die Grundlage für das Projekt ist der Bau, die Entwicklung und
die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur auf dem Gebiet des
Wirtschaftsgürtels der Seidenstraße, einschließlich der Schnellbahn
Moskau-Peking.
Die nächste Phase der Verbindung der beiden Projekte ist der Abbau und
schließlich die Beseitigung von Handels- und Investitionsbarrieren zwischen
den Mitgliedern des Wirtschaftsgürtels der Seidenstraße. Das ist notwendig, um
ihr Handels- und Investitionspotential zu vergrößern, den Kapitalverkehr
innerhalb des Wirtschaftssystems zu beschleunigen und die Währungssysteme zu
harmonisieren. Es könnte dazu führen, daß sich Mitgliedsländer des
Wirtschaftsgürtels der Seidenstraße – weigern, ihre Geschäfte untereinander in
Dollar abzurechnen.
Finanzierung
Für die Verknüpfung der beiden Projekte – Wirtschaftsgürtel der
Seidenstraße und Eurasische Wirtschaftsunion – ist es notwendig, die
Möglichkeiten neuer Finanzstrukturen zu nutzen: die Asiatische
Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) und den Seidenstraßenfonds (SRF). Dies
wird dazu beitragen, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu lösen, die mit weiteren
Aktivitäten der Zusammenarbeit in Handel und Investitionen verbunden sind,
unter anderem die Infrastrukturentwicklung an der Strecke Peking – Almaty -
Moskau – Minsk, die Harmonisierung der Währungen der Mitgliedstaaten und die
Kooperation bei Investitionen zwischen der Eurasischen Wirtschaftsunion, dem
Wirtschaftsgürtel der Seidenstraße und der Shanghaier Organisation für
Zusammenarbeit.
Die Erfüllung dieser Aufgabe ist auf der Grundlage der Asiatischen
Infrastruktur-Investitionsbank mit 100 Mrd. Dollar Anlagevermögen und des
Seidenstraßenfonds mit 40 Mrd. Dollar Anlagevermögen durchaus möglich. Dies
trägt dazu bei, auf der Grundlage von Chinas Finanzkraft und seiner großen
Gold- und Devisenreserven die Entwicklung des Wirtschaftsgürtels der
Seidenstraße, einer riesigen Transitzone zwischen der VR China und der
Europäischen Union, voranzutreiben.
Im April 2019 fand in Peking das zweite Internationale Forum zur Initiative
Ein Gürtel, eine Straße (OBOR) statt. An diesem Forum nahmen etwa 40 Staats-
und Regierungschefs von Ländern an der Route Ein Gürtel, eine Straße sowie
mehr als tausend Experten und Journalisten teil. Der Präsident der VR China,
Xi Jinping, hielt eine Grundsatzrede, mehr als 140 Kooperationsabkommen wurden
unterzeichnet. Das Volumen der chinesischen Investitionen in die Projekte
entlang der Route der Initiative Ein Gürtel, eine Straße betrug mehr als 80
Mrd. Dollar, und das Volumen der Steuer- und sonstigen Einnahmen überstieg 2
Mrd. US-Dollar.4
Strategische Aufgaben
Heute ist China der optimale ausländische Partner, um Rußlands strategische
Aufgabe der Entwicklung Sibiriens und des Fernen Ostens zu lösen.
Erstens kann die Ausrichtung auf den chinesischen Markt helfen, die
natürlichen Ressourcen in diesen Gebieten wirtschaftlich effektiv zu
erschließen, was große Investitionen und einen langen Zeitraum erfordert.
Zweitens steht die Entwicklung Sibiriens und des Fernen Ostens im Einklang
mit den Interessen Chinas, denn sie trägt dazu bei, die Aufgabe der
Wiederbelebung der alten industriellen Basis im Nordosten Chinas in den mit
Rußland benachbarten Regionen zu lösen und die chinesische Wirtschaft
insgesamt mit den notwendigen natürlichen Ressourcen zu versorgen.
Drittens könnte die Entwicklung des chinesisch-russischen Außenhandels
Rußlands Wirtschaftsbeziehungen zu Japan und zur Republik Korea anregen.
Rußland nimmt in der außenwirtschaftlichen Strategie Pekings einen wichtigen
Platz ein als Lieferant von Rohstoffen und Energieressourcen und als Markt für
chinesischen Maschinenbau und Elektronik.
China betrachtet Rußland als wichtigen Partner für die Versorgung mit Erdöl
und Erdgas. Inzwischen hat Rußland in der Rohölversorgung Chinas
Saudi-Arabien, andere arabische Länder und mehrere afrikanische Länder
überholt. In Zukunft soll Rußland nach der Inbetriebnahme der Gaspipeline
„Kraft Sibiriens“ von der Gaslagerstätte Chayanda zum Nordosten Chinas auch
bei der Lieferung von Erdgas nach China eine führende Position einnehmen
(Gaspipelinekapazität: 55 Mrd. Kubikmeter pro Jahr).
Heutzutage erfolgt der größte Teil der Erdöl- und Erdgasversorgung der
Volksrepublik China aus arabischen Ländern und mehreren afrikanischen Ländern
auf dem Seeweg durch die schmale Malakka-Straße in Südostasien, die in
Notsituationen blockiert werden könnte. Deshalb ist China an alternativen
Wegen für Energieressourcen und andere Warenlieferungen aus Rußland und
zentralasiatischen Ländern auf dem Landweg und aus Lateinamerika über den
Pazifik interessiert. Um die Energieversorgung aus Venezuela zu sichern,
begann China, den Bau eines Kanals vom Atlantik zum Pazifik durch Nikaragua
voranzutreiben. Zu diesem Zweck nahm China auch den Hafen Gwadar in Pakistan
in Betrieb. Über diese Route ist es mindestens sechs Monate im Jahr möglich,
Fracht, einschließlich Erdöl und Erdgas, in Tankwagen über den Kunjirap-Paß zu
liefern.
Rußlands Ferner Osten
Der Fernöstliche Föderationskreis nimmt 36% des Territoriums von Rußland
ein; er umfaßt nur 5% der Bevölkerung der Russischen Föderation, aber 30% der
russischen Kohlereserven, 20% der Erdöl- und Erdgasvorkommen, 25% des Holzes
und große Reserven an seltenen und Nichteisenmetallen. Aber die Infrastruktur
im Fernen Osten ist unterentwickelt. Es gibt eine einzige Fernstraße, von
Irkutsk nach Wladiwostok. Es gibt nur zwei Eisenbahnen – die Transsibirische
Eisenbahn und die Baikal-Amur-Magistrale (BAM) –, die aufgrund der
wirtschaftlichen Rückständigkeit viel zu wenig ausgelastet sind, obwohl die
Regionen große Vorkommen an natürlichen Ressourcen und direkten Zugang zum
Tiefwasserhafen Sowgawan haben, dessen natürliche Bedingungen besser sind als
beim Tiefwasserhafen San Francisco.
Auch die Schiffahrtsverbindung über den Arktischen Seeweg ist
unterentwickelt, lieferte aber früher den größten Teil der sogenannten
„Versorgung des Nordens“. Man muß auch den schlechten Ausbau der
Stromversorgung, der Telekommunikation, des Bankensystems erwähnen, und bis
jetzt gab es keine Öl- und Gasleitungen. Der Ferne Osten und der größte Teil
Sibiriens sind vom europäischen Teil Rußlands getrennt. Außerdem sollte man
die hohen Transportkosten erwähnen, die die wirtschaftliche Kluft zwischen den
Regionen im Fernen Osten und dem europäischen Teil Rußlands vergrößern.
Die Entwicklung Sibiriens und des Fernen Ostens ist heute eines der
schwierigsten strategischen Probleme der regionalen Entwicklung in Rußland. Es
ist jedoch offensichtlich, daß es für den Aufbau des „Wachstumspols“ des
russischen Fernen Ostens und das Bevölkerungswachstum notwendig ist, die
gegenseitige Zusammenarbeit mit den Staaten des asiatisch-pazifischen Raums
(APR) für die Gründung von Joint Ventures, das Wachstum der Joint Ventures im
BIP und das BIP-Wachstum pro Kopf zu entwickeln, um auf dieser Basis die
kaufkräftige Nachfrage in der Bevölkerung zu steigern und das Volumen von
Einzelhandel und Dienstleistungen zu entwickeln. Diese Ziele kann Rußland nur
durch eine aktive regionale wirtschaftliche Zusammenarbeit und die
Einbeziehung Rußlands in die Integrationsprozesse im Rahmen des APR
erreichen.
Die Beteiligung des russischen Fernen Ostens und Sibiriens an der
OBOR-Initiative ist eine der wichtigsten Formen der interregionalen
Zusammenarbeit im asiatisch-pazifischen Raum. Es gibt drei Routen in den
Westen: die erste über Kasachstan, das Kaspische Meer, die transkaukasischen
Regionen und die Türkei, die zweite über Kasachstan und den europäischen Teil
Rußlands, die dritte über Iran und Syrien. Aber es gibt viele Varianten der
Seidenstraße, angefangen vom Wirtschaftsgürtel der Seidenstraße
(sichouzhilu oder yidai yilu) und der Seidenstraße
(haisilu) bis hin zu verschiedenen See- und Eisenbahnstrecken durch
Eurasien. Es gibt drei traditionelle Routen durch den europäischen Teil
Rußlands, Kasachstan, die Türkei, den Iran, Georgien und Aserbaidschan und
eine zusätzliche Route durch Westsibirien, Ostsibirien und den Fernen Osten.
Es ist geplant, zwei transkontinentale Landbrücken – eine nördliche und eine
südliche – zwischen Europa und Asien zu bauen, und die Route Jekaterinburg –
Nowosibirsk – Krasnojarsk – Irkutsk – Tschita – Chabarowsk – Wladiwostok wird
ein wichtiger Teil der nördlichen transkontinentalen Landbrücke
werden.5
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts haben die Autoren des Analyseberichts für
den Föderationsrat der Bundesversammlung der Russischen Föderation (Irkutsk,
September 2000) vier Hauptstoßrichtungen für die Integration Rußlands in
Nordostasien festgelegt:
1. Erschließung der Erdöl- und Erdgasressourcen des Fernen Ostens und
Sibiriens sowie Bau von Öl- und Gaspipelinenetzen und Stromleitungen, die eine
Grundlage für die wirtschaftliche Integration bilden können;
2. Nutzung der geographischen Lage Rußlands als Brücke zwischen Europa und
Asien;
3. Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte für die Entwicklung des Fernen
Ostens und Sibiriens;
4. Einrichtung von Technologieparks auf der Grundlage des russischen
wissenschaftlichen Potentials.6
Die Seehäfen im russischen Fernen Osten
Alle diese Stoßrichtungen der russischen Integration in Nordostasien sind
von großer Bedeutung. Aber man sollte besonders auf den Punkt der Nutzung der
geographischen Lage Rußlands als Brücke zwischen Europa und Asien achten. Für
den regelmäßigen Betrieb der Landbrücke ist es notwendig, auch die
Seekomponente zu nutzen – Seehäfen mit einem großen Frachtaufkommen, die
Seeschiffe mit einem großen Frachtaufkommen in Containern abfertigen könnten.
Mittlerweile gibt es viele Seehäfen im Fernen Osten, aber der größte Teil
davon ist im Winter zugefroren. Im Fernen Osten gibt es nur drei Seehäfen -
Wladiwostok, Nachodka und Sarubino –, wo die Eisbedingungen günstiger
sind.
Man muß die Möglichkeiten dieser drei Seehäfen des Fernen Ostens
vergleichen. Der Hafen Nachodka ist ein einfacher Handelshafen im Süden der
Region Primorje. Sein größter Nachteil ist die schlechte Verkehrsanbindung,
die für den Güterverkehr vom Hafen aus zusätzliche Schwierigkeiten schafft und
den Frachtumschlag begrenzt.
Der Hafen Sarubino ist aufgrund seines Klimas und seiner natürlichen
Bedingungen besser geeignet, aber die unterentwickelte Infrastruktur in den
angrenzenden Gebieten schränkt seine Entwicklungsperspektiven ein. Die
Behörden der Provinz Jilin sind geneigt, den Hafen als Zugang zum Meer zu
nutzen, aber es gibt viele wirtschaftliche und politische Hindernisse auf dem
Weg zur Realisierung.
Die bevorzugte Variante ist die Entwicklung des Hafens Wladiwostok, da
seine geographische Lage am vorteilhaftesten ist. Wladiwostok hat im Vergleich
zu Nachodka aufgrund der entwickelteren Infrastruktur eine bessere
geographische Lage: Es gibt Eisenbahn und Autobahn, Flughafen und eine bessere
Anbindung des Verkehrsnetzes im Vergleich zu Nachodka und Sarubino.
Die wirtschaftliche Entwicklung des Fernen Ostens erfordert große
Infrastrukturprojekte, für die große Investitionen nötig sind. Staatliche
Haushaltsinvestitionen oder ausländische Investitionen im Rahmen von
öffentlich-privaten Partnerschaftsprogrammen könnten die
Hauptfinanzierungsquellen sein. Deshalb können wir die Zusammenarbeit mit den
Ländern des Asiatisch-Pazifischen Raums als ein echtes Instrument der
komplexen Entwicklung in der regionalen Wirtschaft betrachten.
Es ist wichtig, einige Aspekte des Handels und der wirtschaftlichen
Zusammenarbeit zwischen Rußland und China zu definieren, die besonders großen
Einfluß auf den Integrationsprozeß in Nordostasien haben. Das Wachstum des
chinesisch-russischen Handels und der gegenseitigen Zusammenarbeit bei
Investitionen fördert die wirtschaftliche Entwicklung Chinas und hilft China,
auf der Grundlage der russischen natürlichen Ressourcen hohe Wachstumsraten
aufrechtzuerhalten. Und die wirtschaftliche Entwicklung des russischen Fernen
Ostens und Sibiriens kann durch ein besser ausgebautes Infrastrukturnetz
dynamischer werden.
Es gibt vier perspektivische Richtungen der chinesisch-russischen
Zusammenarbeit für die Verbindung der beiden Projekte OBOR und EEU: 1. Energieressourcen; 2. Verkehr; 3. Investitionen; 4. Banken.
Das Wachstum der chinesisch-russischen Handels- und Wirtschaftsbeziehungen
hängt heute vom Handelsaustausch ab. Für eine bessere Entwicklung des
chinesisch-russischen Handels muß man auf die vier oben genannten
Stoßrichtungen der chinesisch-russischen Zusammenarbeit achten. Sie könnte zu
einem wichtigen Bindeglied für die Entwicklung des Integrationsprozesses in
Nordostasien werden und die Kluft zwischen dem Wirtschaftspotential des
asiatischen und des europäischen Teils Rußlands verringern. Rußland sollte
sich aktiver an der chinesischen Initiative Ein Gürtel, eine Straße
beteiligen, um das Ziel der Entwicklung des russischen Fernen Ostens zu
erreichen.
Anmerkungen
1. Siehe
Совместное
заявление РФ
и КНР о
сотрудничестве
по
сопряжению
строительства
ЕАЭС и
Экономического
пояса Шелкового
пути, 8 мая 2015 г.
/Экономический
пояс Шелкового
пути, М.,
Русский
биографический
ин-тут, Ин-тут
экономических
стратегий,
(„Gemeinsame Erklärung der Russischen Föderation und der Volksrepublik China
über die gegenseitige Zusammenarbeit bei der Verbindung von zwei Projekten –
Eurasien Wirtschaftsunion und Wirtschaftsgürtel der Seidenstraße, 8. Mai 2015
/ Wirtschaftsgürtel der Seidenstraße“), Moskau, Russisches Biographisches
Institut, Institut für Wirtschaftsstrategien, 2015. P.22.
2. Siehe:
Прекрасные
перспективы
и
практические
действия по
совместному
созданию
Экономического
пояса
Шелкового
пути и
Морского Шелкового
пути XXI в. (март 2015
г.)
/Экономический
пояс
Шелкового
пути, М.,
Русский
биографический
ин-тут, Ин-тут
экономических
стратегий
(„Wunderbare Aussichten und praktische Maßnahmen für das zusammenwirkende
Bauen von Gürtel der Seidenstraße und Seidenstraße des XXI. Jahrhunderts“),
Moskau, Russisches Biographisches Institut, Institut für
Wirtschaftsstrategien, 2015. P.30).
3. Siehe Ремыга
В.Н., Падалко
В.И. Новая
глобальная
стратегия
Китая –
Экономический
пояс Шелкового
пути/
Экономический
пояс
Шелкового пути.
М., Русский
биографический
ин-тут, Ин-тут экономических
стратегий
(Remyga V.N., Padalko V.I., „Neue globale Strategie Chinas – Der
Wirtschaftsgürtel der Seidenstraße“), Moskau, Russisches Biographisches
Institut, Institut für Wirtschaftsstrategien, 2015. P.66.
4. Siehe Ли Хуэй.
Китай
предложил
миру новый
путь
(Li Hui, „China hat einen neuen Weg für die Welt vorgeschlagen“), Dykhanie
Kitaya, 2019, №4, p.11
5. Siehe “Yi Dai Yi Lu. Yellow Book 2014” (One Belt – One Road. Yellow Book
2014), Hg. von Yang Yanhong. Yinchuan, Ningxia renmin chubanshe (Ningxia
People’s Publishing House), 2015, pp.42-43.
6. Siehe Стратегия
развития России
в АТР в XXI веке. Аналитический
доклад
(“Rußlands Entwicklungsstrategie im Asiatisch-Pazifischen Raum im XXI.
Jahrhundert“), Moskau, 2000, S.33.
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