Lyndon H. LaRouche jr. (1922-2019): Ein wohlgenutztes Talent
Der folgende Nachruf wurde am 13. Februar 2019 vom Schiller-Institut und von Executive Intelligence Review (EIR) veröffentlicht, Einrichtungen, in denen Lyndon LaRouche eine außerordentlich große Rolle gespielt hat. EIR ist das 1974 von ihm gegründete, wöchentlich erscheinende Nachrichtenmagazin, und das von seiner Ehefrau Helga Zepp LaRouche gegründete Schiller-Institut ist eine internationale Denkfabrik und ein politisches Institut, das sich für eine weltweite wissenschaftliche und kulturelle Renaissance einsetzt.
Lyndon H. LaRouche jr., Philosoph, Wissenschaftler, Dichter, Staatsmann und
Ökonom, ist am Dienstag, dem 12. Februar, im Alter von 96 Jahren verstorben.
Es war der Geburtstag von Abraham Lincoln, einem amerikanischen Präsidenten,
den Lyndon LaRouche sehr geliebt und in seinen Schriften gewürdigt hat.
Diejenigen, die Lyndon LaRouche gekannt und geliebt haben, wissen, daß die
Menschheit mit seinem Tod einen großen Verlust erlitten hat, und wir widmen
uns heute von Neuem der Aufgabe, seine großen Ideen, für die die Geschichte
ihn wertschätzen wird, in die Realität umzusetzen. Für diejenigen, die ihn
nicht kennen oder erst kürzlich auf seine Ideen gestoßen sind, gibt es keine
bessere Einführung zu dieser einzigartigen Persönlichkeit als LaRouche selbst.
Auf einer Konferenz 1988 äußerte er sich über das Leben hier auf der Erde –
inmitten einer politischen Verfolgung, die in auffälliger Weise der Hetzjagd
ähnelt, die heute in den Vereinigten Staaten gegen einen amerikanischen
Präsidenten betrieben wird:
„Es gibt keinen Teil der Gesellschaft, keine Wählergruppe, der nicht die
gleichen Interessen hätte. Kein Volk in keiner Nation hat in dieser Frage
andere Interessen als das irgendeiner anderen Nation. Wir sprechen von der
Zukunft von Hunderten von Milliarden noch nicht geborener Seelen, ohne deren
Erfolg unser Leben nichts bedeutet. Das ist das gemeinsame Interesse, das uns
alle eint, in dieser Frage, in dieser gemeinsamen Sache gibt es für uns alle
keinen Unterschied.
So sollten wir kämpfen, mit Liebe zur Menschheit, indem wir vor allem an
diese Hunderte von Milliarden von Seelen denken, die noch darauf warten,
geboren zu werden, und gleichzeitig auch an diejenigen aus der Vergangenheit,
deren Martyrium und anderen Opfern wir unser Potential zu verdanken haben und
denen wir es schuldig sind, selbst etwas an die Zukunft weiterzugeben. Und wir
denken an unser Leben nicht als etwas, das wir nur von einem Moment zum
nächsten leben, sondern als ein sehr kleines Stück Erfahrung, mit einem Anfang
und nicht viel später einem Ende. Und wir denken an unser Leben nicht als
etwas, das zum Vergnügen gelebt wird, sondern als die Gelegenheit, einen Zweck
zu erfüllen – einen Zweck, der sich in dem widerspiegelt, was wir diesen
Hunderten von Milliarden von Seelen hinterlassen, die darauf warten, geboren
zu werden.
So daß wir, sollte unser sterbliches Leben verfrüht enden, wir es aber so
geführt haben, daß es der Sache dieser noch ungeborenen Hunderten von
Milliarden von Seelen gedient hat, mit Freude in den Tod gehen können, weil
wir unser Leben abgeschlossen, es erfüllt haben. Möglicherweise wurde uns die
Chance verweigert, es ein wenig mehr zu erfüllen, aber wir haben es trotzdem
erfüllt.
Lebensfreude, die wahre Lebensfreude bezieht sich auf das, was das Neue
Testament im 1. Korintherbrief 13 auf Griechisch agapē, auf
Lateinisch caritas und auf Deutsch Liebe nennt: die Qualität von
agapē, von Nächstenliebe, von heiliger Liebe vereint uns als Individuen
mit Hunderten von Milliarden ungeborener Seelen, für deren Liebe wir unser
Leben geben und dies mit einem Lächeln tun können, weil wir wissen, daß sie
uns in gewisser Weise auch lieben, obwohl sie noch gar nicht geboren sind. Das
verleiht uns ein Gefühl für die wahre Bedeutung unseres Lebens, wahre Freude,
als Mensch leben zu können.
Wir müssen miteinander im Sinne dieser Haltung gegenüber der historischen
Menschheit zusammenarbeiten – einer Menschheit, die wie eine große Familie
ist, die den früheren Generationen Dank schuldet, und deren heutige Generation
den zukünftigen Generationen etwas schuldig ist. Die Liebe, die diese Familie
vereint, ist in ihren Werken der praktische Ausdruck des Glaubens, aus dem wir
die Zuversicht und die Kraft beziehen, diesen Krieg zu führen und zu
gewinnen.
Wenn wir das können, bin ich sicher, daß wir gewinnen werden. Ich verstehe
besser als die meisten die Naturgesetze und das Naturrecht im allgemeinen, und
so unergründliche Begriffe wie die absolute Zeit und ähnliches. Und ich kann
vielleicht besser als die meisten verstehen, wie sich der Glaube im
praktischen Handeln so ausdrückt, daß der Erfolg gesichert ist. Als einzelne
Individuen sind wir klein, aber wenn wir wissen, daß wir in diesem Sinne
vereint sind, dann wissen wir, daß das, was jeder von uns als Individuum tut,
etwas zum Blühen und Gedeihen bringt.
In diesem schrecklichen Moment der Menschheit besteht das Risiko, daß wir
die Zivilisation verlieren; die Zivilisation, wie wir sie seit Jahrhunderten
kennen, droht uns in den nächsten zwei oder vielleicht zehn Jahren verloren zu
gehen. Aber gleichzeitig besteht auch die Möglichkeit einer heroischen Lösung
für diese Krise, wenn wir zu Generationen werden, die in unserer Zeit den
Kelch von Gethsemane annehmen und so in der Nachahmung Christi zur
Ursache der Rettung zukünftiger Seelen werden.“
Ein Jahr später, nachdem er ins Gefängnis geworfen worden war, schrieb
LaRouche am 17. Januar 1990 anläßlich des Geburtstags von Martin Luther
King:
„Diejenigen von uns, die sich in Gethsemane wiederfinden – ein Gethsemane,
wo uns gesagt wird, wir müßten mit Blick auf den gekreuzigten Christus eine
Führungsrolle übernehmen –, erleben oft etwas, was die meisten Menschen leider
nicht erleben. Wir neigen dazu, die Dinge aus einer anderen Sicht zu
betrachten.
Bevor ich darzulegen versuche, wie ich die jüngste Periode und die
unmittelbar vor uns liegende Zeit sehe, sollte ich versuchen, meinen
Standpunkt zu vermitteln, einen Standpunkt, von dem ich weiß, daß er in
gewissem Maße ganz ähnlich von allen geteilt wird, die nach Gethsemane
gegangen sind und mit dem Kreuz vor Augen gesagt haben: ,Er hat es getan, und
jetzt wird mir aufgetragen, daß auch ich seinem Weg folgen muß.’
Wenn ich dies jemandem zu erklären versuche, der das noch nicht erlebt hat,
gebe ich oft den Rat: Stellen Sie sich eine Zeit 50 Jahre nach Ihrem Tod vor.
Stellen Sie sich vor, Sie könnten dann, 50 Jahre später, wieder zu Bewußtsein
kommen und auf die Gesamtheit Ihres sterblichen Lebens, von seinem Anfang bis
zu seinem Ende, zurückblicken. Und anstatt Ihr sterbliches Leben als eine
Folge von Einzelerfahrungen zu sehen, betrachten Sie es als eine Einheit. Sie
stellen sich in Bezug auf Ihr sterbliches Leben die Frage: ,War dieses Leben
im Gesamtplan des Universums und der Existenz der Menschheit notwendig, war es
notwendig, daß ich geboren wurde, um dieses Leben zu führen, die ganze Summe
von Jahren zwischen Geburt und Tod? Habe ich etwas getan oder bedeutete mein
Leben etwas, das für die gegenwärtigen Generationen und implizit für die
zukünftigen Generationen nach mir einen positiven Nutzen darstellt?’ Wenn ja,
hätte ich dieses Leben mit Freude durchlaufen müssen, weil ich wußte, daß
jeder Moment für die gesamte Menschheit wertvoll war, denn das, was ich
durchlebt habe, war etwas, was die gesamte Menschheit brauchte, etwas, was für
die ganze Menschheit von Nutzen war.“
Später, im Januar 2004, sprach LaRouche über Martin Luther Kings
einzigartiges Genie:
„Wir alle sind sterblich. Und damit wir in uns die Leidenschaft erwecken
können, die uns treibt, in unserem Leben Gutes zu tun, müssen wir verstehen,
daß unser Leben, für das wir unser Talent ausgeben, etwas für kommende
Generationen bedeuten wird. Die besten Menschen denken wie Moses an das Gute,
das geschehen wird, wenn sie selbst nicht mehr da sein werden, um es zu
genießen. Das ist die Vorstellung von Unsterblichkeit. Das ist der Grund,
warum Eltern für ihre Kinder Opfer bringen. Das ist der Grund, warum die
Gemeinschaft für die Bildung, für die Möglichkeiten ihrer Kinder, Opfer
bringen muß. Man geht durch den Schmerz von Leid und Not, aber man weiß, daß
man ein Ziel hat, daß das eigene Leben etwas bedeuten wird, daß man mit einem
Lächeln auf den Lippen sterben kann: Du hast den Tod besiegt. Du hast dein
Talent weise genutzt – dein Leben bedeutet, daß es die kommenden Generationen
besser haben werden.“
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