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Friedrich Schiller



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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer:
Stoppt den kulturellen Zusammenbruch!

Von Alexander Hartmann

Betrachten wir einige auffallende Entwicklungen der letzten Wochen:

  • Während Chinas Ärzte und Behörden mit heldenhaftem Eifer bemüht sind, die weitere Ausbreitung des Corona-Virus zu verhindern und so ihr Land und die Welt zu schützen, veröffentlicht die dänische Tageszeitung Jyllandsposten hämische Karikaturen darüber.

  • Italiens Staatspräsident Mattarella nimmt sich die Zeit, die Umweltaktivistin Greta Thunberg zu empfangen, aber er weigert sich, eine Delegation hochrangiger Wissenschaftler zu empfangen, die der Klimahysterie widersprechen.

  • Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron treibt eine Rentenreform voran, die für die große Mehrheit der französischen Beschäftigten auf eine drastische Rentenkürzung hinausläuft.

  • Weltweit hungern Hunderte von Millionen Menschen, aber die EU verlangt von den europäischen Landwirten, ihren Düngemitteleinsatz pauschal auf „20% unter Bedarf“ zu senken, was notwendigerweise zur Verarmung der Böden und zu sinkenden Erträgen führen wird.

  • Bundeskanzlerin Angela Merkel verkündet beim Milliardärstreffen in Davos die Absicht, innerhalb weniger Jahre aus der Industriegesellschaft auszusteigen, obwohl damit offensichtlich die Fähigkeit verloren geht, die breite Bevölkerung mit den lebensnotwendigen Dingen zu versorgen.

  • Während die Regierungen der Länder der Tschadsee-Region sich klar für das Transaqua-Projekt aussprechen, um die weitere Zerstörung der Lebensgrundlagen für rund 40 Millionen Menschen durch das Austrocknen des Tschadsees aufzuhalten, erklärt die deutsche Regierung, sie werde sich in allen internationalen Gremien diesem Projekt widersetzen, weil dadurch „eine Vielzahl von hochkomplexen ökologischen Systemen verloren gehen würde“.

  • Gleichzeitig verfolgt die EU am Mittelmeer eine Abriegelungspolitik gegenüber afrikanischen Flüchtlingen, die Tausende Flüchtlinge das Leben kostet.

Allen diesen aktuellen Ereignissen ist gemein, daß sich in ihnen ein unglaublicher Zynismus und eine ebenso unglaubliche Menschenverachtung äußern. Sie sind Folge und Ausdruck eines weitreichenden kulturellen und moralischen Verfalls, der, wenn man sich die Folgen dieser Politik vor Augen hält, immer mehr zu einer existentiellen Bedrohung für die Menschen wird.

In ihrem internationalen Internetforum vom 29. Januar warnte die Gründerin und Vorsitzende des Schiller-Instituts vor den Folgen dieser Entwicklung:

    „Ich denke, wir treten in eine Zeit ein, in der nicht nur ein Crash am Horizont steht, sondern die Auswirkungen dieser Finanzpolitik in vielen Ländern die gesamte Gesellschaft zerfallen lassen.

    Ich möchte nur zwei Situationen erwähnen: Erstens der inzwischen, ich glaube, acht Wochen lange Streik in Frankreich; darüber wird überhaupt nicht berichtet, aber ich weiß es von unseren französischen Kollegen. Diese Demonstrationen und Streiks werden immer heftiger. Das ist die Folge der Politik der Regierung, denn die französische Polizei hat die Strategie, Demonstranten in kleinen Gruppen zu isolieren und sie so praktisch in gewalttätige Reaktionen zu treiben. Das kommt nicht nur von der Antifa und dem Schwarzen Block, sondern auch von den ,Gelben Westen‘.

    Es gibt zum Beispiel Anwälte, die so wütend über den Angriff auf sie sind, daß sie zu Hunderten demonstrativ ihre Roben zu Boden geworfen haben, und Steuerberater, die ihr Steuergesetzbuch auf den Boden werfen. Das nimmt wirklich überhand. Und Macrons Regierung macht keinerlei Zugeständnisse, sondern hält absolut an der Linie von BlackRock fest, die ja eigentlich der Motor dieser Rentenreform ist.

    Wir haben jetzt eine ähnliche Situation in Deutschland, wo die deutschen Bauern, die jetzt um ihre Existenz kämpfen, ihre Taktik geändert haben. Sie machen Flashmobs bei politischen Treffen: Plötzlich tauchen 250 Traktoren auf. Sie blockieren die Lagerlieferungen der großen Lebensmittelketten. Sie sagen, daß sie jetzt ruiniert werden, weil die Nahrungsmittelketten die Preise für ihre Produkte weit unter den Paritätspreis senken, sie decken nicht einmal die Produktionskosten. Und dann gibt es die Richtlinien der Europäischen Union, die es diesen Bauern unmöglich macht, weiter zu wirtschaften.

    Wir haben es also mit einer echten sozialen Explosion zu tun, nicht nur in Ländern wie Chile, Libanon und Algerien, sondern zunehmend auch in den europäischen Ländern. Ich kann nur sehen, daß sich dies fortsetzen wird, denn wenn Leute wie [die EU-Kommissionspräsidentin Ursula] von der Leyen ihre grüne Gesetzgebung umsetzen und damit die Preise für alles erhöhen – Strom, Verkehr, Lebensmittel –, dann wird dieses soziale Ferment einfach explodieren, denn viele Menschen sind bereits am Ende ihrer Möglichkeiten.“

Wir brauchen eine neue Renaissance

Gerade in solchen Zeiten wird der Niedergang der Kultur selbst zu einer besonderen Bedrohung, und die Anhebung des kulturellen Niveaus und des damit verbundenen Menschenbildes zu einer Überlebensfrage für die Gesellschaft. Helga Zepp-LaRouche fuhr fort:

    „Ich habe eine Kampagne gestartet, einen ,Offenen Brief an die Liebhaber klassischer Musik’.1 Ich wende mich mit diesem Brief bewußt nicht nur an die Menschen in Deutschland, sondern ich möchte ihn wirklich an alle richten, die meinen, daß klassische Musik für die geistige Gesundheit und Kreativität der Menschen wichtig ist. Bitte laden Sie ihn herunter, lesen Sie ihn, verteilen Sie ihn, kommentieren Sie ihn, denn ich möchte eine Debatte anstoßen.

    Es gab diesen unglaublichen Angriff, bei dem eine sogenannte moderne Komponistin es wagte, das Finale von Beethovens Fidelio in einer Aufführung in Darmstadt zu ändern. Was dabei herauskam, war absolut schreckliche Häßlichkeit...

    Aber es geht um etwas, was meiner Meinung nach wirklich allgemeiner Natur ist.

    Wenn man sich ansieht, was in den Vereinigten Staaten geschieht, dann gibt es dort die Drogenepidemie, die Schießereien in den Schulen; es gibt sehr viel Gewalt, die sehr schnell ausbrechen kann. In Deutschland werden jetzt Kirchen ausgeraubt, Leute stehlen die sakralen Gefäße für den Gottesdienst und Bilder von den Wänden. Es gibt Angriffe auf Ersthelfer, auf die Polizei – das wird sehr, sehr häßlich. Ich denke, alle diese Symptome – von denen ich Ihnen eine lange, lange, lange Liste erzählen könnte, aber Sie kennen es wahrscheinlich alle –, alles dies sind Symptome einer zerfallenden, zusammenbrechenden Gesellschaft, wie das Ende des Römischen Reiches oder einige andere kulturelle Zusammenbrüche.

    Das ist sehr gefährlich, und deshalb halte ich es für äußerst wichtig, diesem Angriff auf die klassische Musik entgegenzuwirken. Denn wenn man sich Europa anschaut, ist Europa im Moment in einem schrecklichen Zustand. Die politische Einheit existiert nicht. Wir haben gerade festgestellt, daß die deutsche Regierung bereits 2018 auf einer Afrika-Konferenz in Berlin bewußt dem Vorschlag entgegengetreten ist, den die Regierungen der Tschadsee-Region 2018 in Abuja in Nigeria angenommen hatten, als sie die Umsetzung des Transaqua-Projekts forderte, über das wir in dieser Sendung schon oft gesprochen haben. Und Deutschland hat nur grüne Argumente angeführt, die im Grunde die koloniale Weltsicht gegenüber Afrika erhalten und die widerliche Politik der EU gegenüber den Flüchtlingen aus Afrika und Südwestasien, faktisch eine mörderische Politik, billigen. Der Papst nennt diese Lager für die Flüchtlinge ,Konzentrationslager’, was meiner Meinung nach absolut richtig ist.“

Nein zum „Eurotrash“

Sie fuhr fort: „Wenn man sich also all diese Dinge ansieht, ist das einzige Positive, was Europa noch hat – abgesehen von seinem Potential, ein industrielles Kraftzentrum zu sein, wenn wir unseren Kurs ändern; aber danach sieht es im Moment nicht aus, wenn man sich die EU ansieht -; das einzige, was wir haben, ist unsere große klassische Tradition, die italienische Renaissance, auf die Präsident Trump in seiner Rede in Davos Bezug nahm, indem er auf die Kuppel des Doms von Florenz verwies, indem er die schöne Kathedrale Notre Dame in Paris erwähnte, indem er auf die europäischen Kathedralen verwies. Dieses edle Menschenbild, einschließlich der deutschen Klassik, der deutschen, italienischen und anderen klassischen Musik im allgemeinen – das ist das wertvollste Erbe Europas, das wir zur Gestaltung eines Neuen Paradigmas auf der Welt beitragen können.“

Aber statt dessen werde quasi als Fortsetzung der Tätigkeit des Kongresses für kulturelle Freiheit (CCF) nun auch die klassische Musik selbst zerstört, nachdem man es schon seit langem mit widerlichem Regietheater zu tun hat. „Man kann seit geraumer Zeit nicht mehr in ein deutsches Theater gehen, ohne daß Menschen auf der Bühne kopulieren, nackt sind und absolut obszöne Dinge tun. András Schiff, der große Pianist, schrieb einen Artikel, in dem er sagt, daß diese Art von Theater in New York als ,Eurotrash’ bezeichnet wird.2 Was diese unsägliche sogenannte Komponistin in dieser Neufassung des Finales von Fidelio getan hat, ist nichts als Eurotrash; und das ist ein milder Ausdruck für das, was dort präsentiert wurde.“

Sie schloß: „Wir müssen die klassische Kultur verteidigen. Wir müssen zu der Idee zurückkehren, daß wir Schönheit in der Kunst brauchen. Ich stimme voll und ganz mit Friedrich Schiller überein, der in einem Briefwechsel mit seinem Freund Christian Körner sagte, daß Kunst, die nicht schön ist, keine Kunst ist...

Ich bitte also wirklich alle, die spüren, daß wir nicht zulassen können, daß diese Zerstörung der großen Kultur weitergeht, daß Sie sich uns anschließen und daß wir als Gegenpol dazu wirklich eine Renaissancebewegung schaffen.

Das ist ganz im Sinne meines verstorbenen Mannes Lyndon LaRouche. Sein Geist ist lebendig, zumal alle seine Prognosen in Bezug auf das Finanzsystem, die strategische Situation, immer deutlicher werden; es gibt eine wachsende Anerkennung der zunehmenden intellektuellen Rolle des Werkes meines verstorbenen Mannes. Ich möchte dazu ermutigen, die Forderung nach seiner Rehabilitierung immer wieder aufzugreifen, denn die Menschen brauchen einen unverstellten Zugang zu seinen Werken. Denn das, was große Denker geschrieben haben, was große Komponisten komponiert haben, gibt uns die innere Kraft, aus dieser Krise der Menschheit herauszukommen. Helfen Sie uns also, diese Renaissance-Bewegung real zu machen!“


Anmerkung

1. Siehe Neue Solidarität 4/2020.

2. Siehe https://www.nzz.ch/feuilleton/buehne/was-zum-teufel-ist-mit-dem-deutschen-theater-los-1.18451139