Den Weg frei machen für Gürtel und Straße in Nord- und Südamerika
Von Dennis Small
Dennis Small ist Lateinamerika-Redakteur des Executive
Intelligence Review. Im zweiten Abschnitt der Internetkonferenz des
Schiller-Instituts am 20. März sagte er folgendes.
Tatsache ist, daß Iberoamerika heute von einer Pandemie heimgesucht wird,
die auch die ganze Welt heimsucht. Es ist konfrontiert mit einer realen
Arbeitslosigkeit von etwa 45%, wenn man die Arbeitslosigkeit in Lyndon
LaRouches Begriffen der tatsächlichen wirtschaftlichen Parameter mißt. Es wird
zerstört durch einen Drogenhandel, der von denselben Finanzinteressen der Wall
Street und der Londoner City organisiert wird, die auch hinter der unhaltbaren
globalen Spekulationsblase von etwa 1,7 Billionen Dollar stecken. Faktisch
haben wir eine Situation, in der Millionen von Menschen in der gesamten
Region, aber besonders in Mittelamerika und Mexiko, durch diesen Drogenhandel,
die Armut und das ganze Elend in die Migration getrieben wurden, um irgendwie
zu überleben, um ein Auskommen zu finden oder einfach, weil sie um ihr Leben
fliehen.
Wenn wir es also tatsächlich mit der Lösung dieser Probleme ernst meinen,
was wir in den Vereinigten Staaten tun sollten, dann gibt es nur einen Ansatz,
der möglich ist und tatsächlich funktionieren wird. Es gibt angesichts all
dessen eine ziemlich klare Lösung, und das ist die Ausweitung der Gürtel- und
Straßen-Initiative (Belt & Road Initiative, BRI) auf den amerikanischen
Kontinent.
Im Mai steht eine Reise des argentinischen Präsidenten Alberto Fernández
nach China an, wo er ein Memorandum mit der BRI unterzeichnen wird. Das ist
von enormer Bedeutung als ein Schritt in Richtung der Politik, die beschlossen
werden muß. Dies gilt um so mehr, als der argentinische Präsident Fernández
eine wichtige enge Arbeitsbeziehung mit dem mexikanischen Präsidenten Andrés
Manuel López Obrador aufgebaut hat, der immer wieder – zuerst gegenüber
Präsident Trump und jetzt gegenüber Präsident Biden – das Konzept
vorgeschlagen hat, daß die gemeinsame wirtschaftliche Entwicklung der Region
im gemeinsamen Interesse beider Länder liegt.
Wir würden dem hinzufügen, daß die dringende Anforderung ist, daß dies in
Verbindung mit China und seiner BRI geschieht, denn ohne das würde die
physische wirtschaftliche Basis fehlen, damit es tatsächlich funktioniert.
Eine solche Idee, eine Achse der Zusammenarbeit zwischen China, den
Vereinigten Staaten und Mexiko bzw. Mexiko und Argentinien, ist nichts weniger
als ein Win-Win-Win-Vorschlag.
© Schiller-Institut
Abb. 1: Belt & Road in der Karibik: Schiffahrtsrouten der Maritimen
Seidenstraße, existierende und geplante Eisenbahnkorridore in der Karibik
sowie die Weltraumbahnhöfe Alcântara in Brasilien und Kourou in
Französisch-Guayana.
© Schiller-Institut
Abb. 2: Das Netz der Infrastrukturkorridore der Weltlandbrücke.
Sie halten das für unmöglich? Das ist es nur, wenn Sie die Optionen, die
Sie in Betracht ziehen wollen, auf diejenigen beschränken, die im Rahmen des
derzeitigen bankrotten und kollabierenden Finanzsystems der transatlantischen
Region, der City und der Wall Street, akzeptabel sind. Wenn man über diesen
Tellerrand hinausschaut, dann sind die Lösungen sehr wohl in Reichweite.
Lassen Sie uns nun schnell ein paar Komponenten dieser BRI für Amerika
betrachten. Auf der ersten Karte (Abbildung 1) können wir den
karibischen Raum sehen, der wirklich das Herzstück des Handels an der Kreuzung
zwischen den Ländern am Pazifik und denen am Atlantik ist. Die Seewege führen
durch diese Region, und zwar durch den erweiterten Panamakanal, durch einen
neuen Kanal auf Meereshöhe in Nicaragua, und es wird die Grundlage für die
Entwicklung großer Industriehäfen gelegt, wie in Ponce/Puerto Rico und
Mariel/Kuba, für den Warenumschlag und einen verstärkten Handelsstrom für die
Häfen der Golfküste und der Atlantikküste der Vereinigten Staaten, die für
diese Zwecke aufgerüstet und umgebaut werden müssen.
Der zweite Bereich neben der maritimen Route, die Amerika in die BRI
einbindet, ist die BRI zu Lande, die Weltlandbrücke. Auf der nächsten Karte
(Abbildung 2) sehen Sie, daß wir hier über
Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnstrecken sprechen, die von Feuerland im
äußersten Süden Argentiniens den ganzen Weg durch Südamerika hinauf gebaut
werden müssen, durch die Darién-Lücke, die jetzt nicht mal eine befahrbare
Straße hat, geschweige denn eine Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnstrecke, obwohl
eine funktionale Alternative dazu entworfen wurde, die auf das Army Corps of
Engineers im 19. Jahrhundert und Vorschläge von US-Präsident McKinley
zurückgeht.
Dann gibt es die Bahnstrecken, die durch Mittelamerika und Mexiko führen.
Das ist ein Mittel, um das Problem von Unterentwicklung, Armut und
Drogenhandel mit hochtechnologischen industriellen Entwicklungskorridoren zu
lösen, die sich durch diese Region erstrecken und die durch den
Beringstraßen-Tunnel mit den Vereinigten Staaten und der Eurasischen
Landbrücke verbunden sind.
Das ist etwas, wovon die Vereinigten Staaten sofort profitieren würden. Man
kann abschätzen, daß durch den Export der benötigten Investitionsgüter,
zusammen mit China, etwa eine Million Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten
entstünden, um diese Projekte zu ermöglichen.
© Schiller-Institut
Abb. 3: Das Netz der Infrastrukturkorridore der Weltlandbrücke aus einer
anderen Perspektive.
So wichtig die maritime und die landgebundene Weltlandbrücke oder
Seidenstraße auch sind, vielleicht noch wichtiger ist die
Weltraum-Seidenstraße (Space Silk Road): Betrachten Sie sie einfach aus dem
Blickwinkel, den wir Ihnen hier in der nächsten Karte (Abbildung 3)
zeigen.
Der springende Punkt ist, daß der gesamte Planet und insbesondere seine
produktiven Arbeitskräfte am besten durch eine hochtechnologische
wissenschaftliche Ausrichtung entwickelt werden, um das voranzubringen, was
eigentlich die treibende Kraft und der Motor der gesamten menschlichen
wirtschaftlichen Entwicklung ist – nämlich kreative wissenschaftliche
Entdeckungen, sowohl in den exakten Wissenschaften als auch in der klassischen
Kultur. Und in diesem Fall ist die Rolle der Weltraumwissenschaft absolut
entscheidend.
Zufälligerweise befinden sich zwei der wichtigsten Weltraumbahnhöfe der
Welt auf dem südamerikanischen Kontinent. Die Rede ist von Alcântara in
Brasilien und Kourou in Französisch-Guayana. Sie liegen sehr nahe am Äquator,
weshalb ihre Lage so vorteilhaft ist. Aber im Fall von Südamerika haben
Argentinien und Brasilien beide sehr bedeutende Raumfahrtkapazitäten und
können dabei helfen, diese Kapazitäten in die Zusammenarbeit mit China, den
Vereinigten Staaten und anderen Raumfahrtnationen wie Rußland und Indien
einzubinden, um diese Weltraumbahnhöfe an diesen beiden Standorten als Zentren
der wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung für die gesamte Region
zu entwickeln.
Diese Entwicklungszentren sollten miteinander vernetzt werden, und ich
würde vorschlagen, daß dies ein äußerst wichtiges Thema für Präsident
Fernández ist, das er während seiner Reise nach China aufgreifen sollte, um
zwei polytechnische Institute oder Institute für weltraumwissenschaftliche
Bildungsaktivitäten zu gründen: eines in Mexiko, vielleicht in der kleinen
Stadt Querétaro in der Nähe von Mexiko-Stadt, und eines in Argentinien. Sie
können als die Pole des Bildungsprozesses dienen, der notwendig ist, um dem
gesamten Kontinent eine solche hochtechnologische Raumfahrtentwicklung zu
bringen. Ein solcher Ansatz, der die Länder Südamerikas, Mittelamerikas,
Nordamerikas sowie China miteinander verbindet, ist in der Tat der einzige
Weg, um die derzeitige globale Zusammenbruchskrise zu lösen.
„Unmöglich“, sagen Sie? Nun, ich entschuldige mich bei Präsident John F.
Kennedy, wenn ich ein Zitat von ihm etwas abwandle, aber lassen Sie mich
einfach sagen: „Wir tun diese Dinge nicht, weil sie schwer sind, sondern weil
sie unmöglich sind.“ Zumindest wird uns gesagt, sie seien unmöglich. Die Armut
in der Welt beenden? „Nun, das ist unmöglich!“ Und doch hat China es in seinem
Land geschafft. „Ein kleines arabisches Land soll eine Sonde zum Mars
schicken? Mal ernsthaft! Das ist völlig unmöglich.“ Und doch haben es die VAE
gerade getan. „Kinder und Jugendliche aus armen Familien in Iberoamerika
werden Weltraumforscher? Das wird nicht klappen!“ Und doch geschieht es in
Argentinien und anderswo.
Vielleicht das Grundlegendste von allem: Die Vereinigten Staaten und China
dazu bringen, bei der wirtschaftlichen Entwicklung Mexikos und des ganzen
amerikanischen Kontinents zusammenzuarbeiten? „Hört auf zu träumen! Wir alle
wissen, daß das Gesetz des Dschungels regiert und daß Amerikas Gewinn Chinas
Verlust bedeutet und umgekehrt. Das werdet ihr nicht schaffen; es wird nicht
funktionieren. Werdet erwachsen!“ Dennoch ist die Gürtel- und
Straßen-Initiative ein Win-Win-Win-Vorschlag, und sie wird nach Amerika
kommen! Also laßt uns den Weg dafür freimachen!
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