„LaRouches Sicht des menschlichen Geistes:
Kepler und unser harmonisches Universum“
Von Megan Dobrodt
Megan Dobrodt ist Präsidentin des amerikanischen
Schiller-Instituts.
Der menschliche Geist ist das mächtigste Phänomen im Universum, das uns
bekannt ist. Diese Tatsache war Lyndon LaRouches Spezialität, und das ist es,
was alle Wissenschaften und Künste heute von ihm lernen müssen; das war die
Wurzel seiner frühen Entdeckung in der Wissenschaft der physikalischen
Ökonomie, und er hat dies im Laufe seines Lebens immer weiter vertieft.
Im Jahr 2014 betonte Lyn als Reaktion auf die jüngsten Durchbrüche in der
Fusions- und Plasmaphysik, daß die menschliche Spezies dabei ist, die Sonne zu
übertreffen, was die von uns kontrollierte Energieflußdichte und die
Materiezustände angeht.
Das dem zugrundeliegende große Wunder ist, daß menschliche Gedanken,
Vorstellungen, die nicht aus Erfahrung, nicht aus Beobachtung, d.h. nicht
von außen stammen, sondern nur als Erfindungen der Vorstellungskraft eines
einzelnen Menschen entstehen, den Prinzipien des Universums außerhalb von uns
so nahe kommen, daß wir, wenn wir nach ihnen handeln, große, neue Kräfte in
und über dieses Universum ausüben können.
Diese Kategorie von Gedanken nennen wir wissenschaftliche Entdeckungen, und
sie sind die Wurzel der Unterscheidung der Menschheit von allen anderen
Lebewesen auf der Erde und unseres Fortschritts weg von einer tierähnlichen
Existenz, hin zu einer, die in der Lage ist, diesen Planeten zu verlassen und
Leben und kognitives Leben auf anderen Himmelskörpern zu etablieren.
Diese Tatsache, dieses „Wunder“, stellt das in Frage, was oft als Grenze
zwischen dem menschlichen Geist und der Außenwelt angesehen wird - eine
falsche Trennung zwischen Mensch und Natur –, und es wirft die Frage auf,
welche Rolle uns als Spezies in der fortlaufenden Selbstentwicklung unseres
Universums zugedacht ist – sollten wir diese Aufgabe annehmen.
Dies bringt uns zu unserem eigentlichen Thema, der Triebfeder allen
Fortschritts, ob menschlich oder nicht: die schöpferische Vorstellungskraft,
die uns aus dem Bereich der Logik, der Mathematik und anderer Dinge in den
Bereich der Kunst führt. Was ich heute speziell ansprechen möchte, ist das
Thema Harmonie – nicht nur wahrnehmbare Harmonien, sondern das Prinzip
der Harmonie: die Fähigkeit des Geistes, ein höheres, vereinigendes Eins zu
entdecken (oder „zu erfinden“), das das Viele bestimmt und lenkt.
Warum ist das heute so wichtig? Unter anderem deshalb, weil wir Menschen
den Punkt erreicht haben, an dem wir nicht mehr nur Erdenbewohner sind. Wir
entfernen uns nicht nur regelmäßig physisch von unserem Planeten – und
hoffentlich bald wieder zum Mond –, sondern wir haben durch nicht-menschliche
Entdecker wie die Voyager-Missionen und die Marsrover Curiosity und
Perseverance sowie viele andere unser Sensorium und damit unsere
Handlungsmöglichkeit auf die Oberfläche anderer Welten ausgedehnt.
Das jüngste Beispiel, das die Phantasie vieler Menschen angeregt hat, ist
das James-Webb-Weltraumteleskop, das uns die notwendigen „Augen“ im tiefen
Infrarotbereich gegeben hat, um bisher ungesehene Phänomene zu sehen und
abzubilden. Grundlegende Annahmen über die Prinzipien hinter den galaktischen
und intergalaktischen Systemen, in denen unsere bescheidene kleine Erde
schwimmt, werden dadurch bereits in Frage gestellt.
Welches Prinzip steuert diese Galaxie und dieses intergalaktische System
als System? Als ein Eins?
Um diese Frage auch nur ansatzweise zu beantworten, müssen sich die
Wissenschaftler heute an der Arbeit von Johannes Kepler orientieren, an seiner
Entdeckung des Prinzips, das unserem Sonnensystem Leben einhaucht und auf das
Lyndon LaRouche immer wieder hingewiesen hat. Hier finden wir ein
eindrucksvolles Beispiel für die Art des schöpferischen Denkens, das notwendig
ist, um die Durchbrüche zu erzielen, die wir heute brauchen, im Gegensatz zum
Versinken in der bloßen Modellierung von Erscheinungen, die Kepler bereits vor
Hunderten von Jahren umgestoßen hat.
Im Jahr 1609 veröffentlichte Kepler ein revolutionäres Werk, die Neue
Astronomie, worin er die Wissenschaft der Astronomie neu begründete und
sie aus dem Bereich der geometrischen Modellierung von Erscheinungen heraushob
und sie fest in den Bereich der Physik stellte. Darin führt er den Leser
Schritt für Schritt durch seine Entdeckung, daß die Planeten durch die
physikalische Kraft der Sonne bewegt werden, was zur Folge hat, daß sie eher
elliptische als perfekt kreisförmige Bahnen ziehen.
Dann kehrte er zu der übergeordneten Frage zurück, mit der er sich bereits
als junger Lehrer beschäftigt hatte: Was macht diese einzelnen Planeten und
die Sonne zu einem System, einem Universum, im Gegensatz zu einer Ansammlung
von Dingen, die sich zufällig im selben Teil des Weltraums befinden? Man kann
diese Frage auch anders stellen: „Warum und wie hat Gott das Sonnensystem so
und nicht anders geformt?“
Harmonie in der Musik…
Hier wendet sich Kepler der Musik zu, der Harmonie.
Kepler war nicht der erste, der den nächtlichen Himmel mit dem Empfinden
betrachtete, daß er harmonisch sei. Dies ist eine recht alte Idee, die wir in
Platons Timaios-Dialog wiederfinden. Der Durchbruch bestand darin, die
Idee der sinnlich wahrnehmbaren oder sogar numerischen Harmonie als primäres
Prinzip zu verlassen und zu einem höheren Erzeugungsprinzip überzugehen.
Abb. 1: Die Töne der C-Dur-Tonleiter im Verhältnis zum Grundton.
Nehmen wir eine einfache Illustration.
Hier sehen Sie die Noten einer musikalischen Tonleiter, der
C-Dur-Tonleiter, und darüber Zahlen (Abbildung 1). Ich will Ihnen
zeigen, was diese bedeuten.
Schon vor Jahrtausenden wußte man, daß sich die Töne der heutigen Dur- und
Moll-Tonleiter aus einer Reihe von ganzzahligen Verhältnissen zusammensetzen
lassen. Wenn wir zum Beispiel eine einfache schwingende Saite haben – eine
Saite, die über einen Resonanzkasten gespannt ist, zum Beispiel eine Cello-
oder Geigensaite –, dann erzeugt die Saite einen Ton, wenn sie gezupft wird.
Nennen wir die Länge der Saite „1“.
Wenn ich nun zwei Drittel der Saite abstecke, habe ich einen kürzeren Teil,
der in einem Verhältnis von 2 zu 3 zur Gesamtsaite steht, und die Bewegung
seiner Schwingung steht in einem Verhältnis von 3 zu 2 zur Gesamtsaite. Wenn
ich diese kürzere Saite zupfe, erhalten wir einen höheren Ton, der, wenn er
gleichzeitig mit dem ursprünglichen Ton gespielt wird, konsonant – schön –
klingt. Die beiden Töne sind in Harmonie. Dasselbe gilt für eine Teilung der
Saite im Verhältnis 3/4, 4/5, 5/6, 5/8 und 3/5. Aus diesen Proportionen und
den Proportionen dieser Proportionen können wir alle Töne der Dur- und
Molltonleiter erzeugen.
Abb. 2: Zwischen den Tönen der Tonleiter untereinander gehen die klaren
Verhältnisse nicht auf: C hat ein Verhältnis von 3/8 zum ursprünglichen G. 2/3
von 3/8 nach unten ist jedoch nicht 5/9, sondern 9/16 – ein kleiner, aber
durchaus hörbarer Unterschied!
Aber hier ergibt sich ein Problem, das ich folgendermaßen veranschaulichen
möchte:
Nehmen wir ein Instrument wie ein Klavier. Die Saiten eines Klaviers müssen
auf bestimmte, feste Tonhöhen gestimmt werden. Nehmen wir an, wir stimmen die
Tonleiter, wie Kepler es tat, auf der Grundlage der Note G. Eine kleine Terz
höher als G in der Tonleiter ist die Note h, ein 5/6-Verhältnis. Eine Quinte
darüber, ein Verhältnis von 2/3, ist F. Wunderbar. 2/3 von 5/6 ist also 5/9
der ursprünglichen Saite, und wir stimmen das F auf 5/9.
Angenommen, ich möchte, daß der Stimmer seine Arbeit überprüft. Ich weiß,
daß dieselbe Note, F, eine Quinte oder ein 2/3-Verhältnis unter der Note C
darüber liegt. C hat ein Verhältnis von 3/8 zum ursprünglichen G. 2/3 von 3/8
nach unten ist jedoch nicht 5/9, sondern 9/16 – ein kleiner, aber durchaus
hörbarer Unterschied!
Welcher Wert für „F“ ist also richtig? 5/9? 9/16? Irgendwo dazwischen,
sodaß in diesem Fall die perfekte Harmonie des 2/3-Intervalls
verlorengeht?
Das Problem ist, daß es sich hier nicht um einen Einzelfall handelt: Die
Tonleitern sind voll von solchen Unstimmigkeiten, und es gibt keine mögliche
mathematische Berechnung, um diese kleinen Unterschiede oder „Kommas“
aufzulösen und die reinen Intervalle beizubehalten. Das ist unmöglich.
In der Praxis bedeutet das, daß je nachdem, welche Note man als Grundlage
für eine Tonleiter oder eine Melodie wählt, eine echte „Unstimmigkeit“
entsteht!
Dieses Problem, das man musikalische Temperierung nennt, hat Kepler sehr
interessiert und er hat viel Zeit damit verbracht, es zu untersuchen.
Warum ist das so wichtig? Weil die Lösung des Problems dort liegt.
… und im Sonnensystem
Kepler lebte zu einer Zeit, als die Entdeckung der musikalischen Polyphonie
ihren Anfang nahm. Im Gegensatz zu einer einzigen Hauptmelodie, die von
anderen Stimmen lediglich begleitet wird, gibt es in der Polyphonie viele
unabhängige Stimmen, von denen jede eine andere Melodie repräsentiert und die
sich dennoch zu einer einheitlichen, schönen Melodie zusammenfügen: zu einer
Harmonie, die eine höhere Art von Harmonie ist als die einfache Harmonie von
zwei konsonanten Tönen. Die fortgeschrittensten Ausdrücke dafür finden sich in
den Fugen von Johann Sebastian Bach, den Sinfonien von Mozart oder den späten
Streichquartetten von Beethoven.
Wie bei einem lebendigen Prozeß sind in komplexer mehrstimmiger Musik die
Intervalle und Noten nicht festgelegt – die Musiker, z. B. Streicher oder
Sänger, nehmen momentan leichte Anpassungen an der Stimmung der Noten vor, so
daß jede Note ihrer unabhängigen Melodie ganz leicht verändert wird, um sich
an die sich verändernden und entwickelnden Harmonien der gesamten Komposition
anzupassen. Die einzelnen Intervalle sind nicht mehr die reinen ganzzahligen
Verhältnisse, weil ihre Werte an das höhere Eins angepaßt, temperiert
sind.
Die Polyphonie faszinierte Kepler; er sah darin wirklich eine moderne
Entdeckung, die über die der Alten hinausging und uns eine fortgeschrittenere
Harmonik als die der einfachen Zahlen gegeben hatte. Die polyphone Musik
erfüllte ihn und er war überzeugt, daß man eine höhere, viel komplexere Art
von Harmonie auf die Frage nach den Bewegungen nicht der Musikinstrumente,
sondern des Sonnensystems anwenden könnte.
Bei der Überlegung, warum sich die Planeten unseres Sonnensystems auf
bestimmten Bahnen und in bestimmten Abständen bewegen und nicht anders,
gelangte Kepler an einen Punkt, an dem er sagen konnte, daß für einen
Beobachter, der auf der Sonne steht oder, wenn man so will, für die Sonne
selbst, die auf die sich bewegenden Planeten blickt, die schnellsten und die
langsamsten Bewegungen, die die Umlaufbahn begrenzen, in einem Verhältnis
zueinander stehen, das den Noten der Dur- und Moll-Tonleiter entspricht.
Das Problem ist, daß diese Harmonien nicht perfekt sind; es gibt kleine
Fehler, Diskrepanzen zwischen den perfekten ganzzahligen Harmonien und den
Daten der Planeten. Der Mathematiker könnte sagen, und das haben viele getan:
„Da sieht man, er hat sich geirrt! Es war eine schöne Idee, aber er hat sich
geirrt!“
Kepler wußte, daß die Abweichungen der Planetenharmonien von den perfekten
ganzzahligen Verhältnissen keine „Fehler“ waren, sondern die temperierten
Harmonien eines vielstimmigen Systems widerspiegeln. Er ließ die Daten
beiseite und stellte sich in seiner Vorstellung, als würde er das Sonnensystem
komponieren, eine Stimmung vor, eine Temperierung, bei der jeder Planet mit
der größten Anzahl anderer harmonieren würde, als wären sie Mitglieder eines
mehrstimmigen kosmischen Chors, wobei er die Perfektion der ganzzahligen
Verhältnisse für die höhere Perfektion der Einheit aller Bewegungen – des
Ganzen – opferte:
„Es ist die universelle Harmonie von allem, die die Welt hauptsächlich
vollkommen macht, und nicht die individuellen Zwillinge der benachbarten
Paare. Denn die Harmonie ist ein bestimmtes Verhältnis der Einheit: deshalb
sind sie vereint, wenn sie alle gleichzeitig eins sind, und nicht, wenn jedes
Paar für sich in Paaren von Harmonien übereinstimmt. So daß bei einem Konflikt
zwischen den beiden das eine oder das andere der Paare von Harmonien der
Planetenpaare nachgeben mußte, damit die universellen Harmonien aller bestehen
konnten.“
Und um seine Vorstellung von der physikalischen Kraft der Sonne zu
vervollständigen, schreibt Kepler:
„Nicht nur geht von der Sonne das Licht in die ganze Welt aus, wie vom
Brennpunkt oder Auge der Welt, wie alles Leben und alle Wärme vom Herzen, alle
Bewegung vom Herrscher und Beweger; sondern im Gegenzug sammelt sich an der
Sonne aus der ganzen kosmischen Provinz, mit königlichem Recht, sozusagen
diese Erstattungen der begehrenswertesten Harmonie, oder vielmehr werden die
Bilder der ihr zufließenden Bewegungspaare durch das Wirken irgendeines
Geistes zu einer einzigen Harmonie verknüpft…“
So wie ein großer Dirigent sozusagen die Kontrolle über die Mitglieder
eines Orchesters ausübt und ihre individuellen Bewegungen zu einer einzigen,
harmonischen Einheit vereint, so führt und bewirkt die Sonne die verschiedenen
Bewegungen der Planeten zu einem höheren Eins.
Kommen wir zurück zu unserer Galaxie und darüber hinaus. Für Kepler war
sein Prinzip universell: es erstreckte sich über das gesamte bekannte
Universum – von den Planeten bis hin zum Saturn.
Nebenbei bemerkt, wußte Kepler, daß es noch mehr gab, und er war daran
interessiert, das Problem der säkularen Veränderungen der Bahnen zu lösen. Mit
anderen Worten, er war sich bewußt, daß die Exzentrizitäten der Bahnen nicht
fixiert waren, daß sie und damit die Bewegungen der Planeten sich über lange
Zeiträume hinweg veränderten, und plante, diesen Ursachen auf den Grund zu
gehen, aber leider starb er, bevor er sich an diese Arbeit machen konnte.
Zu Keplers Zeit waren die Planeten jenseits des Saturn unbekannt; der
Asteroiden- und Kuipergürtel waren unbekannt. Die Tatsache, daß unser Stern
nur einer in einer Galaxie mit Milliarden von Sternen ist, die alle ein
galaktisches Zentrum umkreisen, war unbekannt; daß unsere Galaxie eine von
Billionen von Galaxien ist, jede mit Milliarden von Sternen, von denen die
meisten Planetensysteme um sich herum haben, war für Kepler kein bekannter
Bereich, über den er nachdenken konnte. Das ist uns überlassen.
Wenn wir Keplers harmonisches System einfach auf die äußeren Planeten in
unserem eigenen Sonnensystem ausdehnen, funktioniert es nicht – nicht im Sinne
von einfachen Harmonien: Es gibt eher Dissonanzen als Harmonien. Was ist die
Ursache für diese Dissonanzen?
Mit dem NASA-Teleskop, das passenderweise Kepler heißt, sowie mit Hubble
und anderen Teleskopen ist es uns gelungen, 5157 Exoplaneten zu entdecken,
also Planeten, die Sterne außerhalb unseres Sonnensystems umkreisen, verteilt
auf 3804 Planetensysteme. Unglaublich. Mit dem James-Webb-Teleskop verfügen
wir über eine verbesserte Fähigkeit zur Untersuchung von Exoplaneten, indem
wir einen Planeten in einer Entfernung von etwa 385 Lichtjahren von der Erde
direkt abbilden konnten – eine Leistung, die mit der Abbildung eines
Glühwürmchens vor dem Hintergrund eines Suchscheinwerfers verglichen wurde.
Wir können nicht nur die Periodizität seiner Umlaufbahn feststellen, sondern
sogar die Temperatur seiner Atmosphäre.
Abb. 3: Im System Trappist-1 (oben, darunter zum Vergleich unser eigenes
Sonnensystem) wird der Zentralstern von sieben erdgroßen Planeten umkreist,
von denen sich drei oder vier in einem Abstand befinden, der die Existenz von
flüssigem Wasser ermöglichen würde.
Es gibt ein interessantes System, das Webb im Laufe des nächsten Jahres
untersuchen wird: Das System Trappist-1, ein relativ nahe gelegenes
Sonnensystem, das etwa 40 Lichtjahre von uns entfernt ist und dessen Stern von
sieben erdgroßen Planeten umkreist wird, von denen sich drei oder vier in
einem Abstand befinden, der die Existenz von flüssigem Wasser ermöglichen
würde (Abbildung 3).
Das Faszinierende an diesem System ist, daß die Periode der Umlaufbahnen
der einzelnen Planeten in einem harmonischen Verhältnis zu der ihrer
unmittelbaren Nachbarn steht. So steht die Länge des Jahres eines Planeten in
einem Verhältnis von 5/8 zu der des nächsten, die wiederum in einem Verhältnis
von 3/5 zu der des nächsten steht, und so weiter. Das sind sehr vorläufige
Beobachtungen, aber es ist faszinierend, was uns weitere Untersuchungen dieses
und ähnlicher Systeme zeigen könnten!
Vielleicht wird ein Element zur Lösung der größeren galaktischen Frage
darin bestehen, die Temperierung nicht nur einer Reihe von Planetenbewegungen
zu untersuchen, sondern einer ganzen Galaxie voller Planeten - welche
Diskrepanzen oder Kommas werden wir entdecken, die es uns wie einem Musiker
erlauben werden, uns das größere, galaktische System vorzustellen, das für die
musikalische Stimmung dieser Vielfalt verantwortlich ist?
Alle Entdeckungen erfolgen von oben nach unten, nicht von unten nach oben.
Man könnte auch sagen, daß man das Universum nicht von einem Punkt aus
aufbauen kann, sondern nur von einer Idee. Die sorgfältigen und
technologisch erstaunlichen Beobachtungen der Phänomene da draußen, wie beim
Webb-Teleskop, die Tausende von Stunden der Verarbeitung und Umarbeitung von
Daten in eine sinnvolle Form sind die große und notwendige Arbeit im Dienste
der Vorstellungskraft, die die einzige Kraft ist, die in der Lage ist, diese
enthüllten Paradoxa wahrzunehmen und das höhere, nicht sichtbare zu erfinden,
den kreativen, gottähnlichen Gedanken, der sie hervorgebracht hat.
Das ist die Wissenschaft, wie ich sie von Lyndon LaRouche gelernt habe, wie
die Wissenschaft durch die große Kunst gebildet wurde und wie sie von
denjenigen aufgegriffen werden muß, die sich heute den Himmel betrachten:
„Die Entwicklung des Menschen und der gesamte soziale Prozeß der
Entwicklung des Menschen ist ein schöpferischer Prozeß. Der Mensch ist von
Natur aus ein kreatives Wesen, ein selbst-schöpfendes Wesen.
Nun, der Mensch stirbt, aber das beendet den Prozeß nicht, denn eigentlich
ist die Existenz des Menschen implizit universell. Das menschliche Individuum
ist ein universelles Ding, das in der Geschichte lebt und sich nur selbst
verwirklicht, wenn es in der Geschichte lebt, und die Geschichte liegt immer
in einer höheren Macht, die wir die Zukunft nennen. Es ist die
Höherentwicklung des höheren Prozesses, die Selbstentfaltung des Universums.
Und der Mensch ist durch Resonanz ein Teilnehmer an diesem Fortschritt im
Universum. Und darin liegt die Quelle der Macht der Menschheit als
Gattung...“1
Anmerkung
1. Lyndon LaRouche, „Kepler and Vernadsky: Music, Not Mathematics, Is the
Measure of the Universe”, EIR, June 13, 2014,
https://larouchepub.com/other/2014/4124kepler_vernadsky.html
|