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Friedrich Schiller



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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

Die Notwendigkeit einer neuen klassischen Renaissance und der Weg dahin

Von Jacques Cheminade

Jacques Cheminade hielt am 13. Dezember die Hauptrede des Schlußabschnitts der Internetkonferenz des Schiller-Instituts.

Wenn man alles betrachtet, was während dieser Konferenz gesagt wurde, ist das Richtigste, das Menschlichste, was wir uns fragen müssen, warum es keine Massenbewegung des vereinten Widerstands gegen das gibt, was uns widerfährt – eine Bewegung auf der Grundlage der Vernunft, auf der Einheit des Guten, Gerechten, des Schönen und Wahren. In unserer westlichen Welt gibt es Proteste, aber meist zu einzelnen Themen, getrieben von Wut, Ressentiments und Opferrhetorik, nicht von Agapē und Vertrauen auf ein gemeinsames Wertefundament.

Unsere Institutionen lassen Millionen von Menschen verhungern, Wahlen werden zu einem Theater des organisierten Betrugs, die Macht wird vollständig auf die Zentralbanken gegen die Regierung des Volkes verlagert, während das NATO-Kommando einen Vorkriegszustand gegen Nationen schafft, die sich weigern, Teil ihres finanziell-militärischen Komplexes zu sein. Als ich ein junger Mann war, demonstrierten wir zu Hunderttausenden auf den Straßen gegen den Krieg und für eine gerechtere Regierungsform zur Sicherung des Friedens. Was geschieht heute? Es gärt, aber es gibt keine globale Mobilisierung.

Unsere Herausforderung ist, die Menschen, die Teil der Lösung sein wollen, zusammenzubringen und sie mit einer Kultur des Lebens und der Entdeckung zu inspirieren, die auf einer anderen Denkweise gründet, damit wir gegen jede vorgegebene Macht oder Institution gewinnen können.

Einstein hat gesagt, um eine Lösung für ein Problem zu finden, kann man nicht auf der Ebene der Begriffe bleiben, auf deren Grundlage das Problem entstanden ist, sondern man muß eine höhere Ordnung des Denkens schaffen. Für dieses wissenschaftliche Ziel ließ er sich nicht von mathematischen Formeln oder Sinnesgewißheit inspirieren, sondern von der Kraft der Musik, der Quelle der menschlichen Schöpfung.

Dies ist das Jahr des Künstlers und Wissenschaftlers Beethoven. Eine Lösung beginnt damit, wie Lyndon LaRouche sagte, so zu denken wie Beethoven, um „Erde und Himmel erzittern zu lassen“, wie er nach der Uraufführung seiner Eroica-Sinfonie sagte. Nicht so, wie es ein Romantiker verstehen würde, indem er das Ausmaß an Klangintensität und emotionalem Pathos erhöht, sondern indem er in die Tiefe geht und den Ausdruck des menschlichen schöpferischen Potentials für alle erfahrbar macht, statt bloß als Besitz einer oligarchischen Minderheit.

Ästhetische Erziehung

Ich weiß, einige Leute würden sagen, all dies sei bloßes Gerede, das man nicht braucht, um zu handeln. Aber gerade diese Überzeugung ist im Gegenteil der wahre Grund für das Scheitern menschlicher Revolutionen. Es handelt sich dabei, genauer gesagt, um die Sichtweise des britischen oder allgemeiner des imperialen Pragmatismus und des Drucks, „praktisch“ zu sein. Es ist ein Rezept, entweder zu verlieren oder sich persönlich zu unterwerfen.

Es ist das, was Friedrich Schiller in seinem Zehnten Brief Über die ästhetische Erziehung des Menschen als die beiden Irrwege seiner Zeitgenossen der Französischen Revolution definiert: Man wird entweder Opfer von Wildheit, Gehorchen gegenüber irrationalen Instinkten, oder von Verfall und Zusammenbruch der Moral – dem barbarischen Glauben, ein für allemal das wahre politische Schema zu besitzen, das es erlaubt, alle zu guillotinieren, die sich einem in den Weg stellen, alle Verräter zu zerschlagen.

Deshalb muß man, um ein wahrer, wirkender Diener der Menschheit zu werden, der zum Vorteil des anderen handelt, zuerst seinen Charakter veredeln, verbessern, sein Gewissen prüfen, um das zu sein, was die Amerikaner „fit for the job“ nennen.

Lassen Sie mich erklären, was ich meine, indem ich Schillers Neunten Ästhetischen Brief zitiere, als ein Geschenk an das zukünftige Engagement für Sie junge Menschen, von dem das Schicksal der Menschheit abhängt, solange Sie für die politische Aufgabe, die Welt zu verbessern, Ihr Inneres ständig verwandeln:

    „Dringend spricht das Unglück seiner Gattung zu dem fühlenden Menschen, dringender ihre Entwürdigung, der Enthusiasmus entflammt sich, und das glühende Verlangen strebt in kraftvollen Seelen ungeduldig zur Tat. Aber befragte er sich auch, ob diese Unordnungen in der moralischen Welt seine Vernunft beleidigen oder nicht vielmehr seiner Selbstliebe schmerzen? Weiß er es noch nicht, so wird er es an dem Eifer erkennen, womit er auf bestimmte und beschleunigte Wirkungen dringt. Der reine moralische Trieb ist aufs Unbedingte gerichtet, für ihn gibt es keine Zeit, und die Zukunft wird ihm zur Gegenwart, sobald sie sich aus der Gegenwart notwendig entwickeln muß.

    Gib also, werde ich dem jungen Freund der Wahrheit und Schönheit zur Antwort geben, der von mir wissen will, wie er dem edeln Trieb in seiner Brust, bei allem Widerstande des Jahrhunderts, Genüge zu tun habe, gib der Welt, auf die du wirkst, die Richtung zum Guten, so wird der ruhige Rhythmus der Zeit die Entwicklung bringen...

    Fallen wird das Gebäude des Wahns und der Willkürlichkeit, fallen muß es, es ist schon gefallen, sobald du gewiß bist, daß es sich neigt, aber in dem innern, nicht bloß in dem äußern Menschen muß es sich neigen...

    Und damit es dir nicht begegne, von der Wirklichkeit das Muster zu empfangen, das du ihr geben sollst, so wage dich nicht eher in ihre bedenkliche Gesellschaft, bis du eines idealischen Gefolges in deinem Herzen versichert bist. Lebe mit deinem Jahrhundert, aber sei nicht sein Geschöpf; leiste deinen Zeitgenossen, aber, was sie bedürfen, nicht, was sie loben.“

    Schließlich betont Schiller: „Der Ernst deiner Grundsätze wird sie [die Zeitgenossen] von dir scheuchen“ – sie würden wohl fürchten, noch einen abstrakten „Pep-Talk“ mehr zu bekommen – „aber im Spiele ertragen sie sie noch; ihr Geschmack ist keuscher als ihr Herz, und hier mußt du den scheuen Flüchtling ergreifen.“

Pädagogischer Dialog

Das sagt schon der von Schiller und Beethoven oft zitierte Platon in seinem siebten Buch des Staats, nachdem er das sogenannte Höhlengleichnis entwickelt hat. Er betont, um die unbedingte Pflicht zu erfüllen, in das sinnliche Universum einzugreifen, um das Gute zu erreichen – das, was sonst unter dem Namen „Politik“ bekannt ist –, müsse man zuerst das Intelligible erforschen, mit den Mitteln der Geometrie des Ohrs – der Musik – und der Geometrie des Auges – der Astronomie. Und er sagt weiter, bei der Kindererziehung dürfe man niemals Gewalt oder die „Sprich mir nach“-Methode anwenden, sondern man müsse sie spielerisch zum Lernen bringen, was der beste Weg ist, um das Potential eines jeden herauszufinden.

Diejenigen von uns, die mit Lyndon LaRouche zusammengearbeitet haben oder sich, viel weiter in der Vergangenheit, mit Erasmus von Rotterdam befaßten, erkennen hier den pädagogischen Dialog zwischen zwei oder mehreren Menschen. Schon im Athen des Jahres 410 v. Chr. fügt Platon hinzu, daß Frauen und Männer in Bezug auf das Wachsen, die Entwicklung ihrer schöpferischen Kräfte, gleich sind und in gleicher Weise erzogen werden sollen, als ein Verfassungsprinzip der Stadt.

Platon setzt dann hinzu, daß man mit Heranwachsenden äußerst vorsichtig sein sollte. Wenn sie zu früh in der Kunst der Dialektik als solcher erzogen werden, und dies innerhalb einer kompetitiven Umgebung, dann könnten sie es dazu benutzen, zu widersprechen nur um des Widerspruchs willen, und sie könnten sogar Vergnügen daran haben, wie ein Rudel junger Hunde an anderen zu zerren und zu reißen.

Er ruft nicht dazu auf, die Alten als solche zu respektieren, aber immer von ihrem Wissen zu lernen, um es besser zu machen, wie die Sänger in einem Chor. Später, im 16. Jahrhundert, sagte der französische Autor Jean Bodin in seinem Sechsten Buch der Republik in Anlehnung an Platon, eine gute Regierung sei diejenige, die eine Einheit schafft, eine Komposition von „Dissonanzen“ – er meinte einen Chor aus verschiedenen, gekreuzten Stimmen –, um ein „schönes Gut“ zu erreichen.

Dazu ließe sich noch viel mehr sagen, aber dies ist der Geist einer neuen Renaissance, die zu schaffen unsere Aufgabe ist.

Wir Franzosen sind manchmal ein eigenartiges Volk; wir identifizieren das Wort „klassisch“ mit der gezähmten, in ein Korsett gezwängten, närrischen Kultur am Hof Ludwigs XIV. und dann Napoleons. Ich ziehe es daher vor, von einer „neuen Renaissance-Kultur“ zu sprechen, inspiriert von den Prinzipien, die ich zu beschreiben versucht habe, und unter Berücksichtigung dessen, was passiert, wenn sie nicht erreicht wird: die tödliche und lächerliche Welt des Boccaccio, eine Welt, die von Wucher und Pest geplagt ist – so ähnlich die unsere.

Das Schlachtfeld in den Köpfen

An diesem Punkt kommt unsere notwendige Untersuchung des Bewußtseins. Wir brauchen die Inspiration all derer, die sich weigerten, sich zu beugen, und die über die etablierten, herrschenden Mächte lachten: die Rabelais’, Cervantes’ und Heines. Wir stehen vor der schlimmsten Form der Bedrohung, denn das Schlachtfeld befindet sich mehr denn je in unseren Köpfen, und die Herausforderung besteht darin, unsere Emotionen zu erziehen, um die schöpferischen Kräfte unserer Seelen zu nähren. Wir sollten uns darüber bewußt sein, was über unseren Köpfen hängt, und wie lächerlich unmenschlich es ist - viel schlimmer als das, was seinerzeit Edgar Allan Poe in seinen urkomischen politischen Angriffen aufzeigte.

Werfen wir einen Blick auf die Welt um uns herum. Für diejenigen von uns, die nichts anderes kennen, ist es notwendig, zu ermessen, was uns allen angetan wird. Die vorherrschende Gegenkultur verbreitet sich parallel zur finanziellen Deregulierung, besonders seit dem 15. August 1971, um die Auslöschung moralischer Maßstäbe zu fördern – eine moralische und geistige Deregulierung. Am offensichtlichsten ist die Gegenkultur der Bildschirme, die mit Gewalt, Sucht und Frustration verbunden ist, wie bei den meisten Videospielen. Die Egoshooter-Spiele sind ein direkter Auswuchs des militärischen Trainings, insbesondere für die Navy Seals, um in Menschen, die bis dahin nicht „fähig“ waren, zuerst zu schießen, einen Reflex zum sofortigen Töten zu erzeugen.

Unsere Kinder sind also die Versuchskaninchen einer solchen bestialischen Erniedrigung; auch wenn sie Avatare töten, sind sie psychisch geschwächt, die Hemmschwelle zum Töten oder allgemeiner der Respekt vor elementarem menschlichen Anstand ist aufgehoben. Wer nicht tief betroffen ist, verfällt entweder in ein asoziales Verhalten wie die japanischen Hikikomori, oder wird immer unfähiger, seinen Geist auf kreative Prozesse zu konzentrieren. Ich wurde noch nie so sehr von Journalisten angegriffen, die vorgeben, die Lebensweise der jüngeren Generationen zu verteidigen, als in dem Moment, als ich von dem „geistigen Konzentrationslager ohne Tränen“ sprach.

Das Schlimmste daran ist, daß es nicht mit gewaltsamen Mitteln durchgesetzt wird, jedenfalls außerhalb der Ausbildung von polizeilichen oder militärischen Spezialeinheiten, sondern durch eine süchtig machende freiwillige Fesselung, eine Sucht nach bestialischen Verhaltensweisen, die auf der „Verhaltenswissenschaft“ basiert, jener modernen Version von Norbert Wieners Kybernetik und von Burrhus Fredric Skinners „operativer Konditionierung“, die Spontaneität und Verführung zur Gedankenkontrolle miteinander verbindet. Sein Buch Verbal Behavior war und ist eine Standardreferenz für die Manipulation von Sprache, über das Orwellsche „Neusprech“ hinaus.

Das Äquivalent in der Ökonomie, die Verhaltensökonomie, regiert direkt oder indirekt an den meisten westlichen Universitäten und ist mit einer Spieltheorie verbunden, die natürlich nichts mit Schillers oder Platons spielerischer Einweihung kreativer Köpfe zu tun hat, sondern auf dem Glücksspiel basiert, um Vermögenswerte gegen die anderen Spieler zu gewinnen. Auf der Ebene der Beziehungen zwischen Nationen nennt man das Geopolitik oder „Pompeoismus“, wo ein Spieler alles gewinnen und die anderen demütigen will - ein geistiger Lebensraum, der zwangsläufig zum Krieg führt.

Mit einem Wort, es ist eine barbarische Welt. Sie wird auf unterschiedliche Art und Weise durch öffentlich-rechtliche Serien in unsere Privathaushalte transportiert, sei es Games of Thrones, House of Cards, Casa de Pael und viele andere, alle nach dem gleichen Grundmodell: Macht um der sadistischen Herrschaft, der Lust und der monetären Perversionen willen.

Das Endergebnis ist eine Entfremdung und Entsozialisierung des Geistes und die Ersetzung der menschlichen Musik – erinnern Sie sich an Einstein – durch Assoziationen von Klängen, die sogenannte Weltmusik. Das ist eine rein künstliche Schöpfung, eine Verwandlung der Musik in eine Droge, die automatisch primitive Emotionen hervorruft, durch Zustände von fast Trance und Hypnose, wobei das Tanzen aus organisierten dissoziativen Gesten besteht, in einer Welt von Farben und Klängen, die neurologisch programmiert sind, eine Software-Implementierung von Sätzen von datenbasierten Emotionen. Das Produkt ist in attraktive Farben und Klänge gehüllt: der Große Bruder, der unter dem Deckmantel eines Sugar Daddy über uns alle wacht.

Für die höheren Klassen gibt es gemeinsame mathematische Codes. Ich mußte leider oft französische Solisten hören – aber andere sind nicht viel besser –, die die Partitur technisch einwandfrei spielen, ohne daß irgend etwas von der menschlichen Absicht des Komponisten übrig bleibt.

Der gemeinsame Nenner des Volkes und der Oberschicht ist das Fehlen einer wahren menschlichen Seele, innerhalb eines in Pixel verwandelten sozialen Lebens. Ein befreundeter Pianist ist entsetzt, weil selbst seine besten Schüler nur versuchen, den Notentext zu spielen, aber unfähig sind, zu begreifen, daß Musik zwischen den Noten liegt, weil sie wie perfektionierte Software darauf trainiert wurden, den Zwängen ihres westlichen Publikums zu gefallen. Ansonsten entlädt sich die Wut im Regietheater, wo man nach dem Vorbild eines Erschießungskommandos Schauspieler und Solisten organisiert, um auf die Meisterwerke der menschlichen Schöpfung zu schießen, so wie die Hinrichtung von Beethovens Fidelio, über die Helga Zepp-LaRouche als schreckliches Erlebnis in einem deutschen Theater berichtet.1

Quellen der Inspiration

Auf die Klassiker zurückzugreifen, bedeutet nicht, Lösungen zu finden, um unsere Ängste zu besänftigen. Es bedeutet, Inspirationsquellen für unser Handeln und Schaffen zu erkunden, nicht Parodien oder Persiflagen. Wir sollten die Lockdown-Bedingungen, die in den meisten unserer Länder verhängt wurden, dazu nutzen, unsere dringend benötigte Renaissance vorzubereiten, die die Voraussetzung dafür ist, daß die menschliche Gattung den Beweis erbringt, daß sie überlebensfähig ist.

Lassen Sie mich dazu mit einem Beispiel aus China schließen. Der Konfuzianismus ist der Leitfaden von Chinas grundlegendstem Beitrag zum universellen Humanismus. Aber es ist häufig passiert, daß der Konfuzianismus verzerrt, versteinert oder von unliebsamen Mächten übernommen wurde. Doch dann lebte er wieder auf, immer wenn er vor einer Herausforderung durch andere Kulturen stand. Das nestorianische Christentum, der barmherzige Buddhismus, das Judentum und der Islam zwangen den Konfuzianismus, immer wieder neu seine Quellen zu finden, bis heute, wo er im Dialog mit der westlichen Wissenschaft die Bemühungen von Leibniz und seinen Jesuiten-Mitarbeitern aus dem 17. und 18. Jahrhundert erneuert.

Wir dürfen nicht nur optimistisch sein, sondern wenn wir unser Wissen über unser Universum im Vergleich zu dem betrachten, was es zu Beginn des 20. Jahrhunderts war, können wir nicht anders, als wieder Entdecker des noch zu Erkennenden zu werden. Es ist diese Qualität des Erforschens und Aufrechterhaltens des natürlichen Gesetzes des Universums, die wir erneuern müssen, nicht abgehoben in den Wolken und nicht nur in den Büchern, sondern in unserer Fähigkeit, uns um die anderen in unserem täglichen Leben zu kümmern.

Schauen Sie sich den Refrain von Beethovens Neunter Sinfonie an, den die Europäische Union als „Hymne an die Freude“ zur Geisel genommen hat. Erstens ist das unpassend, zweitens ist es falsch. Zum einen ist es keine Hymne, sondern es sollte als eine große Fuge für Chor und Orchester gespielt werden. Erklären wir den Menschen, warum das erforscht und zurückgewonnen werden muß, so wie Lyndon LaRouche unsere Jugend Keplers Werke erforschen ließ, um zu verstehen, wie er vorging, um die universelle Gravitation und das, was unter einer falschen Reihenfolge als ihre drei [Keplerschen] Gesetze bekannt ist, zu konzipieren. Heute hat unsere Jugend jener Jahre ein persönliches Mandat: nicht nur mit anderen, kommenden jungen Generationen neu anzufangen, sondern den Bereich der Renaissance zu erweitern, denn die wachsende Gefahr, der wir ausgesetzt sind, macht das immer notwendiger und, weil gerade in den schwierigsten, herausfordernden Momenten große Dinge geschehen, auch möglich.

Laßt uns denken wie Beethoven, und befreien wir uns von unseren geistigen Ketten wie die Gefangenen in Beethovens Fidelio, wenn sie zum Licht der Sonne zurückkehren. Laßt uns das Feuer der schöpferischen Freiheit mit den besten Streichhölzern aus allen Weltkulturen neu entfachen und die Umgebung schaffen, in der alle Menschen frei sein können, um zu schaffen. Die kommende Welt, wenn wir sie erzeugen, wird den Leonores und Florestans gehören.


Anmerkung

1. „Von der Unfähigkeit, Musik zu komponieren“, Neue Solidarität 4/2020, https://solidaritaet.com/neuesol/2020/4/hzl-fidelio.htm