Aufruf für ein internationales Ad-hoc-Komitee
für ein Neues Bretton-Woods-System!
Das Schiller-Institut veröffentlichte am 29.6. 2022 den
folgenden Aufruf:
Das neoliberale Finanzsystem ist hoffnungslos bankrott. Anstatt aus dieser
Tatsache die Konsequenzen zu ziehen und dieses System grundlegend zu
reorganisieren, eskalieren die westlichen Regierungen die Konfrontation mit
den sogenannten Systemkonkurrenten Rußland und China, was aufgrund der
fünffachen Ostausweitung der NATO bereits zu einer umgekehrten Kubakrise und
einem Krieg mitten in Europa geführt hat, der das Potential hat, zum nuklearen
Dritten Weltkrieg zu eskalieren.
Viele Menschen haben berechtigterweise Angst vor einem neuen Weltkrieg.
Aber wir müssen die Ursache für diese Gefahr beseitigen! Erleben wir denn
nicht, daß gerade nichts mehr funktioniert? Brechen nicht gerade überall die
Lieferketten zusammen? Explodieren nicht die Preise für Nahrungsmittel und
Energie? Die deutsche Regierung will jetzt das Gas rationieren, in Polen und
Litauen heizen die Menschen wieder mit Holz.
Nein, das hat so gut wie nichts mit Chinas Null-COVID- Politik zu tun, und
nur indirekt mit dem Krieg in der Ukraine. Es hat aber sehr viel mit dem
neoliberalen Modell zu tun, und zwar allen seinen Aspekten. Die neoliberale
Idee, die Produktion von Industrienationen in die Billiglohnländer
auszulagern, war falsch, sie zerstört produktive Arbeitsplätze in den
Industrienationen und beutet die Arbeitskräfte in den Entwicklungsländern
aus.
Genauso falsch ist die Idee der Shareholder-Value-Gesellschaft, bei der
kurzfristige Aktiengewinne alles, aber Investitionen in die langfristige
Steigerung der Produktivität der Wirtschaft nichts gelten. Ebenso falsch ist
die Idee, daß „Geld Geld verdient“, als hätte Geld einen innewohnenden Wert an
sich, oder des „Just in time“, daß man keine Lagerhallen mehr brauche, sondern
Lastwagen alle halbfertigen Produkte im letzten Moment anliefern können.
Ganz falsch ist vor allem die Idee, daß Geld gleichbedeutend sei mit
gesellschaftlichem Reichtum. Dieses Märchen hat nur dazu geführt, daß sich die
Zahl der Milliardäre und Millionäre explosiv vermehrt hat, während die Zahl
der Armen immer größer wird und der Mittelstand verschwindet.
Der erstaunliche Kollaps der Infrastruktur in den USA und Europa – egal, ob
es unsichere Brücken, tagelang auf Nebengleisen abgestellte Waggons, die
inzwischen absurde Zeitdauer für Reparaturen, den Mangel an Fachkräften oder
das Verschwinden von Produkten aus den Regalen betrifft – ist ein schlagender
Beweis für das Scheitern des neoliberalen Modells.
Vor allem aber ist die galoppierende Inflation nicht das Resultat des
„Kriegs in der Ukraine“, sondern des exzessiven Gelddruckens der Zentralbanken
nach 2008, mit dem seither versucht wurde, die Systemkrise zu überdecken. Wir
stehen mit dem transatlantischen Finanzsystem heute da, wo Weimar-Deutschland
1923 gestanden hat: Vor einer Hyperinflation, die die gesamten
Lebensersparnisse der Menschen aufzufressen droht. Wenn die Zentralbanken
jetzt versuchen, diese Inflation durch Zinserhöhungen zu bekämpfen, droht ein
kettenreaktionsartiger Kollaps von verschuldeten Firmen und Schwellenländern.
Die aggressiven Abkopplungsmaßnahmen gegen Rußland und der Versuch, auch gegen
China vorzugehen, sind im Gange und werden alle Nationen untergehen
lassen.
Die Wirkung auf die Entwicklungsländer ist mörderisch. Schon jetzt sind
laut UNO 1,7 Milliarden Menschen von einer Hungerkatastrophe bedroht, die
durch die selbstzerstörerischen Sanktionen gegen Rußland und andere Länder
noch verschärft wird. Das neoliberale Modell hat nichts getan, um die Armut im
globalen Süden zu bekämpfen, zwei Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu
sauberem Wasser, die Mehrzahl der Entwicklungsländer hat kein nennenswertes
Gesundheitssystem, was sie der COVID-Pandemie und anderen Krankheiten
schutzlos aussetzt. Schon jetzt bricht in vielen Ländern das soziale System
zusammen. Wenn entweder die Hyperinflation noch weiter außer Kontrolle gerät
oder es zu einem plötzlichen Kollaps kommt, drohen große Teile der Welt in
totales soziales Chaos zu stürzen.
Wir lehnen es auch ab, die Besorgnisse um das Klima und die Umwelt als
Vorwand für Deindustrialisierung und radikale Bevölkerungsreduktion zu
benutzen, wie Malthus dies einst getan hat.
Auch wenn die Regierungen der westlichen Welt es nicht wahrhaben wollen:
das neoliberale Modell ist heute ebenso bankrott, wie es die kommunistischen
Staaten in der Zeit zwischen 1989 und 1991 gewesen sind. Anstatt diese
Tatsache zuzugeben, treffen sie laufend Entscheidungen, deren Konsequenzen sie
nicht durchdacht haben, und drohen damit die Gesellschaften in den
Zusammenbruch zu stürzen. Statt Gas zu rationieren und die Preise für
Grundbedürfnisse des Lebens aus dem Ruder laufen zu lassen, müßten sie die
Sanktionen – eine brutale Form der Kriegsführung gegen die Bevölkerung der
betroffenen Staaten – aufheben und auf Diplomatie zur Lösung von Konflikten
setzen.
Wir, die Unterzeichner, fordern deshalb die sofortige Einberufung einer
Notkonferenz, die:
Erstens die Reorganisation des bankrotten Weltfinanzsystems
beschließt und dieses durch ein Neues Bretton-Woods-System ersetzt. Das
erklärte Ziel dieses neuen Kreditsystems muß es sein, die Armut und
Unterentwicklung auf der ganzen Welt zu überwinden, vor allem aber den
Lebensstandard in den Entwicklungsländern anzuheben und es allen Menschen auf
diesem Planeten zu ermöglichen, ihre potentiellen Fähigkeiten voll und ganz zu
entwickeln.
Zweitens muß sie eine Konkurssanierung der Geschäftsbanken
vornehmen und sie dann unter Gläubigerschutz stellen, damit sie der
Realwirtschaft mit Kreditvergabe zur Verfügung stehen. Die Investitionsbanken
und andere Finanzinstitutionen müssen ohne Steuergelder auskommen, ihre Bücher
alleine in Ordnung bringen und gegebenenfalls Konkurs anmelden.
Drittens müssen Derivatgeschäfte durch Verträge zwischen
Regierungen untersagt werden. Jegliche Spekulation mit Energie und
Nahrungsmitteln muß strikt verboten werden.
Viertens muß sofort ein System von festen Wechselkursen
beschlossen werden, das periodisch innerhalb einer bestimmten Bandbreite durch
die Regierungen angepaßt wird.
Fünftens müssen die Schulden von Staaten und Firmen
grundlegend reorganisiert und gegebenenfalls, wenn dies für ihren produktiven
Fortbestand notwendig ist, gestrichen werden.
Sechstens muß in jedem Land eine Nationalbank in der
Tradition des ersten US-Finanzministers Alexander Hamilton errichtet werden,
damit die Kreditschöpfung unter die Kontrolle von souveränen Regierungen
gestellt wird. Damit wird ermöglicht, produktive Vollbeschäftigung durch
Investitionen in grundlegende Infrastruktur und Innovationen zu erreichen.
Siebtens müssen zwischen diesen Nationalbanken langfristige
Verträge für Kredite mit langen Laufzeiten und niedrigen Zinsen vereinbart
werden, die Investitionen in ein internationales Infrastrukturprogramm
ermöglichen, Projekte der Weltlandbrücke, wie sie in dem Bericht „Die Neue
Seidenstraße wird zur Weltlandbrücke“ entwickelt werden und wie China sie mit
seiner Belt and Road Initiative verwirklicht.
Achtens schafft der Ausbau der Weltlandbrücke die gemeinsamen
wirtschaftlichen Vorteile für alle Staaten, die dann die Basis für eine neue
internationale Sicherheitsarchitektur legen, die die Sicherheitsinteressen
aller Staaten auf dieser Erde berücksichtigen muß. Der neue Name für Frieden
heißt Entwicklung.
Wir, die Unterzeichner dieses Aufrufs, sind der Überzeugung, daß das System
der „Globalisierung“ mit seinem brutalen Geier-Kapitalismus wirtschaftlich,
finanziell und moralisch gescheitert ist. Wir müssen den Menschen wieder in
den Mittelpunkt der Wirtschaft stellen, die kein Selbstbedienungsladen für
Milliardäre und Millionäre ist, sondern zuallererst dem Gemeinwohl dienen muß.
Die neue Weltwirtschaftsordnung muß die unveräußerlichen Rechte aller Menschen
auf der Erde garantieren.
Den Text des Aufrufs mit den Namen der Erstunterzeichner finden Sie auch
auf der Internetseite des Schiller-Instituts (https://schillerinstitute.com/de/blog/2022/06/29/), wo Sie
ihn online unterzeichnen können.
Erstunterzeichner:
Helga Zepp-LaRouche, Gründerin, Schiller-Institut, Deutschland.
Argentinien: Juan Francisco Soto, Verfassungsrechtler, ehem.
Professor für Verfassungsrecht an der Universität von Buenos Aires. Alejandro
Yaya, Vizepräsident des Zivilen Instituts für Raumfahrttechnik. Enrique Juan
Box, Medienpersönlichkeit. Roberto Fritzsche, Professor, Fakultät für
Wirtschaftswissenschaften, Universität Belgrano.
Bolivien: General Edwin de la Fuente Jeria, ehem.
Oberbefehlshaber der Streitkräfte von Bolivien.
Brasilien: Jairo Diaz Carvalho, Professor für
Technologiephilosophie, Bundesuniversität von Uberlandia.
Deutschland: Dr. Uwe Behrens, Logistikleiter, Autor.
Dominikanische Republik: Marino J. Elsevyf Pineda,
Rechtsanwalt. Ramón Gross, Postgraduierter Professor, Katholische Universität
von Santo Domingo. Luis González, Direktor, Zentrum für die Analyse von
internationalen Studien, Universität der Karibik.
Frankreich: Jacques Cheminade, Präsident, Solidarité et
Progrès. Oberst (a.D.) Alain Corvez, Internationaler Berater. Odile
Mojon-Cheminade, Chefredakteurin, Website des französischen
Schiller-Instituts.
Griechenland: Leonidas Chrysanthopoulos, Botschafter ad
honorem, ehem. Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche
Zusammenarbeit am Schwarzen Meer (BSEC). George Tsobanoglou, Professor für
Soziologie, Universität der Ägäis.
Italien: Vincenzo Romanello, leitender Nuklearforscher und
Projektleiter, Nationales Strahlenschutzinstitut (SURO) der Tschechischen
Republik. Alessia Ruggeri, Gewerkschafterin, Comitato per la Repubblica. Carlo
Pettirossi, Nuklearingenieur, Atomi per la Pace (Atome für den Frieden).
Federica Mancini, Nuklearingenieurin, Atomi per la Pace (Atome für den
Frieden). Prof. Bruno Brandimarte, Professor für elektronische Meßtechnik,
Rom. Gaetano Santoro, Gewerkschaftler, UPI (Unione Partiti IVA). Luca La
Bella, Finanzanalyst. Davide Donateo, Gründer und Herausgeber, Database
Italia. Paola Ghedini, Managerin, internationale Beraterin, Rom. Gianmarco
Landi, Finanzmanager. David Baccini, geschäftsführender Direktor, Supranext,
New York. Guido Grossi, Vorsitzender, Sovranità Popolare (Volkssouveränität).
Mariano Jodice, Biologe und Journalist. Luca Russo, Sekretär, Italexit, Lecce.
Filippo Rossi, Journalist, Marathonläufer. Lino Mungari, Vorsitzender,
Accademia Progetto Uomo (Akademie des Menschenprojekts), Rom. Antonio Grazia
Romano, Jurist.
Kanada: Julian Fell, Biologe, Ko-Direktor Bereich F,
Regionalregierung von Nanaimo, British Columbia. Dr. Graham Fuller, ehem.
CIA-Beamter, ehem. stellvertretender Vorsitzender des U.S. National
Intelligence Council; Autor, Wissenschaftler.
Kolumbien: Pedro Rubio, Präsident, Vereinigung der Beamten
des Allgemeinen Rechnungshofs von Kolumbien.
Malaysia: Dr. Mohd Peter Davis, Biotechnologe, Biochemiker,
Architekt; Berater für tropische Landwirtschaft; Gastwissenschaftler,
Universiti Pertanian Malaysia (im Ruhestand).
Mali: Adam Ouologuem, Journalist in Washington, D.C.
Mexiko: Alberto Vizcarra Ozuna, Koordinator, Bürgerbewegung
für Wasser. Simón Levy, Gründer, Cátedra México-China, Nationale Autonome
Universität von Mexiko (UNAM).
Niederlande: Dr. A. J. (Guus) Berkhout, emeritierter
Professor für Geophysik, Technische Universität Delft; Präsident von CLINTEL;
Mitglied der Königlichen Niederländischen Akademie der Künste und
Wissenschaften.
Nigeria: Adeshola Raheem Kukoyi, Gründer, Equilibrium
Perspectives, Universität von Lagos. David Ajetunmobi, Gewerkschaftsführer.
Norwegen: Thore Vestby, ehem. Bürgermeister und
Parlamentsabgeordneter; Mitbegründer der ICHI-Stiftung.
Pakistan: Shakeel Ahmad Ramay, Volkswirtschaftler.
Peru: Roberto Vela Pinedo, Präsident, Verband der
Wirtschaftswissenschaftler von Peru. José Antonio Benllochpiquer Castro,
Vizepräsident, Christdemokratische Partei von Peru. Dino Gavancho Cilliani,
Nationaler Sekretär für politische Bildung, Christlich-Demokratische Partei
Perus. Fernando Fauché, Nationaler Sekretär, Christlich-Demokratische Partei
Perus. Carlos Francisco Gallardo Neyra, Präsident, Christlich-Demokratische
Partei Perus. Adrián Flores Konja, ehem. Dekan der Fakultät für Verwaltungs-
und Rechnungswesen und Direktor des Postgraduiertenprogramms, Nationale
Universität San Marcos. Fabiola María Morales Castillo, Kongreßabgeordnete für
die Partei Renovación Popular. Víctor Raúl Orihuela Paredes, Präsident der
Stiftung der Nationalen Universität von San Marcos.
Simbabwe: Munashe Chiwanza, Bauingenieur.
Südafrika: Kelvin Kemm, CEO, Stratek Business Strategy
Consultants; ehemaliger Vorstandsvorsitzender der South African Nuclear Energy
Corporation. Princess Mthombeni, Spezialistin für nukleare Kommunikation und
Gründerin von Africa4Nuclear.
Spanien: Juan José Torres Núñez, Freiberuflicher Journalist,
Dichter.
Ungarn: Andrea Szabó, Professorin (i.R.) der
Wirtschaftswissenschaften.
Vereinigtes Königreich: Mike Robinson, Redakteur, The UK
Column.
Vereinigte Staaten: Sam Pitroda, Erfinder, Unternehmer,
Vorsitzender, Indian Overseas Congress. Frederick Weiss, Berufsmusiker.
Christopher Fogarty, Vorsitzender, Freunde der irischen Freiheit (Chicago).
Dr. James George Jatras, ehem. US-Diplomat, ehem. Berater der republikanischen
Führung des US-Senats; politischer Analyst. Dr. med. William F. Reid, erster
Afroamerikaner, der seit der Reconstruction in den Landtag von Virginia
gewählt wurde. Dr. Bennett Greenspan, ehem. Präsident der SNMMI (Gesellschaft
für Nuklearmedizin und molekulare Bildgebung), Mitglied des American College
of Radiology. James Moore, ehem. Präsident der Alaska Trollers Association,
Mitglied des Exekutivausschusses von NSRAA und AKI (Aquakultur). John
Shanahan, Bauingenieur; Präsident, Go Nuclear, Inc., Herausgeber,
allaboutenergy.net. Dr. George Koo, Vorsitzender, Burlingame Foundation,
Unternehmensberater im Ruhestand, Beziehungen zwischen den USA und China.
Zaher Wahab, emeritierter Professor für Erziehungswissenschaften, ehem.
Berater des afghanischen Ministeriums für Hochschulbildung; lehrte von 2013
bis 2020 an der American University of Afghanistan. James Benham,
Landesvorsitzender, Indiana Farmers Union, Vorstandsmitglied, National Farmers
Union. Wilbur Kehrli, Nationales Vorstandsmitglied, American Blue Cattle
Association, ehem. Direktor des vierten Distrikts, Iowa Pork Producers Board.
Don und Janell Diehl, Schriftsteller, ehem. Herausgeber des Sapulpa Daily
Herald, OK; Baptistenprediger. Dr. Clifford Kiracofe, Präsident,
Washingtoner Institut für Frieden und Entwicklung. Neil Brown,
Nuklearingenieur (im Ruhestand), Portland, OR. Paul D. Chamberlin, Metallurge,
Materialien für Kernreaktoren, Highlands Ranch, CO.
Venezuela: Román Rojas Cabot, ehem. Botschafter Venezuelas
bei der Europäischen Gemeinschaft.
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