Warum die US-Regierung uns verfolgte
Auszug aus der Aussage von Lyndon LaRouche vor einer
Menschenrechtskommission, die 1995 gegründet wurde, um verschiedene Übergriffe
durch das Justizministerium zu untersuchen.
Die Beweggründe für die Anklage gegen uns sind meines Erachtens teilweise
offensichtlich, vielleicht teilweise auch nicht.
In den Jahren 1982-83 gab es zwei Dinge, die meine Feinde sehr erregten.
Erstens war ich 1982 an der Unterbreitung eines Vorschlags beteiligt, der auf
meiner Prognose vom Frühjahr 1982 über den Ausbruch einer größeren
Schuldenkrise in Südamerika und Mittelamerika beruhte, und der Erwartung, daß
Mexiko das Land sein würde, das eine Schuldenkrise haben würde. Ich hatte mit
vielen dieser Länder und ihren Persönlichkeiten zusammengearbeitet, um
Alternativen zu diesem ungerechten System zu entwerfen, in dem die „Kolonien“
zu „Schuldnerländern“ geworden waren. Und die Verschuldung Südamerikas und
Mittelamerikas war größtenteils unrechtmäßig, d.h. es handelte sich um eine
Schuld, die nicht dadurch zustande kam, daß sie einen Gegenwert dafür
erhielten, sondern durch spezielle Bedingungen im Rahmen des sogenannten
Systems der frei schwankenden Wechselkurse, wo die Banker – allen voran der
IWF – in ein Land kamen und sagten: „Wir haben gerade Ihre Währung abgewertet;
wir werden jetzt die Finanzierung Ihrer Auslandsschulden neu berechnen, die
Sie nicht mehr auf der gleichen Grundlage wie zuvor bezahlen können.“
Daher schlug ich vor, die Schuldenkrise zum Anlaß für ein gemeinsames
Vorgehen einer Reihe von Regierungen süd- und mittelamerikanischer Länder zu
nehmen, um eine Reform der internationalen Schuldenbeziehungen und eine Reform
der internationalen Währungsbeziehungen zu erzwingen. Dieser Bericht trug den
Titel Operation Juárez – vor allem wegen des Verhältnisses von
Präsident Lincoln zu Mexiko in seiner Zeit als Präsident –, und drehte sich um
den Gedanken, daß es im Interesse der Vereinigten Staaten läge, eine solche
Reform zu akzeptieren und zu fördern, um diesen Ländern dabei zu helfen, die
Freiheit zu erlangen, die von ihnen gewünschte Entwicklung wieder
aufzunehmen.
Dieser Bericht wurde im August 1982 veröffentlicht, ironischerweise wenige
Wochen vor dem Ausbruch der großen mexikanischen Schuldenkrise von ’82, und er
wurde auch der US-Regierung und dem Nationalen Sicherheitsrat zur Information
des damaligen Präsidenten vorgelegt. Es gab seitens des mexikanischen
Präsidenten einige Bemühungen, meinen Vorschlag in der Anfangsphase der
Schuldenkrise umzusetzen. Er hatte damals eine gewisse Unterstützung durch den
Präsidenten Brasiliens und die Regierung Argentiniens. Aber unter dem Druck
der Vereinigten Staaten kapitulierten die Regierungen Brasiliens und
Argentiniens, und Präsident José López Portillo, der Präsident Mexikos, wurde
quasi „im Regen stehen gelassen“.
Daraufhin kapitulierte er im Oktober 1982 vor den Bedingungen, die seiner
Regierung und den Menschen um ihn herum vorgelegt wurden, von Leuten wie Henry
A. Kissinger, der damals nach Mexiko reiste, um die Mexikaner einzuschüchtern,
damit sie sich diesen neuen Bedingungen unterwarfen.
Dies war einer der Streitpunkte zwischen mir und Kissinger und seinen
Freunden.
Das zweite Problem bestand darin, daß irgendwann um den Dezember 1981 ein
Vertreter der US-Regierung an mich herantrat und mich fragte, ob ich bereit
wäre, über einen inoffiziellen Kanal ein Sondierungsgespräch mit der
Sowjetregierung zu führen, weil die Sowjetregierung einen zusätzlichen
Gesprächskanal wünschte. Und ich sagte, ich lehne diese Idee nicht ab, aber
ich habe eine Idee zu dieser Frage der Atomraketen. Es wurde immer
gefährlicher, mit vorwärtsstationierten, präziseren Raketen,
elektromagnetischen Impulsen, wir nähern uns einem Erstschlag, daher wäre es
sehr nützlich, das, was ich in meinem Wahlkampf 1980 vorgeschlagen habe, mit
der sowjetischen Regierung zu diskutieren, um zu sehen, ob sie an der
Erörterung eines solchen Vorschlags interessiert wären. Dies könnte sich als
ein lohnendes Sondierungsgespräch erweisen.
Und so führte ich von Februar 1982 bis Februar 1983 in Washington mit
Vertretern der sowjetischen Regierung solche inoffiziellen Gespräche, die zwar
in mancher Hinsicht fruchtbar waren, aber letztlich scheiterten. Kissinger und
andere wurden im Sommer 1982 auf diese Gespräche aufmerksam, und diese Kreise
waren sehr dagegen. Es wurde die allgemeine Ansicht geäußert, ich würde
„größenwahnsinnnig“, und sie müßten etwas gegen mich unternehmen – wegen der
Frage der Verschuldung, die einige dieser Leute beunruhigte, und dieser Frage
der strategischen Raketenabwehr, wo ich diesen Vorschlag hatte, den der
Präsident zumindest anfänglich in Form der sogenannten Strategischen
Verteidigungsinitiative (SDI) annahm. Als die Strategische
Verteidigungsinitiative am 23. März 1983 vom Präsidenten verkündet wurde, gab
es eine Menge Leute, die auf meinen Skalp aus waren.
Das sind zumindest die Faktoren, die zu dem, was mir zugestoßen ist,
beigetragen haben. Aber das sind vielleicht nicht alle, es gibt wahrscheinlich
auch noch andere...
Meiner Ansicht nach haben wir ein Unrechtssystem, dessen Zentrum innerhalb
des Justizministeriums liegt, speziell in der Strafabteilung des
US-Justizministeriums. Das Problem liegt nicht bei der einen oder anderen
Regierung, obwohl die eine oder andere Regierung positiver oder negativer
agieren kann. Es gibt ständige Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes,
wie den stellvertretenden Justizminister Jack Keeney und Mark Richard, die
Koordinatoren eines Nestes von Institutionen in der Strafabteilung, die
immer wieder als maßgebliche oder Schlüsselfiguren jeder juristischen
Gräueltat auftauchen, die ich gesehen habe.
Dies ist der Fall bei der sogenannten Operation Frühmenschen, die
weitgehend eine FBI-Operation ist, die aber nicht ohne die Hilfe und Mitarbeit
dieser Leute ablaufen kann...
Meiner Ansicht nach haben wir ein außer Kontrolle geratenes
Justizministerium, in dem die Korruption nicht bei den ernannten Amtsträgern
liegt, sondern in der ständigen Bürokratie. Wir haben eine permanente
Krankheit in der permanenten Bürokratie eines Teils unserer Regierung.
In meinem Fall, als die Zeit kam, daß jemand mich aus dem Weg haben wollte,
konnte er sich auf dieses permanente Unrecht in der permanenten
Regierungsbürokratie verlassen, um die Schmutzarbeit zu erledigen. So wie in
dem Fall „Frühmenschen“, dem Fall Weaver, dem Fall Waco, dem Fall Waldheim,
dem Fall Demjanjuk und anderen Fällen: Immer gibt es diesen Apparat innerhalb
des Justizministeriums, der wie ein Auftragsmörder arbeitet, wenn jemand mit
den richtigen Zugangsdaten und Paßwörtern hereinkommt und sagt: „Wir wollen
diese Gruppe von Leuten drankriegen“, oder „Wir wollen diese Person
drankriegen“.
Mein Fall ist vielleicht, wie Ramsey Clark es beschrieben hat, der
umfangreichste und größte dieser Fälle, was die Dauer und den Umfang der
Operation betrifft. Mein Fall ist also wichtig, in dem Sinne, daß er
umfangreicher, tiefgreifender und langwieriger ist. Aber als es darum ging,
mich dranzukriegen, war es derselbe Apparat, der, wie ich es
sehe, auch in diesen anderen Fällen benutzt wurde. Und solange wir nicht aus
unserem Regierungssystem eine korrupte, permanente Bürokratie entfernen, die
sich wie Auftragsmörder verhält und die Autorität des Justizsystems nutzt, um
Attentate zu verüben, solange ist dieses Land nicht frei, und niemand in
diesem Land ist frei...
Das ist meine Sicht der Dinge. Ich danke Ihnen.
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