Schiller-Institut spricht bei BRICS-Forschungskonferenz
Von Richard A. Black,
Vertreter des Schiller-Instituts bei den Vereinten Nationen
Eine Konferenz des russischen Nationalen Komitees für
BRICS-Forschung befaßte sich mit Wissenschaft, Technologie und Innovation.
Helga Zepp-LaRouche, Gründerin und Vorsitzende des Schiller-Instituts, und
Richard A. Black, Vertreter des Schiller-Instituts bei den Vereinten Nationen
in New York, hielten am 25. Oktober Online-Vorträge auf einer großen
internationalen Konferenz, die vom Nationalen Komitee für BRICS-Forschung in
Rußland organisiert wurde. Bei der Veranstaltung handelte es sich um die
„Internationale wissenschaftlich-praktische Konferenz:
wissenschaftlich-technische und innovative Zusammenarbeit der BRICS-Länder“.
(Die BRICS-Staaten sind Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika,
mehrere große Entwicklungsländer sind derzeit dabei, sich dieser
multinationalen Gruppe anzuschließen.) Die Konferenz wurde für ein
Fachpublikum im Institut für wissenschaftliche Informationen über
Sozialwissenschaften (INION RAS) abgehalten, einer Einrichtung der Russischen
Akademie der Wissenschaften in Moskau; die Teilnahme war sowohl persönlich als
auch online möglich.
Mehrere Institute, die neben INION RAS als Mitveranstalter der Konferenz
fungierten, repräsentieren eine Elite russischer forschungspolitischer
Einrichtungen in den Bereichen Wissenschaft und Technik. Es handelt sich um
das Internationale Zentrum für Innovationen in Wissenschaft, Technologie und
Bildung, die Union Öffentlicher Vereinigungen für Wissenschaft und
Ingenieurwesen, das Eurasische Informations- und Analyse-Konsortium, das
Internationale Institut für Energiepolitik und Diplomatie, das Moskauer
Staatliche Institut für Internationale Beziehungen des russischen
Außenministeriums sowie die Russische Technische Universität (MIREA).
Vize-Außenminister Sergej Rjabkow eröffnete die zweitägige Konferenz mit
einem Grußwort. Rjabkow beschrieb die historische Bedeutung der BRICS und
betonte deren Aufgabe des Technologietransfers in den Globalen Süden bis zum
Jahr 2030 sowie die fortlaufende positive, integrative Zusammenarbeit der
BRICS. Dabei hob er insbesondere die Rolle junger Wissenschaftler hervor. Er
erinnerte daran, daß Rußland das Jahrzehnt 2021-2031 offiziell zum Jahrzehnt
des wissenschaftlich-technischen Fortschritts erklärt hat.
Eine neue Vision der Welt
Ein sehr polemisches Grußwort – besser könnte man es als einen
strategischen Überblick der Weltlage beschrieben – lieferte Wjatscheslaw
Nikonow, Erster Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für
internationale Angelegenheiten der Staatsduma. Dr. Nikonow ist auch
Vorsitzender der Russischen Weltföderation und Dekan der Fakultät für
öffentliche Verwaltung an der Staatlichen Universität Moskau. Er skizzierte
die wichtige Rolle der BRICS „bei Entscheidungen über die Zukunft der Welt...,
eine neue Vision der Welt“, und er fügte hinzu: „Die Zukunft der Menschheit
wird auf den Schlachtfeldern der Ukraine entschieden.“
Nikonow verurteilte die derzeitige Politik der Globalen NATO als
„Nationalismus, Chauvinismus, Rassismus, Nazismus und Kolonialismus“ und
stellte unverblümt fest, die sogenannten westlichen Werte „taugen nichts“. Als
Gegensatz dazu beschrieb er das sich abzeichnende neue Paradigma der
Beziehungen zwischen den BRICS-Staaten: eine Partnerschaft der Zivilisationen,
in der kein Land die Absicht hat, zu dominieren. Länder müßten sich
„intellektuell entkolonialisieren“ und die freundschaftlichen Beziehungen
zwischen den BRICS, der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO), der
ASEAN und den Nationen Afrikas und Lateinamerikas ausbauen. Entscheidende
Bedeutung habe insbesondere der Ausbau der Kernenergie.
Wenn Dr. Nikonow wiederholt das Prinzip der nationalen Souveränität aller
Länder betonte, klang für das große russische und chinesische Fachpublikum der
Konferenz sicherlich ein bedeutender historischer Aspekt mit an, denn er ist
bekannt als Enkel und Biograph von Wjatscheslaw Molotow, der von 1939-49
Außenminister der Sowjetunion unter Marschall Stalin war.
Referate des Schiller-Instituts werden gut aufgenommen
Helga Zepp-LaRouche und der Verfasser hatten die Ehre, in dem zweitägigen
dichtgedrängten Programm, an dem zahlreiche Experten aus vielen Ländern
teilnahmen, als vierte und fünfte Redner aufzutreten (beide Reden finden Sie
in dieser Ausgabe im Wortlaut, d. Red.). Zepp-LaRouches Rede trug den Titel „Ein neues Kreditsystem für die kommende
wissenschaftliche Revolution“. Blacks Vortrag lautete „Aussichten für eine auf
Fusionsenergie basierende Wirtschaft für die BRICS-Staaten und ihre
Partner“.
Zepp-LaRouche stellte in ihrem Beitrag in knappen Worten das einzigartige
Konzept der physischen Ökonomie vor, das ihr verstorbener Mann Lyndon LaRouche
entwickelt hat. Angesichts der Turbulenzen im gegenwärtigen Finanzsystem und
der zunehmenden Bemühungen um eine Alternative zum Dollarsystem müsse „eine
repräsentative Gruppe von Regierungen“, wie die BRICS, „sich darauf
vorbereiten, ein neues Kreditsystem einzurichten, das die Länder des
Entwicklungssektors vor den Folgen eines chaotischen Zusammenbruchs des bisher
dominierenden Finanzsystems der westlichen Zentralbanken schützt“.
Der optimale Weg zur Sicherung realen Wirtschaftswachstums wäre es, wenn
die BRICS alle verfügbaren Ressourcen für ein koordiniertes
„Wissenschaftsförderungsprogramm“ mobilisieren. Vorrang sollten
wissenschaftliche Durchbrüche haben, die auf „tendenziell höheren
Energieflußdichten beruhen, die daher höhere relative potentielle
Bevölkerungsdichten ermöglichen – ein Zusammenhang, der einer der wichtigsten
Aspekte der Wissenschaft der physischen Ökonomie ist und sie völlig vom
Monetarismus unterscheidet“. Das Thema wurde vom Verfasser in seinem Beitrag
weiter ausgeführt.
Eine der Organisatorinnen der Konferenz, Dr. Irina Jarygina,
Forschungsdirektorin des russischen Nationalen Komitees für BRICS-Forschung
und Leiterin der Abteilung für Wirtschaft und Bankwesen des Moskauer
Staatlichen Instituts für Internationale Beziehungen im Außenministerium,
reagierte sofort positiv auf diese Reden. Dr. Jarygina antwortete
Zepp-LaRouche:
„Wir wissen die Teilnahme der Gründerin und Präsidentin des
Schiller-Instituts an unserer Konferenz wirklich sehr zu schätzen. Und trotz
der politischen Spannungen gibt es eine große Möglichkeit für eine
Zusammenarbeit in den Bereichen Wissenschaft, Technologie und Innovation, und
wir freuen uns auf eine gemeinsame Arbeit. Es wird äußerst wichtig sein, daß
Sie alle Ihre Aufmerksamkeit auf die wichtigsten Probleme und
Herausforderungen richten, mit denen wir derzeit konfrontiert sind.“
Im Anschluß an Blacks Vortrag über die Zukunft der Energie für die
Menschheit sagte Dr. Jarygina:
„Ich danke Ihnen sehr für Ihren profunden Vortrag. Ich habe das Interesse
unserer Wissenschaftler bemerkt, und wenn Sie nichts dagegen haben, werden wir
Ihren Vortrag an unsere Kollegen weiterleiten und dabei berücksichtigen, daß
uns einige äußerst interessante Aspekte aufgefallen sind, die als eine Art
Hintergrund für weitere Beratungen, Diskussionen usw. dienen können.
Gleichzeitig möchte ich Ihnen dafür danken, daß sie das richtige
Verständnis der Rolle der Fusionsenergie haben – der Kernfusion innerhalb der
Koordinaten der BRICS-Länder –, und ich danke Ihnen für Ihre Teilnahme an
unseren Diskussionen, die bereits begonnen haben, aber noch weitergehen
werden. Ich danke Ihnen sehr.“
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