Bericht des Komitees für die Coincidentia Oppositorum
Dr. Khadijah Lang, Präsidentin des kalifornischen
afroamerikanischen Medizinerverbands Golden State Medical Association und
Vorsitzende des Ausschusses für internationale Angelegenheiten des nationalen
Verbands National Medical Association, sowie Marcia Merry Baker von der
Redaktionsleitung von „Executive Intelligence Review“ berichteten in der
Online-Konferenz des Schiller-Instituts am 8. Mai 2021 über die Aktivitäten
des „Komitees für den Zusammenfall der Gegensätze“.
Dr. Khadijah Lang: Ich bin Dr. Khadijah Lang, Präsidentin der
Golden State Medical Association und Vorsitzende des Ausschusses für
internationale Angelegenheiten der National Medical Association. Unsere
Organisationen sind seit 2017 im ostafrikanischen Mosambik tätig und führen
dort medizinische Missionen durch, um die Ungleichheiten in der
Gesundheitsversorgung zu mildern, die in diesem Land und in vielen anderen
Teilen der Welt zuhauf vorhanden sind.
Anfangs brachten wir medizinische Hilfsgüter und lieferten sie an ein
staatliches Krankenhaus für die Armen außerhalb der Hauptstadt. Später kamen
wir in persönlichen Missionen und brachten Ärzte, die Operationen durchführten
und Patienten operierten, die man vor unserem Kommen in ihrem Land nicht
behandeln konnte. Im Mittelpunkt unserer medizinischen Einsätze stand die
berufliche Weiterbildung, um die Ärzte zu schulen, die dort bleiben und
arbeiten sollten, wenn wir weg waren, um auf diese Weise eine nachhaltigere
Mission zu schaffen, mit der wenigen Zeit, die wir aufwenden konnten, um
dorthin zu fahren und dort zu arbeiten.
Wir haben uns auch mit Alpha Kappa Alpha Sorority, Inc. (eine
afroamerikanische Schwesternschaft in den USA, Red.) zusammengetan und
konnten Schuhe, Brillen und Kleidung für die Menschen in diesem Land zur
Verfügung stellen. Die Brillen, die wir brachten, waren über 400 Paar
verschreibungspflichtige Brillen. Durch eine weitere Partnerschaft mit dem
Lions Club International und der Alpha Kappa Alpha Sorority konnten wir die
Brillen an einen Augenarzt des Lions Club in Mosambik übergeben, der sie dann
an die entsprechenden Patienten je nach Augenstärke oder -schwäche verteilen
konnte, so dass alle Brillen sinnvoll genutzt wurden.
Es sind solche Dinge, die eine Zusammenarbeit bewirken kann. Wenn man die
Füße der Menschen schützen will, ist es wichtig, dass sie Schuhe haben, in
denen sie laufen können. Es ist wichtig, dass sie sehen können, wo die
Fallgruben sind, damit sie nicht hineinfallen und sich verletzen, und deshalb
brauchen sie eine Brille. Und es ist wichtig, dass die Ärzte dort lernen, wie
man komplexere Operationen durchführt. Das sind die Dinge, auf die wir uns in
den letzten Jahren bei unseren Einsätzen in Mosambik konzentriert haben.
Aufgrund bestimmter Veränderungen des Klimas und der Umwelt war das
Hauptproblem, das wir bei unserer Arbeit von Anfang an angehen wollten, die
bedauerliche ungleiche Gesundheitsversorgung. Im Laufe der Jahre haben wir
miterlebt, wie Heuschreckenplagen die Ernten verheerten und in mehreren
Landesteilen Hungersnöte verursachten. Und unglücklicherweise folgten auf
diese Heuschreckenplagen Zyklone, einige der schlimmsten Zyklone, die sie in
der aufgezeichneten Geschichte dort erlebt haben. Sie zogen durch und
überschwemmten ganze Dörfer, auch wegen der Verwüstung, die zuvor bereits die
Heuschreckenplagen angerichtet hatten. Das schafft eine Situation, die
Krankheiten fördert, die Malaria fördert, die Cholera fördert. Unter Menschen,
die ausgehungert sind und kurz vor dem Verhungern stehen, schaffen diese
Krankheiten eine Pandemie von einem Ausmaß, das man sich nicht vorstellen
kann.
Leider war das noch nicht alles, und COVID kam hinzu. COVID brachte ein
weiteres Problem ins Land. Es brachte mehr finanzielle und wirtschaftliche
Verwüstung mit sich, weil man alles abriegeln musste und weil es für die
Menschen schwieriger wurde, nach draußen zu kommen und Nahrung zu bekommen. In
einem harten Lockdown gibt es keine Möglichkeit, Essen zu bekommen
Alle diese verschiedenen Ereignisse, eines nach dem anderen, haben das
Leben in Mosambik extrem schwierig gemacht.
Aber das ist etwas, woran wir als Gruppe sehr viel ändern können. Es gibt
ein afrikanisches Sprichwort, das lautet: „Wenn du schnell irgendwo hingehen
willst, geh allein. Aber wenn du weit gehen willst, geh in einer Gruppe.“
Deshalb hat sich der Golden State-Verband mit dem Schiller-Institut und dem
Komitee für die Coincidentia Oppositorum zusammengeschlossen. Denn zusammen,
wenn wir alle mit anpacken, können wir mehr erreichen.
Auch wenn wir als medizinische Organisation weiter versuchen werden, die
medizinischen und gesundheitlichen Bedingungen für die Menschen vor Ort zu
verbessern und medizinische Hilfsgüter dorthin zu bringen, werden wir nicht
viel erreichen, wenn wir einen Menschen, der Hunger leidet, medizinisch
behandeln. Indem wir mit unseren Freunden, den Farmern, zusammenarbeiten,
indem wir landwirtschaftliche Informationen und Hilfe in diese Gebiete
bringen, die so verheert sind, und die Landwirte Lebensmittel zur Verfügung
stellen, damit wir die Menschen dort ernähren können, werden wir eine viel
größere Wirkung erzielen. Wir können der Welt zeigen, was man erreichen kann,
wenn Menschen sich zusammentun und für die Sache der Menschheit
zusammenarbeiten.
Marcia Merry Baker: Vielen Dank, Dr. Lang. Ich freue mich
über die Gelegenheit, mit Ihnen und den anderen im Komitee für den
Zusammenfall der Gegensätze zu arbeiten, bei dem es um Landwirtschaft,
Medizin, Wasser und Saatgut für die Zukunft geht.
Wie erreichen wir die großangelegte Reaktion, die wir brauchen? Schauen Sie
sich zunächst an, was keiner wissen soll – das weltweite Ausmaß von
Unterernährung und Hunger.
Quelle: FSIN/GRFC
Abb. 1: Zahl der Menschen, denen eine Ernährungskrise oder der Hungertod
(PC/CH Stufe 3 oder höher) droht, nach Regionen, 2021.
R-Calf
Abb. 2: Rückgang der Rinderfarmen in den USA 1980-2012.
Diese Karte (Abbildung 1) zeigt die Lage der Ärmsten, der 270
Millionen Menschen, die nicht genug zu essen haben. Besonders betroffen sind
142 Millionen Menschen in 40 Ländern, die sich in einer sogenannten „Krisen-,
Not- oder Katastrophen-Hungersnot“ befinden. Im südlichen Afrika: 43
Millionen, in Ostafrika: 28 Millionen, in Westafrika und der Sahelzone: 29
Millionen. In Südwestasien: 29 Millionen – Jemen, Syrien, Afghanistan. Auf dem
amerikanischen Kontinent: 13 Millionen. David Beasley vom
Welternährungsprogramm warnt, daß in den kommenden Monaten 34 Millionen
Menschen verhungern könnten.
Betrachten wir nun den Aspekt der Bauernkrise. In den produktivsten
Regionen der Welt – von Kalifornien bis Deutschland, von Kanada bis Australien
und Argentinien – verlieren wir Tausende von Familienbetrieben und
High-Tech-Farmen. Die Farmer werden so unter Druck gesetzt, daß die
unabhängigen Farmer praktisch alle aufgeben. Es gab sehr niedrige Preise –
auch wenn sie jetzt etwas höher sind –, und andere akute Probleme durch die
Vorschriften, wie sie produzieren sollen.
Was bleibt also? Es bleiben nur Milliardäre wie Bill Gates, der größte
Ackerlandbesitzer in den USA.
Diese Grafik (Abbildung 2) zeigt den Rückgang an Rinderfarmen in den
USA über einen Zeitraum von 30 Jahren, 1980 bis 2012, von 1,3 Millionen auf
700.000. Die gleichen Verluste gibt es auch in der Milchwirtschaft, im
Gemüseanbau – in allen Bereichen der Landwirtschaft.
Was können wir tun?
Erstens müssen wir Nahrungsmittelhilfe mit militärischer Logistik
mobilisieren, für den unmittelbaren Bedarf.
Zweitens muß man intervenieren, um weitere Verluste zu verhindern. Dazu muß
man die bewährten Maßnahmen anwenden: Parität, d.h. Mindestpreise für die
landwirtschaftliche Produktion – man kann sie als Paritätspreise bezeichnen;
Ausweitung der Produktion; die Welt braucht das. Unterstützung für junge
Farmer bei der Betriebsgründung. Zerschlagung der Vorherrschaft der großen
transnationalen Nahrungsmittelkonzerne.
Drittens müssen wir überall die Infrastruktur aufbauen – Wasser,
Abwassersysteme, Strom, Krankenhäuser, Transport, Katastrophenschutz.
Das ist es, was wir brauchen. Was steht im Weg?
Die Europäische Kommission hat diese Woche einen Plan veröffentlicht:
Landwirte sollen Geld verdienen, indem sie sogenannte Emissionskredite (Carbon
Capture Credits) an die großen Wall-Street-Firmen verkaufen, die dann auf dem
Kohlenstoffmarkt spekulieren und eine neue, grüne Finanzblase schaffen.
Microsoft hat gerade letzte Woche einen Haufen Emissionszertifikate von Bauern
aus Minnesota gekauft.
Nicht nur das, die EU und Biden haben angeordnet, dass ab 2030 mindestens
30 Prozent des Landes und des Wassers in den USA und Europa nicht für
die Ernährung von Menschen oder irgendetwas anderem genutzt werden dürfen.
Außerdem sollen die Landwirte die Betriebsmittel reduzieren und weniger
Lebensmittel produzieren.
Da wird also gefordert, weltweit weniger Lebensmittel zu produzieren – in
einer Welt, in der wir viel mehr brauchen. Das muss aufhören! Wenn wir
Notmaßnahmen organisieren, schaffen wir gleichzeitig den Impuls für eine
längerfristige Infrastruktur für Entwicklung.
Schauen Sie sich Mosambik und das südliche Afrika an. Es gibt die berühmten
Flüsse Sambesi, Limpopo und andere. Sie brauchen einen Aufbau wie mit der TVA,
der Tennessee-Tal-Behörde.
Das gleiche gilt für die Zyklone, von denen Dr. Lang gesprochen hat. Die
Küste Mosambiks ist wunderschön. Sie braucht Seedeiche und anderen
Sturmschutz. Die Ingenieure wissen, wie das geht.
Wenn wir die Moral aufbringen, auf die Notlage zu reagieren, und
herausfinden, wie wir mehr produzieren können und es dorthin bringen können,
wo es gebraucht wird, dann können wir mobilisieren, um die Bedürfnisse für die
Zukunft der gesamten Menschheit zu erfüllen. Und das ist ein Aufruf an die
Jugend. Das ist die Bedeutung der Mosambik-Initiative.
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