Beachtet die Goldene Regel!
Von Schwester Ortrud Fürst OP
Schwester Ortrud Fürst ist Missionsdominikanerin.
Ich bin Schwester Ortrud Fürst, komme aus dem Württembergischen in Ahlen
und bin 1963 bei den Missionsdominikanerinnen in Schlehdorf eingetreten.
Ursprünglich wollte ich nach Südafrika in die Mission, aber eine Krankheit hat
mich zurückgehalten, und außerdem war ich in der Verwaltung gebraucht, denn
ich kam vom Verwaltungsmäßigen her. Später dann ließ ich mich rufen nach
München in die Obdachlosenarbeit, zunächst in einem Frauenhaus, das wir
gegründet haben, später in ein Haus für Männer und Frauen.
Es könnte doch sein, daß es das gibt:
- daß die Regierungen aller Länder auf Menschlichkeit, Achtsamkeit,
Gerechtigkeit und Wahrheit bedacht sind,
- daß sich die Schwerter zu Pflugscharen verwandeln und alle Atomwaffen
der Erde entsorgt werden,
- daß die Sehnsucht der vielen Menschen nach Befreiung, Liebe und
Frieden Erfüllung findet,
- daß alle Feindbilder sterben müssen und
- daß sich die Religionen als Schwestern und Brüder achten.
Es könnte doch sein, daß es das gibt,
- daß die Menschen auf unserer Erde erfahren dürfen, wie schön es ist,
miteinander zu teilen und auf deine Schöpfung zu achten.
Dann werden wir erfahren, daß du, lebendiger Gott, ganz nahe bei uns bist,
alle Tage unseres Lebens bis zu der großen Begegnung mit dir.
Es könnte doch sein, daß es das gibt.
Gedanken zur gegenwärtigen Weltlage, zu der schon viele kompetente und auch
kriegserfahrene Politiker, Militärs, Wissenschaftler und Friedensforscher
Stellung bezogen haben und die um die bedrohliche Eskalierung des
Kriegsgeschehens insbesondere jetzt im Stellvertreterkrieg der Ukraine
zwischen den USA, der NATO und Rußland in großer Sorge sind, und einen
nahenden weiteren Weltkrieg, ja sogar einen Atomkrieg am Horizont heraufziehen
sehen:
Es haben durchaus einige Vermittlungstreffen der Konfliktparteien an
verschiedenen Orten der Erde stattgefunden, die immer auch verhandelbare
Resultate zu einer Befriedung des Kriegsgeschehens in sich bargen und hoffen
ließen, insbesondere die Minsker Abkommen. Danach fiel plötzlich wieder alles
in sich zusammen. Das Warum erschloß sich dann meist in späterer Zeit, nachdem
Dokumente und Aussagen bekannt wurden, die entweder schon vor den
Verhandlungen klar formulierten, daß es zu keiner Einigung kommen darf oder
wird oder daß sich plötzlich Sabotageakte gegenseitig zugeschoben wurden.
Daß die Wahrheit in einem Kriegsgeschehen zuerst stirbt und die Propaganda
blüht, ist allseits bekannt. Dieses Spiel wurde schon so oft erprobt, daß wir
es heute rasanter durchschauen, als in früheren Jahrzehnten dank der Medien,
die sich der Wahrheit und der möglichst realen Wirklichkeit verpflichtet
fühlen.
Es ist geradezu ein Skandal, welche Unsummen von Geldern plötzlich für die
Kriegsführung locker gemacht werden können, obwohl die Armut vieler Völker und
Nationen der Welt zum Himmel schreit, wobei diese von den sog. mächtigen
Staaten in mehrfacher Hinsicht ausgebeutet und klein gehalten werden.
Auch bei uns in Europa breitet sich die Armut aufgrund vielfach politischer
Maßnahmen rapide aus: der Mittelstand kämpft um sein Überleben, ebenso auch
größere Unternehmen, ganz zu schweigen von Kleinunternehmen die fast lautlos
verschwinden. Gezielt ist die deutsche, ja europäische Wirtschaft im Visier
des Angriffs, die u.a. auch dadurch geschädigt werden soll, daß sie in das
Problem der Energieknappheit geführt wird und damit schleichend dem Ruin
entgegen wandelt.
Die „Goldene Regel“ in den Weltreligionen
Zu dieser menschen- und völkerfeindlichen Vorgehensweise kam mir die
„Goldene Regel der Weltreligionen“ in den Sinn, die in den folgenden
friedvollen Gedanken zum Ausdruck kommt:
- im Christentum: Alles, was ihr wollt, das euch die Menschen tun, das
tut auch ihr ihnen ebenso. (Matthäus 7.12; Lukas 6,31)
- im Judentum: Tue nicht anderen, was du nicht willst, daß sie dir tun.
(Rabbi Hillel, Sabbat 31 a)
- im Buddhismus: Ein Zustand, der nicht angenehm oder erfreulich für
mich ist, soll es auch nicht für ihn sein. (Samyutta Nikaya V. 353,35;
354,2)
- Chinesische Religion: Was du selbst nicht wünschst, das tue auch nicht
anderen Menschen an. (Konfuzius, Gespräche, 15, 23)
- Islam: Keiner von euch ist ein Gläubiger, solange er nicht seinem
Bruder wünscht, was er sich selber wünscht. (40 Hadithe (Sprüche Mohammads)
von an-Nawawi, 13).
Alle der Schöpfung zugewandten geistlichen Wesen aus all diesen Religionen
und darüber hinaus und alle Menschen, die in Dankbarkeit auf diese unsere
wunderbare Erde schauen und sich daran freuen, sind eingeladen, das ihnen
Mögliche zu bewirken, daß diese wunderbare Welt weiterhin zur Freude der
Menschen da sein darf.
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