Ein Blick aus dem Farmgürtel von Iowa
Die kulturelle Verbindung zwischen Muscatine und China
Von DeWayne Hopkins
DeWayne Hopkins, ehemaliger Bürgermeister von Muscatine/Iowa
und Mitglied des Muscatine China Initiative Committee, übermittelte der
Konferenz des Schiller-Instituts am 27. Juni den folgenden Videobeitrag.
Guten Tag allerseits. Mein Name ist DeWayne Hopkins; ich bin der ehemalige
Bürgermeister einer kleinen Gemeinde im Osten Iowas, die direkt am Mississippi
liegt, und ich habe Ihnen eine Geschichte zu erzählen. Aber um diese
Geschichte zu erzählen, wo sie beginnt, muß ich die Uhr bis 1985 zurückdrehen.
Damals schickte die Volksrepublik China vier Personen nach Iowa. Diese
Personen waren noch nie zuvor in den Vereinigten Staaten gewesen, aber über
die Partnerschaft „Sister Cities and Sister States“ kamen sie direkt nach
Muscatine/Iowa. Eine dieser Personen war Xi Jinping, natürlich war er zu
dieser Zeit noch ziemlich jung, und er war Provinzbeamter in der Provinz
Hebei.
Sie kamen nach Muscatine, und sie besichtigten einige unserer Fabriken in
der Stadt und so weiter und so fort. Sie genossen sogar einen Grillabend mit
Spareribs und Maiskolben. Jedenfalls verbrachten sie drei Tage in Muscatine
und zogen dann weiter nach Des Moines/Iowa, wo sie sich mit dem damaligen
Gouverneur Terry Branstad trafen.
Nun werde ich ein wenig vorspulen bis 2012. Unser Gouverneur war auf einer
Art Landwirtschafts-Fachreise in Peking in der Volksrepublik China. Und er
traf sich mit Xi Jinping, der zu diesem Zeitpunkt zum Vizepräsidenten
aufgestiegen war. Und da Xi Jinping Gouverneur Branstad schon so lange kannte,
von 1985 bis 2012, fragte er ihn, wie es seinen Freunden
Sarah und Roger Lande gehe. Sarah und Roger Lande sind Einwohner von
Muscatine, Roger ist ein Anwalt im Ruhestand, 1985 war Sarah die Präsidentin
der Organisation der „Sister States“ hier in Iowa gewesen. Gouverneur Branstad
antwortete, sie erfreuten sich guter Gesundheit und alles sei in Ordnung.
Doch das war es, was die Räder für einen erneuten Besuch des damaligen
Vizepräsidenten Xi Jinping nach Muscatine in Bewegung setzte. Der geschah am
12. Februar, wenn ich mich recht erinnere. Er war auf einer Reise von
Washington, um Präsident Obama in Los Angeles in Kalifornien zu treffen. Er
dachte, er hätte Zeit, in Muscatine vorbeizuschauen, und das tat er auch. Wir
alle begrüßten ihn auf der Veranda der Landes. Wir gingen alle hinein und
genossen Snacks und Gespräche; wir ließen quasi die alten Zeiten wieder
aufleben, nach dem Motto „alte Freunde“. Also war eine große Anzahl von Xi
Jinpings alten Freunden in der Lande-Villa anwesend, und alle hatten eine
wunderbare Zeit. Dann wurde es Zeit für Xi Jinping, Abschied zu nehmen, und
alles war gut.
Aber kurz nach seiner Rückkehr nach China schlug Xi Jinping überraschend
Sarah Lande per E-Mail vor, an eine Kommune in China heranzutreten, um eine
Beziehung zu einer Partnerstadt aufzubauen. Das war es also, was die Räder für
dieses Abenteuer ins Rollen brachte. Diese Stadt in China war Zhending.
© DeWayne Hopkins
Abb. 1: Chinesisch-Amerikanische Städtepartnerschaft: Bürgermeister a.D.
DeWayne Hopkins mit Mitglieder der Muscatine China Initiative Committee
(links) und mit seinem Amtskollegen, dem Bürgermeister von Zhending
(rechts).
Abb. 2: Bürgermeister a.D. DeWayne Hopkins mit einem chinesischen Künstler
bei einer Kunstausstellung in Muscatine/Iowa
Der Rest ist gewissermaßen Geschichte. Ich reiste nach China und besuchte
die Menschen in Zhending; ihr Bürgermeister, Bürgermeister Yang, kam nach
Muscatine und besuchte die Menschen hier (Abbildung 1). Wir setzten uns
zusammen und unterzeichneten eine Absichtserklärung, Partnerstädte zu werden.
So lief das also in etwa ab. Im Laufe der Zeit wurde Xi Jinping Präsident der
Volksrepublik China, und Sarah Lande ist immer noch in Muscatine, und sie
haben hin und wieder Kontakt. Aber es ist eine Beziehung, die hier in
Muscatine begann, und sie dauert bis heute an.
Ich möchte sagen, daß wir uns hoffnungsvoll in die Zukunft bewegt haben,
und wir haben jetzt seit vier Jahren an unserer High School Unterricht in
Mandarin-Chinesisch. Wir haben auch ein Orchester, das ziemlich versiert im
Umgang mit chinesischen Instrumenten ist, die, wie Sie vielleicht wissen,
allesamt Streichinstrumente sind. Sie haben uns einige dieser Instrumente
geschickt, und wir haben gelernt, sie zu spielen. Und es findet hier in
Muscatine jedes Jahr ein Konzert eines Orchesters statt, das entweder aus
Peking oder aus Shanghai kommt. Ich glaube, wir haben schon vier davon
veranstaltet. Und wenn wir diese Coronavirus-Pandemie hinter uns haben, hoffe
ich, daß noch mehr solcher Veranstaltungen geplant werden.
Ich möchte ein wenig über die chinesischen Orchester sprechen, die
Muscatine besuchen. Wie ich bereits sagte, waren es vier; sie kamen alle aus
Peking oder Shanghai. Keines davon war zweimal hier, das ist ein weiteres
Element in unserer Beziehung zur Volksrepublik China. Sie sind hervorragende
Musiker, und sie kommunizieren mit den Besuchern ihrer Konzerte sehr gut. So
ist es eine Freude, sie hier zu haben, es ist eine Freude zu wissen, daß sie
in Zukunft kommen werden, und wir haben sie sehr gerne hier.
Ich denke, was ich Ihnen sagen will, ist, daß wir eine kleine Gemeinde sind
und ein freundschaftliches Verhältnis mit der Volksrepublik China haben. Das
wird sich nicht ändern, und es ist uns ganz egal, was die in Washington oder
in Los Angeles tun. Wir haben eine Beziehung mit der Volksrepublik China. Es
sind großartige Menschen, sie haben einen guten Sinn für Humor, und ich hätte
nichts dagegen, einen von ihnen als Nachbarn zu haben.
|