Der Betrug des Klimawandels und der Energiewende
Von Francesco Battaglia
Francesco („Franco“) Battaglia ist Professor für Physikalische
Chemie an der Universität Modena. Auf der Internetkonferenz des
Schiller-Instituts hielt er am 19. Juni 2022 den folgenden Vortrag.
(Übersetzung aus dem Italienischen.)
Guten Morgen!
Wenn die Regierungen in Europa und den USA ihre Energiepolitik festlegen,
gehen sie davon aus, daß es einen Klimanotstand gibt, der durch fossile
Brennstoffe und CO2-Emissionen verursacht wird, die auf Null
reduziert werden müssen, und daß wir Energie auf andere Weise erzeugen müssen,
nämlich mit sogenannten erneuerbaren Energien, vor allem zur Stromerzeugung,
aber auch zur Reduzierung der Emissionen von Autos, des Verkehrssektors, der
Heizungen, der Beleuchtung, im Grunde von allem. So stellen es sich die Leute
vor, die diese Energiewende wollen, insbesondere mit Wind und
Photovoltaik.
Nun ist die Tatsache, daß es gar keinen Klimanotstand gibt, schon oft
angesprochen worden. Wir haben eine Broschüre mit einer Petition
veröffentlicht, die von tausend Wissenschaftlern an den Generalsekretär der
Vereinten Nationen geschickt wurde; der erste Unterzeichner war ein
Nobelpreisträger für Physik, Ivar Giaever. Natürlich stieß dies auf taube
Ohren.
Sehen wir uns nun an, warum eine Verringerung der CO2-Emissionen
nicht nur unerwünscht, sondern auch unmöglich ist. Das Jahr 2021 war nicht der
erste Versuch, die CO2-Emissionen zu reduzieren; tatsächlich haben
sich die großen Namen der Welt bereits 26 Mal getroffen, zuletzt letztes Jahr
in Glasgow; dieses Jahr werden sie sich im November in Ägypten zum 27. Mal
treffen, d.h. sie haben 26mal versagt.
Bei anderen Gelegenheiten haben sie tatsächlich versucht, Abkommen zu
schließen, insbesondere das Kyoto-Protokoll und das „20-20-20-Paket“ der
Europäischen Union. Das Kyoto-Protokoll, das 2003 in Kraft trat, sah vor, daß
die Emissionen bis 2012 um 6% gesenkt werden sollten, und das 20-20-20-Paket
sah vor, daß die Emissionen bis 2012, wenn das Kyoto-Protokoll ausläuft, um
20% gegenüber dem Stand von 1990 reduziert werden sollten. In Wirklichkeit
stiegen die Emissionen um 40%. Als die Europäische Union feststellte, daß die
Emissionen entgegen allen Kyoto-Vereinbarungen stiegen, brachte sie 2008 das
20-20-20-Paket auf den Weg und schlug vor, die Emissionen bis 2020 um 20%
gegenüber 1990 zu senken. Doch die Kurve steigt weiter an, und die Emissionen
sind um 60% höher.
© Global Carbon Budget 2018
Abb. 1: CO 2-Emissionen pro Jahr (Mio. t): Um die Erwärmung auf
1,5°C zu begrenzen, empfiehlt der Weltklimarat IPCC, die
CO 2-Emissionen bis 2050 auf „netto Null“ zu reduzieren.
Abb. 2: Heute trägt die Sonnenenergie, sogar wenn man die Wasserkraft
mitrechnet, weniger als 10% zur Deckung des Energiebedarfs der Welt bei, 2019
kamen 84,3% aus fossilen Brennstoffen.
Abb. 3: Typischer Verlauf des Stromverbrauchs innerhalb von 24 Stunden im
Sommer, im Winter und im April: Der Verbrauch ist abends am größten, wenn die
Photovoltaik kaum noch Strom liefert.
Es ist eine Tatsache, daß die CO2-Emissionen seit 150 Jahren
unaufhaltsam steigen. Der „Green New Deal“ oder „Fit For Fiftyfive“ möchte die
Emissionen reduzieren und in den nächsten 30 Jahren auf Null bringen
(Abbildung 1) – ein Sprung, der absolut nicht gelingen wird, im
Gegenteil. Die Emissionen werden weiter steigen, einfach weil der Ausstieg aus
den fossilen Brennstoffen technisch nicht denkbar und unmöglich ist.
Es ist unmöglich, auf fossile Brennstoffe zu verzichten
Warum ist es technisch unmöglich, auf fossile Brennstoffe zu verzichten?
Natürlich sind sich die anderen Länder der Welt dessen bewußt. Würde die
Europäische Union, die nur zu 9% zu den weltweiten Emissionen beiträgt, ihre
Emissionen tatsächlich auf Null stellen, so würde das in der Tat nichts zu
ihren angeblichen Klimafolgen beitragen. Ich wiederhole, es hätte keine
Auswirkungen auf die vorgegebenen Klimafolgen, denn die 91% der Emissionen im
Rest der Welt werden nicht gesenkt, sondern sie werden angesichts der
energiepolitischen Programme Chinas wie auch Indiens zunehmen.
Was ist also der wesentliche Punkt? Der Punkt, den man verstehen muß, ist
der, daß sich unsere Zivilisation, unsere Gesellschaft, in einer ganz
bestimmten Hinsicht von früheren Zivilisationen unterscheidet, nämlich darin,
daß wir allen reichlich und billige Energie zur Verfügung gestellt haben.
Mehrere zehntausend Jahre lang, bis vor 200 Jahren, bezogen wir unsere Energie
zu 100% von der Sonne. Heute trägt die Sonnenenergie, selbst wenn wir die
Wasserkraft, die ebenfalls Sonnenenergie ist, mit einbeziehen, weniger als 10%
bei (Abbildung 2). Die Solarenergie ist also ohne Frage eine Energie
der Vergangenheit. 85% unserer heutigen Energie stammen aus fossilen
Brennstoffen; rechnet man zu den 85% noch die 5% aus der Kernenergie hinzu,
dann stammen 90% unserer Energie aus Technologien, die nicht der Solarenergie
zuzuordnen sind, sie gehören nicht zu den erneuerbaren Energien.
Warum habe ich nun gesagt, daß es technisch unmöglich ist, diese
angestrebte Energiewende zu schaffen? Der Grund liegt vor allem an dem Trend,
den dieses Diagramm (Abbildung 3) zeigt; das ist für Italien, aber das
Diagramm für das Vereinigte Königreich und andere fortgeschrittene Länder
sieht ähnlich aus. Es stellt den typischen Stromverbrauch über einen Zeitraum
von 24 Stunden dar. Wie man sieht, verbraucht Italien immer mindestens 30
Gigawatt Strom, aber in den Stunden von acht Uhr morgens bis acht Uhr abends
steigt der Verbrauch an und erreicht um 19 Uhr einen Spitzenwert von 60 GW.
Nun ist es aber um sieben Uhr abends meistens dunkel; daher zählen die auf
allen Dächern der Stadt installierten Photovoltaikanlagen eigentlich nicht.
Was den Wind betrifft, so können wir nicht davon ausgehen, daß der Wind um
sieben Uhr abends weht, nur weil wir es wollen.
Um den maximalen Spitzenbedarf an Strom zu decken – und wir stellen uns
eine Welt vor, die komplett auf Strom umsteigen möchte –, bräuchten wir also
genügend konventionelle Kraftwerke, um den Strom für diesen Bedarf zu
garantieren. Und welche Art von konventionellen Kraftwerken? Solche, die Strom
auf Nachfrage der Verbraucher produzieren. Wir brauchen mehr Strom? Dann
schalten wir die Kohlekraftwerke ein, die Gaskraftwerke, die Kernkraftwerke,
wir verbrennen mehr Kohle, mehr Gas oder mehr Uran, je nach Bedarf. Ich habe
die Dinge etwas vereinfacht, aber im Grunde ist es so. Dies gilt nicht für die
Kernkraft, die immer läuft, aber Gasturbinen können bei Bedarf zu
Spitzenzeiten schnell eingeschaltet werden.
Als Alternative zu Gasturbinen gibt es die Wasserkraft, die einzige
erneuerbare Energiequelle, die technisch gesehen überhaupt eine Berechtigung
hat. Und warum? Weil die Wasserkraft ebenfalls Strom auf Abruf produziert. Ich
lasse Wasser auf die Turbinen fallen, so daß die potentielle
Gravitationsenergie in der Höhe in kinetische Energie umgewandelt wird, wenn
sie auf die Turbinen fällt und in Strom umgewandelt wird. Das ist der
springende Punkt.
Die konventionellen Technologien sind also absolut unersetzlich. Die
Wasserkraft hat natürlich eine Einschränkung, und zwar die, daß sie von
Stauseen abhängt. In der italienischen Provinz Apulien gibt es keine
Wasserkraftwerke, aber in Trentino-Südtirol haben wir welche. Grundsätzlich
kann sich ein Land wie Italien bei etwa 15-20% seines Bedarfs auf die
Wasserkraft verlassen. Der Rest muß entweder durch Kernkraft, Kohle oder
Erdgas gedeckt werden.
Die heutigen Energiequellen der Welt
Wie sieht es nun in der Welt aus? Was macht Italien? Was würde Europa gerne
tun? Wie erzeugt die Welt ihren Strom? Hauptsächlich, zu 34-35%, aus Kohle.
Was ist mit Italien? Italien will ganz aus der Kohle aussteigen. Ich glaube,
der Präsident von ENEL hat kürzlich in einer Rede gesagt, er wolle alle
Kohlekraftwerke schließen und die Flächen mit Photovoltaikanlagen pflastern –
einfach verrückt.
Quelle: Our World in Data, DP Statistical Review of World Energy & Ember
Abb. 4: Anteil verschiedener Energieträger an der weltweiten Stromerzeugung
(2020).
Quelle: Our World in Data, DP Statistical Review of World Energy & Ember
Abb. 5: Anteil verschiedener Energieträger an der Stromerzeugung in Italien
(2020).
Und was ist mit der übrigen Welt, was tut sie? Die Welt verläßt sich ein
wenig zu sehr auf Erdgas – zu sehr, denn es wäre besser, hauptsächlich auf
Kohle und Atomkraft zu setzen. In Europa steht die Kernenergie an erster und
die Kohle an zweiter Stelle. In den Vereinigten Staaten liegt die Kohle an
erster und die Kernenergie an zweiter Stelle.
Betrachten wir jedoch die Situation in der Welt als Ganzes (Abbildung
4). Die Kohle steht an erster Stelle. Erdgas: ich wiederhole, es besteht
eine zu große Abhängigkeit von Erdgas zur Stromerzeugung, Erdgas sollte für
die Automobilindustrie verwendet werden, und wie ich bereits sagte, sollten
wir Kohle, Kernenergie und, soweit möglich, Wasserkraft zur Stromerzeugung
nutzen – und Erdgas nur in geringem Maße zur Stromerzeugung, sagen wir 5-10%;
nicht die 25%, die derzeit weltweit der Fall sind; nicht mehr als 5% zur
Deckung des Spitzenbedarfs, da sich Gasturbinen schnell einschalten.
Im Gegensatz zur übrigen Welt verläßt sich Italien fast vollständig auf
Erdgas (Abbildung 5), viel mehr als der Rest der Welt: fast die Hälfte
des Strombedarfs wird durch Erdgas gedeckt.
Wie konnte das passieren? Weil Italien Nein zur Kernenergie gesagt hat: Wir
produzieren null Prozent Atomstrom. Wenn man den Verbrauch mitzählt,
wären wir bei minus 15%, weil Italien Atomstrom aus Frankreich importiert: Wir
haben einen Vertrag über den Import von 6 GW. Wir haben die Kernenergie auf
eine neue Importware reduziert.
Bei der Kohle sind wir wählerisch, wir wollen sie abschalten. Also ist die
Kohle raus, die Kernenergie ist raus, und wir machen so viel wie möglich mit
Wasserkraft. Deshalb haben wir uns mit Händen und Füßen an Erdgaslieferanten
gebunden. Vor allem an Rußland, das uns zu, kann man sagen, allzu günstigen
Preisen mit Erdgas versorgt.
Der Wahnsinn, Krieg gegen Rußland zu führen
Wir haben den weiteren Irrsinn begangen, gegen Rußland in den Krieg zu
ziehen, und zwar ohne jeglichen Grund. Die russisch-ukrainische Frage ist eine
Frage zwischen Rußland und der Ukraine; sich in Waffenlieferungen an einen der
beiden Kontrahenten zu verstricken, war erstens töricht, weil es die Ansprüche
beider Seiten, insbesondere Rußlands, nicht berücksichtigt, die bei genauer
Analyse auch als legitime Ansprüche verstanden werden können. Zweitens haben
wir uns als potentieller Friedensstifter, als Schlichter aufgegeben. Der
Krieg, den Rußland in der Ukraine führt, hat auch durchaus vernünftige Motive.
Das Hauptmotiv ist, daß Rußland keine NATO-Raketen an seinen Grenzen haben
will. Das ist vernünftig, genau wie 1962, als Kennedy keine sowjetischen
Raketen an seinen Grenzen dulden konnte, genauer gesagt, vor Florida, auf
Kuba. Und dieser kleine Konflikt, der kein bewaffneter Konflikt war, wurde von
Chruschtschow und Kennedy innerhalb einer Woche beigelegt. Chruschtschow ließ
seine Schiffe mit Raketenteilen, die in Kuba zusammengebaut werden sollten,
ganz vernünftig umkehren, und kurz darauf zogen die Vereinigten Staaten im
Gegenzug ihre Raketen aus der Türkei ab.
Heute wird eine solche friedliche Lösung, bei der beide Seiten Kompromisse
eingehen, durch Entscheidungen verhindert, die meines Erachtens von Übel
behaftet sind. In dieser Hinsicht vertrete ich dieselbe Position wie Papst
Franziskus.
Das Ergebnis ist, daß wir jetzt ein großes Problem haben – abgesehen davon,
daß wir uns mit Rußland versöhnen müssen –, das ohne russisches Erdgas,
entweder direkt oder über Zwischenhändler, nicht gelöst werden kann. Daran
gibt es keinen Zweifel. Aber das andere Problem ist, daß wir wegen der
Ausgaben, wegen der wirtschaftlichen Investitionen in Technologien, die, wie
wir in Italien sagen, „Spielereien“ sind – Verlierer, unterbrechbar –,
insbesondere Wind und Photovoltaik, bald mit dem Rücken zur Wand stehen
werden, wenn die Energiepreise steigen, was uns gegenüber Ländern, die über
billigere Energie verfügen, weniger wettbewerbsfähig macht.
Lassen Sie mich hier enden, um Zeit für Fragen zu lassen.
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