Gefahr eines Atomkriegs:
Die Alternative wird von den BRICS aufgebaut
Von Paulo Cannabrava Filho
Paulo Cannabrava Filho ist Journalist und Herausgeber von
Diálogos do Sul in Brasilien.
Dies hier ist ein Aufruf zum Frieden, eine Mobilisierung von
Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens weltweit, um die Gefahr eines
Atomkrieges zu stoppen, jetzt! Meiner Meinung nach gibt es nur einen Weg,
diese Gefahr, die Gefahr aller Kriege, zu stoppen: die Ausweitung der
Hegemonie der Vereinigten Staaten zu stoppen.
Es besteht die unmittelbare Gefahr eines Atomkriegs, sie ist real, so real
wie der Wahnsinn, der bestimmte Regierungen befällt, die den großen Herren des
Kapitals unterworfen sind, die sich selbst zu den Eigentümern der Welt erhoben
haben.
Diese Gefahr darf aber die Aufmerksamkeit nicht von dem anderen Krieg
ablenken, der gegen die Völker der Welt geführt wird, insbesondere im Westen
unter der Hegemonie des Dollars: Das ist der kulturelle, psychosoziale Krieg.
Der Medienkrieg, der kybernetische Krieg, der Krieg der Narrative, in dem
Worte als Waffen eingesetzt werden.
Nach weniger als 40 Jahren begann ein militärisch und wirtschaftlich
besetztes Europa weitere vier Jahrzehnte unter der Ägide des Neoliberalismus,
in denen das Finanzkapital und der Washingtoner Konsens ihre Diktatur als
Wirtschaftsmodell aufzwangen.
Aus der Sicht der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung waren das vier
verlorene Jahrzehnte. Das Ergebnis läßt sich zusammenfassen in Begriffen wie
Entstaatlichung, Privatisierung, Deindustrialisierung, Deregulierung,
Arbeitsplatzunsicherheit, Arbeitslosigkeit, Verzweiflung und Elend, die sich
in der gesamten Europäischen Union und auch in den Entwicklungsländern
ausgebreitet haben.
In der Endkrise dieses Systems und seines neoliberalen Modells sieht sich
Europa auch in ein militärisches Abenteuer verwickelt, indem es Rußland den
Krieg erklärt. Die Verhängung einer Wirtschaftsblockade ist eine
Kriegshandlung, ebenso wie die Lieferung von Technologie, Waffen, Munition und
Geheimdienstinformationen an eine kriegführende Macht per se eine
Kriegshandlung ist.
Überraschend ist, daß die Länder, die diesen Krieg ausgelöst haben, selbst
am meisten darunter leiden. Er ist nach hinten losgegangen. Zu einer
Wirtschaftskrise, die innerhalb des Systems nicht gelöst werden kann, kommt
die Energiekrise hinzu. Durch die Blockade sind die Preise in die Höhe
geschnellt und es kommt zu Engpässen bei allem - und das, während der Winter
anbricht.
Die Welt hat sich verändert
Und dies alles für eine „unipolare Weltordnung“, die es nicht gibt und nie
gegeben hat, weil sie nur eine Minderheit von weniger als einem Fünftel der
Weltbevölkerung in Betracht zieht. Die Vereinigten Staaten müssen Europa
kolonisiert halten, um zu überleben; sie müssen Europa als Kolonie für ihre
Kriegsziele erhalten, um Rußland und China aufzuhalten.
Trotz alledem gibt es keinen Platz mehr für Hegemonien. Die Welt hat sich
verändert. China ist die größte Wirtschaftsmacht, Rußland ist eine
Militärmacht, und die BRICS setzen sich jetzt als multipolare Realität durch.
Und in einer Welt der Kooperation und Integration ist kein Platz für
Invasionen, Besatzung und Krieg.
Trotz alledem macht die Biden-Doktrin deutlich, daß für das Imperium sowohl
China und Rußland als auch die BRICS die Feinde sind, die es zu bekämpfen
gilt.
Dennoch, es wird auf Initiative Chinas ein alternatives System aufgebaut,
das frei vom Dollarsystem ist und das auf Entwicklungszusammenarbeit und dem
Bau von Infrastruktur zur Steigerung des Welthandels beruht. Dieses System,
das auf den Namen „Neue Seidenstraße“ getauft wurde, umfaßt die
BRICS-Entwicklungsbank, die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank und ein
alternatives Interbankensystem, das auf einem Korb lokaler Währungen basiert,
deren Grundlage der Reichtum der einzelnen Länder ist.
Die BRICS-Staaten - Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika -
repräsentieren mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. Da sie attraktiv sind,
weil sie auf Unabhängigkeit und Lösung von der Dollar-Abhängigkeit zielen,
gibt es bereits Beitrittskandidaten wie Argentinien und Mexiko auf unserem
Kontinent, den Iran und sogar Saudi-Arabien, das bis vor kurzem der treue
Diener der Briten und Yankees war.
Die Vereinten Nationen sagen, daß die Erdbevölkerung acht Milliarden
Menschen erreicht hat und daß es eine Bombe gibt, vielleicht die größte aller
Bomben, die kurz vor der Explosion steht: Das sind die 828 Millionen Menschen,
die hungern. Und es können noch viel mehr werden, wenn die Gefräßigkeit der
Konsumgesellschaft weitergeht, zusammen mit der räuberischen Besetzung von
Ländereien, wenn die Erwärmung nicht gestoppt wird, wie die Experten auf der
COP27, die jetzt in Ägypten tagt, erklärt haben.
Aber es gibt eine Lösung für diese und die anderen Bomben, und die liegt in
dem Angebot der BRICS. Ein Angebot, in dem kein Platz für Hegemonie ist, das
auf der Zusammenarbeit zwischen den Völkern für wirtschaftliche Entwicklung
beruht, auf dem Aufbau von Infrastruktur, Stärkung des intraregionalen
Handels, Austausch von Know-how, ohne Zwänge, zum Nutzen der ganzen
Menschheit.
Auf diese Weise kann man Frieden schaffen. Und auf diese Weise werden wir
siegen.
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