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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

LaRouches Wissenschaft der physikalischen Ökonomie

Schlüssel zur Lösung der Probleme der Welt, Eurasiens und der Ukraine

Von Natalja Witrenko,
Doktor der Wirtschaftswissenschaft, Vorsitzende der Progressiven Sozialistischen Partei der Ukraine,
ehemalige Abgeordnete des ukrainischen Parlaments

Sehr geehrte Delegierte dieser Konferenz zum Thema „Die Zukunft der Menschheit als kreative Gattung im Universum“! Liebe Helga Zepp-LaRouche!

Es ist mir eine große Ehre, auf der Konferenz über die Bedeutung von LaRouches Lehren für die Lösung der Probleme sowohl der Welt als Ganzes als auch bestimmter Kontinente, wie Eurasien, sowie bestimmter Länder, wie der Ukraine, zu sprechen.

Dies ist meine erste Ansprache auf einer Konferenz des Schiller-Instituts seit dem Tod des herausragenden Menschen, des Patrioten des Planeten Erde, des weltberühmten Ökonomen, Philosophen, und der Person des politischen und öffentlichen Lebens, Lyndon LaRouche. Ich bin stolz darauf, daß ich fast ein Vierteljahrhundert lang in verschiedenen Formen dem großen LaRouche zuhören und ihn auf Konferenzen sehen konnte, wo wir über sozioökonomische und geopolitische Prozesse diskutieren konnten, und daß ich Zeit im Haus von Lyn und Helga verbringen konnte – einer Familie, die auf einem sehr hohen intellektuellen Niveau lebt. Ich bin dankbar, daß ich diese einzigartigen Menschen nicht nur kennenlernen, sondern auch mit ihnen befreundet sein konnte.

Die große Lyn hat uns verlassen, aber seine Lehren, das kraftvolle Licht seiner Ideen, bleiben, ebenso wie die Probleme des Planeten Erde, und diese wachsen auf bedrohliche Weise bis zu einem explosiven Niveau. Lyndon LaRouche hat das prognostiziert und davor gewarnt.

Insbesondere habe ich in dem Forum „Für die Einheit Europas – Wie man das Vertrauen wiederherstellen kann“, das im Januar 2019 von der Internationalen Slawischen Akademie der Wissenschaften, Bildung, Kunst und Kultur in Moskau organisiert wurde, in meinem Vortrag „Durch einen Paradigmenwandel zu einem Vereinten Europa“ auf der Suche nach Lösungen für die heutigen Probleme Europas die Ideen von Nikolaus von Kues, Wladimir Wernadskij und Lyndon LaRouche genutzt. (Er wurde in der Zeitschrift Slawjane [Die Slawen] Nr. 4/1 2018/19 veröffentlicht.)

Ich kenne keinen anderen Wissenschaftler der Welt, der Finanzkrisen so genau vorhersagen konnte wie Lyn, sowohl in der Weltwirtschaft insgesamt als auch in einzelnen Ländern. Ich glaube, daß Lyndon LaRouches Arbeiten zur Methodik der Wirtschaftswissenschaften sowie seine spezifischen Vorschläge zur Änderung der Art und Rolle der internationalen Institutionen, die die bestehende Weltordnung bestimmen, und seine Vorschläge zur Reorganisation der Welt und zur Schaffung einer völlig anderen Weltordnung ein eigenes Studienfach für Studenten an allen führenden Universitäten der Welt sein sollten.

Fallbeispiel Ukraine

Die Genauigkeit von LaRouches Prognosen und seine sorgfältige Behandlung der Probleme der Volkswirtschaften zeigt sich deutlich im Falle meines Landes, der Ukraine, die eine der fortschrittlichsten Republiken der ehemaligen Sowjetunion war. Noch 1991 war sie ein wohlhabendes und fortschrittliches Entwicklungsland. Die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik gehörte, gemessen am Pro-Kopf-BIP, zu den zehn führenden Ländern der Welt, und ihr BIP war höher als das von Polen, Portugal oder Argentinien. Die Ukraine gehörte zu den sechs – ich wiederhole, sechs! – führenden Ländern der Welt mit einer vollständigen eigenen Produktionskapazität im Flugzeugbau sowie hochmoderner Industrie für Schiffbau, Dieselmotoren und Automobile (einschließlich Busse), Raketen und Landmaschinen, die auf den wissenschaftlichen, Forschungs- und Entwicklungs- und technologischen Fähigkeiten der Ukraine basierte. Wir hatten keine Arbeitslosigkeit, wir hatten ein stetiges Wachstum der Qualifikationen unserer Arbeitskräfte.

Im Juni 1992 trat die Ukraine dem Internationalen Währungsfonds (IWF) bei und erklärte sich bereit, alle vom IWF diktierten Auflagen für ausgegebene Kredite umzusetzen. Wolodymyr Martschenko und ich kamen im Februar 1995 zu einer Konferenz [des Schiller-Instituts] in Washington und berichteten, daß in der Ukraine eine Diskussion über ein Reformprogramm der Regierung lief, das dann vom Parlament genehmigt werden sollte. Lyn und Helga waren nicht gleichgültig gegenüber der unvermeidlichen Katastrophe unseres Landes.

Wir waren damals Abgeordnete der Parlamentariergruppe der Sozialistischen Partei der Ukraine (SPU), deren Vorsitzender, Alexander Moros, Sprecher des Parlaments war. Die Reformpolitik in der Ukraine hing weitgehend von ihm persönlich ab, insbesondere insofern, als ukrainische Ökonomen und Wirtschaftsmanager die monetaristischen, kolonialen Vorschriften des IWF im Land torpedierten, im wesentlichen LaRouches Theorie der physischen Ökonomie unterstützten und sich für eine Politik aussprachen, bei der die Entwicklung der materiellen Produktion im Vordergrund stand. Zuerst schickte das Schiller-Institut seine Vertreter Michael Vitt und Dennis Small in die Ukraine; im Mai 1995 trafen sie sich mit Parteiaktivisten der SPU; im Juni 1995 kamen Lyndon und Helga nach Kiew, wo ein Treffen zwischen ihnen und dem Parlamentspräsidenten vereinbart wurde, und als Teilnehmerin an diesem Treffen wurde mir klar, wie überzeugend und wie gut begründet LaRouche Moros drängte, die IWF-Darlehen nicht anzunehmen und auf Reformen nach den Rezepten des IWF zu verzichten.

Leider verhinderten das intellektuelle Niveau und die moralischen Qualitäten von Moros, daß er den Rat des großen amerikanischen Ökonomen annahm, was für das Schicksal der Ukraine schicksalhaft war. Infolgedessen wurde die ukrainische Katastrophe, wie LaRouche gewarnt hatte, unumkehrbar. Aber es hatte eine Chance, eine echte historische Chance gegeben, diese schreckliche Zerstörung der Wirtschaft und die Verarmung und das Aussterben der Bevölkerung zu verhindern!

Leider ist die Unfähigkeit, das Ausmaß der Bedrohungen zu erkennen und sich für einen Weg zur Rettung der Nation zu entscheiden, ein Problem, das nicht auf Moros und die ukrainische politische Elite beschränkt ist, es ist ein Problem der politischen Eliten in praktisch allen Ländern der Welt mit Ausnahme Chinas. Weil sie die grundlegenden sozioökonomischen und finanziellen Prozesse nicht verstehen und keine Verantwortung für das Schicksal ihrer Bevölkerung übernehmen, leiden nicht nur ihre eigenen Länder, sondern die ganze Welt.

Diese Herausforderung steht jetzt ganz oben auf der Tagesordnung der Welt. Das, wovon LaRouche unermüdlich gesprochen hat – die Unvermeidlichkeit der globalen Finanzkrise (die in ihrer Wirkung mit einem thermonuklearen Krieg vergleichbar ist) als Folge der Inflation gigantischer spekulativer Finanzblasen auf eine kritische Größe –, ist nun ein Thema von Experten auf allen Kontinenten: Paul Krugman und Mark Mobius, George Soros und Mervyn King sowie Analysten der Bank of England, der Weltbank, der Bank of America und anderer. Die enorme Finanzschuld nicht nur der schwachen Länder der Dritten Welt, sondern auch – und das ist das wichtigste! – der führenden Volkswirtschaften unseres Planeten verwandelt die Weltwirtschaft in ein Pulverfaß, das in naher Zukunft zwangsläufig explodieren wird. Nach Angaben der amerikanischen Central Intelligence Agency beträgt im Jahr 2019 die Verschuldung der USA 23 Billionen Dollar (oder 135% des BIP), die Japans 13 Bio. Dollar (295% des BIP) und die Großbritanniens 2,7 Bio. Dollar (108% des BIP), während die Weltbank erklärt, daß der maximal zulässige Schuldenstand eines Landes 77% des BIP beträgt.

Kehren wir zur Ukraine zurück. Die Ukraine hat alle Forderungen des IWF vollständig umgesetzt: Der staatliche Sektor der Wirtschaft wurde durch Massenprivatisierung demontiert, die Nationalbank war nicht mehr der Regierung unterstellt, und es wurde ein Geschäftsbankensystem eingerichtet, in dem die kleinsten Banken geschlossen werden. Gleichzeitig hatten wir eine Deregulierung der Preise, des Wechselkurses und des Außenhandels, so daß alle Voraussetzungen für die Bildung und Bereicherung einer ukrainischen Oligarchie geschaffen wurden.

Ein weiterer Schub für ihr Kapital war das vom Westen auferlegte Billiglohnmodell, basierend auf einer künstlichen Unterbewertung des offiziellen Existenzminimums, das nur auf 20 oder 25 Prozent der realen Lebenshaltungskosten festgelegt wurde. Die Bewertung der makroökonomischen Stabilität erfolgte ausschließlich anhand der Reduzierung des Haushaltsdefizits durch Kürzungen bei den Mitteln für Gesundheitsversorgung und Bildung sowie für Kultur und Sport, und durch einen stetigen Anstieg der Kosten von Strom- und Wasserversorgung, was durch das Mantra gerechtfertigt wurde, sie müßten auf das „Marktniveau“ angehoben werden und der Staat solle sich aus jeder Regulierung der Preise für Lebensmittel, Medikamente und lebenswichtige Güter sowie Kommunikations-, Transport- und andere Dienstleistungen heraushalten. Die große Mehrheit der Bevölkerung wurde der Möglichkeit beraubt, durch ihr Einkommen die Lebenshaltungskosten zu decken.

So ist es keine Überraschung, daß die Ukraine heute unter allen 42 Ländern Europas bei der Kaufkraft der Bevölkerung an letzter Stelle steht. Diese Statistiken wurden im Oktober 2019 in der Studie „Purchasing Power Europe 2019“ des Datenanalyse-Unternehmens GFK veröffentlicht: Im Durchschnitt beträgt im Jahr 2019 das Einkommen eines in Europa lebenden Menschen 14.739 Euro, dagegen beträgt das durchschnittliche ukrainische Einkommen 1830 Euro - nur ein Achtel davon.

Die Wirtschaftspolitik der Ukraine wird bestimmt von den gemeinsamen Interessen der ukrainischen Oligarchen und der internationalen Finanzinstitutionen (IWF, Weltbank, EBWE, Welthandelsorganisation und andere), die wiederum die Interessen der Regierungskreise in den führenden westlichen Ländern zum Ausdruck bringen. Wie LaRouche warnte, haben sie kein Interesse an der Entwicklung der Volkswirtschaft oder ihrer grundlegenden physischen Wirtschaft und materiellen Produktion, sie sind allein an einem großen Markt für ihre Waren und Dienstleistungen interessiert, um ihre eigenen Gewinne zu steigern. Sie brauchen die Ukraine als einen Lieferanten von Rohstoffen für ihre Unternehmen und von äußerst billigen, hochqualifizierten Arbeitskräften. Zu den Plänen des Westens gehört sogar die Übernahme des Grund und Bodens der Ukraine – bedenken Sie, dies ist ein Land im geographischen Zentrum Europas, ein wichtiger Transitknotenpunkt für den eurasischen Kontinent mit Verbindungen zu zwei Meeren und zahlreichen Flüssen, Seen und großen Waldflächen. Von besonderer Bedeutung ist unser Reichtum an Ackerland – 19% des gesamten Ackerlandes in Europa – und an Schwarzerde (8,7% der Schwarzerde weltweit).

Deshalb sind die westlichen Strippenzieher der Reformen in der Ukraine, zusammen mit den ukrainischen Oligarchen, absolut gleichgültig gegenüber dem Leiden unseres Volkes, und dies führte zu einem schrecklichen Ausmaß der Arbeitsemigration aus der Ukraine (mindestens 10 Millionen Menschen in den letzten fünf Jahren) und einem negativen natürlichen Bevölkerungswachstum (die Sterberate ist fast doppelt so hoch wie die Geburtenrate). Die Folge ist, daß die Bevölkerung der Ukraine von 52 Millionen zur Zeit der Unabhängigkeit 1991 auf real nur noch 30 Millionen gefallen ist. Experten schlagen schon seit langem Alarm, und das ist ihre Schätzung der tatsächlichen Bevölkerung des Landes. Aber die Regierungsstatistiken verschleiern es immer noch und behaupten, die Bevölkerung betrage 42 Millionen Menschen, die Krim und die selbsternannten Donbaß-Republiken nicht eingerechnet. Der derzeitige Parlamentssprecher, Dmytro Rasumkow, mußte jedoch den wahren Stand der Dinge anerkennen, als er im September 2019 für eine Änderung der Verfassung der Ukraine plädierte, um die Zahl der Volksvertreter im Parlament von 450 auf 300 zu reduzieren.

Quelle: https://aftershock.news/?q=node/751692

Abb. 1: Anteil der Ukraine an der Weltproduktion ausgewählter Produkte.
Daten des ukrainischen Finanzministeriums, https://index.minfin.com.ua/economy/index/industrial/


Abb. 2: Kumulierter Index der ukrainischen Industrieproduktion, 2010-2018 (2010=100)

 

Index der Industrieproduktion,
Januar-August 2019 (Januar 2019 = 100)

Alle Branchen

91,0

Rohstoffindustrie

98,3

Verarbeitendes Gewerbe

92,8

Maschinenbau

87,5

Strom, Erdgas, Dampf für Heizung

71,5

Daten des ukrainischen Finanzministeriums, https://index.minfin.com.ua/economy/index/industrial/

Die ukrainische Wirtschaft ist heute ein trauriges Schauspiel. 2018 lag das BIP bei nur noch zwei Dritteln des Niveaus von 1991. Das BIP der Ukraine betrug ein Sechstel des argentinischen, ein Fünftel des polnischen und die Hälfte des portugiesischen BIP. 2018 lag das durchschnittliche BIP pro Kopf weltweit laut IWF-Zahlen bei 11.730 Dollar. In den fortgeschrittenen Ländern waren es 48.970 Dollar und in den Entwicklungsländern 5490 Dollar. Und in der Ukraine waren es nur 2820 Dollar!

Aber das BIP ist eine monetäre Kategorie, der monetäre Ausdruck des Gesamtumfangs der in einem bestimmten Zeitraum produzierten Waren und Dienstleistungen. Was verbirgt sich hinter diesem Vorhang? Welche Waren wurden im Einzelnen in diesem Zeitraum in diesem Land in welcher Menge produziert? Aus dieser Sicht ist der Fall der Ukraine schrecklich: Während sie dem IWF, den USA und der Europäischen Union gehorcht und von ihnen ständig für den Erfolg der Reformen gelobt wird, erlebt die Ukraine in Wirklichkeit eine totale wirtschaftliche Katastrophe.

Schauen Sie sich die erste Grafik an (Abbildung 1), die den Rückgang des Anteils der Ukraine an der Weltproduktion der wichtigsten Rohstoffe für die metallurgische Industrie zeigt: Mit Ausnahme von Rutilkonzentrat brach die Produktion aller anderen Komponenten stark ein. (Der rote, untere Balken zeigt jeweils den Anteil der Ukraine an der Weltproduktion 1991 und der blaue, obere Balken den Anteil 2018.) Das gleich gilt für die Erzeugung von Roheisen und Stahl. Allein 2013-18 sank die Stahlerzeugung um fast ein Drittel, von 30,6 Mio. Tonnen im Jahr 2013 auf 21,1 Mio. Tonnen im Jahr 2018; Roheisen sank um 20%, von 25 Mio. t 2013 auf 20,5 Mio. t 2018.

Die zweite Grafik (Abbildung 2) zeigt den Zustand der ukrainischen Industrie: Es ist klar, daß unsere Industrie im Koma liegt und aus diesem Land verschwindet, das noch in jüngster Zeit eine Industriemacht war. Der Anteil der Industrie am ukrainischen BIP ist um mehr als die Hälfte gesunken: von 44 Prozent im Jahr 1991 auf 20 Prozent im Jahr 2018, gleichzeitig sank auch der Anteil des Maschinenbaus an der Industrieproduktion um fast die Hälfte: von 31% im Jahr 1991 auf 15% im Jahr 2018. Der Anteil der verkauften innovationsbasierten Produkte an der gesamten Industrieproduktion ist seit Beginn dieses Jahrhunderts um den Faktor 13 gesunken: von 9,4% im Jahr 2000 auf 0,7% im Jahr 2017.

Die nebenstehende Tabelle zeigt die Indizes der Industrieproduktion der Ukraine im Zeitraum Januar-August 2019.

Die Daten zeigen, daß die Industrieproduktion insgesamt weiter zusammenbricht, während die Energiewirtschaft und der Maschinenbau schneller sinken als andere Branchen. Die Stromerzeugung ist in den letzten fünf Jahren um ein Viertel gesunken – von 200 Mrd. Kilowattstunden 2013 auf 150 Mrd. kWh 2018. Ich nenne Ihnen noch ein paar weitere Zahlen aus dem Maschinenbau: 1991 produzierte unser führender Flugzeughersteller Antonov 250 Flugzeuge, aber in diesem Jahr, 2019, haben sie nicht ein einziges produziert! Vor zehn Jahren konnte die Ukraine noch 423.000 Autos produzieren, aber ein Jahrzehnt später sind es 8600, das ist fast um den Faktor 50 weniger! Die gleiche Zerstörung ist auch in anderen Bereichen der realen Wirtschaft zu verzeichnen: Die Zahl der Rinder ist von 25,2 Millionen im Jahr 1990 auf 3,7 Mio. im Jahr 2019 gesunken – nur ein Siebtel des früheren Bestands. Und niemand übernimmt die Verantwortung für diese Katastrophe.

LaRouche wehrte sich gegen diese Zerstörung der physischen Wirtschaft. Deshalb plädierte er für den Bau von Verkehrskorridoren für wirtschaftliche Entwicklung vom Atlantik bis zum Pazifischen und Indischen Ozean und schlug zukunftsweisende Ideen für die Erschließung des Mondes und Flüge zum Mars vor. Wofür? Damit fortschrittliche Technologien schneller entwickelt werden und produktives Kapital dominiert und nicht spekulatives Kapital. Die Aktivitäten des Bankensektors würden entsprechend neu organisiert werden. Der Staat würde in den Aufbau der Infrastruktur investieren und die notwendigen Bedingungen für die Entwicklung von Energiewirtschaft, Verkehr und Industrieproduktion schaffen, d.h. der Staat wäre für die Entwicklung der physischen Wirtschaft als Grundlage seines gesamten Wirtschaftssystems verantwortlich.

Lyndon LaRouche hat uns, als hervorragender Ökonom, Philosoph und Politiker, nicht nur auf die Ursachen und das Ausmaß der bevorstehenden Umwälzungen aufmerksam gemacht, sondern auch auf die politischen Folgen der Zerstörung des bestehenden Währungssystems: Er warnte davor, daß die Oligarchie strenge Austerität fordern und faschistische Diktaturen errichten würde, weshalb es unerläßlich sei, daß die progressive Menschheit die Oligarchie besiegt und sich ein für allemal von diesem parasitären System befreit.

Wiedergeburt des Nazismus

Und nun hat die ganze Menschheit die Wiedergeburt des Nazismus (Faschismus) in der Ukraine erlebt. Darüber habe ich auf meiner Pressekonferenz im Europäischen Parlament am 26. Februar 2014, unmittelbar nach dem Staatsstreich in der Ukraine, offen gesprochen. Nochmals vielen Dank an unsere Mitdenker vom Schiller-Institut, sowohl für die Organisation unserer damaligen Europareise als auch für die Organisation der Pressekonferenz. Die weitere Entwicklung der Ereignisse hat unsere Einschätzung voll bestätigt.

Die nationalsozialistische, russophobe Färbung des Euromaidan hatte den Verlust der Krim zur Folge und schuf die Voraussetzungen für die Kämpfe in Slawjansk und den monströsen Angriff auf die Antifaschisten im Gewerkschaftshaus Odessa, und sie setzte den Bruderkrieg im Donbaß in Gang, der seit fünfeinhalb Jahren andauert. Selbst die offizielle Statistik besagt, daß 13.000 Menschen ums Leben gekommen sind, darunter Zivilisten – Frauen, alte Menschen und Kinder. Hunderttausende wurden verwundet oder psychisch traumatisiert. Millionen wurden zu Flüchtlingen.

Die ganze Ukraine leidet unter den Nazi-Kämpfern, sie sind bewaffnet, gut ausgebildet und gut finanziert, sie organisieren Einschüchterungsaktionen und überfallartige Besetzungen von Eigentum im ganzen Land. Auch unter dem neuen Präsidenten der Ukraine, Selenski, halten sie die gesamte Bevölkerung in Angst und terrorisieren das Land. Anstatt den Nationalsozialismus auszurotten und alle Nazi-Parteien und -Bewegungen zu verbieten, hat die ukrainische Regierung im Gegenteil die Nazi-Ideologie offiziell eingeführt und bekämpft linke Parteien und antifaschistische Organisationen. 6000 unserer Landsleute sitzen als Dissidenten im Gefängnis, die Verfolgung unserer Progressiven Sozialistischen Partei der Ukraine, einer Oppositionspartei, geht weiter: Unsere Parteizentrale und die Redaktionsräume unserer vor drei Jahren beschlagnahmten Parteizeitung wurden nicht an uns zurückgegeben. Das ukrainische Justizministerium blockiert die Aktivitäten unserer Partei, indem es sich weigert, die Dokumente von inzwischen fünf Parteikongressen offiziell zu registrieren, gleichzeitig werden Gerichtsentscheidungen zu unseren Gunsten einfach ignoriert und nicht umgesetzt.

In den Jahren seit dem Staatsstreich 2014 haben wir alles in unserer Macht Stehende getan, um die Wahrheit über die Ukraine in die Welt zu tragen, ohne daß es eine angemessene Reaktion der internationalen Gemeinschaft gegeben hat, aber das kann nicht ewig so weitergehen, und so beginnt Europa endlich, Alarm zu schlagen.

Vor einem Jahr, am 25. Oktober 2018, verabschiedete das Europäische Parlament eine Resolution mit dem Titel „Über das Aufkommen neofaschistischer Gewalt in Europa“, in der es feststellen mußte, daß „offen neofaschistische, neonazistische, rassistische und fremdenfeindliche Gruppen und politische Parteien Haß und Gewalt in der Gesellschaft schüren und uns daran erinnern, wozu sie in der Vergangenheit in der Lage waren“. Damals verabschiedete das Europarlament umfassende Empfehlungen an die europäischen Nationen. Ich will hier zwei der 32 Punkte dieser Resolution zitieren; das Europaparlament:

    „9. fordert die Mitgliedstaaten auf, Haßdelikte, Haßreden und Schuldzuweisungen von Politikern und Beamten auf allen Ebenen und in allen Arten von Medien scharf zu verurteilen und zu sanktionieren, da sie Haß und Gewalt in der Gesellschaft direkt normalisieren und verstärken;

    12. fordert die Mitgliedstaaten auf, Haßverbrechen zu untersuchen und zu verfolgen und bewährte Verfahren zur Ermittlung und Untersuchung von Haßverbrechen auszutauschen, auch solche, die speziell durch die verschiedenen Formen der Fremdenfeindlichkeit motiviert sind...“

Wie wir sehen können, hat LaRouche auch in dieser Hinsicht Recht behalten. Die Wirtschaftsreformen des IWF, die die materielle Produktion, d.h. die physische Wirtschaft, zerstörten, führten zu einem politischen Putsch und zu Nazismus und Faschismus. Natürlich müssen alle möglichen Ansätze und die gesamte Erfahrung der Welt genutzt werden, um die Menschheit – auch die Bevölkerung der Ukraine – vor Nazismus, Faschismus und Fremdenfeindlichkeit zu schützen.

Lyndon LaRouche hat uns das Wissen geschenkt, das wir für die Rettung der Menschheit einsetzen müssen!