Wir müssen jetzt handeln, um die Gefahr eines Nuklearkrieges zu stoppen!
Ein Aufruf an die derzeitigen und ehemaligen Gesetzgeber der Welt
Von Benjamin Robles Montoya
Benjamin Robles Montoya ist Abgeordneter des mexikanischen Bundeskongresses.
Von Mexiko aus richten wir einen Appell an die derzeitigen und ehemaligen
Gesetzgeber der Welt: Wir müssen jetzt handeln, um die Gefahr eines Atomkriegs
zu stoppen!
Mit diesen Worten beginne ich dieses äußerst wichtige Treffen. Ich freue
mich sehr, Frau Helga Zepp-LaRouche, die Gründerin des Schiller-Instituts,
meine Kollegin Dr. Maria de los Angeles Huerta und Sie alle begrüßen zu
können, die Sie an diesem dritten Seminar politischer und gesellschaftlicher
Führungspersönlichkeiten der Welt zur Eindämmung der Atomkriegsgefahr
teilnehmen, dessen Ziel genau das ist: alles in unserer Macht Stehende zu tun,
um einen drohenden Atomkrieg zu verhindern.
Vor weniger als einem Monat, am 27. Oktober, fand das zweite Seminar
statt,1 an dem wir von der mexikanischen Abgeordnetenkammer
teilnahmen. Bei dieser Gelegenheit betonten wir, daß die derzeitige Krise in
der Ukraine, wenn sie nicht durch eine Verhandlungslösung beendet wird, zu
einer Konfrontation mit Atomwaffen zwischen Rußland und den Vereinigten
Staaten und der NATO führen kann.
Mexikos Präsident Andres Manuel Lopez Obrador hat kürzlich, am 16.
November, die Position Mexikos in dieser Hinsicht bekräftigt. Anläßlich der
jüngsten Abstimmung in der Vollversammlung der Vereinten Nationen erklärte er:
„Es ist unabdingbar, einen Dialog zu beginnen, um Frieden zu erreichen. Sie
sollten nicht zögern, denn es gibt keinen anderen Ausweg mehr... Mexiko wird
weiterhin an seiner Position für den Frieden, eine friedliche Lösung dieser
Kontroverse, dieser Konfrontation festhalten. Das ist die Position Mexikos:
Neutralität.“
Heute, meine Freunde, ist die strategische Lage noch gefährlicher als bei
unserem Treffen vor einem Monat. Der jüngste Zwischenfall in Polen zeigt, wie
nahe wir dem Abgrund eines Atomkriegs, sei es durch Absicht oder durch eine
Fehlkalkulation, gekommen sind, und es ist zwingend notwendig, daß wir aus
allen Ländern der Welt unsere Stimme erheben – nicht die Stimme einer oder
mehrerer Nationen, sondern die der einen Menschheit – für den Frieden und
gegen den Atomkrieg.
Dieses Engagement und diese Sorge haben uns dazu veranlaßt, am 16. November
einen „Brief an die derzeitigen und ehemaligen Gesetzgeber der Welt“ zu
verfassen (siehe nebenstehenden Kasten). Es ist ein dringender Aufruf:
Stoppt die Gefahr eines Atomkrieges! In diesem Brief rufen die ehemalige
Kongreßabgeordnete Huerta und der Redner unsere Kollegen auf der ganzen Welt
auf, sich diesen Bemühungen anzuschließen, „um alle Weltbürger aufzufordern,
sich ebenfalls zusammenzuschließen, um eine neue internationale Sicherheits-
und Entwicklungsarchitektur zu schaffen..., die das Recht auf Wohlergehen und
wirtschaftliche Entwicklung für alle Menschen auf dem Planeten
garantiert“.
Wie wir gehört haben, muß die neue Sicherheitsarchitektur darauf beruhen,
anzuerkennen, daß alle souveränen Nationen berechtigte Sicherheitsinteressen
haben und daß die Wahrung dieser Interessen in keiner Weise bedeutet, die
Rechte anderer anzugreifen oder zu unterdrücken. Andererseits gibt es einige,
die versuchen, das Gesetz des Dschungels, das Recht des Stärkeren,
durchzusetzen, so wie das alte und moderne imperiale Mächte zu tun pflegen,
insbesondere in einer Zeit der Wirtschaftskrise und des Verfalls wie heute.
Deshalb laufen wir Gefahr, das Aussterben der Menschheit
heraufzubeschwören.
Die neue Entwicklungsarchitektur ist ebenso dringend. Das ist unser
Standpunkt. Wir sind bereits acht Milliarden Menschen, aber das
Welternährungsprogramm der UNO sagt uns: „Die Welt steht vor einer
Ernährungskrise von noch nie dagewesenem Ausmaß, der größten in der
Geschichte.“ UN-Generalsekretär Antonio Guterres warnte im April, daß bis zu
1,7 Milliarden Menschen an Hunger und Armut leiden werden, wenn wir die Kriege
nicht beenden.
Unterdessen gerät die Finanzspekulation außer Kontrolle; die Macht der
Banken zertrampelt ganze Nationen, die nach einem Weg suchen, sich von ihren
unbezahlbaren Schulden zu befreien; und die galoppierende Hyperinflation ist
ein weiterer Reiter der Apokalypse geworden. Die gegen Dutzende von Ländern
verhängten Sanktionen und der Versuch, die westlichen Volkswirtschaften von
China und Rußland abzukoppeln, drohen nun, die Entwicklungsländer und sogar
Europa in einem Prozeß der Deindustrialisierung und Entvölkerung zu
begraben.
Das kann keinen Frieden bringen. Es muß betont werden, daß der Weg zum
„Frieden durch Entwicklung“ der richtige ist.
Freunde, es ist logisch und richtig, daß die Opfer dieses ungezügelten
wirtschaftlichen Neoliberalismus, der in den letzten Jahrzehnten auch in
Mexiko Verwüstungen angerichtet hat, nach einer neuen wirtschaftlichen
Architektur suchen, die uns Entwicklung und Wachstum ermöglicht. Einige sehen
die Möglichkeit, ihren Handel und ihre Investitionen mit China und anderen
schnell wachsenden asiatischen Ländern zu steigern. Andere sehen in den BRICS
und ihrer Erweiterung einen weiteren Weg zu dieser neuen Architektur. Das sind
gültige Optionen, die es wert sind, sie zu untersuchen und in Betracht zu
ziehen.
Wir in Mexiko sind überzeugt, daß wir beim Aufbau dieser neuen globalen
Entwicklungs- und Friedensarchitektur eine zusätzliche besondere Rolle spielen
können, und zwar gerade wegen unserer geographischen und historischen Nähe zu
den Vereinigten Staaten und den Höhen und Tiefen unserer bilateralen
Beziehungen. Wir suchen nicht die Konfrontation, sondern die wirtschaftliche
Zusammenarbeit zum gemeinsamen Wohl aller Nationen. Es ist wahrscheinlich, daß
dieser Ansatz der Wall Street nicht gefallen wird, aber das US-amerikanische
Volk wird ihn zu schätzen wissen.
Präsident Lopez Obrador hat bei seinem Besuch in Washington im Juli 2020
den Nagel auf den Kopf getroffen, als er erklärte: „Der beste Präsident, den
Mexiko je hatte, Benito Juárez García..., hatte ein gutes Einvernehmen mit dem
großen Republikanischen Präsidenten Abraham Lincoln... Genauso war es bei dem
großartigen Verhältnis, das der Demokratische Präsident Franklin Delano
Roosevelt trotz der schwierigen Umstände zu unserem patriotischen Präsidenten
General Lazaro Cardenas hatte.“
Verständigung ist also möglich.
Ich schließe, liebe Freunde, mit einer kurzen und vielleicht etwas
philosophischen Betrachtung über die Rolle, die wir als Gesetzgeber in Zeiten
existentieller Krisen, wie wir sie heute erleben, zu spielen haben. Wir müssen
Gesetze heute erlassen, aber auch für die Zukunft, für unsere Kinder und
Enkelkinder. Wir sind aufgerufen, die Tür für die menschliche Kreativität zu
öffnen, um neue Gedanken zu denken, um kühne und andere Lösungen
vorzuschlagen, um unseren Mitbürgern und Nationen zu helfen, eine bessere
Zukunft zu schaffen - eine Zukunft des Friedens, eine Zukunft der Entwicklung.
Das ist der Kern unseres Appells an die derzeitigen und ehemaligen Gesetzgeber
der Welt.
Ich danke Ihnen nochmals für Ihre Anwesenheit und Ihre Teilnahme an diesem
dritten Seminar, seien Sie alle hier willkommen. Wie wir in Mexiko sagen: Mein
Haus ist dein Haus. Ich danke Ihnen sehr für Ihre Aufmerksamkeit.
Anmerkung
1. Die Mitschnitte der beiden vorangegangenen Konferenzen finden Sie unter:
https://schillerinstitute.com/blog/2022/10/06/ und
https://schillerinstitute.com/blog/2022/10/25/
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