Der kommende Untergang des Gaia-Kultes
Von Helga Zepp-LaRouche
Bei einer internationalen Video-Jugendkonferenz des
Schiller-Instituts am 23. Oktober 2021 hielt Helga Zepp-LaRouche die folgende
Einführungsrede.
Lassen Sie mich zunächst „Hallo“ zu Ihnen allen sagen, in welcher Ecke der
Welt Sie auch sein mögen. Ich denke, uns ist allen sehr bewußt, daß wir uns in
sehr schwierigen Zeiten befinden, in denen die Existenz der menschlichen Gattung
durch Pandemien, Hungersnöte, Kriegsgefahr und vieles andere, wie
hyperinflationäre Entwicklungen, bedroht ist. Deshalb möchte ich mich heute auf
das wichtigste Thema konzentrieren, das all den verschiedenen Themen, über die
zu diskutieren wäre, zugrunde liegt. Das ist die Frage nach dem Wesen des
Menschen: Was ist die Identität des Menschen im Universum? Worum geht es im
Leben? Warum gibt es uns?
Über solche Fragen haben in der Vergangenheit gewöhnlich die Kirchen, die
Philosophen und Dichter diskutiert. Heute hat sich die ganze Frage im Grunde auf
zwei grundlegend gegensätzliche Ansichten darüber reduziert, was der Mensch
ist:
- Auf der einen Seite gibt es die – zumindest in bestimmten Ländern – fast
vorherrschende Ansicht, daß der Mensch ein Parasit ist, daß er die Natur
belastet, daß sein CO₂-Fußabdruck eine Belastung für Mutter Erde bedeutet
und er deshalb eine Gefahr für den Planeten ist.
- Auf der anderen Seite steht die Vorstellung, daß Mensch die am weitesten
entwickelte Existenz im Universum ist und unendlich vervollkommnungsfähig
ist.
Da sich die Welt in einem ständigen Wandel befindet, ist es entscheidend,
welche der beiden Ansichten sich durchsetzen wird.
Das ist natürlich keine einfache Situation für einen jungen Menschen. Wenn
Sie jetzt 20 oder schon 30 Jahre alt sind und in den Vereinigten Staaten oder in
Europa oder in einem Entwicklungsland geboren wurden, ist ihre Lage sehr
unterschiedlich, je nachdem, aus welchem Land Sie kommen. Aber ich kann sagen,
daß Sie mit ziemlicher Sicherheit noch nie erfahren haben, was eine gute
Regierung ist. Wenn Sie 2001 geboren sind, war es das Jahr des Anschlags auf
das World Trade Center in New York. Danach folgten acht Jahre Bush-Regierung,
acht Jahre Obama-Regierung und vier Jahre Trump. Gleichzeitig war in Deutschland
Frau Merkel 16 Jahre Kanzlerin – eine Zeit der völligen Stagnation.
In dieser gesamten Zeit herrschte 20 Jahre lang Krieg in Afghanistan. Heute
sehen wir, was diese 20 Jahre gebracht haben. Womit endete diese Zeit der
endlosen Kriege? Mit einer unglaublichen Erfahrung, nämlich daß die mächtigste
Militärmacht der Welt, die Vereinigten Staaten und die NATO-Staaten, in 20
Jahren nicht in der Lage war, gegen 65.000 Taliban-Kämpfer zu gewinnen. Das hat
ein völliges Vakuum in der strategischen Situation hinterlassen, einschließlich
all der anderen endlosen Kriege im Irak, in Libyen, in Syrien, in
Lateinamerika.
In Afrika herrscht eine unglaubliche Armut; die Auswirkungen der Pandemie
sind dort verheerend. Es kommt zu einer Massenmigration. In vielen Ländern
herrscht die Drogenmafia. Nach jüngsten Zahlen der Internationalen
Arbeitsorganisation ILO sind 60% aller Arbeitsplätze weltweit in der
Schattenwirtschaft angesiedelt. Das bedeutet, daß die Menschen von der Hand in
den Mund leben. Wie zerbrechlich unsere Welt ist, ist während der Pandemie sehr
deutlich geworden. Die Massenmedien und die meisten Politiker haben Ihnen auch
eingeredet, Rußland und China wären autokratische Staaten, in denen es keine
Freiheit und Freizügigkeit gibt.
Wenn man sich in der Welt umschaut, so ist die Situation tatsächlich
entsetzlich. Mehr als 820 Millionen Menschen sind unterernährt, sie gehen jeden
Tag hungrig zu Bett. Das bedeutet, daß jeder zehnte Mensch nicht genug zu essen
hat. Eine Million Menschen sterben jeden Monat an Hunger; zwei Milliarden
Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser.
Der Leiter des Welternährungsprogramms, David Beasley, hat in den letzten
Monaten immer wieder gesagt, daß wir vor einer Hungerkatastrophe biblischen
Ausmaßes stehen, die bereits im Gange ist. Diese unglaubliche Information, daß
fast eine Milliarde Menschen hungert, mag zwar einen Tag lang für Schlagzeilen
sorgen, aber dann ist sie wieder vergessen und es passiert nichts. Gibt es eine
Aussicht, daß etwa die G-20 deswegen sofort einen Dringlichkeitsgipfel
einberufen und sagen, daß das untragbar ist? Wir haben alle nötigen
Technologien, wir könnten das ändern, wir könnten sofort eine humanitäre
Luftbrücke in die südliche Hemisphäre starten. Wir könnten die
Nahrungsmittelproduktion verdoppeln; wir könnten dafür sorgen, daß innerhalb
weniger Monate kein einziges Kind mehr hungern muß. Wir könnten die Landwirte
der Welt auffordern, die Nahrungsmittelproduktion zu verdoppeln, was sie leicht
tun könnten. Aber offensichtlich geschieht nichts dergleichen.
Schauen Sie sich die Grenze zwischen den USA und Mexiko an, wo sich vor
kurzem 15.000 Menschen unter eine Brücke geflüchtet haben und dann mit Peitschen
und Geräten, die schlimmer sind als zu Zeiten der Sklaverei, weggejagt wurden.
Schauen Sie sich die Lage im Mittelmeer an, wo es auch nicht besser ist. In den
letzten Jahren haben Hunderttausende von Menschen versucht, vor dem Hunger in
Südwestasien und in Nordafrika zu fliehen. Die Grenzschutztruppe der
Europäischen Union, Frontex, steht nun wegen Vorwürfen illegaler Zurückweisungen
vor Gericht, wobei Flüchtlinge zurück ins Wasser getrieben wurden, wo sie kaum
eine Überlebenschance hatten. So geschehen in letzter Zeit in Griechenland und
auf den kroatischen Inseln.
Wie reagiert die Bevölkerung in den Vereinigten Staaten oder in den
europäischen Ländern auf diese unglaublichen Zustände? Gehen die Menschen auf
die Straße und fordern: „Schluß mit all diesen unglaublichen Zuständen, weil es
so einfach wäre, Abhilfe zu schaffen“? Nein, nichts dergleichen geschieht.
Während der Pandemie haben sich die Menschen aufgeregt, weil sie ihres gewohnten
Lebens beraubt wurden, aber im allgemeinen ist ihnen das Leid in Afrika,
Lateinamerika, im Irak, in Afghanistan oder Haiti ziemlich gleichgültig.
Ich denke, es ist nicht falsch zu sagen, daß man das, was die Einstellung der
meisten Menschen in den Vereinigten Staaten und Europa und wahrscheinlich auch
in Teilen Asiens kennzeichnet, als „verwerfliche Gleichgültigkeit“ bezeichnen
kann – ich komme später darauf noch zu sprechen. Die Gleichgültigkeit gegenüber
dem Leiden anderer Menschen ist Ausdruck des verdorbenen Charakters derer, die
nicht handeln.
Dies alles ist das Ergebnis einer bewußten Politik; es ist keine
Naturkatastrophe. Genau davor hat mein verstorbener Mann, Lyndon LaRouche,
bereits 1971 gewarnt. Er sagte, wenn der IWF seine Politik der monetären
Austerität fortsetze, würden irgendwann Pandemien ausbrechen. Es käme zu einem
Massenvölkermord. Und der Zustand der Entwicklungsländer ist größtenteils das
Ergebnis einer kolonialen Politik und der Fortführung dieser Politik durch IWF,
Weltbank und die führenden Finanzinstitutionen dieser Welt. Es ist eine
kaltblütige Politik, um die Märkte bei Laune zu halten, und die Regierungen sind
längst zu den Dienern dieser Finanzinstitutionen geworden.
Es herrscht ein völliger Mangel an Empathie, denn sonst könnte diese Politik
nicht seit 50 Jahren betrieben werden. Der Bevölkerung fehlt das Interesse,
überhaupt etwas darüber zu erfahren.
Seit etwa zwei Jahren eskaliert diese Politik im Westen. Man nennt das
„Shifting the Trillions“ („die Billionen verschieben“). Das war eine
Entscheidung, die die obersten Zentralbanker und führenden Banker im August 2019
auf ihrer Jahrestagung in Jackson Hole, Wyoming, getroffen haben, wo sie einen
„Regimewechsel“ eingeleitet haben, um die Macht von den Regierungen auf die
Zentralbanken zu verlagern, die dann nicht nur die Geldpolitik, sondern auch die
Steuerpolitik bestimmen sollen – mit anderen Worten, die Kontrolle über die
staatlichen Haushalte und Investitionen. Es gibt tatsächlich ein sehr
interessantes Papier mit dem Titel Shifting the Trillions, das man
unbedingt lesen sollte.
Entsprechende Maßnahmen wurden dann unter verschiedenen Namen auf dem
Weltwirtschaftsforum in Davos verkündet: in Europa der „Great Reset“, in den
Vereinigten Staaten der „Green New Deal“. Die Biden-Administration hat gerade
per Verordnung bestimmt, daß alle Investitionen in grüne Technologien fließen
müssen. Zuvor schon sprach Joachim Schellnhuber von der „Großen Transformation
der Weltwirtschaft“, der Dekarbonisierung. Er forderte, daß alle fossilen
Brennstoffe aufgegeben und die damit verbundenen Industrien geschlossen werden
sollten und alles auf erneuerbare Energien umgestellt werden müsse. Die
Kernenergie gilt dabei meist nicht als grüne Technologie, auch wenn es darüber
eine Debatte gibt.
All das soll nun auf dem großen COP26-Gipfel in Glasgow festgezurrt werden,
der interessanterweise an Halloween, dem 31. Oktober, beginnt. Damit endet der
von Prinz Charles 2019 angekündigte Zeitraum, daß die Welt „nur noch 18 Monate“
habe, um den Planeten zu retten. Die Leute von Fridays for Future und Greta
Thunberg sprachen von zwölf Jahren, von denen jetzt schon zwei Jahre vergangen
sind. Prinz Charles seinerseits meinte, es gebe nur drei große Gipfeltreffen,
auf denen dieser Wandel vollzogen werden müßte, sonst sei es zu spät; der erste
war der Welternährungsgipfel, dann der Biodiversitätsgipfel und als Höhepunkt
jetzt COP26 in Glasgow, wo alle Parlamente und alle Regierungen auf den Great
Reset eingeschworen werden müßten.
All dies geschieht im Namen des Kampfes gegen den Klimawandel. Das ist
wirklich ziemlich absurd. Wer sich einmal mit Klimawissenschaft befaßt hat, die
sehr kompliziert ist und viele verschiedene Bereiche der Naturwissenschaft
umfaßt, der wird feststellen, daß sich das Klima seit Millionen von Jahren
verändert. Das hat mit der Position der Erde in unserer Milchstraße zu tun, das
hat mit Prozessen in der Sonne zu tun, das hat mit kosmischer Strahlung zu tun.
Und jetzt läuft im Namen des Klimaschutzes die größte Täuschungsaktion der
Geschichte. Das hat nichts mit den wahren Gründen für den Klimawandel zu tun,
denn die führenden Institutionen der USA, Großbritanniens und der EU, der IWF,
die Weltbank, das Weltwirtschaftsforum, sie alle gehen von der ersten Option
aus, die ich in Bezug auf das Menschenbild erwähnt habe: daß der Mensch ein
Parasit sei, ein Umweltverschmutzer, eine Belastung für die Natur.
Das folgende Zitat ist von Klaus Schwab. Er hat ein neues Buch mit dem Titel
Stakeholder-Kapitalismus geschrieben, worin er tatsächlich zugibt, daß
das neoliberale System gescheitert ist. Genau das hatte schon vor 50 Jahren mein
verstorbener Ehemann prognostiziert. Mit dem neoliberalen System meinen sie das
Paradigma der letzten 50 Jahre, mit der Auslagerung der Produktion in
Billiglohnmärkte, der Abschaffung der Vorratslagerung für die Produktion,
Just-in-time-Anlieferung mit LKW und den Börsengängen. Angesichts des
Zusammenbruchs der Lieferketten ist offensichtlich, daß man ein neues Modell
haben will.
Klaus Schwab zählt in seinem Buch zunächst viele Details der
Infrastrukturentwicklung in Äthiopien auf: die Eisenbahnen, die Fortschritte in
der Landwirtschaft, den Großen Renaissance-Damm und sogar die erneuerbaren
Energien. Doch, so erklärt er, all das müsse aufhören. Diese Art der Entwicklung
in Äthiopien sei „das zentrale unauflösbare Problem“ im Kampf gegen den
Klimawandel. Hier kommt das wichtige Zitat:
„Die Fähigkeit, die den Menschen dazu verhilft, die Armut zu überwinden und
ein besseres Leben zu führen, ist gleichzeitig dafür verantwortlich, daß der
Planet für zukünftige Generationen zerstört wird. Die Ursachen für den
Klimawandel sind nicht nur das Resultat einer selbstsüchtigen Generation von
Industriellen und Babyboomers im Westen. Sie sind die Konsequenz des
menschlichen Strebens nach einer besseren Zukunft.“
Das ist schon ein starkes Stück! Er behauptet, jeder Versuch,
Unterentwicklung und Armut zu überwinden, ein besseres Leben zu schaffen, würde
die Natur zerstören! Er nennt das natürlich ein Rätsel, ein unlösbares Paradox.
Deshalb will er jetzt ein neues Modell namens „Stakeholder-Kapitalismus“.
Hinter diesem ominösen Namen steckt die Absicht eines „entmaterialisierten
Wachstums“. Es soll nicht mehr in die physische Wirtschaft investiert werden,
sondern in Finanztitel, z.B. in den CO₂-Emissionshandel, den es im Grunde
gar nicht gibt. Man zahlt Geld, damit man produzieren kann, damit andere, wie
die Entwicklungsländer, nicht produzieren. Man kann Geld verdienen, indem man
auf Nicht-Investitionen anderer spekuliert. Dann gibt es noch eine neue Sache,
die nebulösen „ESG“ – Umwelt, Soziales und Governance. Darunter kann man sich so
ziemlich alles vorstellen, aber es hat nichts mit der Produktion zu tun.
Wenn diese Politik des Stakeholder-Kapitalismus umgesetzt wird – und sie wird
gerade jetzt aktiv von der EU-Kommission, der britischen und amerikanischen
Regierung vorangetrieben – bedeutet dies die De-Industrialisierung des
sogenannten fortgeschrittenen Sektors. Es bedeutet die völlige Zerstörung des
Mittelstandes, weil es Energie und viele andere Rohstoffe so teuer macht, daß
sie unbezahlbar werden. Es bedeutet die sichere Verarmung breiter
Bevölkerungsschichten. Es bedeutet mehr Milliardäre; es vergrößert die Kluft
zwischen den ganz Reichen und den ganz Armen. Und es bedeutet absolut keine
Entwicklung für den Entwicklungssektor, was in der Praxis einen massiven
Bevölkerungsrückgang in Afrika, Lateinamerika und weiten Teilen Asiens bedeutet
und in den Vereinigten Staaten oder Europa zu Bedingungen wie in der Dritten
Welt führt.
Dies ist die beabsichtigte Durchsetzung einer malthusianischen Weltordnung.
Die malthusianische Weltanschauung soll alle Institutionen übernehmen, um eine
Weltregierung zu schaffen, die von einer solchen Ideologie geleitet wird.
Was ist Malthusianismus?
Schauen wir uns an, was Malthusianismus eigentlich ist und woher er kommt. Er
geht auf die Britische Ostindien-Kompanie zurück, und man kann nicht über diese
Weltanschauung sprechen, ohne den afrikanischen Sklavenhandel, die Opiumkriege
gegen China, die gesamte Kolonialpolitik gegen Afrika, Indien und Lateinamerika
zu berücksichtigen. Schauen wir uns das Zitat von Thomas Malthus aus seinem Buch
Das Bevölkerungsgesetz an:
„Alle Kinder, die geboren werden, über das hinaus, was erforderlich wäre, um
die Bevölkerung auf einem gewünschten Niveau zu halten, müssen notwendigerweise
zugrunde gehen, es sei denn, es wird Platz für sie durch den Tod von erwachsenen
Personen geschaffen. Deshalb sollten wir die Operation der Natur bei der
Erzeugung dieser Sterblichkeit erleichtern, anstatt uns törichterweise und
vergeblich zu bemühen, sie zu behindern; und wenn wir die zu häufige Heimsuchung
durch die schreckliche Form der Hungersnot fürchten, sollten wir eifrig die
anderen Formen der Zerstörung fördern, die wir der Natur aufzwingen.
Anstatt den Armen Reinlichkeit zu empfehlen, sollten wir die gegenteiligen
Gewohnheiten fördern. In unseren Städten sollten wir die Straßen enger machen,
mehr Menschen in die Häuser drängen und der Rückkehr der Pest den Hof machen.
Auf dem Land sollten wir unsere Dörfer in der Nähe von stehenden Tümpeln bauen
und besonders die Ansiedelung in allen sumpfigen und ungesunden Gegenden
fördern. Aber vor allem sollten wir spezifische Heilmittel für verheerende
Krankheiten verwerfen; und jene wohlwollenden, aber sehr irrenden Menschen
zurückhalten, die geglaubt haben, sie würden der Menschheit einen Dienst
erweisen, indem sie Maßnahmen für die totale Ausrottung von bestimmten
Krankheiten fördern.“
Diese malthusianische Politik, die seither die Politik des Britischen Empire
charakterisiert, ist eine extreme Form des Calvinismus: Wenn du reich bist, ist
das ein Beweis dafür, daß Gott auf deiner Seite ist, weil er dich auserwählt
hat. Du brauchst kein Mitleid mit den Armen zu haben, denn es ist Gottes Wahl,
daß du zu den Privilegierten gehörst.
Es gibt noch viele andere Autoren zu diesem Thema außer Malthus. Einer ist
Jeremy Bentham, der das Buch Verteidigung des Wuchers schrieb; ein
anderer ist Bernard Mandeville, der die unglaubliche Theorie verbreitete, daß
privates Verbrechen, privates Laster notwendig sei, um die Wirtschaft
anzukurbeln und das öffentliche Wohl zu fördern. Ein Mörder wäre sehr gut für
die Wirtschaft, denn der Mörder brauche schließlich einen Anwalt, der Geld
verdient; man brauche einen Richter, man brauche ein Gericht. Und all das trage
zum Wohl der Gesellschaft, zum Gemeinwohl bei. Natürlich sind alle diese
Schriften vollkommene Lügen und nur ein Deckmantel. Dann gibt es John Stuart
Mill, der die Idee des Utilitarismus entwickelte, nämlich daß der Nutzen das einzige Kriterium für alles ist, was die Gesellschaft und die Wirtschaft
betrifft.
Damit geht natürlich ein unglaublicher Rassismus einher – nicht nur ein
Rassismus gegen die ärmeren Schichten, sondern ein Rassismus gegen alle farbigen
Menschen. Schauen wir uns dieses Zitat von Bertrand Russell an, der 1951 in
Wissenschaft wandelt das Leben schrieb:
„Die weiße Bevölkerung der Welt wird bald aufhören, sich zu vermehren. Die
asiatischen Rassen werden länger brauchen, und die Neger noch länger, bevor ihre
Geburtenrate ausreichend sinkt, um ihre Zahl ohne Hilfe von Krieg und Pestilenz
stabil zu machen…
Ich behaupte nicht, daß Geburtenkontrolle der einzige Weg ist, um die
Bevölkerungszunahme zu verhindern. Es gibt andere, die, so muß man annehmen, die
Gegner der Geburtenkontrolle vorziehen würden. Krieg hat sich, wie ich vorhin
bemerkt habe, in dieser Hinsicht bisher als enttäuschend erwiesen, aber
vielleicht könnte sich ein bakteriologischer Krieg als effektiver erweisen. Wenn
ein Schwarzer Tod einmal in jeder Generation in der Welt verbreitet werden
könnte, könnten sich die Überlebenden ungehindert fortpflanzen, ohne die Welt zu
voll zu machen. Es gäbe nichts, was das Gewissen der Frommen verletzen oder die
Ambitionen der Nationalisten einschränken würde. Der Zustand der Dinge könnte
etwas unangenehm sein, aber was soll das? Wirklich hochgesinnte Menschen sind
gleichgültig gegenüber dem Glück, besonders dem Glück anderer Menschen.“
Dies war offensichtlich die unmittelbare Vorlage für die Äußerungen von Prinz
Philip, dem Gründer des World Wildlife Fund. Wenn Sie wissen wollen, warum die
Entwicklungsländer so überhaupt nicht vorankommen, machen Sie eine Liste, wie
viele Brücken-, Damm- oder Eisenbahnprojekte nicht gebaut wurden, weil der World
Wildlife Fund ein Insekt entdeckt hat, das verschwinden würde, wenn man dort
eine Brücke bauen würde. Prinz Philip sagte:
„Man kann keine größere Schafherde halten, als man zu ernähren imstande ist.
Mit anderen Worten: Naturschutz kann das Ausmerzen von Tieren beinhalten, um ein
Gleichgewicht zwischen den relativen Zahlen der einzelnen Arten in einem
bestimmten Lebensraum zu erhalten. Mir ist klar, daß dies ein sehr heikles Thema
ist, aber die Tatsache bleibt, daß die Menschheit Teil der lebenden Welt ist…
Jeder neue Acker, der kultiviert wird, bedeutet einen weiteren Acker, der den
wilden Arten vorenthalten wird.“
Natürlich sind für Prinz Philip die wilden Arten wichtiger als die
menschliche Gattung. Derselbe Prinz Philip antwortete 1981 in einem Interview
mit der Zeitschrift People auf die Frage „Was ist Ihrer Meinung nach die
größte Bedrohung für die Umwelt?“:
„Das menschliche Bevölkerungswachstum ist wahrscheinlich die größte
langfristige Bedrohung für das Überleben. Wir stehen vor einer großen
Katastrophe, wenn es nicht eingedämmt wird – nicht nur für die natürliche Welt,
sondern auch für die menschliche Welt. Je mehr Menschen es gibt, desto mehr
Ressourcen werden sie verbrauchen, desto mehr Umweltverschmutzung werden sie
verursachen, desto mehr Kämpfe werden sie austragen. Wir haben keine andere
Wahl. Wenn es nicht freiwillig kontrolliert wird, wird es unfreiwillig durch die
Zunahme von Krankheiten, Hunger und Krieg kontrolliert werden.“
Und 1988 sagte er:
„Für den Fall, daß ich wiedergeboren werde, würde ich gerne als tödlicher
Virus zurückkehren, um etwas zur Lösung des Problems der Überbevölkerung
beizutragen.“
Ein weiterer wichtiger Satz stammt von Dennis Meadows, der, wie Sie sich
erinnern, einer der beiden Autoren des berühmten Buches Grenzen des
Wachstums war, das vom Club of Rome veröffentlicht und gefördert wurde.
Darin vertrat er die lächerliche These, daß die Ressourcen begrenzt seien und
wir uns daher soweit entwickelt haben – das war 1972 –, daß nun eine
asymptotische Grenze erreicht sei und wir zum Nullwachstum oder zur Verringerung
des Wachstums übergehen müßten. Er sagte:
„Nein, selbst sieben Milliarden Menschen sind zuviel für diesen Planeten…
Wenn jeder das volle Potential an Mobilität, Ernährung und Selbstentfaltung
haben darf, sind es ein oder zwei Milliarden.“
Es gibt keine Grenzen des Wachstums
Die gegenteilige Auffassung zeichnet das Schiller-Institut, die BüSo und die
LaRouche-Organisation aus, denn mein Mann, Lyndon LaRouche, entwickelte bereits
seit Ende der 60er Jahre einen Entwicklungsplan für Afrika, einen vollständigen
Entwicklungsplan für den gesamten afrikanischen Kontinent, mit Infrastruktur,
Häfen, Eisenbahnen, Autobahnen, Energieerzeugung und -verteilung, Kommunikation.
Wäre dieser Plan umgesetzt worden, wofür wir viele Anstrengungen unternommen
haben, dann wäre Afrika heute der am weitesten entwickelte Kontinent mit einer
blühenden Landwirtschaft, Industrie usw. Anfang der 1980er Jahre arbeiteten wir
gemeinsam mit der indischen Ministerpräsidentin Indira Gandhi an einem
40jährigen Entwicklungsplan. Wir haben mit dem mexikanischen Präsidenten José
López Portillo an der Integration Lateinamerikas gearbeitet.
Das begann lange bevor der Club of Rome seine Perspektive der Grenzen des
Wachstums entwickelte. So hatten wir eine sehr klare Vorstellung davon, wie
einfach es wäre, die unterentwickelten Kontinente umzugestalten und sie für alle
Menschen auf diesem Planeten lebenswert zu machen.
Als der Club of Rome die Grenzen des Wachstums herausgab, war uns
daher klar, daß das ein Angriff von Seiten der Oligarchie war. Lyndon LaRouche
schrieb ein Gegenbuch mit dem Titel Es gibt keine Grenzen des Wachstums,
worin wissenschaftlich dargelegt wird, warum Ressourcen nur dann begrenzt sind,
wenn man auf dem gleichen Stand der Technik verbleibt, und daß es einzig und
allein die menschliche Kreativität ist, die neu definiert, was eine Ressource
ist. Das ist im Grunde ein grenzenloser Prozeß, der nicht auf den Planeten Erde
beschränkt ist, sondern das gesamte Universum umfaßt, wie jetzt an den
Weltraummissionen deutlich wird, mit denen Materialien vom Mond und anderen
Himmelskörpern zurückgebracht werden. Bald werden wir Helium-3 vom Mond
importieren können, um auf der Erde Fusionsenergie zu erzeugen. Es ist die Rede
von der Gewinnung von Ressourcen von Asteroiden. Es gibt Pläne für ein Monddorf
und Städte auf dem Mars.
Es ist also ganz klar, daß die Vorstellung von den Grenzen des Wachstums auf
einem Betrug beruht. Sie basiert im Grunde auf einem Computermodell mit linearen
Funktionen, bei dem der wichtigste Aspekt außer acht gelassen wurde, nämlich die
Tatsache, daß sich die Definition dessen, was eine Ressource ist, ständig
ändert, und zwar durch die Entdeckung neuer physikalischer Prinzipien, welche
die im Produktionsprozeß verwendeten wissenschaftlichen und technologischen
Methoden neu definieren.
Dieser Lüge haben wir von Anfang an entgegengewirkt. Ich habe sogar eine
Organisation gegründet, eine Art Vorläufer des Schiller-Instituts, die ich den
Club of Life nannte, um das Leben auf diesem Planeten gegen diese Imperialisten
zu verteidigen.
Ich möchte Ihnen noch ein Zitat von Paul Ehrlich geben, der ein widerliches
Buch mit dem Titel Die Bevölkerungsbombe geschrieben hat. Er sagt
folgendes:
„Ein Krebs ist eine unkontrollierte Vermehrung von Zellen, die
Bevölkerungsexplosion ist eine unkontrollierte Vermehrung von Menschen. Wir
müssen unsere Anstrengungen von der Behandlung der Symptome auf das
Herausschneiden des Krebses verlagern. Die Operation wird viele scheinbar
brutale und herzlose Entscheidungen erfordern. Der Schmerz wird intensiv sein.
Aber die Krankheit ist so weit fortgeschritten, daß nur eine radikale Operation
dem Patienten eine Überlebenschance gibt.“
Dann sagte er in einem Interview mit dem Guardian:
„Wie viele Menschen man versorgt, hängt von den Lebensgewohnheiten ab. Wir
kamen auf 1,5 bis 2 Milliarden, weil man dann große aktive Städte und Wildnis
haben kann. Wenn man eine Legebatteriewelt will, in der jeder ein Minimum an
Platz und Nahrung hat und jeder gerade so am Leben gehalten wird, könnte man auf
lange Sicht vielleicht 4 oder 5 Milliarden Menschen versorgen. Aber wir haben
bereits 7 Milliarden, Also müssen wir auf humane Weise und so schnell wie
möglich zur Bevölkerungsschrumpfung übergehen.“
Das ist eine barbarische Sichtweise. Ich gebe Ihnen noch ein letztes Zitat
von Hans Joachim Schellnhuber, der einer der führenden Gurus des Britischen
Empire ist. Er möchte immer nur Commander of the British Empire genannt
werden. Er war Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und wurde
später Berater der Vatikanischen Akademie der Wissenschaften und hat dabei
maßgeblichen Einfluß auf die jüngsten Enzykliken von Papst Franziskus genommen.
So schrieb er zum Zeitpunkt der Klimakonferenz 2009:
„Auf zynische Weise ist das ein Triumph für die Wissenschaft, weil wir
endlich etwas stabilisiert haben – nämlich die Schätzungen für die Tragfähigkeit
des Planeten, nämlich unter einer Milliarde Menschen.“
Damit ist es heraus: „unter einer Milliarde Menschen“. Allerdings haben wir
bereits fast acht Milliarden; was ist also der Plan dieser Leute, wie man die
sogenannten „überflüssigen Esser“ loswerden kann? Das gab es schon einmal vor 80
Jahren. Und Greta Thunberg ist ja der Meinung, das Problem habe in
Großbritannien, d.h. mit dem Beginn der Industrialisierung begonnen.
Der Kampf um das Menschenbild
Schauen wir uns an, was der wahre Kampf zwischen den beiden Menschenbildern
und Gesellschaftsformen ist. Im späten 18. Jahrhundert, als sich die üblen Ideen
der Malthusianer entwickelten, schrieb Friedrich Schiller, der deutsche Dichter
der Freiheit, etwa zur gleichen Zeit einen sehr wichtigen Aufsatz mit dem Titel
Die Gesetzgebung des Lycurgus und Solon. Darin stellt er das Modell des
griechischen Stadtstaates Sparta und das republikanische Modell von Athen
gegenüber – die beiden grundlegenden Gesellschaftsmodelle, die in absolutem
Widerspruch zueinander stehen, basierend auf den entsprechenden beiden
Menschenbildern, wie ich sie eingangs beschrieben habe: der Mensch als
entbehrlicher Parasit, den man ausmerzen kann, wenn es zu viele werden, oder der
Mensch als höchster Ausdruck des Universums. In diesem Fall hat Schiller sehr
vorausschauend verstanden, daß Sparta das Grundmodell für das oligarchische
System war, die Basis für den heutigen Malthusianismus.
Im Fall Spartas hatte der Herrscher Lycurgus den Staat auf den ersten Blick
sehr gut durchorganisiert, alles war zum Nutzen der Elite, des Staates; aber bei
genauerem Hinsehen wird deutlich, daß sie viele Sklaven hielten, die sie Heloten
nannten, und wenn es zu viele von ihnen gab, wurden diese tatsächlich
umgebracht. Die Jugendlichen wurden dazu ausgebildet, die Heloten bis in den Tod
zu jagen (was wohl nach Philip auch legitim wäre). Dem stellt Schiller Solon mit
seinen weisen Gesetzen der Stadt Athen gegenüber. Als Solon gefragt wurde, was
der Zweck der Gesellschaft sei, sagte er laut Schiller: „Fortschritt: daß sich
alle Bürger auf die bestmögliche Weise entwickeln.“
Lyndon LaRouche hat bereits in den 70er Jahren einen sehr schönen Artikel
geschrieben, mit dem Titel „Die Geheimnisse, die nur den inneren Eliten bekannt
sind“, worin er genau diese beiden Modelle einander gegenüberstellt – und auch
das kann ich als Lektüre nur empfehlen. (https://wlym.com/archive/campaigner/7806.pdf, Englisch)
Der Great Reset basiert auf diesem imperialen Modell. Das sieht vielleicht
etwas moderner aus und verwendet etwas andere Kategorien und Begriffe, aber es
ist eine exakte Kopie früherer oligarchischer Modelle, die eine lange Tradition
von mindestens 3000, 4000 oder 5000 Jahren haben. Man kann den modernen
Liberalismus tatsächlich direkt auf den Pantheismus früherer oligarchischer
Gesellschaften zurückführen, die immer auf parasitärem Wucher zum Nutzen einer
Elite, einer Oberschicht basierten, die die Masse der Bevölkerung wie Vieh
behandelte.
Sie basierten immer auf dem Kult der Mutter Erde, genau wie die grüne
Bewegung, wie die Ökologen, die die Natur und das Klima als eine neue Form der
Religion behandeln. Dieser Kult tauchte bereits in den frühesten Zivilisationen
auf. Auf der einen Seite gab es immer eine Art Göttin wie Mutter Erde und auf
der anderen Seite einen männlichen Gott, meist in Form eines Phallus oder einer
Schlange. So gab es in der drawidischen Zivilisation von Harappa, die etwa 2500
bis 1700 Jahre vor Christus entstand, die Göttin Shakti. Auf der männlichen
Seite gab es den Gott Shiva, in der chaldäischen Zivilisation später dann
Ishtar. In der äthiopischen Sheba-Zivilisation gab es Attar; in der
kanaanäischen Zivilisation Astarte; im hellenischen Ägypten gab es Isis auf der
weiblichen Seite und Osiris auf der männlichen Seite. In der phrygischen
Zivilisation gab es Kybele und auf der männlichen Seite Dionysos; und
schließlich gab es im antiken griechischen Kult von Delphi die Göttin Gaia, die
Mutter der Erde, und auf der männlichen Seite Python.
Alle diese frühen Götter und später die Götter des Olymp in der griechischen
Mythologie hatten das gemeinsame Merkmal, daß sie völlig willkürlich herrschten:
Sie regierten nach ihren Launen, sie gaben keine Gesetze, die man rational
verstehen konnte, sondern sie stellten „Regeln“ auf – eine frühe „regelbasierte
Gesellschaft“, in der immer der Vorteil der herrschenden Eliten gesucht
wurde.
Um die von hedonistischen Impulsen gesteuerten Menschen zu kontrollieren,
mußten diese hedonistischen Impulse manipuliert werden. Das geschah in allen
Imperien, so im Römischen Reich im Kolosseum, in den Amphitheatern, wo man die
Christen von Löwen auffressen ließ, um die schlimmsten Impulse in den Menschen
zu wecken – je schlimmer sie sind, desto besser kann man sie kontrollieren.
Sich von der Oligarchie befreien
All diesen Mutter-Erde-Kulten ist eine zyklische Weltanschauung gemein. Dort
gibt es keinen Fortschritt, es gibt nur die ewige Wiederkehr des Gleichen. Es
hat die Menschheit einen enormen Kampf gekostet, diese Art irrationaler
oligarchischer Herrschaft zu durchbrechen und sich von ihr zu lösen.
Es ist faszinierend zu studieren, wie sich der Mensch in der Geschichte
selbst befreit hat.
Der erste große Durchbruch war der griechische Dichter Homer. In Ilias und
Odyssee schildert er, wie Odysseus auf seiner Reise die Willkürherrschaft
der Götter herausfordert. Zumindest nach der noch verfügbaren Literatur war dies
das erste Mal, daß sich der Mensch von dieser irrationalen Kontrolle befreien
konnte.
Der nächste große Schritt war die Prometheus-Trilogie des griechischen
Dichters Aischylos, von der nur Teile überliefert sind. Aber sehr deutlich wird
darin das Bild des Prometheus als einer der Halbgötter, der mit den Göttern des
Olymps brach, indem er den Menschen das Feuer brachte. Wenn man das Stück von
Prometheus liest, sieht man, wie das Feuer den Menschen befähigt hat,
sich die Natur besser untertan zu machen, sich besser zu ernähren und bessere
Lebensbedingungen zu haben. Natürlich haßte Zeus Prometheus, weil er dem
Menschen diese Fertigkeiten beibrachte. Und deshalb hatte Zeus ihn an einen
Felsen gekettet, und ein Vogel zerfleischt auf ewig seine Leber, eine ziemlich
brutale Strafe. Aber der prometheische Mensch entspricht sehr klar der
Vorstellung des Menschen als fortschrittlichster Figur, die es im Universum
gibt.
Der nächste große Schritt in der Befreiung des Menschen waren dann die Ideen
von Sokrates und Platon. Die Bedeutung vor allem von Platon besteht darin, daß
die gesammelten Dialoge und Schriften Platons – Sokrates wird von Platon nur
zitiert – uns zum ersten Mal auf kohärente Weise zeigten, daß der Mensch nicht
hedonistisch ist, daß der Mensch die einzige Gattung ist, die zu Ideen fähig
ist. Ideen sind die wirkliche Existenz, und die Welt der Sinnesgewißheit ist nur
die Welt der Schatten, die man in einer dunklen Höhle sieht, in der Licht von
außen Schatten auf die Höhlenwand wirft. Was man als Schatten wahrnimmt, ist
nicht die Wirklichkeit, sondern die Wirklichkeit liegt außerhalb der Höhle der
Sinneswahrnehmung. Das war ein großer Schritt nach vorn.
Und noch einen Schritt weiter bedeutete das Erscheinen von Jesus Christus und
des Christentums, denn hiermit entstand zum ersten Mal die Vorstellung vom
Menschen als Ebenbild des Schöpfers. Da Gott in seiner vollkommenen,
allwissenden Macht grenzenlos ist, ist der Mensch als Ebenbild des Schöpfers
selbst nicht nur ein Abbild, sondern, wie Nikolaus von Kues später sagte, ein
Imago viva Dei, das „lebendige Abbild Gottes“. Mit Christus ist somit die
zyklische Weltanschauung für immer durchbrochen.
Es ist das Verdienst von Augustinus, einige Jahrhunderte später, aufzuzeigen,
daß es eine enge Affinität zwischen Platonismus und Christentum gibt, denn bei
Platon findet man viele Dinge, die später vom Christentum geoffenbart wurden,
was Augustinus zufolge bedeutet, daß die schöpferische Vernunft in der Lage ist,
zu erkennen, was geoffenbart wird.
Mit anderen Worten, es gibt keinen Widerspruch zwischen schöpferischer
Vernunft und Glauben, was eine sehr wichtige Tradition in der europäischen
Philosophie ist: Diejenigen, die glauben, daß es eine Kohärenz zwischen
Wissenschaft und Religion gibt, stehen im Gegensatz zu denen, die glauben, daß
man nur dem geoffenbarten Wort vertrauen könne, das völlig getrennt ist und über
jedem menschlichen Wissen steht. Das ist heute vor allem in den Vereinigten
Staaten eine große Kontroverse.
1949, unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg und der Nazizeit, hat ein Autor
namens Armin Mohler ein Buch mit dem Titel Die konservative Revolution
geschrieben. Das Buch ist deshalb sehr wichtig, weil Mohler darin beschreibt,
daß „Konservierung“ – ein anderes Wort für die ökologische Sichtweise – eine
Gegenbewegung zu den Ideen von 1776 und 1789 war, also der Amerikanischen
Revolution und der Idee der Republik. Es gab eine Vielzahl derartiger
konservativer Bewegungen, insgesamt wohl 400. Aus einer davon entstanden die
Nazis.
In seinem Buch macht Armin Mohler eine sehr wichtige Beobachtung, indem er
verschiedene Autoren zitiert und zusammengefaßt sagt: Mit dem Christentum wurde
die Idee der zyklischen Weltanschauung für immer durchbrochen, denn mit dem
Erscheinen Christi, der sowohl Mensch als auch Gott ist, und der Idee, daß jeder
Mensch das Ebenbild Gottes ist, was durch die Person Jesu Christi zu den
Menschen kam, wurde erstmals die zyklische Weltanschauung hinweggefegt, weil
dadurch die Idee der grenzenlosen Vervollkommnungsfähigkeit des Menschen
aufkam.
Das hat auch eine aktuelle Bedeutung, denn Prinz Philip hat auf einer
Konferenz über „Religion und Umwelt“ unter Bezugnahme auf die zyklische
Weltanschauung ausdrücklich gesagt, zum Schutz von Umwelt und Natur müsse man zu
den vorchristlichen Mythologien zurückkehren – zur Idee von Mutter Erde, von
Gaia und der zyklischen Weltanschauung. Nur mit diesem Denken könne man die
Ziele des Umweltschutzes erreichen.
Diese oligarchische Gesellschaftsform, in der eine kleine Elite über eine
möglichst rückständige Masse herrscht, in der nur die Privilegien des Adels und
der Oberschicht, der Könige, Barone, Grafen und so weiter gelten – das war
zumindest für den größten Teil der europäischen Geschichte bis zum 15.
Jahrhundert Realität. (Die asiatische Geschichte und die chinesische Geschichte
müssen dabei etwas anders betrachtet werden.)
Die ersten Regierungen, die nicht von solchen oligarchischen Formen geprägt
waren, gab es in der italienischen Renaissance. Schon vorher gab es hier und da
kleine Ansätze der Stadtentwicklung, und durch die Wissenschaft und das Handwerk
verbesserten sich die Lebensbedingungen der Menschen ein wenig. Aber der
wirklich große Durchbruch kam mit der italienischen Goldenen Renaissance und dem
aufkommenden wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt und der
zunehmenden Bildung, wozu auch Gutenberg und der Buchdruck beitrugen, der in
Europa erst im 15. Jahrhundert aufkam; in China war das schon früher der
Fall.
So erhöhte sich der Lebensstandards infolge der Anwendung von Wissenschaft
und Technik sehr deutlich. Es gab große künstlerische Durchbrüche. Es entstand
der souveräne Nationalstaat. Das ist sehr, sehr wichtig, denn bis zum 15.
Jahrhundert gab es immer nur imperiale Regierungsformen: Kaiser, Zaren, Könige.
Selbst die Idee des Königreichs war schon ein Fortschritt im Vergleich zum
Imperium, und wenn man die lange Entwicklung des Nationalstaats studiert, ist es
sehr faszinierend zu sehen, daß die Entwicklung des Menschenbildes und der
Regierungsform tatsächlich parallel zueinander verliefen.
Nikolaus von Kues war der erste, der in der Concordantia Catholica das
Prinzip des souveränen Nationalstaates formulierte, er sagt darin, eine gute
Regierung brauche den Konsens der Regierten, und es müsse eine wechselseitige
Rechtsbeziehung zwischen den Regierten und den Regierenden geben, wobei ein
Repräsentant sowohl die Interessen des Staates als auch die der Regierten auf
wechselseitige Weise vertreten müsse. Aus diesem Grund ist das republikanische
Regierungssystem einer reinen Demokratie überlegen. Und deswegen ist der
souveräne Staat die einzige Regierungsform, die vor allem in Krisenzeiten die
Interessen des Volkes schützen kann, und warum alle supranationalen
Regierungsformen dem Interesse der Oligarchie dienen, weil es darin keine
Möglichkeit gibt, die Interessen des Volkes zu schützen.
Zur Zeit der italienischen Renaissance gab es auch in Frankreich eine
ähnliche Tendenz, unter der Herrschaft von König Ludwig XI. In den 20 Jahren
seiner Herrschaft verdoppelte sich der Lebensstandard der Bevölkerung. Und ein
entscheidender Durchbruch dieser Entwicklung war die Amerikanische Revolution,
mit der zum ersten Mal eine Republik und eine Verfassung entstand, in der es
bereits in der Präambel heißt, daß das Gemeinwohl der Regierung Legitimität
verleiht – Gemeinwohl nicht nur für die heutigen, sondern auch für künftige
Generationen.
Von Anfang an, als im 15. Jahrhundert die Idee des souveränen, dem Gemeinwohl
verpflichteten Nationalstaates aufkam, gab es die Gegenbewegung, jede
Gesellschaftsform zu zerstören, die auf dem wissenschaftlichen Fortschritt zur
Steigerung der Produktivität und der Produktivkräfte beruhte. Im Fall der
italienischen Renaissance war es Venedig, das sofort anfing, zu spalten, Unruhe
und Reibung zu erzeugen. Doch dann verlagerte das Imperium seinen Hauptsitz,
denn Imperien und Leute, die Imperien angehören, kennen keine nationalen
Loyalitäten, sie arbeiten immer auf internationaler Ebene zusammen, und es ist
ihnen egal, ob der Hauptsitz ihres Imperiums in Rom ist, in Byzanz, in Persien,
in Venedig, in Holland oder in Großbritannien. Sie wenden sich dorthin, wo die
Dinge für sie am besten laufen. Sie sind das, was Lyndon LaRouche einmal einen
„Schleimpilz“ nannte, der sich zwar in Farbe und Form verändern kann, aber immer
ein Schleimpilz bleibt, egal ob er grün, braun oder stinkend ist.
Der Kampf zwischen dieser Gesellschaftsform und einer souveränen Republik war
somit der Hauptkampf der letzten 600 Jahre.
Im 17. und 18. Jahrhundert begann auf dem europäischen Kontinent das, was man
als moderne politische Ökonomie bezeichnen würde, es war damals unter dem Namen
„Kameralismus“ bekannt. Die wichtigsten Denker, die dazu beitrugen, waren
Kardinal Richelieu, Mazarin, Colbert und Leibniz.
Leibniz war der erste, der die Idee der Realwirtschaft und der Rolle des
wissenschaftlichen und technischen Fortschritts zur Steigerung der Produktivität
entwickelte. In einer sehr kurzen, aber wichtigen Schrift Societät und
Wirtschaft spricht er über die Rolle der Akademien, die für soziale
Gerechtigkeit sorgen sollten, über die Entwicklung der Arbeitskraft als einziger
Quelle des Wohlstands, von der Wichtigkeit, daß jedes Land die wichtigsten
Produkte selbst herstellen kann, um in allen Lieferketten, wie wir heute sagen
würden, autark zu sein. Alle Lehrlinge sollten eine höhere Qualifikation
anstreben, um selbst so schnell wie möglich Meister zu werden; und die
Hauptaufgabe der Akademie, so sagt er, sei es, Liebe und Vertrauen unter den
Mitgliedern zu verbreiten.
Wenn man sich bestimmte moderne Lehrbücher über die Theorie von Leibniz
ansieht, was steht darin? Darin heißt es, er habe das Ideal eines autoritären
Wohlfahrtsstaates mit einer metaphysischen Absicht entwickelt, wobei die
Staatskunst mit der göttlichen Absicht übereinstimmen müsse und das Ziel darin
bestehe, die geistige Entwicklung und die Moral der Mitglieder der Gesellschaft
zu fördern.
Die Idee, daß die Wirtschaft mit der Schöpfung, den Gesetzen des Universums
und der moralischen Entwicklung der Menschen im Einklang stehen sollte, ist
natürlich das genaue Gegenteil der hedonistischen Vorstellung der britischen
Imperialismusfraktion, über die wir eben gesprochen haben. Nichts fürchtet die
Oligarchie mehr als einen Staat, der die moralische und intellektuelle
Entwicklung seiner Bürger fördert, was offensichtlich die Grundlage von
Souveränität ist, denn nur mit gut ausgebildeten, kreativen und damit freien
Bürgern kann ein Land souverän sein.
China als Feindbild
Das ist der eigentliche Grund, warum gerade jetzt eine so unglaubliche
Kampagne gegen China betrieben wird und warum China als der ärgste Feind,
Gegner, Konkurrent, Widersacher gilt und warum alle Denkfabriken und die
Mainstream-Medien und viele Regierungen und Politiker China als die größte
Bedrohung ansehen.
Ich kann Ihnen aus meiner eigenen Erfahrung mit China berichten, die bis ins
Jahr 1971 zurückreicht – und alles, was ich über China sage, habe ich durch
eigene Nachforschungen und Beobachtungen herausgefunden; ich spreche also nicht
von etwas, was ich nur gelesen habe. Ich spreche von etwas, das ich seit etwa 40
Jahren im Detail betrachtet habe, und ich kann Ihnen sagen, daß China nicht
aggressiv ist. Es ist nicht imperial, es versucht nicht, die unipolare Welt der
Anglo-Amerikaner zu ersetzen; es versucht nicht, Menschen zu zwingen. China
versucht, ein neues System der Win-Win-Zusammenarbeit zu schaffen, ein System,
das Xi Jinping eine Zukunftsgemeinschaft der Menschheit nennt.
Warum erscheint dies als eine solche Bedrohung? China hat in den letzten 30,
40 Jahren, vor allem aber in den letzten 30 Jahren, die unglaublichste
Entwicklung genommen, die man je gesehen hat. Es ist eine beispiellose
historische und zivilisatorische Leistung, denn China hat 850 Millionen Menschen
aus der Armut befreit. Die Belt and Road Initiative, die Neue Seidenstraße,
arbeitet jetzt mit etwa 150 Ländern zusammen, von denen viele zum ersten Mal die
Chance haben, die von den Kolonialmächten verursachte Armut zu überwinden.
Wenn Sie nun an das erste Zitat von Klaus Schwab denken, das ich Ihnen
vorgelesen habe, und dann an die Tatsache, daß China so viel Wert auf die
intellektuelle und moralische Vervollkommnung seiner Bürger legt, daß Xi Jinping
von der Notwendigkeit einer ästhetischen Bildung für alle Schüler spricht, damit
sie einen schönen Geist hervorbringen, weil nur ein schöner Geist die Quelle für
neue, große Kunstwerke sein kann – dann verstehen Sie, warum China als eine
solche Bedrohung angesehen wird! In China werden buchstäblich Millionen und
Abermillionen von Studenten zu Wissenschaftlern, zu Lehrern, zu großen Künstlern
ausgebildet, um sich moralisch und intellektuell zu verbessern: Das ist genau
das Gegenteil des Klaus-Schwab-Modells!
Deshalb hat Präsident Putin absolut Recht mit dem, was er in einer Rede am
21. Oktober im Waldai-Diskussionsklub sagte – das ist ein Klub von
Intellektuellen, der sich regelmäßig trifft, und diese wichtige Rede sollten Sie
auch lesen (http://en.kremlin. ru/events/president/news/66975/). Er
sagte, es sei sehr klar, daß das derzeitige Modell des Kapitalismus nicht
funktioniert und daß wir jetzt in eine neue Ära eintreten; daß dies eine
Transformation der Welt zu einem völlig anderen Kaliber sei. Er sprach darüber,
daß die Dinge wahrscheinlich noch viel schlimmer werden; er sprach über ein
kommendes Desaster, und daß die üblichen Ansätze nicht funktionieren. Und er
sagte: „Schließlich ist klar, daß es im Falle einer echten Krise nur noch einen
einzigen universellen Wert gibt, und das ist das menschliche Leben... Das Leben
ist von absolutem Wert.“
Ich habe, völlig unabhängig von Putins Rede, vor etwa zwei Wochen einen
„Weckruf“ verfaßt, den die meisten von Ihnen und euch inzwischen wahrscheinlich
gelesen haben (https://schillerinstitute.com/de/?s=Weckruf).
Im ersten Teil erörtere ich, daß die Menschen nicht nur auf dieses oder jenes
Phänomen schauen sollten, nur auf den Teil der Krise, der sie betrifft, sondern
daß all die verschiedenen Dinge, die auf dem Planeten schief laufen – vom Hunger
über die Unmöglichkeit der Länder, sich COVID-Impfstoffe zu beschaffen, die
Hyperinflation -; daß all diese Dinge Symptome dafür sind, daß dieses System
zusammenbricht. Deshalb haben Professor Guus Berkhout und ich diesen Weckruf
herausgegeben, er soll der vereinigende Ausgangspunkt für einen
antimalthusianischen Widerstand vieler, vieler Kräfte in der Welt werden, die
sich diesem gegenwärtigen Angriff auf den Wert des Lebens, für den die Schwabs,
Prinz Philips und Schellnhubers dieser Welt stehen, entgegenstellen.
Nachdem ich in diesem Weckruf die gegenwärtige Situation beschrieben habe,
entwickle ich einige Punkte, die meiner Meinung nach von vielen, vielen Kräften
in der Welt diskutiert werden sollten, weil wir uns darauf einigen müssen,
welches Menschenbild wir annehmen. Deshalb möchte ich Ihnen diese Grundsätze
vorlesen, die meiner Meinung nach sehr grundlegend sind und den Ausgangspunkt
bilden sollten:
1. Das menschliche Leben ist unantastbar. Der Mensch ist die einzige Gattung,
die mit kreativer Vernunft ausgestattet ist, was ihn von allen anderen Lebewesen
unterscheidet. Diese kreative Fähigkeit ermöglicht es dem Menschen, immer wieder
neue Prinzipien des physischen Universums zu entdecken, was man
wissenschaftlichen Fortschritt nennt. Die Tatsachen, daß der menschliche Geist
in der Lage ist, durch eine immaterielle Idee diese Prinzipien zu
entdecken, die dann in Form des wissenschaftlichen und technologischen
Fortschritts einen Effekt im materiellen Universum haben, beweist, daß es
eine Korrespondenz zwischen der Gesetzmäßigkeit des menschlichen Geistes und der
des physischen Universum gibt.
2. Ebenso wie die räumliche Ausdehnung und anti-entropische Evolution des
Universums unendlich ist, ist es die intellektuelle und moralische
Vervollkommnungsfähigkeit des menschlichen Geistes. Deshalb ist jeder
zusätzliche Mensch eine neue Quelle der Weiterentwicklung im Universum und bei
der Lösung von Problemen auf der Erde, wie z.B. der Überwindung von Armut,
Krankheiten, Unterentwicklung und Gewalt. Sich umeinander zu kümmern, ist der
Schlüssel in dieser voranschreitenden Entwicklung. Es ist die Kombination von
Kreativität und Empathie, die uns allen mehr als den Lebensunterhalt
sichert.
3. Der positive Effekt des wissenschaftlichen und technologischen
Fortschritts besteht darin, daß er, angewandt im Produktionsprozeß, die
Produktivität der Arbeitskraft und der industriellen und landwirtschaftlichen
Kapazitäten erhöht, was wiederum zu einem Anstieg des Lebensstandards und der
Lebenserwartung von immer mehr Menschen führt. Eine prosperierende physische
Ökonomie ist die Voraussetzung für die positive Entwicklung des Gemeinwohls, für
die Versorgung nicht nur der Eliten, sondern aller Menschen mit
hochwertiger Nahrung, sauberem Wasser, bezahlbarer moderner medizinischer
Versorgung, einer hochstehenden Bildung, moderner Kommunikation und vor allem
billiger und ausreichender Energie mit hohen Energieflußdichten. Inhärent
sichere Kernenergie der dritten und vierten Generation sowie die sich
abzeichnende Nutzung der thermonuklearen Kernfusion sind unerläßlich für die
Energieversorgung der Menschheit. Armut beginnt mit Energiearmut.
4. Der Zweck der Wirtschaft hat nichts mit dem Profit zu tun, sondern mit der
Glückseligkeit der Menschen im Sinne von Gottfried Wilhelm Leibniz, d.h. daß der
Mensch alle in ihm angelegten Potentiale zu einem harmonischen Ganzen entfalten
und so zu der bestmöglichen Weiterentwicklung der Menschheit beitragen kann.
Oder, wie Schiller den weisen Solon von Athen zitiert: Der Zweck der Menschheit
ist Fortschreitung. Es ist die Aufgabe der guten Regierung, durch ihre Politik
für das Glück der Bürger in diesem Sinn zu sorgen, angefangen mit einer
universellen Bildung für alle, deren Ziel der schöne Charakter und die
Entwicklung einer immer größeren Anzahl von Genies sein muß. Diese Perspektive
entspricht der Überzeugung Wladimir Wernadskijs, daß es in der Evolution des
physischen Universums angelegt ist, daß der Anteil der Noosphäre gegenüber der
Biosphäre immer mehr zunimmt. Genauer gesagt, das Wachstum sollte ein Zweifaches
sein: Kreativität für die materiellen Bedürfnisse, und Empathie für die
immateriellen Bedürfnisse. Für dieses sich umeinander und um unsere Umwelt
Kümmern steht unser Slogan „Wohlstand für alle“, wobei sich „alle“ nicht nur auf
uns selbst bezieht, sondern auch auf die künftigen Generationen.
5. Die wahre Bestimmung des Menschen ist es auch nicht, ein Erdling zu
bleiben. Unsere Identität ist es, als einzig bisher bekannte Gattung, die mit
kreativer Vernunft ausgestattet ist, den Weltraum so zu besiedeln, wie wir es
mit der Erde gemacht haben. Was der Weltraumpionier Krafft Ehricke den
„extraterrestrischen Imperativ“ genannt hat, gewissermaßen der zivilisatorische
Effekt der Raumfahrt auf den Menschen, erfordert, daß die Menschheit wirklich
„erwachsen“ wird, also irrationale Impulse abstreift und die Kreativität zu
seiner Identität werden läßt, wie dies bisher nur für herausragende
Wissenschaftler und Künstler der klassischen Kultur der Fall ist.
In dieser Phase der Evolution, der Liebe zur Menschheit und der Liebe zur
Schöpfung, ausgelöst durch das Erkennen der Großartigkeit des physischen
Universums, wird es für den Menschen ganz natürlich sein, sich mit großer
Sorgfalt um alle Aspekte der Menschheit, des Planeten, der Natur und des
Universums zu kümmern, weil dann der künstlich geschaffene Widerspruch zwischen
Mensch und Natur überwunden sein wird. Der Mensch steht nicht im Gegensatz zur
Natur, er ist ihr fortgeschrittenster Teil. Es ist, was Schiller die „Freiheit
in der Notwendigkeit“ genannt hat, und das Konzept, das Beethoven seiner
Großen Fuge vorangestellt hat: „So streng, wie frei.“
Diese große Idee des Menschen, der von Natur aus gut und unendlich
vervollkommnungfähig ist, ist es, die von den Hjalmar Schachts, Klaus Schwabs,
den machthungrigen Politikern und den Profitgeiern dieser Welt bedroht ist.
Dieser Weckruf richtet sich an alle Menschen, sich der Gefahr eines neuen
Faschismus zu widersetzen. Lassen wir uns nicht in eine Vergangenheit
zurückzwingen, in der die Eliten uns arm hielten und uns sagten, wir sollen
damit zufrieden sein.
- Darüber sollten wir jetzt diskutieren.
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