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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

Gemeinsam die Pandemie durchstehen

Von Chief Leon Frazier

Leon Frazier ist ehemaliger Polizeichef von Tuskegee/Alabama. In der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 6. September sagte er folgendes.

Ich bin Leon H.E. Frazier – Chief, weil ich lange Zeit in der Strafverfolgung tätig war und als Polizeichef in den Ruhestand getreten bin. Dieser Job hat mir viel Wissen vermittelt, und er hat meine Liebe zu unserem Land noch verstärkt. Ich liebe mein Volk, wegen meiner Großmutter und meiner Mutter und all der anderen schönen Menschen, die dazu beigetragen haben, mich zu dem zu machen, was ich bin. Und ich liebe die Polizei, denn wenn es keine Polizei gäbe – so ungesetzlich, wie meine Gemeinde sich heute gegenüber der Polizei verhält, würde das ganze Land auf das Chaos zuschliddern.

Und deshalb betrachte ich jedesmal, wenn ich mit etwas konfrontiert werde, es immer aus der Perspektive der Strafverfolgung, d.h. aus der Perspektive des Schutzes und des echten Dienstes an der Bevölkerung. Und ich betrachte es aus einer humanistischen Perspektive, mit der Erkenntnis, daß diese Einstellung „ich, mir und mich“, die die meisten von uns haben, uns in den Schlamassel hineingezogen hat, in dem wir uns jetzt befinden. Und wenn wir nicht aufstehen und anfangen, uns zusammenzutun und über das „wir“ nachzudenken und uns um unsere Schwestern und Brüder zu sorgen – und sie sind nicht alle schwarz! –, dann werden wir für immer Unordnung haben. Es spielt keine Rolle, ob Sie einen Doktortitel, einen Master-Abschluß, einen Bachelor-Abschluß oder gar keinen Abschluß haben: Wir sind alle durcheinander, verwirrt und haben keine Ahnung, was der nächste Schritt sein sollte.

Glauben Sie nicht, daß dies jetzt eine Zeit ist, in der wir denken sollten, daß wir jetzt alle zusammenkommen müssen? Ist dies nicht der Zeitpunkt, an dem wir von diesem großen hohen Roß des „ich“, auf dem wir sitzen, absteigen sollten? Ist dies nicht die Zeit, in der Politiker sich um das Volk kümmern sollten? Ist dies nicht die Zeit, in der sich die Polizei um die Bürger kümmern sollte?

Aber was noch wichtiger ist, ist nicht jetzt die Zeit, in der sich die Bürger um die Polizei kümmern sollten?

Sie sehen, wir erwarten zu viel von der Strafverfolgung. Wenn wir selbst einfach zu unmoralisch sind – wir lügen, wir stehlen, wir töten, wir rauben, und wir tun all die anderen Dinge, die in Gottes Augen nicht gut sind. Und dann erwarten wir, daß die Polizei vollkommen ist! „Die sind doch für dies oder jenes ausgebildet.“

Nein. Ich wurde nie dafür ausgebildet, mich von jemandem anspucken und mir auf den Kopf schlagen zu lassen, und das ich das tolerieren sollte. Ich wurde in all den mehr als 40 Jahren, in denen ich in der Strafverfolgung tätig war, nie dazu ausgebildet, mich von irgendjemandem beschimpfen zu lassen! Und deshalb erwarte ich auch nicht, daß ein Polizeibeamter sich von einem Bürger beschimpfen läßt, es ist mir egal, wessen Sohn und Tochter es ist.

Aber aus dem gleichen Grund erwarte und akzeptiere ich auch nicht, daß ein Polizeibeamter irgendjemanden beschimpft und mißhandelt, ganz egal, wie ihr Status im Leben ist.

Und ich wußte, daß die Polizei früher oder später in die Lage kommen mußte, in diese Sache [Streit wegen der Corona-Maßnahmen] verwickelt zu werden und etwas zu unternehmen. Denn ich weiß, wie hartnäckig einige unserer Leute sind. Sie versammeln sich immer noch, sie treffen sich immer noch. Bruder Scott rief mich an, und wir unterhielten uns, und Bruder Scott sagte mir: „Ich mache mir Sorgen, daß diese Leute hier drüben Partys feiern und so tun, als ob nichts los wäre!“ Sofort dachte ich, na ja, es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Strafverfolgungsbehörden da reingehen und etwas tun müssen, um diese Menschen vor sich selbst zu retten. Tun wir also nichts?

Nein. Weil Scott mich dann nicht mehr respektieren würde. denn so alt wie ich bin, muß ich etwas tun. Was soll man also tun? Nun, man nutzt sein Talent in der Strafverfolgung, seine Liebe zur Strafverfolgung, und man versammelt all diese Leute, Polizeichefs, Sheriffs, und sagt es ihnen. Und dann wendet man sich an die Gemeinde, alle in der örtlichen Führung – die sogenannte „Führung“ –, und man sagt ihnen: „Hören Sie, wir müssen etwas tun, und wir müssen bei den Menschen in der Gemeinde ein Gefühl des Respekts und der Unterstützung und ein Gefühl der Sicherheit wecken. Denn wenn die Polizei in drei oder sechs Wochen hingehen muß und anfangen muß, Menschen zu verhaften, dann wird es Unruhen geben! „Warum kommt ihr her? Ihr habt mir gar nichts zu sagen...“

Aber wenn wir die Regierung, d.h. die Stadtverwaltung, den Bürgermeister, die Sheriffs und all die anderen Mächtigen in der Gemeinde dazu bringen können, sich zusammenzusetzen, ein Dokument zu erstellen, das den gesamten Staat repräsentiert, dann setzen wir Polizeibeamte ein – jetzt, sofort, bevor man in Panik gerät – und lassen sie von Tür zu Tür gehen und dieses an die Menschen verteilen. Wir haben 5000 gedruckt. Wir haben etwa 4000 verteilt. Und wir setzen nicht nur auf die Polizei, sondern wir haben die Strafverfolgung mit der Selbstorganisation der Gemeinschaft vermischt! Jetzt sehen die Menschen also eine vereinte Anstrengung.

Wenn wir jetzt zu Miss Crockets Haus gehen, oder zu Miss Rogers oder Mister Hendersons Haus, jetzt, drei Wochen bevor sie wegen einer großen Party verhaftet werden müssen, denn dann muß der Polizist die Verhaftung vornehmen. Aber könnten sie es dann dem Polizisten verübeln, daß er das tut? Nein, sie müssen sich darüber im Klaren sein. „Wir haben es euch gesagt. Erinnern Sie sich, als wir vor vier Wochen bei Ihnen zu Hause vorbeikamen und Ihnen dieses Dokument überreichten? Da wurden Sicherheitstipps gegeben, es wurde auf die öffentlichen Regeln und Vorschriften hingewiesen, es wurde jeder Aspekt dessen, womit wir es zu tun hatten, nach bestem Wissen und Gewissen erklärt – erinnern Sie sich an diesen Tag?“

„Ja, ich erinnere mich, daß Sie damals vorbeikamen.“

„Nun, dann halten Sie die Klappe, denn Sie hätten aufpassen sollen! Die örtliche Verwaltung hat es Ihnen gesagt, andere Leute in der Bundesregierung haben es Ihnen gesagt, Ihre Pastoren haben es Ihnen gesagt, denn sie haben die Gottesdienste eingestellt und Ihnen gesagt, Sie sollen nach Hause gehen.“

Sie können also jetzt nicht sagen, daß die Regierung sich nicht um die Menschen kümmert, weil die vorderste Führungsriege der Regierung, die Strafverfolgungsbehörden, genau dort war und gesagt hat: „Leute, seid vorsichtig. Leute, ihr müßt bereit sein, zu verstehen, was jetzt anders ist. Und Leute, paßt bitte auf euch auf.“

Das ist meine Aussage: Jetzt ist keine Zeit für eine Spaltung, die Gesetzeshüter und die Menschen vor Ort müssen zusammenkommen, die Kirchenleute, die Gesetzeshüter, müssen zusammenkommen, und wir müssen diese Pandemie gemeinsam durchstehen, denn das ist eine Katastrophe, die für alles und jeden Folgen hat!