Dänischer Appell für humanitäre Hilfe für Afghanistan
Der folgende Appell wurde im Dezember 2021 vom dänischen Schiller-Institut
in Absprache mit einem Vertreter einer europäischen humanitären
Hilfsorganisation verfaßt, um Maßnahmen zur Bewältigung der Notlage in
Afghanistan zu ergreifen.
Afghanistan: Wir brauchen dringend Lösungen für die Probleme,
die verhindern, daß die humanitäre Hilfe das afghanische Volk erreicht
Am 17. Dezember 2021 sagte David Beasley, Exekutivdirektor des
Welternährungsprogramms, mit einem dringenden Appell zu Afghanistan im
U.S. National Public Radio:
„Ich war gerade in Kabul... Von 42 Millionen Menschen sind 23 Millionen auf
dem Weg zum Hungertod. Sie sind wirklich in ernsten Schwierigkeiten... 95% haben
nicht genug zu essen. Etwa 9 Millionen stehen in diesem Moment kurz vor dem
Hungertod. Es ist die Hölle auf Erden. Und jetzt sind die Wintermonate da.“
Er sprach von Müttern, „die vor der Wahl stehen: ,Wenn ich überhaupt Geld
habe, kaufe ich dann Essen oder Heizöl? Lasse ich mein Kind erfrieren oder lasse
ich es verhungern?‘ Damit sind sie jetzt konfrontiert...
Wir haben jetzt einen Verlust von 40% bei der Weizenproduktion aufgrund von
Dürreperioden und einen wirtschaftlichen Niedergang durch COVID zu verzeichnen.
Hinzu kommt der Mangel an Geldmitteln, weil die internationale Gemeinschaft alle
Vermögenswerte eingefroren hat, über die das Land normalerweise verfügen
würde...“
Es müssen dringend politische Entscheidungen getroffen werden, damit die
westlichen Regierungen, Zentralbanken und privaten Korrespondenzbanken ihre
Politik nicht länger fortsetzen, denn sie verhindert, daß die bereits
bereitgestellte humanitäre Hilfe die Menschen in Afghanistan erreicht.
Neben der Aufhebung des Einfrierens der Guthaben der afghanischen Zentralbank
bei der US-Notenbank und privaten Banken gibt es noch weitere wichtige
finanzielle Faktoren. Ein Vertreter einer humanitären Organisation in Europa
beschrieb die folgenden finanziellen Hindernisse, die von Politikern in den USA
und Europa beseitigt werden müssen:
Probleme beim Geldtransfer nach Afghanistan: Wegen der
derzeitigen US-Sanktionen gegen die Taliban können die meisten Banken derzeit
keine Gelder für humanitäre Hilfe nach Afghanistan überweisen, da die
internationalen Banken und ihre Korrespondentennetze aus Angst vor einem Verstoß
gegen die US-Sanktionen zögern, Geld nach Afghanistan zu überweisen. Diese
Korrespondenzbanken weigern sich angesichts der Ungewißheit über die Haltung der
USA zu den Sanktionen gegen Afghanistan einfach, Geld zu überweisen, aus Angst
vor den Folgen in den USA.
Verzicht auf Sanktionen: In den USA müssen klare
Sanktionsverzichtserklärungen und Leitlinien eingeführt werden, die es
internationalen Banken eindeutig erlauben, Geld für humanitäre und
Entwicklungshilfezwecke nach Afghanistan zu überweisen. Das US-Finanzministerium
sollte ermutigt werden, in einen Dialog mit dem Bankensektor einzutreten, um
genau zu verstehen, welche US-Vorschriften die Banken dazu veranlassen, diese
Dienstleistungen zu verweigern.
Verhindern eines Bankenzusammenbruchs in Afghanistan: Die
afghanischen Banken benötigen dringend Liquidität, um die afghanische Währung -
den Afghani - zu stabilisieren. Eine Aufhebung der Beschränkungen für den
Geldtransfer nach Afghanistan würde dazu beitragen, einen vollständigen
Bankenzusammenbruch zu verhindern. Ein vollständiger Bankenzusammenbruch hätte
verheerende Folgen für die afghanische Wirtschaft und würde die derzeitige Krise
noch weiter verschärfen.
Probleme beim Zugang zu Bargeld: Humanitäre Organisationen
haben derzeit keinen Zugang zu den Mitteln, die sie für die Durchführung der
dringend benötigten humanitären Hilfe benötigen. Die Verteilung von Bargeld ist
ein wichtiges Instrument in ihrem Werkzeugkasten, um Hilfe zu leisten, die
derzeit fast unmöglich zu leisten ist.
Humanitäre und Entwicklungsorganisationen sind selbst große Arbeitgeber in
Afghanistan. Es ist von entscheidender Bedeutung, daß diese
Nichtregierungsorganisationen Zugang zu Geldern innerhalb Afghanistans haben, um
Hilfe zu leisten, Mitarbeiter zu bezahlen und eine Wirtschaft zu stützen, die
kurz vor dem Zusammenbruch steht.
Die Politiker in den USA und Europa müssen in Zusammenarbeit mit den
internationalen Banken und Korrespondenzbanken dringend Abhilfe für die
Situation schaffen, die den Geldtransfer nach Afghanistan behindert, sonst
werden viele afghanische Bürger in diesem Winter schwer betroffen sein oder
sterben.
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