Friedrich Schiller Denkmal
Friedrich Schiller



Hauptseite
       

Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

Gut sein – oder erhaben?

Von Anastasia Battle

Anastasia Battle von der LaRouche-Jugendbewegung hielt bei der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 13. Dezember den folgenden Vortrag.

Hallo zusammen! Mein Name ist Anastasia Battle. Ich möchte Ihnen danken, daß Sie heute bei uns sind, und ich möchte dort weitermachen, wo mein Freund David Shavin mit Fidelio aufgehört hat, denn die Person, über die ich heute sprechen möchte, ist die, über die Beethoven geschrieben hat, und das war der Marquis de Lafayette.

Ich möchte über ihn sprechen, weil wir uns in einem ziemlich dringenden Moment der Geschichte befinden. Es ist eigentlich erstaunlich, wenn man an das ganze Potential denkt. Hier in den Vereinigten Staaten habe ich als Amerikanerin große Angst davor, was passieren wird, wenn wir nicht erfolgreich sind, aber ich bin auch sehr gespannt, was passieren wird, wenn wir Erfolg haben.

Ich möchte darauf eingehen, welche besondere geistige Qualität unseren Erfolg ausmachen wird. Denn die Fähigkeit, sich selbstbewußt zu verändern und in einem entscheidenden Moment der Geschichte auf eine höhere Ebene zu erheben, wird ausschlaggebend dafür sein, wie unser Handeln einen erfolgreichen Wandel schafft – statt einer Tragödie. Diese Qualität nennt man das Erhabene.

Es gibt viele Momente in der Geschichte, in denen die erhabene Idee, die Verkörperung des Erhabenen, ausschlaggebend war. Ich möchte über den Marquis de Lafayette sprechen, weil er das Privileg hatte, sowohl an der Amerikanischen Revolution als auch an der Französischen Revolution teilzunehmen. Das waren zwei unterschiedliche Situationen, zwei sehr unterschiedliche Revolutionen.

Der Marquis de Lafayette war ein junger Mann von etwa 17 Jahren, als er zum ersten Mal von den Freimaurern wahrgenommen wurde. Vor allem Benjamin Franklin hatte Kontakte in der ganzen Welt, die nach solchen republikanischen Typen suchten, nach jungen, geistig aktiven Menschen, und wollte sie für die Amerikanische Revolution rekrutieren. Der Marquis kaufte sich schließlich sein eigenes Schiff, fuhr gegen den Befehl des Königs in die Kolonien – und wurde nicht nur einmal, sondern zweimal vom Kongreß abgewiesen. – Sehen Sie, der Kongreß ist heutzutage genauso frustrierend. – Erst als Ben Franklin persönlich einen Brief an George Washington schrieb, wurde es dem Marquis de Lafayette erlaubt, an der Amerikanischen Revolution teilzunehmen.

Nachdem er beigetreten war, bewies er wirklich seine Tapferkeit. Er war unglaublich intelligent und wurde definitiv für die republikanische Ideologie gewonnen. In einer Schlacht nach der anderen bewies er seine Tapferkeit und war schließlich in der Lage, Teile des Militärs anzuführen. Er wurde praktisch Washingtons rechte Hand, fast so etwas wie sein Sohn, wenn man einige der Briefe liest, die sie wechselten. Er war einer der Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung und kämpfte bis zum Schluß dafür, daß diese Ideen umgesetzt wurden. Er half dabei, Frankreich zu rekrutieren, das Britische Empire zu besiegen.

Erklärung der Menschenrechte und Unabhängigkeitserklärung

Als der Marquis also nach einer Weile nach Frankreich zurückkehrte, wurde es immer klarer, daß es zu einer Revolution kommen würde. Ich werde hier nicht jedes Detail durchgehen, aber der Marquis schrieb etwas – das war im Jahr 1789 –, was sich die Erklärung der Menschenrechte nennt. Wenn ich das nun vorlese, möchte ich Sie bitten, auf den Unterschied zwischen der Erklärung der Menschenrechte und der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung zu achten. Ich möchte, daß Sie hier „zwischen den Noten lesen“. Hören Sie genau zu, um den Unterschied zu verstehen. Hier ist also die Erklärung der Menschenrechte:

    „Die Natur hat die Menschen frei und gleich gemacht; die notwendigen Unterscheidungen in der sozialen Ordnung beruhen nur auf dem allgemeinen Nutzen.

    Jeder Mensch ist mit unveräußerlichen und unumstößlichen Rechten geboren; diese sind die Freiheit seiner Meinung, die Sorge für seine Ehre und sein Leben, das Recht auf Eigentum, die gesamte Verfügung über seine Person, seinen Fleiß und alle seine Fähigkeiten, die Mitteilung seiner Gedanken mit allen möglichen Mitteln, das Streben nach Wohlstand und der Widerstand gegen Unterdrückung.“

Vergleichen Sie das mit dem hier:

    „Wenn es im Laufe der menschlichen Ereignisse für ein Volk notwendig wird, die politischen Bande, die es mit einem anderen verbunden haben, aufzulösen und unter den Mächten der Erde die getrennte und gleiche Stellung einzunehmen, zu der es nach den Gesetzen der Natur und des Gottes der Natur berechtigt ist, so erfordert es die anständige Achtung vor den Meinungen der Menschen, daß sie die Gründe erklären, die sie zu dieser Trennung treiben.

    Wir halten diese Wahrheiten für selbstverständlich, daß alle Menschen gleich geschaffen sind, daß sie von ihrem Schöpfer mit bestimmten unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind, daß unter diesen Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit sind.“

Haben Sie den Unterschied gehört? Wenn ich die Erklärung des Marquis de Lafayette lese, kommt mir das unglaublich pragmatisch vor. Was sind die Rechte, die er beschreibt? Das Recht auf Ihre Meinung, das Recht auf Ihre Ehre und Ihr Leben, das Recht auf Ihr Eigentum, auf die Entfaltung von Ihrem Fleiß und Ihren Fähigkeiten. Das sind sehr praktische Rechte.

Wenn man dagegen den Anfang der Unabhängigkeitserklärung liest, geht sie sofort vom Prinzip aus: das Recht auf Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit. Es hat viele Debatten über die Glückseligkeit gegeben, aber ironischerweise stammt diese Idee der Glückseligkeit von Gottfried Leibniz. Es ist die Idee jener Glückseligkeit, die man bekommt, wenn man eine grundlegende Entdeckung über das Universum, über Gott macht. Wenn man versucht zu verstehen, wie etwas funktioniert.

Der Unterschied in der Dynamik ist ziemlich klar. Zu dieser Zeit gab es in den Vereinigten Staaten eine Alphabetisierungsrate von 90%. Das war nicht nur die Oberschicht, die Leute mit viel Geld; es gab Bauern und Arbeiter, die Latein und Griechisch lesen konnten, die Platon lasen. Es gab Leute, die tatsächlich in der Lage waren, darüber zu diskutieren, welche Art von Regierung man schaffen will. Das war ein Prozeß, der in den Kolonien schon seit einiger Zeit im Gange war, um diese Art von Bildungssystem zu schaffen.

Schauen wir nun zurück nach Frankreich. Zu dieser Zeit gab es 22 Millionen Bauern, von 26 Millionen Einwohnern, von denen die meisten Analphabeten waren, sie konnten weder lesen noch schreiben. Wenn sie es konnten, war es auf ihre Berufe beschränkt. Das machte es für die Briten unglaublich einfach, sie zu manipulieren. Die Briten kauften Weizen auf, kauften Lebensmittel auf und horteten sie, sie verhinderten, daß die französische Bauernschaft Nahrung bekam und erzeugten so eine Hungersnot. Sie verbreiteten Lügen über Marie Antoinette und sorgten so für immer mehr Unruhe.

Nicht in die Falle von Ideologien tappen

Das war also das Umfeld für den Marquis de Lafayette. Er war ein guter Mensch. Frankreich, das war eine Nation, die Huyghens förderte; die Leibniz förderte; die die Ecole Polytechnique schuf; das ist es, wo Monge hervorkam. Es ist keine Nation ohne höhere Vorstellungen oder republikanische Ideen. Sonst hätte Frankreich sicherlich nicht jemanden wie den Marquis de Lafayette hervorgebracht.

Aber weil man in der Bevölkerung nicht den Wunsch nach diesem höheren Menschenbild hatte, führte dies schließlich zur Kapitulation des Marquis de Lafayette vor dem König. Er willigte schließlich in eine konstitutionelle Monarchie ein und verlor dadurch viel Vertrauen in der Bevölkerung. Am Ende mußte er aus Frankreich fliehen und wurde gefangen genommen, und darum geht es in der Oper Fidelio, die beschreibt, daß er am Ende freigelassen wird.

Ich will damit sagen, daß es nicht reicht, einfach nur „gut zu sein“. Genau wie bei König Lear. Wenn Sie König Lear nicht gesehen haben, empfehle ich auf jeden Fall, es zu sehen oder zu lesen. Es macht sehr viel Spaß, es zusammen mit ein paar Freunden zu lesen. Sie können es sogar mit uns machen, ich bin sicher, wir können eine Gruppe von Leuten zusammenbringen, um es gemeinsam zu lesen.

Cordelia, die Tochter von König Lear, weiß es eigentlich besser. Sie weiß, daß sie anders handeln müßte, als sie es tut, obwohl sie nichts falsch macht. Sie war im Recht, sie wußte, daß ihre Schwestern im Unrecht waren. Aber sie hat ihren kulturellen Neigungen nachgegeben und blieb trotzdem in einem tragischen System gefangen. Das ist leider das, was dem Marquis de Lafayette passierte, als er nach Frankreich zurückkehrte.

Heute sehe ich etwas ähnliches in den Vereinigten Staaten. Wenn ich zu einigen dieser politischen Kundgebungen gehe und Leute organisiere, gibt es da Leute, die aus dem Film Braveheart zitieren, als ob das die Idee der Amerikanischen Revolution gewesen wäre. Das ist doch lächerlich! Sie haben eine total romantische Vorstellung von der Amerikanischen Revolution.

Wenn wir in der Lage sein wollen, eine erfolgreiche Veränderung in den Vereinigten Staaten zu erreichen, und überall sonst auch, dann müssen wir uns ernsthaft ansehen, was die Prinzipien der Menschheit sind: Was sind die höchsten Ideale der Menschheit? Wir dürfen nicht in die Falle von Ideologien tappen, nicht in die Falle, an dem festzuhalten, was in der letzten Zeit war – sondern sich dafür einsetzen, etwas Neues zu schaffen. Weil man weiß, was die Prinzipien der Menschheit sind.

Ich möchte jeden, der sich diese Konferenz gerade ansieht, herausfordern, wirklich tief in sich zu gehen und sich zu fragen, ob man einfach nur ein guter Mensch ist und nichts falsch macht? Oder versuchen Sie, sich selbst herauszufordern, sich zu dieser höheren Idee des Erhabenen zu erheben?

Vielen Dank für Ihre Zeit, und genießen Sie den Rest der Konferenz.