„Das hat mit Klimawandel nichts zu tun,
sondern mit Versagen der Politik“
Christian Lohmeyer betreibt mit seiner Familie einen klassischen
Ackerbaubetrieb mit Schafen, Pferden und Hühnern bei Hoya an der Weser in
Niedersachsen. Regelmäßig postet er Kommentare zu den Auswirkungen des Green
Deals, und wie die Inkompetenz der Grünen der Natur schadet.
Als Vorstandsmitglied des Landvolks Mittelweser startete Christian Lohmeyer
die Petition „Kanalisation modernisieren statt ungeklärte Abwässer in Flüsse
einleiten“, die mit 53.535 Unterschriften das notwendige Quorum von 50.000
Menschen erreichte, um vom Petitionsausschuß des Deutschen Bundestages
behandelt zu werden. Er ist der Meinung, daß die Einleitung von ungeklärten
Abwässern aus Haushalten in Flüsse und Bäche sofort gestoppt und die völlig
veralteten Kanalisationssysteme unter den meisten deutschen Städten saniert
werden müssen. Wegen der Verschärfung der Düngemittelverordnung, die davon
ausgeht, daß alle unerwünschten Stoffe in den Flüssen und im Grundwasser durch
die Landwirtschaft verursacht werden, ist diese Petition sehr wichtig.
Das Hochwasser begann am 14. Juli in Nordrhein-Westfalen und
Rheinland-Pfalz. Am 15. Juli ereignete sich die größte Katastrophe in
Ahrweiler, wo mindestens 125 Menschen starben. Umgehend reiste ein Konvoi von
50 Landwirten mit schwerem Gerät an, um zu helfen, sie versammelten sich
bereits um 3 Uhr morgens. Nicht nur China setzt Maßstäbe, auch diese Landwirte
haben bewiesen, daß Probleme viel schneller gelöst werden können, als es
üblicherweise der Fall ist.
Am gleichen Tag gab Christian Lohmeyer die folgende Videoerklärung ab, die
mit freundlicher Genehmigung Lohmeyers in der Internetkonferenz des
Schiller-Instituts am 24. Juli 2021 gezeigt wurde.
***
Christian Lohmeyer: Mich hat vorhin ein komplett aufgelöster
Markus Wipperfürth angerufen und fassungslos über die Situation vor Ort in
Ahrweiler berichtet. Es ist doch so, daß zur Zeit circa 50 Bauern dort
versuchen, diesen kriegsähnlichen Zustand, wie man ihn dort vorfindet,
irgendwie in den Griff zu kriegen. Diese Bauern werden dabei unterstützt von
niemandem. Es gibt dort keine Feuerwehr, es gibt da kein THW, kein Militär und
nicht einmal einen offiziellen Ansprechpartner.
Die Bauern bringen sich da gerade in Lebensgefahr. Dort sind Brücken nicht
mehr statisch einwandfrei, Straßen unterspült, Häuser drohen einzustürzen und
von Strom und Gas gehen große Gefahren aus.
Wenn man einen Balken hochhebt oder ein Baumstamm oder einen Haufen
wegschiebt, weiß man nie, was einen darunter erwartet und wie man mit in der
Situation umgehen soll. Es gibt dort keine Koordination. Die sind alle fast
nur auf sich alleine gestellt. Und das Ganze im Jahr 2021 nach einer der
größten Unwetterkatastrophen, die einen Vorlauf von drei Tagen hatte. Seit
drei Tagen sagen die Meteorologen reihenweise fast übereinstimmend
katastrophale Regenmengen dort voraus, und wir Bauern haben uns seit fünf
Tagen gefragt, warum man dort nicht die Campingplätze räumt und aktiv
wird.
Die Menschen dort, das haben die ihnen bestätigt, sind nicht gewarnt
worden. Es gab dort keine Sirenen, es gab dort keine Warnungen – gar nichts.
Ich selbst habe am Abend, als es schon geregnet hat, auch auf SWR, auf
WDR geguckt, auf N24 ob da irgendwie Sondersendungen sind, ob
irgend jemand auf das, was da gerade anrollt, reagiert – nichts. Gar nichts.
Und dann wagen es diese Politiker, dann wagen es diese Medien, sich dort vor
die Kameras zu stellen und den Klimawandel für das dort verantwortlich zu
machen! Was hat der Klimawandel damit zu tun, daß seit drei Tagen eine
Katastrophe auf diese Region zurollt – bekanntermaßen zurollt! – und keiner
warnt und keiner reagiert?
Das hat mit Klimawandel nichts zu tun. Das hat mit Versagen der Politik und
des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zu tun, daß dort nichts passiert!
Und dann sitzt ein Werner Eckert vom SWR, der das Umweltressort dort
leitet, und darf den Kommentar in der Tagesschau dort sprechen. Der muß
gefragt werden, warum er die Leute nicht gewarnt hat, über seinen SWR.
Da würden heute noch viele leben von denen, die heute nicht mehr leben. Das
ist die Wahrheit. Und man hätte viele Schäden verhindern können, indem man
vorher dort die Tiere herausholt hätte, die Campingwagen rausgeholt hätte.
Es wäre Zeit genug gewesen. Keiner hat reagiert. Wir Bauern, wir machen
angeblich immer alles falsch, wir bringen mit unserem Handeln ständig die
Menschen um. Aber wenn die was falsch machen, wenn die versagen, und eine der
größten Unwetterkatastrophen, die drei Tage lang so angekündigt ist,
übersehen, dann ist da irgendwas anderes Schuld – der Klimawandel oder die
Urlaubszeit oder irgendwas anderes. Wir sollen uns alle einstellen auf den
Klimawandel.
Wie kann man das als Entschuldigung in irgendeiner Form ins Feld werfen? Es
haben so viele Institution, Behörden und ähnliches komplett versagt, über Tage
hinweg geschlafen, und dafür sind hier Menschen gestorben. Und jetzt kommen
die Helfer und sind auf sich alleine gestellt, weil immer noch keiner den
Arsch in der Hose hat, das vernünftig zu koordinieren.
Ich habe einen Markus Wipperfürth so noch nie erlebt, und ihr könnt mir
glauben, wenn ihr da auch hinfahrt und helft, das habt ihr noch nicht gesehen.
Und daß man diese Menschen in dieser Hilflosigkeit alleine läßt und denen
nicht auch sofort jegliche Unterstützung da zusagt, das ist ein weiterer
Skandal und ein weiteres Versagen derer, die uns ständig erklären, wie es
eigentlich geht und wie man es richtig macht, aber selber nicht einmal die
Grundzüge eines anständigen Umsetzens ihrer Verantwortung drauf haben.
(https://www.youtube.com/watch?v=511Cx6kW6J4)
|