Die Notwendigkeit einer klassischen Renaissance für die Jugend
Von Diane Sare
Diane Sare leitet das Chor-Projekt des Schiller-Instituts in
Manhattan.
Guten Tag. Ich möchte Helga danken, daß sie mir die Möglichkeit gibt, über
etwas zu sprechen, das mir sehr am Herzen liegt: die Notwendigkeit einer
Renaissance der klassischen Kultur. Das ist für alle Generationen dringend,
besonders jetzt, weil wir uns in einem Moment des epochalen Wandels befinden,
wie Helga bereits sagte. Meine größte Befürchtung ist, daß wir nicht das volle
Potential dieses Moments erkennen, weil es uns an Dichtern fehlt oder weil wir
im Namen des „Realistischen“ unseren inneren Dichter unterdrücken. Wir
brauchen Künstler und Träumer, die sich das volle Potential für die Menschheit
vorstellen können, ohne es vorher erlebt zu haben – wie Alexander Hamilton,
die für eine Zuckerplantage in der Karibik die Buchhaltung machte, das
schreckliche Leid der Sklaverei sieht, aber eine Vision für eine
Regierungsform hat, die die Prinzipien der göttlichen Natur der Menschheit
wahrt.
Auftritte des New Yorker Chores des Schiller-Instituts
Alle Bilder: © Schiller-Institut
... im September 2016 anläßlich des 15. Jahrestags der Anschläge des 11.
September ...
... im Januar 2017 am Teardrop-Memorial in Bayonne/New Jersey zum Gedenken
an das russische Alexandrow-Ensemble, dessen Mitglieder am Weihnachtstag 2016
bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen waren ...
... und im November 2018 anläßlich des Geburtstags des Dichters Friedrich
Schiller.
Wir müssen auch unseren Sinn für Ironie und für Humor wiederfinden. Die
sogenannten Nachrichtenmedien sind wirklich „Fake News“, und eigentlich ist es
noch schlimmer, weil sie jetzt ganz offen von schurkischen Geheimdienstagenten
betrieben werden, wie dem ehemaligen CIA-Direktor und Folter-Freund John
Brennan, der jetzt ein wichtiger Kommentator bei CNN ist (und dessen
Bruder übrigens meinen Ehemann in New York City Prügel angedroht hat). Josh
Campbell, Mitarbeiter von James Comey beim FBI, ist jetzt bei MSNBC –
und ich bin sicher, daß es noch viel mehr sind.
Ist es also ein Wunder, daß die Presse verrückt spielt, wenn Präsident
Trump ankündigt, daß er unsere Truppen aus Syrien und Afghanistan abziehen
will? Sie erfinden Argumente, warum wir Syrien für immer besetzen und
aufspalten sollten, und erklären der Türkei den Krieg, die zufällig über viele
unserer Atomwaffen verfügt. Sie beschuldigen Trump, Krieg zu verursachen, aber
es war nicht er, der sich über den qualvollen Mord an Gaddafi freute und der
sagte: „Welchen Unterschied macht das?“, als die Amerikaner in Bengasi
starben.
Viele Leute mögen denken, daß Präsident Trump nicht wie ein Dichter
aussieht oder redet – obwohl ich finde, daß manches, was er sagt und tut, eine
poetische Qualität hat – gute, beißende Ironie und Humor. Ich bin mir nicht
sicher, ob eine weniger aggressive Persönlichkeit den Ansturm der Hyänen in
den Nachrichtenmedien hätte überleben können und in der Lage wäre,
Zehntausende verzweifelte Amerikaner zusammenzubringen, damit sie wieder wie
Bürger handeln.
Stellen Sie sich vor, wieviel Spaß Shakespeare an einem Charakter wie
Präsident Trump hätte, der zusammen mit Putin, Xi und Modi (Staatsmänner, die
von den Fake News genauso „geliebt“ werden) Architekt für ein edles, neues
Paradigma für die Menschheit und für eine Welt ohne Krieg werden könnte.
Nun, um eine Renaissance zu erleben, denke ich, muß man erst fast tot sein
– wie könnte es sonst eine Wiedergeburt geben? Erfüllen wir hier im Westen
dieses Kriterium? Letzte Woche las ich eine schreckliche Geschichte über zwei
junge Männer von 17 und 19 Jahren, die einen 79jährigen Mann die Straße
entlang jagten und sich selbst dabei filmten, wie sie auf ihn einschlugen, bis
seine Rippen und sein Bein gebrochen waren und er in kritischem Zustand ins
Krankenhaus gebracht wurde. Vor einigen Monaten wurde ein Gymnasiast in Long
Island auf dem Bürgersteig vor seiner Schule zu Tode geprügelt, während 50
andere Schüler zusahen und den Vorfall filmten.
Was ist mit uns los?? Unsere Kinder sind zu kaltblütigen Mördern geworden!
Wird diese schreckliche Grausamkeit und Gewalt durch Waffen verursacht? Man
kann argumentieren, daß Personen, die sich an solchen Verbrechen beteiligen
würden, keine Waffen haben sollten, aber man kann nicht argumentieren, daß die
Waffen die Ursache sind, der Streit über Waffenbesitz wird daran nichts
ändern.
Entmenschlichung des Menschenbildes
Ich möchte Sie an eine Schrift erinnern, die Lyndon LaRouche 1999 nach dem
Massaker an der Columbine High School verfaßte. Sie hieß „Star Wars und
Littleton“. Darin behauptet er, daß Kinder systematisch zu Terroristen gemacht
werden, und identifiziert zwei Faktoren, die entscheidend sind, wenn man einen
Mörder produzieren will. Er schreibt:
„Wenn Sie etwa nur einen kleinen Teil der Star-Wars-Serie sehen, fällt das
wichtigste epistemologische Thema schon auf den ersten Blick deutlich auf. In
diesem Moment muß man sich nur fragen: ,Sehen diese Kreaturen für mich
menschlich aus?' Wie könnte jemand im Ernst behaupten, die Bedeutung
dieser Frage zu übersehen?
Wie kann man unschuldige Kinder so weit verderben, daß sie psychotische
Mörder werden? Die schnelle Antwort auf diese Frage lautet: Man entmenschlicht
das Menschenbild. Die Einzelheiten, wie dies zur Produktion junger
,Nintendo’-Terroristen führt, sind eine kompliziertere Angelegenheit. Dennoch
ist es keine übertriebene Vereinfachung zu sagen, daß sobald dieser erste
Schritt der Entmenschlichung des Menschenbildes vollbracht ist, die
axiomatische Grundlage dafür geschaffen ist, aus dem Krieg und dem Töten nur
noch ein kindisches Spiel zu machen, das nach der Auffassung eines kindlichen
Geistes über die Bedeutung der Einhaltung der Regeln gespielt wird.“
Man verwischt also bewußt den Unterschied zwischen Mensch und Tier, und
dann erlegt man der Gesellschaft ein willkürliches Regelwerk von
Verhaltensregeln auf, bei denen das grundlegendste Prinzip des Universums
nicht berücksichtigt wird, nämlich das Prinzip der Veränderung, und vor allem
die einzigartige Fähigkeit des Menschen, seine Gattung und sogar seine
persönliche Identität zu verändern.
Wir stießen auf dieses Problem im Zusammenhang mit dem „Gesetz zum Schutz
von Eigenheimbesitzern und Banken“, das Lyndon LaRouche 2007 entwarf, um einen
Bankenzusammenbruch zu stoppen und zu verhindern, daß Millionen Amerikaner
ihre Eigenheime verlieren und auf die Straße geworfen werden. Das größte
Argument dagegen war immer: „Warum sollten wir die Leute schützen? Sie haben
doch die Hypothek unterschrieben!“ Willkürliches Recht sollte gelten – die
Tatsache, daß die Banken vorsätzlichen Betrug begangen hatten, um ahnungslose
ältere oder arme Menschen abzuzocken, wurde nicht als ausreichender Grund
angesehen, um die vertragliche Vereinbarung aufzuheben.
Ich bin überzeugt, daß die systematische Entlassung der psychisch Kranken
aus den Kliniken, die ab den 1970er Jahren in den Vereinigten Staaten
stattfand, uns dazu bringen sollte, die Armen nicht mehr als vollwertige
Menschen zu betrachten. „Die sind verrückt“ – und viele waren es tatsächlich.
Wenn man heute das Wort „Obdachlose“ hört, denken viele, das sei
gleichbedeutend mit „Verrückte“? Irgendwie soll das rechtfertigen, daß wir
diese Menschen auf der Straße sich selbst überlassen, bis sie an Kälte oder
Krankheit sterben oder Gewaltverbrechen gegen andere begehen.
Die Gefängnisse in den Vereinigten Staaten sind voll von Menschen, die
psychisch krank sind, und viele von ihnen werden nicht behandelt. Auch hier
kann man die Rechte der Gefangenen einfach ignorieren, denn es sind ja „böse
Menschen“ oder „Verrückte“. Es kann einem egal sein, daß Menschen in den
Vereinigten Staaten jahrelang im Gefängnis festgehalten werden können, bevor
ihr Prozeß stattfindet, weil sie zu arm sind, um sich die Kaution zu leisten.
Im vergangenen Winter während des sogenannten „Arktiseinbruchs“ mit
Temperaturen von minus 5 und 10 Grad Celsius hatte das Gefängnis in Brooklyn
eine Woche lang keine Heizung!
Von da aus ist es nicht schwer, die gleiche Geringschätzung auch auf
Flüchtlinge, Arme, Behinderte usw. auszuweiten.
Der Mensch als kreatives Wesen
Aber was ist die wahre Natur des Menschen? Dies ist der Bereich, in dem
LaRouche den Durchbruch in Bezug auf den Zusammenhang zwischen menschlicher
Kreativität und physischer Wirtschaft erzielt hat. Und es gibt hier ein
Paradox – Einstein hat darüber ein entzückendes kurzes Papier geschrieben –,
denn eine bahnbrechende Entdeckung geschieht im Kopf eines einzelnen
Individuums. Es handelt sich nicht um einen kollektiven Akt. Aber der einzelne
wäre nie in der Lage, diesen Durchbruch zu schaffen, ohne alle die Vorteile,
die er davon hat, Teil einer menschlichen Gesellschaft zu sein. Zudem ist die
Entdeckung nur so lange von Wert, wie die Gesellschaft fähig ist, sie
aufzunehmen. Das war der Durchbruch der Amerikanischen Revolution und unserer
Unabhängigkeitserklärung, die das Recht auf „Leben, Freiheit und Streben nach
Glück“ bekräftigte. Die Regierung existiert, um die Möglichkeit der
individuellen Kreativität zu schützen, die wiederum von der Gesellschaft als
ganzes aufgenommen werden kann.
Können wir von den Menschen „verlangen“, daß sie kreativ sind? Nun, hören
wir uns LaRouche zu dieser Frage an. Das folgende stammt aus einer Rede, die
er kurz nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis im Mai 1994 auf der
Gründungskonferenz einer „Bewegung für ein nationales Musikkonservatorium“
gehalten hat.
Lyndon LaRouche (Video): „Wir haben jetzt in diesem Land und
auf der ganzen Welt Unterdrückung. Aber die schlimmste Unterdrückung ist die
Unterdrückung der Seele. Das ist schlimmer als Mittelmäßigkeit: die Zerstörung
des Persönlichkeitsgefühls, die Zerstörung der Konzentrationsfähigkeit, die
Zerstörung der Erkenntnis, daß das eigene Selbst nach dem Bilde Gottes
geschaffen ist.
Die Unfähigkeit, die eigene Kreativität zu erkennen. Die Unfähigkeit, die
Erfahrung der Entdeckung eines großen Entdeckers der Vergangenheit, sei es
auch nur des Satzes des Pythagoras oder so etwas, nachzuerleben – wo das Kind,
indem es weiß, daß es die Erfahrung der Entdeckung eines großen Entdeckers
repliziert hat, nun weiß: ,Auch ich habe diese Kraft der Kreativität in mir.’
Und wenn das Kind das in einer Reihe von Fällen tut, sagt sich das Kind: ,Ich
habe diese schöpferische Kraft, die ich mit Gott dem Schöpfer verbinde! Ich
bin Ebenbild Gottes! Es ist wahr, Moses hat Recht. Ich bin im Ebenbild Gottes
geschaffen – und allen anderen auch.’
Und dann will das Kind das feiern. Und wie könnte man es besser feiern als
mit einem Gedicht? Und welches Gedicht wäre besser als eines, das angemessen
gesungen wird?
Und wir brauchen Musik. Sie ist ein Teil unseres Geistes. Sie liegt unserer
Kreativität ganz nahe.“
Diane Sare: Es gibt eine Legende, die heute allzu weit
verbreitet ist, wonach Kreativität unbegreiflich ist, von Launen abhängig, und
sich nicht bei Bedarf heraufbeschwören läßt. Bach, Haydn, Einstein, Kepler und
alle anderen wahren Genies, auch Lyndon LaRouche, würden natürlich alle
vehement gegen eine solche Vorstellung protestieren – ihr unglaublich
produktives Leben ist der Beweis. Aber die populäre Meinung ist, daß wir
darauf warten müssen, bis wir zu irgendeinem nicht vorhersehbaren Zeitpunkt
eine Inspiration haben oder vielleicht eine minimale Dosis einer starken
psychotropen Droge nehmen.
Aber was ist dann Kreativität? Ist es „Innovation“? Wie mißt man
das? Wie mißt man, ob etwas gut für die Menschheit ist? Dies ist der Bereich,
in dem LaRouche die Entdeckungen zum Zusammenhang zwischen Kreativität und
physischer Wirtschaft gemacht hat: daß man die potentielle relative
Bevölkerungsdichte erhöhen kann, daß mehr Menschen auf einer gegebenen
Landfläche länger und glücklicher leben können, und daß dieses Wachstum über
die zu Generationen anhält.
Denken Sie an Präsident Kennedys Apollo-Mission. Das war nicht nur ein
Wettbewerb, auch wenn der Sputnik-Schock der erste Anstoß gewesen sein mag.
„Erfolgreich auf dem Mond zu landen und sicher zur Erde zurückzukehren“,
erforderte vom amerikanischen Volk eine umfassende Mobilisierung von vielen
Tausenden und den Einsatz der besten Köpfe für diese Mission. Als die
Amerikaner sich der Herausforderung stellten, war der Effekt ansteckend – das
ist Optimismus immer. Ziele im Dienst der Menschheit zu erreichen, die wenige
Jahrzehnte zuvor unmöglich schienen, weckt den Wunsch nach immer mehr. Es ist
kein Zufall, daß zu der Zeit, als wir dieses kühne Unternehmen wagten, die
Bürgerrechtsbewegung an Stärke gewann, daß afrikanische Nationen beschlossen,
daß sie ihre Souveränität und Unabhängigkeit sichern konnten, und daß das
Peace Corps gegründet wurde – wir waren überzeugt, daß Armut überwunden werden
kann. Die Liebe zur Menschheit, wie Martin Luther King als Schüler von Mahatma
Gandhi und Christus zeigt, galt nicht als etwas für naive, unverbesserliche
Optimisten, sondern als eine Kraft des Naturrechts.
Dieses hochinspirierte Menschenbild war zuviel für die Zeusse dieser Welt –
das Britische Empire –, und es begann ein gewaltiger Ansturm, um die
amerikanische Kultur vom Optimismus in Verzweiflung umzukehren.
Das war keine Kleinigkeit: die Kubakrise, die Morde an den Kennedys, King
und Malcom X, der Vietnamkrieg, MK-Ultra mit Drogen an den Hochschulen, die
Einführung des ökologische „Tags der Erde“, die Finanzierung der Beatles –
1972, als das letzte Mal ein Mensch auf dem Mond war, ein Jahr, nachdem Nixon
den Dollar vom Gold abgekoppelt hatte, war Amerika nur noch ein buntes Chaos
von erwachsenen Blumenkindern und Gruppenzwängen, wo jeder bereit war, für
sich selbst alles zu tun: Vergnügen suchen und Schmerz vermeiden. Die Menschen
waren bereit, ihre eigenen Eltern und Kinder zu verkaufen, nur um
voranzukommen.
Doch da es glücklicherweise in der Natur des Menschen liegt, das Gute und
das Schöne zu lieben, konnte Lyndon LaRouche trotz all der Häßlichkeit und
Zerstörung eine kleine, aber einflußreiche Organisation aufbauen und
rekrutieren – von der Sie bei diesem Treffen hier einen Teil sehen. Und Sie
sehen, wie sie in den Vereinigten Staaten wieder wächst. Präsident Trump ist
ein Optimist, weil er ein Kämpfer ist, und das inspiriert auch eine gewisse
Qualität des Kampfes im amerikanischen Volk, aber es gibt noch mehr. Hören
Sie, was LaRouche an seinem 75. Geburtstag sagte:
Lyndon LaRouche: „Wir sind an dem Punkt, an dem die
Menschen wissen wollen, was sie tun sollen. Aber es ist sehr schwer, in Form
von linearen Anweisungen zu erklären, was zu tun ist. Natürlich wissen Sie,
daß Lyndon und Helga Zepp-LaRouche Programme für jeden Winkel der Erde
entworfen haben, bis hin zur ersten Kolonie auf dem Mars. Aber wenn die
Menschen nicht kreativ denken können, wird nichts davon funktionieren. Wir
sind keine Maschinen.“
Das Chorprojekt in New York
Diane Sare: Die Musik ist dafür entscheidend. Als er Anfang
dieses Jahrtausends seine zweite Jugendbewegung rekrutierte, setzte sich
LaRouche dafür ein, Chöre zu gründen, und entwickelte im Gespräch mit John
Sigerson eine Pädagogik mit Bachs Motette Jesu meine Freude im
Mittelpunkt.
Meine beiden Kolleginnen dieser Runde haben wesentliche Beiträge zu diesem
Prozeß geleistet, und ich denke, sie werden Ihnen gleich darüber berichten.
Antonella Banaudi hat ihr Wissen über den italienischen Belcanto in unsere
Bostoner Musikgruppe eingebracht, die besonders an Bach arbeitete, und Elvira
Green brachte uns zusammen mit unserer hochverehrten, verstorbenen Sylvia Lee
das Wissen und die Geschichte der Spirituals – und vieles mehr, aber die
Spirituals sind enorm wichtig, um jeden zu erheben, der Unterdrückung erlitten
hat.
Schließlich haben wir im Rahmen von LaRouches Initiative, 2014 nach
Manhattan – dem Zentrum der Vereinigten Staaten in der Tradition Alexander
Hamiltons und der Verfassung – zurückzukehren, einen Chor gegründet, der für
das Organisieren des gesamten Umfelds entscheidend geworden ist. Er hat
Ableger in New Jersey, Brooklyn, Queens und Manhattan, und wenn wir uns
treffen, sind wir zwischen 80 und 140 Sängern – und noch mehr, wenn unsere
Chöre aus Virginia und Boston mitmachen.
LaRouche schlug vor, wir sollten 1500 Sänger versammeln, daran arbeiten wir
immer noch. Ich denke, jeder, der Lyn kannte, wurde zumindest gelegentlich
durch seine Zukunftsvisionen stark herausgefordert!
Er erklärte dazu, der Zweck dieses Chores sei nicht nur der Einfluß auf das
sogenannte Publikum – und manchmal sind jetzt mehr als ein Drittel unseres
Publikums Menschen, die irgendwann im Chor gesungen haben, faktisch ist es
also wie ein erweiterter Chor von Hunderten –, aber er sprach auch oft über
die „Platzierung der Stimme“, was er sowohl wörtlich als auch metaphorisch
meinte. Natürlich singen und spielen wir immer in der Verdi-Stimmung von a’ =
ca. 430 Hz, und wir streben und kämpfen darum, den Belcanto-Stimmsitz zu
erreichen, um schön und natürlich singen zu können. Aber noch wichtiger ist
die Platzierung als eine Frage des Geistes – die Vorstellung, daß wir alle am
Wahren und Schönen teilhaben können. Und Lyn wußte das. Er sprach darüber, wie
der Chor funktionieren würde, indem die kompetenten, ausgebildeten Sänger die
Führung übernehmen, und in den neuen Sängern Vertrauen entwickeln, die in
einer Gruppe mit den Stärkeren singen. Unsere Amateursänger sind nach einem
Konzert stets ganz erstaunt und überwältigt, weil sie in ihrem Inneren spüren,
daß sie ein Teil einer universeller Schönheit waren, die sie alleine nicht
hätten produzieren können, worin aber ihre scheinbar kleine Rolle, ihre kleine
– aber gut platzierte – Stimme unerläßlich war.
Daher möchte ich mit einem kurzen Video mit Schlaglichtern unseres
Fortschritts schließen: vom ersten öffentlichen Singen – als eine Jury einen
Polizisten nicht anklagte, der einen Schwarzen erschlagen hatte, weil der
Zigaretten verkaufte, und als am Tag unseres Konzerts zwei Polizisten
erschossen wurden –, bis hin zu unserer Gedenkveranstaltung bei sibirischem
Wetter für das russische Alexandrow-Ensemble, das am Weihnachtstag 2016 bei
einem Flugzeugabsturz im Schwarzen Meer ums Leben kam, und unseren jüngsten
Konzerten in diesem Jahr.1
Sie sehen, wir haben schon viel erreicht, aber wir brauchen immer noch etwa
tausend weitere Sänger. Ich danke Ihnen.
Anmerkung
1. Den Mitschnitt dieses Vortrages mit den eingespielten Videoausschnitten
finden Sie auf der Internetseite des Schiller-Instituts unter: https://schillerinstitute.com/the-future-of-humanity-as-a-creative-species/
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