Friedrich Schiller Denkmal
Friedrich Schiller



Hauptseite
       

Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

Lyndon H. LaRouche jr. (1922-2019): Ein wohlgenutztes Talent

Der folgende Nachruf wurde am 13. Februar 2019 vom Schiller-Institut und von Executive Intelligence Review (EIR) veröffentlicht, Einrichtungen, in denen Lyndon LaRouche eine außerordentlich große Rolle gespielt hat. EIR ist das 1974 von ihm gegründete, wöchentlich erscheinende Nachrichtenmagazin, und das von seiner Ehefrau Helga Zepp LaRouche gegründete Schiller-Institut ist eine internationale Denkfabrik und ein politisches Institut, das sich für eine weltweite wissenschaftliche und kulturelle Renaissance einsetzt.

Lyndon H. LaRouche jr., Philosoph, Wissenschaftler, Dichter, Staatsmann und Ökonom, ist am Dienstag, dem 12. Februar, im Alter von 96 Jahren verstorben. Es war der Geburtstag von Abraham Lincoln, einem amerikanischen Präsidenten, den Lyndon LaRouche sehr geliebt und in seinen Schriften gewürdigt hat.

Diejenigen, die Lyndon LaRouche gekannt und geliebt haben, wissen, daß die Menschheit mit seinem Tod einen großen Verlust erlitten hat, und wir widmen uns heute von Neuem der Aufgabe, seine großen Ideen, für die die Geschichte ihn wertschätzen wird, in die Realität umzusetzen. Für diejenigen, die ihn nicht kennen oder erst kürzlich auf seine Ideen gestoßen sind, gibt es keine bessere Einführung zu dieser einzigartigen Persönlichkeit als LaRouche selbst. Auf einer Konferenz 1988 äußerte er sich über das Leben hier auf der Erde – inmitten einer politischen Verfolgung, die in auffälliger Weise der Hetzjagd ähnelt, die heute in den Vereinigten Staaten gegen einen amerikanischen Präsidenten betrieben wird:

    „Es gibt keinen Teil der Gesellschaft, keine Wählergruppe, der nicht die gleichen Interessen hätte. Kein Volk in keiner Nation hat in dieser Frage andere Interessen als das irgendeiner anderen Nation. Wir sprechen von der Zukunft von Hunderten von Milliarden noch nicht geborener Seelen, ohne deren Erfolg unser Leben nichts bedeutet. Das ist das gemeinsame Interesse, das uns alle eint, in dieser Frage, in dieser gemeinsamen Sache gibt es für uns alle keinen Unterschied.

    So sollten wir kämpfen, mit Liebe zur Menschheit, indem wir vor allem an diese Hunderte von Milliarden von Seelen denken, die noch darauf warten, geboren zu werden, und gleichzeitig auch an diejenigen aus der Vergangenheit, deren Martyrium und anderen Opfern wir unser Potential zu verdanken haben und denen wir es schuldig sind, selbst etwas an die Zukunft weiterzugeben. Und wir denken an unser Leben nicht als etwas, das wir nur von einem Moment zum nächsten leben, sondern als ein sehr kleines Stück Erfahrung, mit einem Anfang und nicht viel später einem Ende. Und wir denken an unser Leben nicht als etwas, das zum Vergnügen gelebt wird, sondern als die Gelegenheit, einen Zweck zu erfüllen – einen Zweck, der sich in dem widerspiegelt, was wir diesen Hunderten von Milliarden von Seelen hinterlassen, die darauf warten, geboren zu werden.

    So daß wir, sollte unser sterbliches Leben verfrüht enden, wir es aber so geführt haben, daß es der Sache dieser noch ungeborenen Hunderten von Milliarden von Seelen gedient hat, mit Freude in den Tod gehen können, weil wir unser Leben abgeschlossen, es erfüllt haben. Möglicherweise wurde uns die Chance verweigert, es ein wenig mehr zu erfüllen, aber wir haben es trotzdem erfüllt.

    Lebensfreude, die wahre Lebensfreude bezieht sich auf das, was das Neue Testament im 1. Korintherbrief 13 auf Griechisch agapē, auf Lateinisch caritas und auf Deutsch Liebe nennt: die Qualität von agapē, von Nächstenliebe, von heiliger Liebe vereint uns als Individuen mit Hunderten von Milliarden ungeborener Seelen, für deren Liebe wir unser Leben geben und dies mit einem Lächeln tun können, weil wir wissen, daß sie uns in gewisser Weise auch lieben, obwohl sie noch gar nicht geboren sind. Das verleiht uns ein Gefühl für die wahre Bedeutung unseres Lebens, wahre Freude, als Mensch leben zu können.

    Wir müssen miteinander im Sinne dieser Haltung gegenüber der historischen Menschheit zusammenarbeiten – einer Menschheit, die wie eine große Familie ist, die den früheren Generationen Dank schuldet, und deren heutige Generation den zukünftigen Generationen etwas schuldig ist. Die Liebe, die diese Familie vereint, ist in ihren Werken der praktische Ausdruck des Glaubens, aus dem wir die Zuversicht und die Kraft beziehen, diesen Krieg zu führen und zu gewinnen.

    Wenn wir das können, bin ich sicher, daß wir gewinnen werden. Ich verstehe besser als die meisten die Naturgesetze und das Naturrecht im allgemeinen, und so unergründliche Begriffe wie die absolute Zeit und ähnliches. Und ich kann vielleicht besser als die meisten verstehen, wie sich der Glaube im praktischen Handeln so ausdrückt, daß der Erfolg gesichert ist. Als einzelne Individuen sind wir klein, aber wenn wir wissen, daß wir in diesem Sinne vereint sind, dann wissen wir, daß das, was jeder von uns als Individuum tut, etwas zum Blühen und Gedeihen bringt.

    In diesem schrecklichen Moment der Menschheit besteht das Risiko, daß wir die Zivilisation verlieren; die Zivilisation, wie wir sie seit Jahrhunderten kennen, droht uns in den nächsten zwei oder vielleicht zehn Jahren verloren zu gehen. Aber gleichzeitig besteht auch die Möglichkeit einer heroischen Lösung für diese Krise, wenn wir zu Generationen werden, die in unserer Zeit den Kelch von Gethsemane annehmen und so in der Nachahmung Christi zur Ursache der Rettung zukünftiger Seelen werden.“

Ein Jahr später, nachdem er ins Gefängnis geworfen worden war, schrieb LaRouche am 17. Januar 1990 anläßlich des Geburtstags von Martin Luther King:

    „Diejenigen von uns, die sich in Gethsemane wiederfinden – ein Gethsemane, wo uns gesagt wird, wir müßten mit Blick auf den gekreuzigten Christus eine Führungsrolle übernehmen –, erleben oft etwas, was die meisten Menschen leider nicht erleben. Wir neigen dazu, die Dinge aus einer anderen Sicht zu betrachten.

    Bevor ich darzulegen versuche, wie ich die jüngste Periode und die unmittelbar vor uns liegende Zeit sehe, sollte ich versuchen, meinen Standpunkt zu vermitteln, einen Standpunkt, von dem ich weiß, daß er in gewissem Maße ganz ähnlich von allen geteilt wird, die nach Gethsemane gegangen sind und mit dem Kreuz vor Augen gesagt haben: ,Er hat es getan, und jetzt wird mir aufgetragen, daß auch ich seinem Weg folgen muß.’

    Wenn ich dies jemandem zu erklären versuche, der das noch nicht erlebt hat, gebe ich oft den Rat: Stellen Sie sich eine Zeit 50 Jahre nach Ihrem Tod vor. Stellen Sie sich vor, Sie könnten dann, 50 Jahre später, wieder zu Bewußtsein kommen und auf die Gesamtheit Ihres sterblichen Lebens, von seinem Anfang bis zu seinem Ende, zurückblicken. Und anstatt Ihr sterbliches Leben als eine Folge von Einzelerfahrungen zu sehen, betrachten Sie es als eine Einheit. Sie stellen sich in Bezug auf Ihr sterbliches Leben die Frage: ,War dieses Leben im Gesamtplan des Universums und der Existenz der Menschheit notwendig, war es notwendig, daß ich geboren wurde, um dieses Leben zu führen, die ganze Summe von Jahren zwischen Geburt und Tod? Habe ich etwas getan oder bedeutete mein Leben etwas, das für die gegenwärtigen Generationen und implizit für die zukünftigen Generationen nach mir einen positiven Nutzen darstellt?’ Wenn ja, hätte ich dieses Leben mit Freude durchlaufen müssen, weil ich wußte, daß jeder Moment für die gesamte Menschheit wertvoll war, denn das, was ich durchlebt habe, war etwas, was die gesamte Menschheit brauchte, etwas, was für die ganze Menschheit von Nutzen war.“

Später, im Januar 2004, sprach LaRouche über Martin Luther Kings einzigartiges Genie:

    „Wir alle sind sterblich. Und damit wir in uns die Leidenschaft erwecken können, die uns treibt, in unserem Leben Gutes zu tun, müssen wir verstehen, daß unser Leben, für das wir unser Talent ausgeben, etwas für kommende Generationen bedeuten wird. Die besten Menschen denken wie Moses an das Gute, das geschehen wird, wenn sie selbst nicht mehr da sein werden, um es zu genießen. Das ist die Vorstellung von Unsterblichkeit. Das ist der Grund, warum Eltern für ihre Kinder Opfer bringen. Das ist der Grund, warum die Gemeinschaft für die Bildung, für die Möglichkeiten ihrer Kinder, Opfer bringen muß. Man geht durch den Schmerz von Leid und Not, aber man weiß, daß man ein Ziel hat, daß das eigene Leben etwas bedeuten wird, daß man mit einem Lächeln auf den Lippen sterben kann: Du hast den Tod besiegt. Du hast dein Talent weise genutzt – dein Leben bedeutet, daß es die kommenden Generationen besser haben werden.“