LaRouche und Rußland
Von Richard Black
Richard Black ist Repräsentant des Schiller-Instituts bei den
Vereinten Nationen. Den folgenden Vortrag hielt er am 14. Juli 2022 im
wöchentlichen „Kamingespräch“ der LaRouche-Organisation in den Vereinigten
Staaten.
Ich werde heute abend darüber sprechen, wie Lyndon LaRouches wesentliche
Ideen und grundlegende Entdeckungen die russische Politik in den letzten etwa
30 Jahren geprägt haben und das heute noch tun.
© EIRNS/Rachel Douglas
Abb. 1: Auf Einladung von Dr. Pobisk G. Kusnezow (Mitte) reiste Lyndon
LaRouche zunächst nach Moskau, um in einer Reihe von Treffen mit der
Intelligenz an der Russischen Akademie der Wissenschaften LaRouches
Wissenschaft der physischen Ökonomie zu diskutieren (April 1994). Weitere
Besuche folgten.
Genau heute vor 28 Jahren, am 14. Juli 1994, kam LaRouche zum ersten Mal
nach Moskau. Dies geschah auf Einladung des hochangesehenen Physikers,
Ökonomen, Chemikers und Biologen Dr. Pobisk Kusnezow. Bei mehreren Treffen,
die aufgezeichnet und veröffentlicht wurden, diskutierten sie über LaRouches
Entwurf für ein neues internationales Währungssystem (Abbildung 1).
Damals wurde Rußland von den berüchtigten Ökonomen Londons, der Universität
Chicago und Harvards mit der verrückten „Schocktherapie“, der Privatisierung
der gesamten russischen Wirtschaft, plattgemacht. LaRouches Vorschlag war
sowohl ein Entwurf für ein neues, gerechtes Weltwährungssystem als auch ein
neues Bildungssystem, das jungen Menschen eine klassische Bildung vermittelt,
die sie befähigt, eine Nation aufzubauen. Diese Ideen, die LaRouche den Russen
erstmals 1983 von den Vereinigten Staaten aus und dann ab 1994 persönlich
vorstellte, sind heute in Osteuropa und Asien Thema der Planungen zwischen
Regierungen.
(China ist ein Sonderfall, auf den ich heute abend nicht näher eingehen
werde, aber Chinas gesamte Wirtschaftsplanung basiert auf der Messung der
technologischen Innovationsraten in der Gesamtwirtschaft. Sie haben dazu
verschiedene Wirtschaftsinstrumente entwickelt, darunter den
Innovationskapazitätsindex mit 18 Indizes, die messen, mit welchem Tempo sich
wissenschaftliche Fortschritte in der chinesischen Wirtschaft ausbreiten, bis
hin zum Werkzeugmaschinensektor und zur Ausbildung und Entwicklung immer
qualifizierterer Arbeitskräfte. Das ist der Inhalt des aktuellen
Fünfjahresplans in China; aber das ist ein Thema für einen anderen Abend.)
Heute, da Rußland von der NATO mit einem Atomkrieg bedroht wird, diskutiert
man in Asien über völlig neuartige Beziehungen zwischen den Nationen,
ausgehend von einer Abkehr von der spekulativen Wirtschaft der Geldwechsler,
hin zu einer Wirtschaft der Industrialisierung und der Wissenschaft, weg von
der simplen Rohstofförderung. Mit einem Wort: Wissenschaft als Motor einer
industriellen Revolution.
© RDCY
Abb. 2: Sergej Glasjew, Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften
und langjähriger Gesprächspartner von Lyndon LaRouche, ist derzeit Kommissar
für Integration und Makroökonomie bei der Eurasischen Wirtschaftskommission.
Hier spricht er am 17. Juli 2018 am Chongyang Financial Institute for
Financial Studies, Renmin University of China.
Das ist das, was heute in Rußland passiert, und wie Sie sehen werden,
hatten LaRouches Ideen in den letzten Jahrzehnten unmittelbaren Einfluß auf
die russische Intelligenzija.
Kurz zurück in die Gegenwart: In diesem Frühjahr hat sich die Diskussion
über die Einführung eines neuen, nicht Dollar-basierten Währungssystems, das
auf den Produktivkräften – Landwirtschaft, Industrie, Wissenschaft – der
osteuropäischen und asiatischen Länder beruht, mit erstaunlichem Tempo
entwickelt. Maßgebliche Persönlichkeiten, die diese Diskussion intellektuell
anführen, haben seit langem öffentlich mit Lyndon LaRouche und dem
Schiller-Institut zusammengearbeitet. Mitte März trafen sich der russische
Wirtschaftswissenschaftler Sergej Glasjew und sein Team mit dem Team von Dr.
Wang Wen vom Chongyang Institute of Financial Studies in China (Abbildung
2). Glasjew ist ein hoher Funktionär der Eurasischen Wirtschaftsunion
(EAEU), an der fünf Länder in Eurasien beteiligt sind: Rußland, Weißrußland,
Kirgisistan, Kasachstan und Armenien. Sie erörterten, daß das derzeitige
westliche Währungssystem zusammenbricht und zu einem Atomkrieg führen wird.
Ihre Aufgabe ist es nun, ein neues System einzuführen, zunächst in Eurasien.
Das war im März, und es handelte sich um ein privates Treffen, auch wenn die
Presse ein wenig darüber berichtet hat.
Im April fand in Moskau ein Treffen der sog. „Sparrow-Hills-Gruppe“
(Sperlingsberge) statt. An diesem Treffen nahmen neben chinesischen Vertretern
auch der stellvertretende Sprecher der russischen Duma, Vorsitzende
verschiedener Duma-Fraktionen, Banker, Wissenschaftler und Industrielle teil.
Es war eine ganztägige Sitzung, und was war wieder das Thema? „Wie können wir
ein neues, nicht Dollar-basiertes Währungssystem entwerfen und einführen?“
Wie Sie wissen, gilt der Dollar inzwischen für den größten Teil der Welt
als „toxisch“. Im Mai fand ein öffentliches Treffen des Eurasischen
Wirtschaftsforums statt, bei dem Glasjew wieder eine Schlüsselrolle spielte.
Das Besondere an diesem Treffen war, daß bei einer der Sitzungen das Oberhaupt
der viel größeren Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ), der u.a.
Rußland, China, Pakistan und Indien angehören, sprach. Er sagte, wenn wir die
kleine Eurasische Wirtschaftsunion und die Shanghaier Organisation für
Zusammenarbeit vereinen können, und das müssen wir, dann können wir das
gesamte Weltsystem verändern. Dies war das erste Mal, daß die SOZ diesen
Umgruppierungsprozeß öffentlich anerkannt hat.
Wie die meisten von Ihnen wahrscheinlich mitbekommen haben, gab es im Juni
ein Treffen der BRICS – Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika, und
sie verhandeln mit etwa einem Dutzend Ländern – Argentinien, Ägypten,
Indonesien u.a. –, wie diese auf verschiedene Weise Partner, Verbündete oder
Mitglieder der BRICS werden, die „BRICS plus“.
Wozu? Nun, fragen Sie den russischen Präsidenten. Putin hat zum ersten Mal
verkündet, daß Gespräche über die Schaffung eines neuen internationalen
Währungssystems im Gange sind.
Diejenigen unter Ihnen, die LaRouches Arbeit über die Jahre verfolgt haben,
wissen natürlich, daß LaRouche schon 1971, als die Verbindung zwischen dem
Dollar und dem Gold gekappt und die frei schwankenden Wechselkurse eingeführt
wurden, wodurch der Wert der Währungen nicht mehr von souveränen Regierungen,
sondern von Spekulanten bestimmt wurde, die Notwendigkeit eines völlig neuen
internationalen Währungssystems skizzierte. Präsident Putin hat sich im
vergangenen Monat erstmals öffentlich zu diesem historischen Dialog
geäußert.
Rußlands „LaRouche-Jahrzehnt“
Ich denke, man könnte die Zeit von 1994 bis Anfang der 2000er Jahre als das
Jahrzehnt von LaRouche in Rußland bezeichnen. Wie ich schon sagte, traf sich
LaRouche 1994, gleich nachdem er aus der fünfjährigen politischen Haft
entlassen worden war, mit der Intelligenzija der Russischen Akademie der
Wissenschaften, mit Fachleuten aus allen möglichen Bereichen – Mathematik,
Biologie, Physik usw.
Damit begann ein äußerst intensiver Dialog, der in Rußland immer weitere
Kreise zog. 2001 war der erwähnte Sergej Glasjew, der brillante Ökonom,
Mitglied der Duma und Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses. Er lud LaRouche
aus Amerika ein, einen Vortrag über die Ursachen des Zusammenbruchs des
westlichen Währungssystems und die Umrisse eines neuen Systems zu halten. Im
Saal saßen nicht nur die Mitglieder des Duma-Wirtschaftsausschusses, sondern
etwa hundert Wissenschaftler, Banker und Akademiker. In der Presse wurde
ausführlich darüber berichtet. Ich glaube, die Moscow Times titelte:
„LaRouche erwartet Großes von Rußland“. Das war also 2001.
2007 war Helga Zepp-LaRouches Vorschlag einer Eurasischen Weltlandbrücke,
die Nordamerika und Eurasien durch einen Tunnel durch die Beringstraße
verbinden sollte, in Rußland Gesprächsthema auf höchster Ebene, und LaRouche
nahm persönlich und per Video an mehreren Konferenzen teil, ebenfalls auf
höchster Ebene der russischen Wissenschaftselite.
Ich möchte Ihnen ein wenig von der enormen Einsicht führender Russen in
LaRouches Beiträge vermitteln. Im Jahr 2000 bewarb LaRouche sich um die
Präsidentschaftskandidatur der Demokratischen Partei, und 15 russische
Wissenschaftler schrieben einen Offenen Brief, in dem sie seine
Präsidentschaftskampagne unterstützten. Dieser Offene Brief lautet wie
folgt:
„Sehr geehrter Herr LaRouche, mit großem Interesse und großer Begeisterung
verfolgen wir den Präsidentschaftswahlkampf in den Vereinigten Staaten und
Ihre Teilnahme daran. Trotz der bekannten Hindernisse, die Ihre Gegner und die
ihnen treu ergebenen Massenmedien aufwerfen, sind wir uns Ihres hohen Ansehens
bei den amerikanischen Wählern wohl bewußt. Dieses Ansehen kommt nicht von
ungefähr. Unserer Meinung nach entsprechen Menschen wie Sie, Herr LaRouche, am
besten dem Geist unserer Zeit. Die Menschen, die jetzt an die Macht kommen,
sollten hochkompetente politische Persönlichkeiten sein, die in der Lage sind,
außerordentlich komplexe soziale, wirtschaftliche, moralische, finanzielle und
politische Probleme zu lösen. Durch persönliche Kontakte und die Kenntnis
Ihrer wissenschaftlichen Schriften und Ihrer politischen Reden wissen wir um
Ihre profunde Gelehrsamkeit, die Präzision Ihrer Analysen, Ihren scharfen
Verstand, Ihre Intoleranz gegenüber Scheinheiligkeit, Ihren hohen
wissenschaftlichen Anspruch und Ihre Fähigkeit, eigene Ideen vorzubringen und
konstruktive, manchmal unerwartete Lösungen und Empfehlungen zu finden.
Wie niemandem zuvor ist es Ihnen gelungen, die Harmonie und das
Zusammenspiel von strenger Wissenschaft und klassischen Kunstformen
aufzudecken und die Methoden der wissenschaftlichen Entdeckung und der
Erziehung der Jugend zu vereinen. Hinzu kommen Ihr großer menschlicher
Wagemut, Ihre Willensstärke und Ihr Vertrauen in Ihre Kräfte sowie Ihre
Fähigkeit, die Gefahren und Unglücke zu überwinden, die alle möglichen Störer
und Feinde so reichlich auf Sie zu häufen suchten. Es ist schwer vorstellbar,
was diese unverdienten fünf Jahre hinter Gefängnismauern, die vom ehemaligen
Präsidenten Bush und seinem Gefolge aus politischen Motiven organisiert
wurden, Sie an nervlicher Energie und Gesundheit gekostet haben.
Wir glauben, daß Sie, Herr LaRouche, derjenige sind, der Ihr Land auf den
Weg des Fortschritts und Wohlstands für das amerikanische Volk führen kann.
Und im Interesse aller Menschen auf diesem Planeten hoffen wir, daß die
amerikanischen Wähler die richtige Wahl treffen, indem sie für Sie als
zukünftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten stimmen.“
Der Brief ist von 15 führenden Wissenschaftlern unterzeichnet. Ich werde
die Namen hier nicht aufzählen, sie würden uns heute nichts sagen. Aber es
sind Direktoren verschiedener Abteilungen der Russischen Akademie der
Wissenschaften, Dozenten pädagogischer Hochschulen, renommierte
Persönlichkeiten, Herausgeber von Publikationen – eine wirklich atemberaubende
Kombination. Man erkennt an der Qualität ihrer Gedanken, daß die Begegnung mit
Lyndon LaRouche sie aufgerüttelt hat.
LaRouches „Fünf Gesetze“
Statt einer Chronologie, die mehr Zeit in Anspruch nehmen würde, als wir
haben, möchte ich fünf wissenschaftliche Gesetze der physischen Ökonomie
nennen, die LaRouche als notwendig für den Fortschritt definiert hat. Sie
lauten:
- das Wesen der nationalen Souveränität;
- die Rolle der Wissenschaft in einer souveränen Volkswirtschaft;
- die Entwicklung eines Maßstabs für den wissenschaftlichen Fortschritt
– LaRouches berühmte „potentielle relative Bevölkerungsdichte“;
- LaRouches einzigartige Definition von „Infrastruktur“, einem meistens
mißverstandenen Wort, und der Vorschlag für eine weltweite Landbrücke, die
alle Kontinente durch Hochgeschwindigkeitszüge verbindet;
- und die Notwendigkeit einer klassischen Ausbildung unserer Jugend in
Wissenschaftsmethode, Physik und schönen Künsten.
Diese fünf Bereiche, die man als „Gesetze der Noösphäre“ bezeichnen könnte,
wurden von der russischen Intelligenzija in sehr lebhafter und energischer
Weise aufgegriffen.
Zur Frage des souveränen Nationalstaates schrieb LaRouche viele Artikel
über die Seele Rußlands, über die Identität Rußlands in seiner tausendjährigen
Geschichte seit der Christianisierung. In einem wichtigen Artikel drückte
LaRouche es so aus: „Die Definition von Rußlands Rolle als Wissenschaftsnation
ist ein wesentlicher Bestandteil seines Wesens und seiner effizienten
historischen Rolle als souveräne nationalstaatliche Persönlichkeit an diesem
Punkt der Weltgeschichte.“ Das ist aus einem Aufsatz von 2001.
LaRouche hat das sehr ausführlich entwickelt: So wie wir – Sie, ich, unsere
Freunde, unsere Kollegen – uns als souveräne Individuen als souveräne
Entitäten, souveräne Monaden verstehen, so ist es auch der Fall, daß eine
Nation mit ihrer Kultur ihre Souveränität aus ihrer Aktivität, ihrer
Weltanschauung, ihrem Beitrag zur Weltkultur als Ganzes ableitet. Das ist
etwas, was noch heute, wenn ich mit Botschaftern aus Rußland spreche, immer
wieder zur Sprache kommt: „Wir in Rußland sind eine souveräne Nation. Das kann
man von den meisten Nationen, die heute von dem kollabierenden Währungssystem
dermaßen erdrückt werden, nicht behaupten.“
Was Glasjew denkt, hat er im Februar in einem in einem Fernsehinterview in
Rußland gesagt. Wie denkt Glasjew? Was schlägt er vor? Ich möchte, daß Sie
erfahren, worüber die Russen hinter verschlossenen Türen debattieren. Dies
hier ist eine Übersetzung aus dem Russischen, er sagte:
„Was wird heute von der Zentralbank gefordert? Spezielle
Refinanzierungsinstrumente. Das heißt, Kreditlinien für gezielte
Investitionsvorhaben, für Importsubstitution, für Staatsgarantien, wenn Sie so
wollen, für spezielle Investitionsverträge. All das, um brachliegende
Produktionskapazitäten zu nutzen. Geben Sie zweckgebundene Kredite, zu 2-3%
Zinsen jährlich, für 3-5 Jahre, und unser Land wird mit der üblichen Menge an
Waren überschwemmt. Was wir nicht selbst produzieren können, machen wir in
Zusammenarbeit mit China und durch den Aufbau von Produktionsketten mit der
Eurasischen Wirtschaftsunion.“
Wer war bei dem Treffen, von dem Glasjew sprach, anwesend? Die Spitze der
Russischen Industrie- und Handelskammer, der Rat für Industrielle Entwicklung
und Wettbewerbsfähigkeit der russischen Wirtschaft. Geprüft wurde unter
anderem ein Forschungspapier aus den Jahren 2015 bis 2017 mit dem Titel „Die
neue Industrialisierung: Jetzt oder nie“. Es wurde 2015-17 von Leuten aus
einem Teil der russischen Elite verfaßt.
LaRouches spezifisches Prinzip, daß jede souveräne Nation einen
Wissenschaftsmotor braucht, ist etwas, womit sich Professor Kusnezow in vielen
der Seminare mit LaRouche befaßt hat, wie ich bereits erwähnte. Er sagte:
„Die Produktion neuer schöpferischer Ideen ist die treibende Kraft der
Wirtschaftskraft. Dies führt sowohl zu einer Steigerung des materiellen
Wohlstands als auch zu einer Steigerung der intellektuellen Kraft der
menschlichen Spezies.“
LaRouches Entdeckung der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte
faszinierte die Kusnezow-Gruppe. Kusnezow schrieb gegen Jahresende 1994,
nachdem LaRouche im Frühjahr in Moskau gewesen war, in einer vielgelesenen
Moskauer Zeitschrift:
„Führen wir die physikalische Größe ,ein LaRouche‘ ein, kurz mit ,La‘
bezeichnet, die die Anzahl der Personen angibt, die von einem Quadratkilometer
oder hundert Hektar in einem Jahr ernährt werden können. Wir teilen LaRouches
Ansicht, daß die Größe der potentiellen relativen Bevölkerung als Indikator
für die geistige Kultur dienen kann.“
Man sieht den Dialog zwischen LaRouche und diesen Persönlichkeiten: Die
Frage der moralischen und intellektuellen Entwicklung einer Bürgerschaft und
der Produktivität einer Wirtschaft sind ein und dasselbe. Das war ein
Hauptthema der Diskussion.
Infrastruktur
Wenn man in den Vereinigten Staaten mit Menschen über Infrastruktur
spricht, denken Sie, man käme aus einem anderen Jahrhundert. Sie wissen fast
gar nicht, was das ist. Es gibt hier keine Hochgeschwindigkeitsbahnen, nur
verfallende Autobahnen, verfallende Städte, praktisch keine neuen
Kernkraftwerke, Fusionsenergie ist massiv unterfinanziert, und so weiter.
LaRouches Konzept der Infrastruktur ist sehr konkret und wird in dem
Vorschlag von Helga und Lyndon LaRouche für die Weltlandbrücke erläutert. 2007
gab es intensive Diskussionen mit Akademiemitglied Alexander Granberg, der den
Rat für das Studium der Produktivkräfte leitete. Er war ein Experte für
Sibirien und den ganzen Osten Rußlands. Er war wahrscheinlich der führende
Experte für die wirtschaftliche Entwicklung von Rußlands Osten.
Dieser Rat für das Studium der Produktivkräfte war das Nachfolgegremium
einer ähnlichen Kommission unter der Leitung von Wladimir Wernadskij, KEPS.
Granberg hat die meiste Zeit seines Lebens in Nowosibirsk gearbeitet; einige
von Ihnen wissen das vielleicht. Granberg war ein großer Verfechter des
Vorschlags von Lyndon und Helga LaRouche, eine Verkehrsverbindung zwischen den
USA und Rußland über die Beringstraße herzustellen.
2007 waren LaRouches Mitarbeiter bei einer von Granberg organisierten
Konferenz mit dem Titel „Megaprojekte des russischen Ostens – eine
transkontinentale Eurasien-Amerika-Verkehrsverbindung über die Beringstraße“
(Abbildung 3). LaRouche lieferte einen Vortrag mit dem Titel „Die
politische Weltkarte ändert sich – Mendelejew hätte zugestimmt“.
© Hal Cooper
Abb. 3: Künstlerische Darstellung des Beringstraßen-Tunnels zur Verbindung
der Eisenbahnnetze Rußlands und der Vereinigten Staaten, der ein Thema der
Diskussionen zwischen LaRouche und russischen Wissenschaftlern war.
Nach dieser großen Konferenz, über die in Rußland viel berichtet wurde,
nahm Alexander Granberg in Moskau gemeinsam mit LaRouche an einer Gedenkfeier
für einen führenden Wirtschaftswissenschaftler teil, der gerade verstorben
war. Dort sagte er über dieses Projekt und über LaRouche:
„Die Geschichte ist die. Vor drei Wochen fand in Moskau eine Konferenz über
eines der Megaprojekte statt, nämlich der Bau einer interkontinentalen Strecke
von Eurasien nach Amerika über die Beringstraße. Das ist eine sehr alte Idee,
um die Kontinente und das Eisenbahnnetz der ganzen Welt zu verbinden. Früher
oder später wird dieses Projekt verwirklicht werden. Viele Generationen haben
von der Verwirklichung dieses Projekts geträumt, und diese Konferenz vor drei
Wochen fand unter aktiver Beteiligung unserer Regierung und der regionalen
Gouverneure statt. Und ich kann Ihnen sagen, daß die Idee Unterstützung
gefunden hat.
Einer der Redner auf der Konferenz wurde als Vertreter von Herrn LaRouche
vorgestellt. Drei Wochen sind vergangen, und heute ist Herr LaRouche
persönlich hier. Es gab Gelegenheit zu diskutieren, was praktisch getan werden
muß, um dieses Projekt voranzutreiben. Das sind sehr ermutigende Aussichten.
Diese Bahn wird gebaut werden! Man beteiligt sich bereits an diesem Projekt.
Bis 2027, so der Zeitplan, soll sie fertiggestellt sein. Vielleicht muß nur
noch ein Stück des Tunnels über die Beringstraße gebaut werden. Das sind nur
hundert Kilometer. Ich hoffe, daß ich einen gewissen Einfluß auf die
Gestaltung dieser Querung nehmen kann, und wir werden anregen, den Bahnhof,
der dem Tunnel durch die Beringstraße auf russischer Seite am nächsten liegt,
entweder Stanislaw oder Menschikow zu nennen.“
Stanislaw Menschikow war der Name des brillanten Ökonomen und
LaRouche-Verbündeten, der verstorben war, und die Konferenz diente dem
Gedenken an seine Arbeit. Granberg fuhr fort: „Gestern, bei Ihrer Prognose,
Herr LaRouche, haben wir über viele Zahlen gesprochen, aber ich spreche von
einem lebendigen, atmenden Bahnhof von nationaler Bedeutung, der nach Ihnen
benannt ist.“ Granbergs Frau, auf dem Podium, fügte hinzu: „Auf der
amerikanischen Seite wird es einen nach LaRouche benannten Bahnhof geben.“ Das
war also 2007 – ganz außergewöhnlich!
Die pädagogische Methode
Und schließlich zur Frage der Jugend und der absoluten Notwendigkeit einer
pädagogischen Methode, die auf der Methode von Sokrates, den platonischen
Dialogen, der Methode der Hypothese beruht. Darüber wurde auf dem ersten
Kolloquium 1994 unter Kusnezows Leitung diskutiert. Ich glaube, es war eine
mehrstündige Debatte zwischen LaRouche und Kusnezow, die sich gegenseitig
philosophisch kennenlernten. Ganz am Ende faßte LaRouche sie mit einigen
Worten zusammen, und dann gibt es einen bezeichnenden Kommentar von einem der
Wissenschaftler, und damit möchte ich schließen.
LaRouche sagte: „Deshalb brauchen wir ein globales Crash-Programm für einen
guten Zweck, das uns die Technologie liefert, die durch Investitionen die
Menschheit vor einer Katastrophe retten kann. Ich möchte mit der folgenden
Feststellung schließen – auch wenn sie nicht vollständig ist, wir könnten
wochenlang so fortfahren. Diese Auffassung von Technologie und die
mathematische Bedeutung eines solchen Technologiebegriffs sind nicht nur
wissenschaftlich fundiert, sondern wir sind in der Geschichte der Menschheit
an einem Punkt angelangt, an dem dieses Konzept ein praktisches Konzept ist,
das für das Überleben der Menschheit unerläßlich ist. Und deshalb bin ich
begeistert von dem sogenannten ,Präsidentenprogramm‘, dessen Leiter unser
Gastgeber Kusnezow ist.“
Dann fügt einer der Wissenschaftler eine Bemerkung hinzu, die meines
Erachtens recht bezeichnend dafür ist, wie LaRouches schwierige,
herausfordernde Schriften seit der Veröffentlichung seines Buchs „Was Sie
schon immer über Wirtschaft wissen wollten“ auf Russisch – ich glaube, das
war entweder Ende der 80er oder ganz am Anfang der 90er Jahre – im Detail
studiert wurden. Sein Name ist Dr. Alexejew, und ich möchte damit schließen;
er sagte zu LaRouche:
„Dieses Treffen heute hat einen enormen Eindruck auf mich gemacht. Ich
spreche nicht nur für mich, sondern auch für die Schulkinder in den Moskauer
Clubs, die sich mit Raumfahrt beschäftigen. Ihr Buch Was Sie schon immer
über Wirtschaft wissen wollten in russischer Übersetzung ist eines der
Themen, mit denen wir uns beschäftigt haben, um die Kinder in umfassende
Studien über den Weltraum einzuführen. Meine Fünftkläßler haben Konstruktionen
des Goldenen Schnitts gebastelt, wobei sie dieses Buch als Anleitung nutzten
und Ihrer wunderbaren Idee auf Seite 61 über den Goldenen Schnitt folgten.
Auch Ihre Darstellung der Entwicklung der selbstähnlichen Spirale ist
brillant, einfach und leicht verständlich für Kinder von der 5. bis zur 9.
Klasse. Mit Hilfe von Lineal und Zirkel konstruieren sie den Goldenen Schnitt.
Sie konstruieren logarithmische Spiralen; sie untersuchen die rhythmischen
Eigenschaften des Klangs. Sie vollziehen die Entdeckung der elliptischen
Bahnen der Planeten in unserem Sonnensystem nach. Wir stellen fest, daß diese
Kinder über ein enormes intellektuelles Potential verfügen.
Ich möchte Ihnen sagen, daß ich von Ihrem Vorschlag sehr beeindruckt bin
und daß das Wissen, das wir hier austauschen, und die Arbeit, die Pobisk
Sergejewitsch Kusnezow vorgeschlagen hat, durch unsere Tätigkeit zu einem
gemeinsamen Projekt für den Unterricht von Kindern werden soll.
Ich habe einen weiteren konkreten Vorschlag, für den ich nur noch drei
Minuten benötige. Pobisk Sergejewitsch sprach von den blinden, tauben, stummen
Kindern, deren Intellekt durch unsere russischen Wissenschaftler geschärft
wurde und die lernten, zu zeichnen und Märchen zu erfinden. Und in diesen
Zeichnungen und Märchen von blinden, tauben, stummen Kindern finden meine
Kinder, die nach Ihrem Buch über den Goldenen Schnitt unterrichtet wurden, die
rhythmischen Merkmale des Goldenen Schnitts, die negentropischen Prozesse und
das Alphabet der Tonleiter.
Als konkreten Vorschlag würde ich mir wünschen, daß so bald wie möglich
eine elektronische Mailverbindung zwischen den hier vertretenen russischen
Wissenschaftlern und den von Ihnen vertretenen amerikanischen
Wissenschaftlern, die für negentrope wissenschaftliche Interessen stehen,
eingerichtet wird. Dann werden wir in der Lage sein, Ideen mit Ihnen
auszutauschen und zu teilen, ebenso wie Möglichkeiten für Kinder, Ideen nach
dem Ockhamschen Prinzip zu begreifen, wobei wir uns der Idee des Goldenen
Schnitts direkt nähern, ohne langwierige theoretische Diskussionen.
Vielen Dank für Ihr Buch und die Hoffnung auf eine weitere kreative
Zusammenarbeit zwischen unseren Wissenschaftlern und Organisationen.“
Damit möchte ich enden.
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