Optimismus zur Genesung von unserer tödlichen Krankheit
Von Jacques Cheminade
Jacques Cheminade ist Vorsitzender der Partei Solidarité et
Progrès und war mehrfach Präsidentschaftskandidat in Frankreich.
„Enthusiasmus, Liebe zur Schönheit,
Erhabene Blüte der großen Seelen“
Das sind zwei Zeilen aus Lazare Carnots Ode an den Enthusiasmus.
Carnot war eine Schlüsselfigur der Französischen Revolution: Bekannt als
„Organisator des Sieges“, besiegte er die Koalition aller europäischen
Feudalregime gegen die Revolution. Aber er war mehr als nur ein General. Er
war es, der die École Polytechnique inspirierte, die später zum Vorbild für
die amerikanische Akademie West Point wurde; er war auch der erste
Wissenschaftler, der den Begriff der „physischen Ökonomie“ prägte.
Darüber hinaus schrieb er Gedichte wie diese Ode, um die schöpferischen
Kräfte der Menschen, die sich für das Gemeinwohl einsetzen, zu feiern.
Ich beginne meine Rede damit, erstens, weil Enthusiasmus der höchste
Ausdruck wahren menschlichen Optimismus ist, zweitens, weil sich seine
Gedichte ausdrücklich auf Friedrich Schiller beziehen, und drittens, weil
Lyndon LaRouche ihn immer als homo universalis bezeichnete, als einen
Erforscher aller Wissensgebiete zum Vorteil der anderen. Er erklomm zu
Lebzeiten den Gipfel des Ruhms, nachdem er sowohl die inneren als auch die
äußeren Feinde der Revolution, wie die blutrünstigen Barbaren im französischen
Konvent, bekämpft hatte, wurde aber am Ende aus Frankreich vertrieben und nach
Magdeburg in Deutschland verbannt.
Trotz der fehlenden Anerkennung durch seine eigenen Landsleute und seiner
ungerechten und erzwungenen Entmachtung beklagte er sich nie und kämpfte bis
zu den letzten Momenten seines Lebens für seine Ideen, immer enthusiastisch
optimistisch und in der Hoffnung, daß sich das Beste ergeben werde. Sein
Engagement ist das Geheimnis eines solchen unermüdlichen Optimismus, die
erhabene Blüte einer großen Seele.
Das Wort „Enthusiasmus“ stammt aus dem Altgriechischen in théo, was
den inneren Gott bedeutet, der potentiell in jedem von uns steckt. Es
verlangt von uns, das Universum in Resonanz mit dem Besten in uns selbst zu
betrachten – unsere Fähigkeit, etwas zu schaffen, in Resonanz mit dem
kontinuierlich geschaffenen Universum zu betrachten. Sie lehrt uns, sich
selbstbestimmt von unserem Engagement für die höchsten Ziele leiten zu lassen
und nicht fremdbestimmt von den tödlichen Gerüchten der öffentlichen
Meinung.
Schauen Sie sich Johann Sebastian Bachs Jesu, meine Freude an: Das
ist reiner enthusiastischer Optimismus, Freude über die Geburt Christi als
Potential für das Gute und Schöne. Und Bach fügt hinzu: „Weicht, ihr
Trauergeister..., dennoch bleibst du auch im Leide, Jesu, meine Freude.“ Es
ist die Hoffnung im Sinne eines echten Optimismus. Sie ist auch eine der drei
theologischen Tugenden des Christentums, neben der Liebe und dem Glauben. Sie
nimmt verschiedene Formen in den wichtigsten theologischen und moralischen
Momenten der menschlichen Schöpfung an, prathidi oder apêksh im
Hinduismus oder in den Worten von Konfuzius: „Bildung erzeugt Vertrauen,
Vertrauen erzeugt Hoffnung, Hoffnung erzeugt Frieden.“
Pessimismus ist tödlich
Warum ist das, was ich Ihnen heute zu vermitteln versuche, so wichtig? Weil
das, was man in unseren westlichen Ländern inmitten dieser potentiell
tödlichen Krise für die Menschheit überall hört, nichts anderes ist als
verschiedene Schattierungen von Pessimismus. „Die sind zu mächtig“; „man kann
ja doch nichts machen“; „ich bin nur ein kleines Licht, könnt ihr nicht jemand
anderen mobilisieren?“; „was ihr sagt, klingt gut, aber zu gut, um wahr zu
werden“... usw. usw.
Ein solcher Pessimismus ist tödlich; er führt zu Passivität oder zu
ohnmächtiger Wut. Das ist die wahre Tragödie unserer Zeit! Wenn eine
Mobilisierung nötig ist, um unsere Nationen und die Menschheit zu retten, um
unser Volk mit einem Programm für Sicherheit und Entwicklung für alle Nationen
aufzuwecken – wenn sich eine Gelegenheit zum Reagieren auftut, weil die
Verbrechen der Oligarchie unserem eigenen Leben und dem Leben anderer schaden,
dann wird Pessimismus unser ärgster Feind. Und diejenigen, die sich „des
Problems bewußt sind“, wie sie selbst sagen, aber wenig oder nichts tun, kann
man nur noch als Feinde oder Prostituierte beschreiben.
Warum ist das so? Wenn man nichts tut, um andere zu retten, wenn man nicht
optimistisch ist, dann weigert man sich damit, menschlich zu sein. Man gibt
sich dem Schlaf der Vernunft hin, der bereits Monster hervorgebracht hat –
siehe Liz Truss oder besser Powells Rede in Jackson Hole; siehe Wolodymyr
Selinskyj und Joe Biden, siehe Emmanuel Macron, der ein Algorithmus für „Leben
im Tod“ ist. Schauen Sie sich die Leute an, die nur pessimistisch kommentieren
und nichts tun: Sie werden ein Teil dieser Gruppe – Clowns in einem
Schlachthof.
Pessimismus ist ein Verbrechen gegen die Menschheit und gegen die eigene
Seele. Denn wer pessimistisch ist, denkt nicht, er hat seine schöpferischen
Kräfte aufgegeben. Man stellt sich damit gegen das Prinzip der Schöpfung, man
wird zur Bestie, schlimmer als alle anderen. Man nimmt die Dinge als
„selbstverständlich“ hin – ein Marsch zum Friedhof der Menschheit.
Also gehen wir dort nicht mit, es stinkt! Schenken wir stattdessen unserer
Nation, unserer Gesellschaft und der gesamten Menschheit einen Anteil an der
Unsterblichkeit, wie Lyndon LaRouche es getan hat, um im Einklang mit den
Gesetzen des Universums frei zu sein. Freiheit bedeutet, neue Prinzipien zu
entdecken, die die neugeborenen Babys des Geistes sind, das Erhabene zu
inspirieren, um das Schlimmste zu konfrontieren.
„Sicher“, werden die Zyniker sagen, „aber Gandhi, Martin Luther King und
John Kennedy wurden ermordet, Julian Assange und Lyndon LaRouche wurden ins
Gefängnis geworfen.“ Nun, sie alle, jeder auf seine Weise, waren Menschen und
haben ihren Teil der Unsterblichkeit erreicht, auch wenn sie, wie LaRouche
sagte, aus dem Kelch von Gethsemane trinken mußten.
Manchmal ist das Leben oder die körperliche Freiheit der Preis, den man für
sein Menschsein zahlen muß. Sie alle hatten ein höheres Ziel, und der
gegenwärtige Zustand der Welt – die Gefahr, daß alles Schöne, das die
Menschheit geschaffen hat, verschwindet, entweder durch einen Atomkrieg oder
durch wirtschaftliches Chaos oder höchstwahrscheinlich beides. Dies zwingt
uns, nach dem Vorbild dieser Helden zu handeln.
Der moderne Prometheus
In diesem Sinne war Lyndon LaRouche der Prometheus unserer beiden
Jahrhunderte. Das ist nichts, was unseren Kamm schwellen lassen sollte,
sondern eine Verantwortung, eine moralische Schuld gegenüber zukünftigen
Generationen zu begleichen, die von den vergangenen Generationen eingegangen
wurde. Unsere lange Geschichte von mutigen Frauen und Männern und kreativen
Genies, das ist es, was auf dem Spiel steht, wenn wir optimistisch oder
pessimistisch sind.
Die Frage ist, ob wir uns auf die Seite von Zeus oder von Prometheus
stellen.
Zeus‘ Macht liegt in seiner Büchse der Pandora, die voller Plagen ist,
voller Krankheit, Gier, Neid, Zorn und Haß auf die Menschen, deren Kreativität
er als Bedrohung für sein Machtsystem fürchtet. Seine Politik ist das Teilen
und Herrschen durch eine unendliche Geschichte von Familienfehden. Das Gleiche
gilt für die Imperialisten der Finanzoligarchie, die die Entwicklung Chinas,
eines Chinas, das der Armut ein Ende bereitet hat, als Bedrohung
empfinden.
Prometheus ist nicht das, was die grünen Freaks unserer Zeit irgendwie
glauben: Macht um der Macht über das Universum willen, gegen die Herrschaft
des Zeus. Seine Macht liegt nicht in einer Machtdemonstration, sondern im
schöpferischen Prinzip des Potentials des Feuers. Nicht für sich selbst,
sondern für künftige Menschen, die das Feuer nicht fürchten und es nutzen
werden, um schöpferisch auf das Universum einzuwirken, um zu wachsen und sich
zu vermehren.
Prometheus fürchtet sich nicht davor, seine Macht mit den Menschen als
sinnvolle Beteiligung am Schöpfungsprozeß zu teilen, so wie es in Aischylos‘
Prometheus-Figur treffend und schön zum Ausdruck kommt. Es stimmt, daß in der
griechischen schwarzen Legende Zeus' Adler ewig die Leber des gefesselten
Prometheus fressen soll. Aber ist es nicht unsere Aufgabe, sein Prinzip in
unseren Köpfen zu entfesseln und danach zu handeln?
Wenn wir pessimistisch sind, neigen wir dazu, in der virtuellen Realität
der Bildschirme zu versinken und die Euthanasie unserer Vorstellungskraft zu
akzeptieren. Wir tappen in die Falle der Oligarchie: Bilder und Geld,
Wahrnehmung, Frustration und Sucht.
Lyndon LaRouche prangerte die Sex-Drogen-Rock-Gegenkultur an. Wir sind
mitten drin: die pessimistische Flucht vor der Realität, die die Mütter und
Väter der 68er und Post-68er ihren Kindern auferlegt haben. Optimismus ist der
Ausbruch aus dem Gefängnis einer süchtig machenden Gesellschaft, die auf der
Gier nach Geld und der Lust an Bildern basiert, die uns glauben lassen, daß
wir ein Individuum sind, während in Wirklichkeit sowohl unser Verstand als
auch unsere Ersparnisse vom Feind besetzte Territorien sind!
Hören wir also auf zu denken, der Mensch sei des anderen Wolf. Andernfalls
werden wir selbst zu Wölfen. Pessimismus ist an sich schon eine böse
Krankheit. Hoffnung und Optimismus sind der Schlüssel zur Heilung, sowohl für
den einzelnen als auch für die Gesellschaft als Ganzes, und unsere ist
todkrank. Aus ökonomischer Sicht ist das Heilmittel ein Neues Bretton Woods,
das allen Nationen zugute kommt: LaRouches Neues Bretton Woods.
In diesem Sinne ist die gemeinsame Erklärung von Xi Jinping und Wladimir
Putin vom 4. Februar die beste Annäherung an eine Tür, die für unsere
gemeinsame Zukunft geöffnet wurde. Vergleichen Sie das mit der rassistischen
Ablehnung von allem, was russisch oder chinesisch ist oder zum Besten ihrer
Kulturen gehört, durch die Randgruppe der westlichen „Eliten“, die mit den
Schwarzen Sonnen unserer Zeit verbündet sind, deren morbides, bösartiges Licht
weit über die Grenzen der Ukraine hinaus strahlt.
Natürlich verlangt eine Weltlandbrücke als geistige und physische Metapher
für die gesamte Menschheit viel mehr. Es ist das, was Scott Ritter und andere
vor kurzem gefordert haben: als ein Körper zu handeln, um politisch auf unsere
Feinde zurückzuschlagen.
Dazu gehört auch, eine Flut des Lachens gegen sie zu entfesseln, denn
Lachen ist nicht nur eine schöne Rache am ungebührlichen Respekt vor ihnen.
Das Rabelaissche Lachen ist für freie Frauen und Männer unersetzlich. Unsere
Denkweise zu ändern, das ist unsere unmittelbare Herausforderung, um
Rückschläge oder selbstmörderische Fehler zu vermeiden und unsere Mission zu
erfüllen.
Möge also unsere Freude ewig sein. Viel Spaß!
|