„Warum bauen wir nicht unsere eigenen „Belt and Road“-Initiativen?“
Von James Jatras
James Jatras war Berater der Führung der Republikaner im
US-Senat. Bei der Online-Konferenz des Schiller-Instituts hielt er am 5.
September 2020 den folgenden Vortrag.
Mein Name ist Jim Jatras, ich bin pensionierter US-Diplomat und ehemaliger
politischer Berater der republikanischen Führung des US-Senats. Ich fühle mich
geehrt, heute eingeladen zu sein, auf dieser Konferenz des Schiller-Instituts
über die Zukunft zu sprechen, die wir international erwarten können, und die
wir angesichts der sehr, sehr gefährlichen Situation, in der sich die Welt und
unser Land jetzt befinden, anstreben wollen. Ich möchte dem Schiller-Institut
und den LaRouche-Organisationen, insbesondere Frau Helga Zepp-LaRouche, für
die Einladung zur Teilnahme danken, zusammen mit meinen guten Freunden Edward
Lozansky, Martin Sieff und vielen anderen angesehenen Rednern.
Ich glaube, es ist nicht unbedingt angemessen, sich bei einer Versammlung
wie dieser zu parteiisch zu äußern, aber ich halte es für angemessen, darauf
hinzuweisen, daß es in unserem Land im November um eine Richtungswahl geht.
Und natürlich heißt es jedes Mal, daß dies die wichtigste Wahl unseres Lebens
ist, und vielleicht ist das auch so, aber ich denke, nur sehr wenige Menschen
sind sich darüber im Klaren, was bei den Wahlen im November auf dem Spiel
steht.
Auf der einen Seite haben wir jemanden wie Joe Biden, der während der
vielen, vielen Jahrzehnte, die er im US-Senat war, und später als
Vizepräsident – wo er übrigens eine entscheidende Rolle beim Angriff auf
Libyen gespielt hat – für jeden Krieg eingetreten ist, in den dieses Land
verwickelt war, insbesondere in der Zeit nach dem Kalten Krieg. In den 1990er
Jahren, als er Senator war und ich damals im Senat arbeitete, war er auf
demokratischer Seite einer der wichtigsten Fürsprecher unserer Beteiligung an
den Balkankriegen. Und dann war er natürlich auch ein starker Befürworter des
Krieges gegen den Irak im Jahr 2003 unter der Bush-Regierung, wo er zusammen
mit Hillary Clinton maßgeblich dazu beigetragen hat, die Stimmen der
Demokraten für dieses fehlgeleitete Unternehmen zu gewinnen.
Auf der anderen Seite steht Präsident Donald Trump, der 2016 in seinem
Wahlprogramm forderte, die endlosen Kriege zu beenden, in die wir uns während
dieser Jahrzehnte verstrickt haben, und auch mit Rußland und China
zurechtzukommen, um in einer konstruktiven Weltordnung zuerst den Interessen
des amerikanischen Volkes zu dienen, und nicht diesem sinnlosen und letztlich
selbstmörderischen Streben nach globaler Vorherrschaft – was Bill Kristol und
Bob Kagan 1996 als „wohlwollende globale Hegemonie“ bezeichneten: die Idee,
daß es die Mission, die Pflicht, das Recht der Vereinigten Staaten als
Hypermacht, als unipolare Macht sei, dem Rest der Welt ihren Willen
aufzuzwingen.
Das ist leider immer noch die schwierige Wahl, vor der wir heute stehen,
obwohl Donald Trump seine Versprechen im Großen und Ganzen nicht eingehalten
hat. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die sagen: „O, er war ein Schwindler, er
vertritt auch nur die gleichen Interessen wie alle anderen. Es war alles Lug
und Trug.“ Ich glaube schon, daß er in seinem Herzen und selbst bei vielem von
dem, was er sagt, die Versprechen, die er abgegeben hat, auch einhalten
möchte. Beispielsweise haben Ed [Lozansky] und ich und viele andere
vorgeschlagen, daß er sich unbedingt mit dem russischen Präsidenten Putin, dem
chinesischen Präsidenten Xi und vielleicht auch dem indischen Premierminister
Modi zusammensetzen müßte, um eine stabile Weltordnung zu schaffen – eine
Verständigung zwischen den Großmächten darüber, wie wir konstruktiv
voranschreiten können in eine positivere Zukunft für die übrige Menschheit,
anstatt weiter den Weg der Konfrontation zu beschreiten, die am Ende nur zu
einem Konflikt führen kann, dessen Folgen buchstäblich unabsehbar sind.
Ich hoffe also, daß er die bevorstehende Gelegenheit der UN-Vollversammlung
nutzen wird, um sich mit seinen russischen, chinesischen und indischen
Amtskollegen zu treffen; wenn nicht, dann sollte er versuchen, sobald wie
möglich einen Gipfel anzusetzen, falls er – zumindest aus meiner Sicht
hoffentlich – diese Wahl gewinnt, und dann gibt es eine gewisse Hoffnung für
die Zukunft.
Ich denke, wenn man sich das Scheitern seiner Regierung in ihren
Versprechungen ansieht – und ich denke, das ist etwas, wofür Bill Binney
absolut großartige Arbeit geleistet hat –, dann ist ein Teil der Erklärung
hierfür, daß der ganze Druck des Tiefen Staats und seiner Förderer in der
Wirtschaft daran schuld ist, daß keine solche Annäherung zwischen den
Vereinigten Staaten, Rußland und China stattfinden kann.
Das Herzstück war dabei die Lüge über russische Einmischung und Absprachen
mit Rußland, wonach Rußland E-Mails vom Server des DNC gestohlen habe – ganz
abgesehen davon, daß niemand die Wahrheit dessen bestreitet, was in diesen
E-Mails stand, daß nämlich der DNC seinen Daumen auf die Waagschale gelegt
hat, um sicherzustellen, daß Hillary und nicht Bernie Sanders Kandidat sein
würde. Niemand bestreitet das. Ich weiß nicht, ob irgendjemand etwas dagegen
einzuwenden hat, daß der Öffentlichkeit wahre Informationen darüber zugänglich
gemacht werden, wie korrupt mindestens eine der Parteien ist (obwohl ich,
offen gesagt, nicht glaube, daß die andere Partei viel besser ist). Aber es
ist unbestreitbar, wie Herr Binney gezeigt hat, daß es gar kein Hacken gab! Es
gab keinen Diebstahl von DNC-Mails von außen, denn sie wurden mit
Geschwindigkeiten heruntergeladen, die von außen unmöglich gewesen wären; also
muß jemand innerhalb des DNC, eine undichte Stelle, tätig gewesen sein,
denn es handelte sich nicht um einen Download von außen von irgendeiner
feindlichen, fremden Quelle.
Ich weiß, daß es Leute meiner Sichtweise gibt, die sagen: „Das ist ja alles
entlarvt worden, Russiagate ist vollständig erledigt.“ Aber wir leben heute in
einer faktenfreien Gesellschaft, in einer Zirkuswelt, in der Fakten nicht mehr
wirklich eine Rolle spielen. Die Fakten, wie Herr Binney und andere sie
aufgezeigt haben, liegen seit mehreren Jahren vor – und es kümmert niemanden!
Die Medien wiederholen immer noch die gleichen Lügen, die Band spielt weiter,
die Demokraten erheben die gleichen Anschuldigungen, und sogar die meisten
Republikaner erheben genauso die gleichen Vorwürfe der sogenannten „russischen
Einmischung“.
Letzten Endes ist die traurige Tatsache, daß Herr Trump den Apparat seiner
eigenen Regierung nicht wirklich unter Kontrolle hat, daß die gleichen
Akteure, die gleiche Politik, der gleiche ständige Drang nach globaler
Vorherrschaft gegen zwei andere Großmächte – Rußland und China – weiter
besteht. Es gibt den Versuch, den Iran auszuschalten, als ein weiteres Land,
das eine von den USA unabhängig Politik betreibt und sich der eurasischen
Integration verpflichtet fühlt. Wir sollten nicht versuchen, die eurasische
Integration zu untergraben durch endlose Kriegsdrohungen, Sanktionen und
Umstürze – und ich möchte noch hinzufügen, daß mir das, was in Xinjiang im
Namen der Uiguren geschürt wird, wie ein Dschihad erscheint. Ja, ich bin
sicher, es gibt einige ziemlich unangenehme Dinge, die die Chinesen tun, aber
die Chinesen nehmen ihre Sicherheit sehr ernst, und wenn jemand dort eine Art
Dschihad-Bewegung unterstützt, werden die Chinesen darauf sehr scharf
reagieren. Nichts davon dient dem amerikanischen Interesse.
Meiner Meinung nach wäre die eurasische Integration eine gute Sache. Die
Fertigstellung der Nord-Stream-2-Pipeline wäre eine gute Sache. Die einzige
Frage für uns als Amerikaner sollte sein: „Warum tun wir nicht dasselbe? Warum
bauen wir hier in der westlichen Hemisphäre nicht unsere eigenen Belt- and
Road-Initiativen? Warum verbinden wir sie nicht mit Eurasien, über die
Beringstraße, wie Lyndon LaRouche vor Jahrzehnten vorgeschlagen hat?“
Ich denke, es gibt viel sehr Positives, über das Präsident Trump mit seinen
russischen, chinesischen und indischen Amtskollegen sprechen müßte. Ich hoffe,
daß sich die politischen Umstände so entwickeln, daß er dazu in der Lage ist,
um tatsächlich konstruktiv mit einer solchen Agenda voranzukommen. Aber leider
fürchte ich, wenn die Wahl in die andere Richtung geht und wir Herrn Biden und
Kamala Harris bekommen – tatsächlich mehr Kamala Harris als Biden, die, denke
ich, das Heft in der Hand hat – und Leute wie Nicholas Burns im
Außenministerium und Evelyn Farkas im Pentagon, was, wie mir meine Quellen
sagen, „beschlossene Sache“ ist, wenn Herr Biden und Senatorin Harris gewinnen
- dann befinden wir uns auf einem unausweichlichen Weg zu einem großen
Weltbrand.
Es könnte nicht mehr auf dem Spiel stehen, und ich denke, die Organisatoren
dieser Konferenz haben zumindest die Hoffnung auf eine konstruktivere und
friedlichere Agenda für die Welt zur Sprache gebracht.
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