Nord Stream: Biden macht sich über uns lustig!
Von Ulf Sandmark,
Vorsitzender des Schiller-Instituts Schweden
Die Vereinigten Staaten haben sich von Anfang an gegen den Bau der Pipelines
Nord Stream 1+2 gestellt, obwohl diese für Westeuropa von größter
sicherheitspolitischer Bedeutung sind, um einen soliden Frieden in Europa auf
der Grundlage einer weitreichenden und langfristigen Ost-West-Energiekooperation
zu schaffen. Als Bundeskanzler Olaf Scholz am 7. Februar Washington besuchte,
erreichte die amerikanische Mißachtung dieser grundlegenden Frage der
Souveränität einen weiteren Tiefpunkt. Zu seiner großen Überraschung mußte der
Kanzler Präsident Joseph Biden sagen hören: „Wenn Rußland in die Ukraine
einmarschiert, wird es kein Nord Stream 2 geben. Wir werden dem ein Ende
setzen.“ Eine Reporterin von ABC fragte daraufhin, wie das möglich wäre,
schließlich unterstehe die Pipeline deutscher Kontrolle. Biden antwortete: „Ich
verspreche Ihnen, wir können es bewerkstelligen!“ Scholz wurde nicht einmal
konsultiert!
Als die beiden Pipelines Nord Stream 1+2 am Montag, dem 26. September,
gesprengt wurden, machten sich die Vereinigten Staaten nicht einmal die Mühe,
sich zu verstecken. Sie hatten ihr größtes Landungsschiff der US-Marine, die
USS Kearsarge, zu einer Marineübung in die Gewässer um Bornholm
geschickt, bei der unter anderem Minen mit Hilfe von ferngesteuerten unbemannten
Unterwasserfahrzeugen zerstört werden sollten. Das Manöver fand zunächst im
Rahmen der multinationalen NATO-Übung BALTOPS 2 und dann erneut im September
statt. Aus den Flugdaten geht hervor, daß die Hubschrauber der USS
Kearsarge am 3. September entlang der Pipelines im Gebiet der späteren
Sprengungen flogen. Die USS Kearsarge hielt sich zu der Zeit 30 km vom
Ort der Detonation von Nord Stream 1 und 50 km vom Ort der Detonation von Nord
Stream 2 entfernt auf.1 Erst am Donnerstag, 22. September, verließ
die USS Kearsarge mit zwei Hilfsschiffen die Ostsee durch den
Fehmarnbelt, wie die deutsche Online-Zeitung Fehmarn 24
berichtet.2
Es ist klar, daß die NATO über die notwendigen Mittel verfügt, um Bomben jede
Art an den Pipelines anzubringen. Die NATO war auch eindeutig in der Lage,
Rußland oder andere gegnerische Nationen daran zu hindern, sich den Positionen
für die Sprengungen vor Bornholm zu nähern. Schon vor der Anwesenheit der
US-Marine-Einsatzkräfte war die Ostsee eines der am strengsten überwachten
Gebiete der Welt.
Einige Jubelperser der NATO in Europa streuten noch skrupellos Salz in die
Wunde der überrumpelten Deutschen, der ehemalige polnische Verteidigungs- und
Außenminister Radek Sikorski veröffentlichte sogar ein Bild des Gasaustritts im
Meer mit dem Kommentar: „USA, Thank you!“
Mehr noch als die unterwürfigen westeuropäischen Politiker wurden alle
diejenigen Europäer über den Tisch gezogen, die zu Hunderttausenden gegen
steigende Energie- und Lebensmittelpreise protestierten, um im Winter nicht
hungern und frieren zu müssen, und die umgehende Öffnung der Nord
Stream-Pipelines forderten. In den letzten Wochen haben sich die Demonstrationen
in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Spanien, Tschechien, der
Slowakei und Bulgarien zu einem Sturm ausgewachsen, und dabei wurde die
Notwendigkeit der Beendigung der Rußland-Sanktionen und des Krieges in der
Ukraine immer stärker betont.
Präsident Biden und seine verbündeten Kriegstreiber sind darauf aus, Rußland
zu vernichten, indem sie die Ukrainer als Kanonenfutter benutzen und Europa noch
aktiver in den aussichtslosen Krieg hineinziehen Das Ziel der NATO ist nicht der
Frieden, sondern die Erhaltung der Vorherrschaft der westlichen Globalisten über
die Welt. Seit dem Zweiten Weltkrieg haben die USA keinen Krieg mehr gewonnen,
und jetzt, mitten in ihrer großen wirtschaftlichen und sozialen Krise, mit
Schulden bis über beide Ohren, sind sie verrückt genug, einen Krieg gegen die
Atommacht Rußland und auch gegen China zu führen. Die kranke Strategie der NATO
beruht nur auf der Annahme, daß Rußland und China sich zurückhalten werden, aber
wenn diese Nationen und ihre Verbündeten unter den Entwicklungsländern sich
weigern, das Wohl ihrer Völker zu opfern, so wie es die europäischen Führer tun,
dann wird die NATO der ganzen Welt einen Krieg aufzwingen.
Die Zerstörung dieser strategischen europäischen Energieinfrastruktur durch
die USA richtet sich auch gegen Schweden, dem die Möglichkeit genommen wurde,
die Versorgung mit überwiegend russischem Gas über die Pipeline entlang seiner
Westküste wiederherzustellen.
Der schwedische Außenminister muß unverzüglich den US-Botschafter in
Stockholm ins Außenministerium einbestellen, um gegen die „regelbasierte“
Entscheidung der USA zu protestieren, das souveräne Recht des schwedischen
Volkes und der gesamten Europäischen Union, über unsere Energieversorgung selbst
zu bestimmen, durch einen unprovozierten terroristischen Akt einzuschränken.
Die USA haben eine Sicherheitskrise in Nordeuropa geschaffen, weil der
Anschlag Rußland zwingt, eine militärische Überwachung der Pipelines und Seewege
in der Ostsee einzurichten. Deshalb sagt man bei uns: „Die NATO braucht Schweden
nicht für den Frieden, die NATO braucht Schweden für den Krieg.“ Die NATO will
unsere ehemals friedliche Weltregion für ihre eigenen und nicht für unsere
Interessen nutzen, so wie das schwedische Schiller-Institut schon vor dem
schwedischen NATO-Beitrittsantrag gewarnt hat.
Schweden muß seinen Antrag auf Mitgliedschaft in der NATO unverzüglich
zurückziehen und sich für eine globale Architektur für friedliche Koexistenz und
wirtschaftliche Entwicklung unter allen Nationen einsetzen – nach dem Vorbild
des größten Geschenks unserer Nation an die Menschheit, der Beteiligung am
Westfälischen Frieden –, für einen langfristigen Frieden unter souveränen
Nationen, der auf dem Prinzip des „Nutzens des anderen“ beruht.
Anmerkungen
1. „Whodunnit?-Facts Related to the Sabotage Attack on the Nord Stream
Pipelines“: https://www.moonofalabama.org/2022/09/whodunnit-facts-related-to-the-sabotage-attack-on-the-nord-stream-pipelines.html#more
2. https://www.fehmarn24.de/fehmarn/passiert-fehmarnbelt-grosser-flottenverband-der-us-navy-91809308.html
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