Die Regierung entschied sich bewußt für die Totalüberwachung
Kirk Wiebe, früherer NSA-Beamter und Mitstreiter Bill Binneys,
berichtete über ihren Kampf gegen den Mißbrauch der NSA zur Überwachung
unbescholtener Bürger.
Hallo, mein Name ist Kirk Wiebe. Ich bin ein langjähriger Kollege und
Freund von Bill Binney, und wir haben zusammen einige Kämpfe durchgemacht,
einige feindselige Aktionen der US-Regierung gegen uns. Gott sei Dank haben
wir sie überlebt. Aber ich möchte, daß Sie, die Zuhörer, den Hintergrund des
Russiagate und einiger anderer Dinge verstehen, die passieren, besonders den
Mißbrauch, die illegale Nutzung der Überwachungskapazitäten der US-Regierung
gegen Donald Trump und andere Personen, die mit seiner Regierung in Verbindung
stehen. Damit meine ich die Tatsache, daß Bill an mehreren eidesstattlichen
Erklärungen in Gerichtsverfahren beteiligt ist – u. a. im Verfahren gegen
Roger Stone, dem der Präsident gerade Straferlaß gewährt hat –, aber nicht vor
Gericht aussagen durfte. Und ich glaube, ich kann Ihnen sagen, warum. Aber Sie
müssen im Kontext der letzten 20 Jahre verstehen, was zu dieser Situation
geführt hat, die es diesen Leuten ermöglicht, sehr, sehr mächtige
Überwachungskapazitäten zu mißbrauchen oder illegal gegen uns – gegen Sie alle
– einzusetzen.
Als die NSA, darunter Bill und ich, in den 90er Jahren die Entwicklung der
Kommunikationsmöglichkeiten erforschten – etwa in den Jahren 1995, 1996, 1997
–, wurde klar, daß dieses Ding namens Internet auf dem Vormarsch war und sich
schnell ausbreitete. Alle möglichen Anwendungen – diese kleinen Symbole, die
man auf dem Computer, dem Telefon oder was auch immer findet – florierten,
fast über Nacht wurden immer neue Möglichkeiten der Interaktion zwischen
Menschen entwickelt. Und das Endresultat ist, daß wir alle sehr verkabelte
Menschen sind. Viele von uns haben mehr als ein Telefon in ihren Familien,
mehrere Computer; heute ist oft sogar Ihr Kühlschrank mit dem Internet
verbunden!
Nun, all dies hat sehr positive Aspekte, aber es gibt auch einige negative:
Wenn diese Leute bildlich gesprochen in diesen Draht, der das Internet im
Grunde genommen ist, hineinkriechen können, dann können sie auf Ihr Telefon
zugreifen, auf Ihren Computer, auf Ihren Kühlschrank.
Aber warum sollten die das tun? Nun, sie wollen Sie überwachen. Damals, als
die Vereinigten Staaten für ihre Unabhängigkeit kämpften, wollte der König von
England in das Haus eines jeden Bewohners der Kolonien einen Soldaten
postieren. Warum? Damit er die Stimmung in der kolonialen Struktur beobachten
und überwachen konnte – diese Sonderlinge, die in den Vereinigten Staaten
lebten und die er unter Kontrolle halten wollte. Und das ist einer der
Faktoren, der zur Revolution der Vereinigten Staaten gegen England führte. Die
Menschen wollen Privatsphäre. Und das spiegelt sich letztlich wider in unserer
Verfassung, in der Verfassung der Vereinigten Staaten, in Artikel 4 der Bill
of Rights. Und wir – Bill und ich, die unter dieser Verfassung aufgewachsen
sind und die zu verteidigen wir geschworen haben –, sind überzeugt, daß dieses
Recht auf die gesamte Weltbevölkerung ausgedehnt werden sollte. Mit anderen
Worten, warum sollte jemand unschuldige Menschen ausspionieren wollen – warum?
Es gibt dafür keinen Grund! Es ist schwer genug, die Bösewichte zu fangen,
warum also die Dinge komplizieren?
Als Bill und ich also an Möglichkeiten arbeiteten, wie die NSA das Internet
ausnutzen oder benutzen könnte, um Terroristen zu fangen, um Menschen zu
identifizieren, die Bombenanschläge planen oder was immer es auch sein mag,
stellten wir sicher, daß wir Schutzmaßnahmen für unschuldige Menschen
einbauten.
Der technische Aufbau des Internets macht uns das möglich. Die Dinge
fliegen nicht einfach im freien Raum herum. Genauso wie Sie eine Telefonnummer
haben, die Ihnen als Person zugeordnet ist, oder eine E-Mail-Adresse oder
etwas in der Art, funktioniert das Internet nach demselben Prinzip: Es gibt
sogenannte IP-Adressen – Internetprotokolle –, die jedem Kommunikationsgerät
zugeordnet sind. Und das wird überwacht und kann überwacht werden. Wir
verwendeten diese Informationen, um jeden auszuschließen, der nicht der
Definition eines Terroristen oder eines bekannten Kriminellen entspricht, oder
von jemandem, der nachweislich unter dem Verdacht steht, Teil einer
terroristischen oder kriminellen Organisation zu sein. Wir hatten also, wenn
Sie so wollen, eine Möglichkeit, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Leider wurde Bill Binney eines Abends angewiesen, diese Schutzvorkehrung zu
beseitigen. Und seitdem betreibt die NSA eine ungezügelte Überwachung und
sammelt alles über jeden, was sie kann. Buchstäblich alles? Nein. Aber es ist
so viel, daß die Chancen gut stehen, daß sie, wenn sie etwas über Sie wissen
wollen, auch etwas über Sie wissen können. Das verstieß alles gegen den
Grundsatz der Privatsphäre nach der Verfassung der Vereinigten Staaten, aber
das war ihnen egal. Die Möglichkeit, es zu tun, war zu verführerisch. Und so
geraten die Menschen, so gerät die Menschheit auf Abwege. Sie neigen immer
dazu, Dinge zu vermasseln, und das haben sie hier getan.
Wären vor 20 Jahren Bill Binneys Schutzmaßnahmen in die
Überwachungsprogramme der NSA eingebaut worden, dann wäre Überwachung heute
gar kein Thema, und FISA und all diese Dinge, die Sie hören, die gegen die
Regierung Trump eingesetzt werden. Die Leute wären gar nicht in der Lage
gewesen, unschuldige Menschen zu überwachen. Aber die Regierung hat sich
bewußt dafür entschieden, das nicht einzubauen. Und sie wollen nicht, daß Sie
erfahren – sie wollen keinen nationalen Aufruhr, sie wollen keinen globalen
Aufruhr –, daß das alles mit ein paar einfachen Schritten zu beheben ist. Das
ist nicht schwer, man braucht nur den Willen, es zu tun.
Das ist also der Hintergrund für all das, den ich weitergeben wollte, um
sicherzustellen, daß Sie es verstehen.
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