Die Aussichten für die wirtschaftliche Zusammenarbeit
zwischen den USA und China
Von George Koo
George Koo ist ehemaliger Berater für internationale
Unternehmen.
Guten Tag, allerseits. Ich danke Ihnen, Herr Vorsitzender. Ich bin George
Koo, und ich bin eingeladen worden, um über die USA als Zentrum der
wirtschaftlichen Zusammenarbeit zu sprechen, und ich denke, es sollte jedem
klar sein, daß dies eine viel bessere Alternative ist als ein Kalter Krieg
oder sogar ein heißer Krieg oder ein Atomkrieg.
Lassen Sie mich zunächst sagen, daß Chinas Präsident Xi Jinping vor wenigen
Tagen am Rande des G20-Gipfels in Bali ein mehr als dreistündiges Treffen mit
US-Präsident Biden hatte. Da die beiden mit Simultanübersetzung arbeiten, ist
ein mehr als dreistündiges Treffen ein Zeichen dafür, daß sie viel zu
besprechen hatten.
In den folgenden zwei Tagen traf sich Präsident Xi mit elf weiteren Staats-
und Regierungschefs zu formellen Gesprächen, darunter auch mit amerikanischen
Verbündeten wie Australien, Frankreich, Südkorea und Kanada – sozusagen ein
Gespräch am Rande. Für Japan hatte China keine Zeit mehr, so daß dieses
Treffen erst auf dem APEC-Gipfel in Thailand stattfand.
Es ist ganz klar, daß die Staats- und Regierungschefs nachdrücklich ein
persönliches Treffen mit Xi anstreben, und das zeigt, wie wichtig die
Beziehungen zwischen China und dem Rest der Welt sind.
Ein Regierungschef, der das Treffen mit Präsident Xi auf Bali verpaßt hat,
ist Rishi Sunak, der neue britische Premierminister: Er hat den Zug völlig
verpaßt. Eigentlich sollte ein Treffen mit Präsident Xi Jinping stattfinden,
aber das Treffen wurde abrupt und ohne Erklärung abgesagt. Wahrscheinlich hat
er vor dem Treffen mit Xi verkündet, daß er bereit sei, britische Truppen zur
Verteidigung Taiwans zu entsenden – völlig aus heiterem Himmel; es gibt keinen
Grund für eine derartige Erklärung. Es hört sich fast so an, als würde er als
Vorsprecher für die Vereinigten Staaten fungieren, ohne daß dies für
Großbritannien von Interesse wäre. In der Tat wissen wir alle, daß sich
Großbritannien in einer enormen wirtschaftlichen Notlage befindet und
sicherlich ein freundliches Treffen mit Präsident Xi hätte gebrauchen können,
das zu mehr Handel und Investitionen von China nach Großbritannien führen
könnte. Nun, er hat es komplett vermasselt.
Xi Jinping reagierte auf Bidens Erklärungen mit Genugtuung, aber auch mit
der Hoffnung, daß Bidens Untergebene im Einklang mit der von Präsident Biden
auf diesem Gipfel eingegangenen Verpflichtung handeln werden. Und um effektiv
zusammenzuarbeiten, muß zwischen den beiden Mächten Vertrauen herrschen: Die
Entwicklung von gegenseitigem Vertrauen kann nicht auf der Prämisse eines
„Rosinenpickens“ beruhen. Mit anderen Worten: Wir können uns nicht in Bezug
auf A, B und C einigen und in Bezug auf X, Y und Z streiten – das würde
einfach nicht funktionieren.
Das schlimmste Beispiel, das mir für eine Konfrontation einfällt, ist ein
totales Embargo für Halbleitertechnologie, das Biden kürzlich gegen China
verhängt hatte. Jetzt können nicht nur US-Unternehmen keine Fertigungsanlagen,
Geräte, Software oder die fortschrittlichsten Chips an China verkaufen,
sondern das Weiße Haus fordert auch Unternehmen in Europa, Japan und Korea
auf, sich an die gleichen Beschränkungen zu halten. Der Gedanke hinter dieser
drastischen Maßnahme ist, China in seiner Entwicklung der Chiptechnologie zu
stoppen.
Ich möchte meinen Vortrag mit einer optimistischen Note beenden, wenn ich
kann: Wenn Präsident Biden wirklich meint, was er auf dem Bali-Gipfel gesagt
hat, kann ich eine Reihe von Vorteilen aufzählen, die sich daraus ergeben
würden. Die Normalisierung der Handelsbeziehungen und die Abschaffung der
Zölle auf Einfuhren aus China – die zuerst unter Trump eingeführt und unter
Biden fortgesetzt wurden – würde den Inflationsdruck in der amerikanischen
Wirtschaft sofort verringern, da viele der in China hergestellten Produkte für
den täglichen Gebrauch bestimmt sind und häufig von amerikanischen
Verbrauchern gekauft werden. Die Abschaffung der Zölle würde auch bedeuten,
daß China in gleicher Weise reagiert, was eine gute Nachricht für
amerikanische Exporteure nach China wäre, z. B. für amerikanische Landwirte,
die Sojabohnen, Mais und Ähnliches anbauen, für kalifornische Winzer, für die
Hummerfischer in Maine und so weiter.
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