Verändert das System!
Unterstützt die Lebensmittelproduzenten und die Öffentlichkeit
überall!
Von Bob Baker
Bob Baker, Landwirtschafts-Koordinator des Schiller-Instituts,
leitete mit den folgenden Ausführungen die Vortragsrunde amerikanischer
Landwirte im vierten Abschnitt der Internetkonferenz am 6. September ein.
Es gibt keine physisch-wirtschaftlichen Grenzen, die verhindern, daß jeder
einzelne der siebeneinhalb Milliarden Menschen auf der Erde und die
Milliarden, die noch geboren werden, mit ausreichender und guter Nahrung
versorgt werden können. Wir haben aber eine politische Krise.
Vor mehr als einem halben Jahrhundert, unmittelbar nach dem Zweiten
Weltkrieg, gab es außerordentliche Bemühungen, überall Wissenschaft und gute
Gesetze einzusetzen, um aus den Trümmern des Krieges wieder alles aufzubauen,
und auch, um alle von der kolonialen Unterdrückung aus der Zeit vor dem Krieg
zu befreien – allem voran die britischen Kolonien in Asien und Afrika. Die
ganze Welt sollte wachsen: im verarbeitenden Gewerbe, in der Landwirtschaft,
in der Infrastruktur und nicht zuletzt bei der Kernkraft. Das bedeutete nicht
nur Energie, sondern auch Nuklearwissenschaften.
Neue Institutionen wurden geschaffen. Das Finanzsystem wurde 1945 von
führenden Köpfen in dem Ort Bretton Woods in New Hampshire entworfen. Es
sollte feste Wechselkurse und Kredite für Industrieproduktion geben. Es sollte
keine globalistische Handelsorganisation geben, die über der Souveränität der
Nationen steht, sondern nur einen losen Zusammenschluß namens „Allgemeines
Zoll- und Handelsabkommen“. All dies steht in der Tradition dessen, was im 19.
Jahrhundert das „Amerikanische System“ genannt wurde.
In Mexiko wurde ein neues internationales Netzwerk für die
wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der Nutzpflanzen und der Viehzucht
gegründet, das Internationale Mais- und Weizen Verbesserungszentrum. Mexiko
wurde zum Exporteur von Getreideüberschüssen. Indien wurde 1974
Nahrungsmittel-Selbstversorger, China dann 1984. Auf der ganzen Welt wurden
Zentren eingerichtet, für Reis auf den Philippinen, Kartoffeln in Peru,
Viehzucht in Kenia, und anderes. Das war eine echte Grüne Revolution.
Aber innerhalb einer Generation wurde diese positive Dynamik für die
Menschheit gestoppt. Die Währungen schwankten auf und ab. Nahrung und
Landwirtschaft wurden für Spekulation mißbraucht. Man bekam nur dann Kredit,
wenn man sich an die Bedingungen der Wall Street und der Londoner City hielt –
den Zentren des monetaristischen Kolonialismus. Landwirte und Industrielle
versuchten durchzuhalten und auf der Welle der Generationen vor ihnen
weiterzumachen, aber sie wurden untergraben.
Der Öffentlichkeit wurde gesagt: Ihr bekommt billiges Essen, wenn Walmart
Ihren Bezirk übernimmt. Den Bauern wurde gesagt: Ihr müßt konkurrieren – werde
groß oder steig aus. Der Regierung wurde gesagt: „Der Nahrungsmittelsektor muß
ausgelagert werden. Es ist euch nicht erlaubt, eure Landwirte zu
unterstützen.“
Rohstoffkontroll-Kartelle wuchsen heran, wie die Welt es noch nie gesehen
hat. Alle Arten von Lebensmitteln wurden durch ein Netz von Kartellen unter
totale Kontrolle gezwungen. Nach den 1970er Jahren änderten die Kartelle sogar
die Gesetze, so daß sie Patentrechte auf alle neuen, besseren Pflanzensorten
erhielten!
Die wenigen Ausnahmen – China – sind wichtig, aber darauf soll hier nicht
eingegangen werden.
Schauen Sie sich die USA an. 80% aller Rinder werden von vier globalen
Megafirmen geschlachtet – und mit Fleisch aus der ganzen Welt kombiniert.
Einer der vier ist JBS. Es ist der weltgrößte Fleischkonzern, der von
Deutschland bis Australien operiert, auf fünf Kontinenten, mit 230.000
Beschäftigten. Gigantische Schlachthöfe, Sklavenarbeiter in Deutschland aus
Rumänien und Bulgarien, in den USA aus Afrika und Mittelamerika, in Brasilien
von den Ärmsten, die keine andere Lebensgrundlage haben. Die Erzeuger werden
systematisch unterbezahlt für ihre Rinder, Schafe, Hühner.
Das ist die Norm. Das ist es, womit wir es zu tun haben. Ich kann
Ihnen das gleiche bei allen anderen Kartellunternehmen belegen. Als das
COVID-19-Virus zuschlug, war es kein Wunder, daß diese Betriebe geschlossen
wurden und Chaos im Lebensmittelsektor ausbrach. Landwirte und Viehzüchter
saßen dann auf Millionen von Rindern und Schweinen, die nirgendwo verarbeitet
werden konnten. Sie mußten sie töten. Dann hatten plötzlich Menschen ohne
Einkommen auch einen Mangel an Nahrung.
Das System muß geändert werden. Man kann es nicht reformieren und
man kann es nicht schönreden. Es war bereits übel, bevor das Virus zuschlug.
Einer Milliarde Menschen auf der Welt fehlte es an Nahrung – „permanenten
Hunger“ nennt man das. Dieses System kann schlechtem Wetter nicht standhalten,
genauso wenig wie einem Virus oder irgend etwas anderem. Es ist auf Geld aus,
nicht auf gute Nahrung.
Aber es gibt eine Möglichkeit, das zu ändern.
In den Vereinigten Staaten zum Beispiel gibt es Gegenreaktionen, auf die
Präsident Trump reagiert hat. Im Mai schrieb Trump dem Justizministerium vor,
die Preisabsprachen der Kartelle zu untersuchen. Im Juli legte der Senat einen
überparteilichen Gesetzentwurf vor, der vorschreibt, daß die Hälfte der
Rinderkäufe durch die Kartelle auf dem offenen Kassamarkt erfolgen muß, und
das nicht zu manipulierten, vertraglich festgesetzten Preisen. Es gibt eine
Petition zur Wiedereinführung der Kennzeichnung, woher importiertes Fleisch
stammt – die der Kongreß 2015 abgeschafft hatte. Die Petition hat über 500.000
Unterschriften.
Aber wir müssen das System ändern. Präsident Trump wird nicht allein
gegen das Kartellsystem vorgehen, gegen die Wall Street und sein eigenes
Kabinett. Ich persönlich empfehle, daß wir uns zu einer „Erzeugerinitiative“
zusammenschließen – wo immer wir leben, wo immer auf der Welt und was immer
wir produzieren –, um darauf zu bestehen: Wir ändern das System.
Überall in den USA gibt es Beispiele von Produzenten, die versuchen,
Nahrungsmittel zu den Wohltätigkeitsorganisationen zu bringen, um Menschen
ernähren, die sie brauchen. Macht das weltweit! Überwindet alle Grenzen
– Menschen auf dem Land und in der Stadt, von einem Land zum andern. Springt
über den Zaun, überquert alle Grenzen. Dann können wir die Ethik der
Lebensmittelversorgung wiederherstellen.
Ron Wieczorek wird aus South Dakota zu Ihnen sprechen. Er ist Viehzüchter.
2018 stand er in dem Staat als Unabhängiger auf dem Stimmzettel für den
US-Kongreß. Er ist ein langjähriger, prominenter Kämpfer im Farmgürtel für den
LaRouche-Ansatz in der Entwicklung des amerikanischen Systems.
Nicole Pfrang wird aus Kansas sprechen. Sie ist Viehzüchterin. Sie ist
Sekretärin und Schatzmeisterin des Viehzüchterverbands von Kansas. Nicole hat
erst vor kurzem ihren Abschluß an der Staatlichen Universität von Kansas
gemacht. Obwohl sie erst Mitte 20 ist, ist sie bereits eine wichtige
Sprecherin der Viehwirtschaft.
Mike Callicrate wird aus Colorado sprechen. Mike ist Viehzüchter,
fleischverarbeitender Unternehmer und seit Jahrzehnten ein politischer
Kämpfer. Er ist ein Fürsprecher für ein neues Paradigma im
Lebensmittelbereich.
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