Die Wiederherstellung der natürlichen Freundschaft
zwischen China und den Vereinigten Staaten
Von Caleb Maupin
Caleb Maupin ist Journalist und politischer Analyst. Bei der
Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 8. Mai 2021 hielt er den folgenden
Vortrag.
Ich grüße Sie, meine Freunde.
Ich möchte mich für die Gelegenheit bedanken, auf dieser sehr wichtigen
Web-Konferenz über das Thema Syrien zu sprechen und über die Notwendigkeit,
die kriminellen Sanktionen zu beenden, die die Vereinigten Staaten gegen das
Land verhängt haben, und über die Notwendigkeit, daß die Vereinigten Staaten
ihre Politik gegenüber Ländern auf der ganzen Welt ändern.
Syrien ist ein Land, das von der Arabischen Sozialistischen Baath-Partei
regiert wird. Die Baath-Partei von Syrien – ihr Name Baath bedeutet
wörtlich Renaissance oder Wiedergeburt auf Arabisch – und ihre Politik hat
sich dem Ziel verschrieben, die Bevölkerung aus der Armut zu befreien, den
Lebensstandard zu verbessern und die sehr stolze Geschichte des arabischen
Volkes beim Fortschritt der menschlichen Zivilisation zu erneuern.
Wenn Sie nach Beweisen für den Erfolg der syrischen Regierung und ihrer
Politik suchen möchten, können Sie sich Quellen wie das Avicenna Journal of
Medicine anschauen (https://www.avicennajmed.com/). Das Avicenna
Journal of Medicine berichtet, daß die Lebenserwartung in Syrien von 1970
bis 2009 um 17 Jahre gestiegen ist. Während dieser Zeit sank die
Kindersterblichkeit von 132 Todesfällen pro tausend Lebendgeburten auf nur
17,9 Todesfälle pro tausend Lebendgeburten.
Eine weitere gute Informationsquelle über die Arabische Republik Syrien und
was sie für die Bevölkerung getan hat, ist die von der amerikanischen
Kongreßbibliothek veröffentlichte Länderstudie. Laut der Länderstudie waren
1981 noch 42% der erwachsenen Bevölkerung Syriens Analphabeten, aber bis 1991
war der Analphabetismus in Syrien ausgerottet! Die Länderstudie der
Kongreßbibliothek lobt die syrische Regierung auch für ihre Bemühungen, die
Infrastruktur aufzubauen und wirtschaftliche Möglichkeiten zu schaffen. In
dieser Länderstudie heißt es:
„Massive Ausgaben für die Entwicklung von Bewässerung, Elektrizität,
Wasser, Straßenbauprojekten und die Ausweitung der Gesundheitsdienste und des
Bildungswesens auf ländliche Gebiete trugen in den 80er Jahren zum Wohlstand
in Syrien bei.“
Es ist erwähnenswert, daß die Sowjetunion in den 80er Jahren ein wichtiger
Verbündeter war. Über 100 Millionen Dollar wurden für Wasserkraftwerke
ausgegeben, die im Land gebaut wurden. Über 900 sowjetische Techniker gingen
nach Syrien, um bei der Elektrifizierung des Landes zu helfen. In Syrien
wurden enorme Fortschritte dabei gemacht, ein modernes Land zu schaffen. In
Syrien gibt es verschiedene religiöse Gruppen – Sunniten, Schiiten, Alawiten,
Christen –, die in Frieden zusammenleben und durch eine säkulare Regierung
vereint sind. In Syrien gibt es Gewerkschaften in den Fabriken, es sind
verschiedene Parteien in der Regierung vertreten. Syrien bleibt eine der
modernsten und demokratischsten Regierungen in der Region.
Doch statt sich mit dieser Regierung anzufreunden, ist die Führung der
Vereinigten Staaten entschlossen, die syrische Regierung zu stürzen. Sie hat
sich mit einigen der reaktionärsten Kräfte in der Region verbündet, mit
wahhabitischen Extremisten, die in das Jahr 1400 zurück wollen und einen
konfessionellen Religionskrieg führen wollen. Die christliche Gemeinschaft in
Syrien, die alawitische Gemeinschaft in Syrien, andere religiöse Minderheiten
sowie die gesamte sunnitische Mehrheit in Syrien lehnen diese Schritte ab.
Aber dennoch scheint der Drang, die syrische Regierung zu stürzen – „Assad muß
weg“, wie von der Obama-Regierung erklärt wurde – in den Kreisen der Macht
sehr lebendig zu sein.
Und in ihren fortgesetzten Bemühungen, das Land zu destabilisieren und
einen schrecklichen Krieg zu verlängern, gehen jetzt diese kriminellen
Sanktionen gegen Syrien weiter. Die Biden-Administration setzt sie um. Und es
ist erwähnenswert, daß die Bemühungen, die syrische Regierung gewaltsam zu
stürzen, nicht nur Millionen von Flüchtlingen zur Folge hatten, sondern auch
die Amerikaner weniger sicher gemacht haben. ISIL oder ISIS oder Daesch, oder
wie auch immer Sie sie nennen wollen, diese schreckliche Terrorgruppe ist ein
Ergebnis der Bemühungen der USA, die syrische Regierung zu stürzen. Diese
Gruppen wurden bewaffnet und trainiert, und viele der sogenannten „gemäßigten
Rebellen“, die von der US-Regierung unterstützt wurden, schlossen sich dieser
ISIL-Terror-Kampagne an, und die Bewaffnung der Extremisten und religiösen
Fanatiker für den Sturz der syrischen Regierung hatte katastrophale Folgen,
wie wir auf der ganzen Welt gesehen haben.
Es ist auch erwähnenswert, daß Syrien China sehr nahe steht. So schrieb die
Jamestown Foundation 2007, daß hunderte Millionen Dollar in Syrien investiert
wurden, um die alternde Öl- und Gasinfrastruktur des Landes zu
modernisieren.
Diese Politik – der Versuch, die syrische Regierung durch lähmende
Sanktionen und die Bewaffnung von Extremisten zu destabilisieren und zu
stürzen – spiegelt den Handelskrieg gegen China wider. Auch China ist ein
Land, das aufgestiegen ist, die Kontrolle über seine Wirtschaft übernommen
hat, die Wirtschaft zwingt, dem ganzen Land zu dienen, und Millionen Menschen
aus der Armut geholt hat. In China wurden viele riesige Kraftwerke gebaut,
sogar das größte Wasserkraftwerk der Welt, der Drei-Schluchten-Damm, wurde von
der Kommunistischen Partei Chinas geschaffen. 800 Millionen Menschen wurden
aus der Armut befreit. Heute hat China den größten
Telekommunikationshersteller der Welt. Und noch vor nicht allzu langer Zeit
galt China als der „kranke Mann Asiens“.
Der Umschwung Chinas von einem bitterarmen Land zur wirtschaftlichen
Supermacht ist eine der schönsten Geschichten des 20. und 21. Jahrhunderts.
Und es ist ein großer, großer Fehler unserer Politiker, eine feindselige
Situation mit China zu schaffen. Joe Bidens kürzliche Rede, als er davon
sprach, wir müßten „im 21. Jahrhundert gegen China gewinnen“, hat mich
nachdenklich gemacht. Das 21. Jahrhundert ist kein Pferderennen!
Wir müssen aufhören, Politik als Nullsummenspiel zu betrachten, in dem
Sinne, daß in Land nur auf Kosten eines anderen gewinnen kann. Es ist
sicherlich nicht im Interesse der Vereinigten Staaten, sich bei so viel
Massenarbeitslosigkeit und so viel zerfallender Infrastruktur von dem massiven
Wachstum abzuschneiden, dessen Spitze China bildet.
China hilft nicht nur sich selbst zu expandieren, sondern es baut auch auf
der ganzen Welt Kraftwerke, Krankenhäuser, Straßen und Infrastruktur. China
handelt mit Ländern in ganz Asien und in ganz Afrika, alles mit dem Ziel, sie
aus der Armut zu holen: eine Win-Win-Kooperation.
Meine Hoffnung ist, daß die Führung der Vereinigten Staaten ihre Politik
der Destabilisierung Syriens aufgibt und daß sie auch die Politik der
Eskalation der Spannungen mit China aufgibt. Es gibt nur eine
Menschheitsfamilie. Es gibt nur eine globale Gemeinschaft. Und je mehr wir
miteinander kooperieren, bei Dingen wie technologischer Entwicklung,
Armutsbekämpfung, Beseitigung der Geißel der Drogensucht und des Terrorismus,
desto besser wird die Welt sein. Die US-Politik gegenüber Syrien, die
US-Politik gegenüber Rußland, gegenüber Venezuela, gegenüber dem Iran,
gegenüber China, gegenüber vielen Ländern ist zutiefst problematisch. Der Weg
zum Frieden, der Weg, um Länder aus der Armut zu holen, der Weg zu einer
besseren Welt für alle, der Weg zur Beseitigung des Terrorismus und der
Drogenbanden, ist der Weg der internationalen Zusammenarbeit.
Das ist also die Botschaft, die wir vor allem vermitteln müssen – unseren
Freunden, unseren Kollegen, allen, die wir kennen. Wir müssen erklären, daß
Sanktionen wirtschaftliche Kriegsführung sind, daß sie das Leben von Menschen
zerstören, daß sie den Menschen den Zugang zu medizinischer Versorgung
verwehren, daß sie den kleinen Leuten Leid zufügen, und daß die
Menschenrechtsrhetorik, mit der sie gerechtfertigt werden, oft mit Heuchelei
durchsetzt ist!
Die US-Regierung behauptet, ein Unterstützer der Demokratie zu sein, aber
wir sehen sie auf einer Linie mit der Regierung von Kolumbien, die Menschen
auf den Straßen erschießen lässt. Wir sehen sie auf einer Linie mit dem
Austeritätsregime von Haiti, wir sehen sie auf einer Linie mit dem Königreich
Saudi-Arabien mit seinen öffentlichen Enthauptungen und seiner autokratischen
Monarchie. Die Menschenrechtsrhetorik dürfte nie benutzt werden, um einen
Wirtschaftskrieg gegen unabhängige Länder zu führen, egal wo auf der Welt.
Hoffen wir also, daß unsere heutige Konferenz einen wichtigen Beitrag
leisten kann, nicht nur die Menschen aufzuklären, sondern auch, um vielleicht
den Ton des Diskurses zu ändern und den Weg für eine neue Richtung der
US-Politik freizumachen, wo wir nicht länger Länder mit Sanktionen zerstören,
sondern mit ihnen zusammenarbeiten, indem wir gemeinsam tun, was notwendig
ist, um in eine bessere Zukunft zu blicken.
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