Die dringende Notwendigkeit eines Weltgesundheitssystems
Eine Internetkonferenz des Schiller-Instituts befaßte sich am 4.
Dezember mit der Bedrohung der Weltbevölkerung durch COVID-19 und Hunger.
Das Schiller-Institut veranstaltete am 4. Dezember eine Internetkonferenz zu
der extremen weltweiten Notlage, da die COVID-19-Pandemie in vielen Teilen der
Welt außer Kontrolle geraten ist und Millionen Menschen vom Hungertod bedroht
sind. Unter dem Titel „Omikron: Die dringende Notwendigkeit eines
Weltgesundheitssystems“ wurden Vorträge zur Lage und zu den erforderlichen
Maßnahmen gehalten, gefolgt von einer intensiven Diskussion. Teilnehmer waren:
- Helga Zepp-LaRouche, Vorsitzende des Schiller-Instituts,
- Dr. Joycelyn Elders, ehemals Surgeon General (oberste Gesundheitsbeamtin
der USA)
- Dr. Walter Faggett, ehem. Direktor der Gesundheitsbehörde der Hauptstadt
Washington und Medizin-Dozent an der Howard University,
- Alessia Ruggeri, Vorsitzende des italienischen Mittelstandsverbands UPI
Italia,
- Dr. Richard Denton, nordamerikanischer Ko-Präsident der Internationalen
Ärzte gegen den Atomkrieg,
- Marcia Merry Baker, Mitglied der Redaktionsleitung des Nachrichtenmagazins
EIR, und
- Dr. Randall W. Maxey, Nephrologe, ehemaliger Präsident des
afroamerikanischen Medizinerverbands NMA (National Medical Association) und
Gründer des Black Health Trust.
Die Konferenz begann mit einem Auszug aus einer Schrift von Lyndon LaRouche
aus dem Jahr 2001 (nach Anthrax-Anschlägen in den USA) mit dem Titel „Nationale
Verteidigung gegen bakteriologische Kriegführung“.1 Darin beschreibt
er die biologische Verteidigung als eine Aufgabe des öffentlichen
Gesundheitswesens, einschließlich des Zugangs aller zu sauberem Wasser,
angemessener Energieversorgung und Transportmitteln, zusätzlich zu der
erforderlichen Anzahl von Krankenhäusern und medizinischem Fachpersonal. Er hebt
besonders die Einrichtungen und das Personal hervor, die „denjenigen Teilen der
Bevölkerung dienen, die relativ mittellos sind und daher am ehesten
Infektionskrankheiten verbreiten“. Ein solches Gesundheitswesen sei „die erste
Verteidigungslinie der Bevölkerung gegen normale epidemische Krankheiten wie
auch gegen Angriffe der biologischen Kriegsführung“.
LaRouche forderte ein Crashprogramm, um die „medizinischen und
infrastrukturellen Abwehrmechanismen wiederherzustellen“, die in dem
Vierteljahrhundert seit dem Beginn der Privatisierung des Gesundheitswesens mit
der Verabschiedung des sog. HMO-Gesetzes in den frühen 70er Jahren Stück für
Stück abgebaut wurden. „Wenn wir das nicht tun, sollte das, was Ihnen und Ihrer
Familie infolge eines Angriffs durch biologische Kriegsführung passieren könnte,
schon jetzt als praktisch beschlossene Sache betrachtet werden.“
Wer diese Worte von vor 20 Jahren hört, kann sich des Gefühls nicht erwehren,
daß LaRouche mit seiner Warnung, die von den Institutionen der Macht in den
letzten zwei Jahrzehnten ignoriert wurde, recht behalten hat und nun die gesamte
Menschheit die schrecklichen Folgen erleidet. In den Vereinigten Staaten, wo in
den letzten drei Jahren die Versicherungen von der Wall Street, die jetzt das
Gesundheitssystem leiten, über 250 Krankenhäuser als „unrentabel“ geschlossen
haben, sind inzwischen fast 800.000 Menschen an COVID-19 gestorben. Dagegen hat
China, dessen Bevölkerung viermal so groß ist, im gleichen Zeitraum mehr als
tausend neue Krankenhäuser gebaut und bei jedem Ausbruch sofort umfassende
Gesundheitsmaßnahmen ergriffen. Infolgedessen starben dort weniger als 5000
Menschen an dem Virus. Das ist ein Verhältnis von 160 Todesfällen in den USA auf
einen in China. Und eine unverhältnismäßig große Zahl dieser Todesfälle in den
USA traf die Armen und insbesondere Minderheiten wegen des durchschnittlich
niedrigeren Standards der Ernährung und Gesundheitsversorgung.
Diese Einführung bereitete den Boden für eine intensive Diskussion über die
Krise. Dabei lag der Schwerpunkt auf der inzwischen bewiesenen Tatsache, daß
sich neue Varianten speziell in den Gebieten entwickeln, wo die Immunsysteme der
Menschen am meisten geschwächt sind, weil nichts gegen die schrecklichen
Bedingungen von Armut und fehlender Gesundheitsversorgung in den ärmsten Ländern
unternommen wurde – wovor Helga Zepp-LaRouche gleich zu Beginn der Pandemie
gewarnt hatte. Diese Varianten treffen auch die wohlhabenden Nationen, die
Impfstoffe gehortet und den dringenden Bedarf an modernen Gesundheitssystemen in
allen Ländern ignoriert haben. So kam Delta, und jetzt Omikron.
Zepp-LaRouche sprach über die außer Kontrolle geratene vierte und fünfte
Welle von COVID-19, die jetzt Europa überrollt, mit der Folge, daß jetzt in den
unterbesetzten und überfüllten Krankenhäusern einiger der reichsten Länder der
Welt eine Triage stattfindet. Sie wiederholte den Aufruf des von ihr und Dr.
Joycely Elders gegründeten Komitees für den Zusammenfall der Gegensätze, die
Welt solle sich gemeinsam daran machen, in jedem Land ein modernes
Gesundheitssystem aufzubauen.
Sie schlug vor, damit in Afghanistan zu beginnen, wo in diesem Winter mehr
als 24 Millionen Menschen unmittelbar vom Tod durch Erfrieren, Verhungern,
COVID-19 und einen fast völligen Mangel an medizinischen Einrichtungen bedroht
sind. Trotzdem erhalten die USA die Sanktionen aufrecht und halten afghanische
Gelder zurück unter dem heuchlerischen, massenmörderischen Vorwand von
Menschenrechtsverletzungen unter der neuen Regierung!
Zepp-LaRouche erläuterte, warum sie ihren Bemühungen den Namen „Operation Ibn
Sina“ gegeben hat, nach dem Philosophen, Dichter und medizinischen Genie des 11.
Jahrhunderts, der aus dem Großraum Afghanistan stammte. Im Mittelpunkt dieser
globalen Bemühungen müsse vor allem das Bild des Menschen als einzigartig und
heilig im Universum stehen, sagte sie.
Aufklären über COVID-19 und Impfungen
Dr. Elders berichtete dann über ihren jüngsten Offenen Brief2 an
Virologen und andere medizinische Fachleute weltweit, in dem sie eine
Aufklärungskampagne fordert, um die Bürger überall über die grundlegenden
Wahrheiten der Pandemie zu informieren. Weil die Regierungen dies bisher
versäumten, herrsche große Verwirrung, Anfälligkeit für erschreckende
Verschwörungstheorien und Angst vor Impfstoffen.
Dr. Walter Faggett, ehemaliger Chefarzt des Gesundheitsamtes der Stadt
Washington und führendes Mitglied des Komitees für den Zusammenfall der
Gegensätze, beschrieb den Erfolg des Komitees bei der Rekrutierung junger
Menschen in den Washingtoner Minderheitenvierteln als Freiwillige im Bereich der
öffentlichen Gesundheit, die an der Howard University, wo er auch lehrt,
ausgebildet wurden. Die Aufgabe dieser jungen Leute besteht darin, der schwarzen
Bevölkerung die Wahrheit über das Virus und den Nutzen von Impfstoffen nahe zu
bringen, weil seit langem Mißtrauen gegenüber medizinischen Einrichtungen
herrscht, was auf die „Tuskegee-Studie über unbehandelte Syphilis bei männlichen
Negern“ und andere rassistisch motivierte Studien zurückgeht. Seit Beginn des
Projekts im Februar ist die Impfrate in diesen Stadtteilen von 4% auf 40%
gestiegen (was immer noch zu niedrig sei), und die Rate der Neuerkrankungen und
COVID-19-Todesfälle in der Region Washington gehört jetzt zu den niedrigsten im
ganzen Land.
Dr. Randall W. Maxey – Nierenfacharzt, ehemaliger Präsident der National
Medical Association und Gründer des Black Health Trust – präsentierte seine
Studie über die weitaus höhere Zahl schwerer COVID-19-Fälle und -Todesfälle in
Regionen mit höheren Raten von Diabetes, Bluthochdruck, chronischen
Nierenerkrankungen und Fettleibigkeit. Dies sind, nicht überraschend, vor allem
Gebiete mit einem hohen Anteil schwarzer und lateinamerikanischer Bevölkerung.
Er sprach von dem „tragischen Lächeln“ entlang der Küsten und der Südgrenze der
USA. Rassismus sei dafür verantwortlich, daß die reichen Länder den
afrikanischen Ländern, wo er umfangreiche Erfahrungen gesammelt hat, Impfstoffe
vorenthalten. Er beschrieb neue innovative Methoden, die er entwickelt hat, um
eine große Anzahl von Menschen virtuell zu erreichen und bestimmte, insbesondere
chronische Krankheiten zu diagnostizieren.
Dr. Richard Denton, nordamerikanischer Ko-Präsident der Internationalen Ärzte
gegen den Atomkrieg, beschrieb die Arbeit seiner Organisation und der Rotary
Clubs bei der Überwindung der Angst vor Polio-Impfstoffen in Ländern Afrikas und
Zentralasiens. Erfreulicherweise sei die Zahl der Polio-Todesfälle weltweit in
diesem Jahr auf nur noch zwei gesunken (in Afghanistan und Pakistan). Er
beschrieb seine Arbeit mit den Taliban in Afghanistan, wodurch die
Voraussetzungen für die Impfung vieler afghanischer Bürger geschaffen
wurden.
Kampf gegen den Hunger
Marcia Merry Baker von der LaRouche-Organisation (TLO) und dem Komitee für
den Zusammenfall der Gegensätze sprach über die weltweite Nahrungsmittelkrise.
Sie betonte nachdrücklich, daß nicht genug Nahrungsmittel auf der Welt
produziert werden, während die Landwirte international angegriffen werden und
deshalb in Indien, Deutschland und anderswo in großer Zahl auf den Straßen
protestieren. Sie rief zur Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Arbeitnehmern und
anderen auf, um die weltweite Hungersnot zu bekämpfen, die derzeit mehr als 40
Millionen Menschen mit dem Hungertod bedroht.
Alessia Ruggeri, Vorsitzende eines Verbandes kleiner und mittlerer
Unternehmen und Gewerkschaftsführerin in Sizilien, unterstützte nachdrücklich
die Operation Ibn Sina. Sie wies darauf hin, daß die Taliban Zusicherungen für
die Frauenrechte gemacht hätten, u.a. das Recht auf freie Wahl des Ehemannes und
Gleichberechtigung von Witwen beim Erbe eines Grundstücks. Später bot sie
tatkräftige Hilfe für Marcia Bakers Aufruf zu einer Allianz der produktiven
Kräfte an, um den erforderlichen Paradigmenwechsel zu erreichen. Heute werde
viel über ökologische Fragen geredet, aber die Bedürfnisse und Interessen der
Arbeitnehmer und Bauern würden ignoriert. Sie forderte eine internationale
Einheit für die industrielle und landwirtschaftliche Produktion.
Jason Ross von der LaRouche-Organisation verwies auf die Tatsache, die allen
in den Vorträgen behandelten Problemen zugrunde liegt: die massive, wachsende
Armut auf der Welt als Hauptursache für die Gesundheitskrise und die Hungersnot.
China habe bewiesen, daß man die Armut durch den Ausbau der Infrastruktur
überwinden kann, und die Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI) sei das Modell für
eine solche Entwicklung in allen Ländern. Die grünen Finanz-Milliardäre, die
behaupten, „der Mensch“ sei das Problem, müßten besiegt werden, wenn wir in
allen Ländern moderne Gesundheitssysteme einschließlich der notwendigen
Voraussetzungen wie sauberes Wasser, Stromversorgung und allgemeine
Konnektivität aufbauen wollen.
Abschließend sagte Helga Zepp-LaRouche, sie habe gemischte Gefühle –
einerseits Hoffnung, andererseits Besorgnis. Durch die Kombination aus einer
Weltwirtschaftskrise, dem Auftreten alter und neuer Krankheiten, der zunehmenden
Hyperinflation und der Gefahr eines Weltkriegs zwischen den USA und Rußland
und/oder China drohe ein neues finsteres Zeitalter für die Menschheit.
Optimistisch stimme aber, daß die Gefahren Ärzte und andere Menschen auf der
ganzen Welt zusammenbringen, weil sie erkennen, daß in dieser Krise nur globale
Zusammenarbeit die Menschheit zu einem besseren, neuen Paradigma hinführen
kann.
Anmerkungen
1. https://larouchepub.com/pr_lar/2001/011028germwar_defense.html
2. https://schillerinstitute.com/de/blog/2021/11/25/offener-brief-an-virologen-und-medizinische-experten-auf-der-ganzen-welt-die-covid-19-pandemie-global-bekaempfen/
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