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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

Warum Chinas Aufstieg für die Welt von Vorteil ist

Von Dr. Wang Wen

Wang Wen ist geschäftsführender Direktor des Chongyang-Instituts für Finanzstudien, und stellvertretender Dekan und Professor der Silk Road School der Renmin-Universität Chinas. Bei der Internetkonferenz des Schiller-Instituts hielt er am 18. Juni 2022 den folgenden Vortrag. (Übersetzung aus dem Englischen.)

Vielen Dank, daß Sie mir die Gelegenheit geben, meine neuesten Gedanken zu Chinas Beziehungen zur Welt mitzuteilen.

In den letzten 40 Jahren hat China einen historischen Rekord für den Aufstieg einer Großmacht aufgestellt. Seit 40 Jahren gab es keinen Krieg und keine Kriegsbeteiligung mehr, gleichzeitig gab es aber auch keine Wirtschafts- oder Finanzkrise, und das Land ist erfolgreich aufgestiegen.

Aufstieg ohne Krise und Aufstieg ohne Krieg, das ist ein neuer Rekord, den die Vereinigten Staaten, die Sowjetunion, das Vereinigte Königreich, Frankreich, Deutschland und Japan nicht erreicht haben. Das ist ein neues Phänomen der physischen Wirtschaft und der internationalen Politik, dessen Geheimnisse wiederentdeckt werden müssen.

In den Augen der westlichen Medien und Denkfabriken ist China jedoch eine Bedrohung, und oft werden die bösartigsten Spekulationen verwendet, um Chinas Zukunft vorherzusagen. In der Tat ist dies ein Spiegelbild des Bösen im Westen, der selbst schon viele schlechte Dinge getan hat und glaubt, daß andere auch schlechte Dinge tun werden.

In Wirklichkeit steht der Aufstieg Chinas für eine neue Zivilisation. China geht von einer Win-Win-Kooperation aus. Der Wilde Westen geht von einem Nullsummenspiel aus. Wenn es zu Meinungsverschiedenheiten kommt, ist China bereit, zu verhandeln und sie zu lösen, während der Westen zu Sanktionen und Knüppeln greift, und ein Krieg ist oft die bevorzugte Lösung.

Aus dieser Perspektive ist der Aufstieg Chinas eine Neuerung und Verbesserung in der Geschichte der Großmächte, was bedeutet, daß die Entwicklung einer Großmacht nicht mehr die Kriege, die Hegemonie, die Kolonisierung, die Flüchtlinge, die Konflikte und das Töten in der Geschichte des Westens wiederholt, sondern Frieden, Kooperation, Win-Win, Stabilität und Entwicklung bringt. Dies ist der Beitrag von Chinas Aufstieg zu einer menschlichen Zivilisation.

Was die internationale Entwicklung betrifft, so hat Chinas Aufstieg in den letzten zehn Jahren rund 30% zum Weltwirtschaftswachstum beigetragen. Ohne Chinas Wachstum wäre die Weltwirtschaft schlechter dran. China hat mehr als 60% des Infrastrukturaufbaus in Afrika übernommen, was bedeutet, daß China die Verwirklichung von Warendemokratie und Einkaufsfreiheit in allen Ländern der Welt fördert. Mit dem gleichen Geld kann man mehr und billigere chinesische Waren kaufen. Seit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie hat China etwa die Hälfte der Beatmungsgeräte und Masken in die ganze Welt exportiert.

Inzwischen hat China die Vereinigten Staaten überholt und ist zum größten Verbrauchermarkt der Welt aufgestiegen. Auch in Zukunft wird das Land jedes Jahr Waren im Wert von zwei Billionen Dollar importieren, was eine treibende Kraft für die nachhaltige Entwicklung der Welt ist.

Für die Entwicklungsländer bietet China eine neue Option für Entwicklung. In der Vergangenheit konnten alle Entwicklungsländer nur dem Washingtoner Konsens folgen. Aber fast 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg sind die armen Länder immer noch arm, und nur wenige Länder haben sich von Ländern mit niedrigem Einkommen zu Ländern mit mittlerem Einkommen entwickelt.

China, das bevölkerungsreichste Land, hat jedoch in mehr als 30 Jahren ein sprunghaftes Wachstum ohne den Washington Konsens erreicht. Sein BIP hat sich um das 80-fache erhöht, und es hat sich von einem Land mit niedrigem Einkommen zu einem Land mit mittlerem oder hohem Einkommen entwickelt. Es wird erwartet, daß es bis 2030 zu einem Land mit hohem Einkommen werden wird.

Um ein sprunghaftes Wachstum zu erreichen, überdenken viele Länder in Afrika, Lateinamerika und Asien das chinesische Modell, und einige Länder lernen ständig von der sicheren Entwicklung in China.

Für die westliche Welt ist der Aufstieg Chinas ebenfalls von Vorteil: Billige Waren, die in China hergestellt werden, sparen der amerikanischen Durchschnittsfamilie 1.000 Dollar pro Jahr, genau wie Steven Jobs Apple-Innovation. Chinas technologische Innovation übt Druck auf den Westen aus, mit dem Monopol zu brechen und eine schnellere soziale Entwicklung zu fördern.

China ist den meisten internationalen Verträgen und internationalen Organisationen beigetreten, die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurden. Und es ist die größte Kraft, die die internationale Ordnung verteidigt, anstatt sich so einfach zurückzuziehen, wie es Präsident Trump getan hat.

Aus westlicher Abscheu wird Angst vor China erzeugt, weil man glaubt, daß China die westliche Hegemonie ablösen wolle, aber in Wirklichkeit ist es die Angst vor einem Land, das nicht mehr ihren Befehlen gehorcht und man nicht mehr tun kann, was man will. Diese Besorgnis ist arrogant und egoistisch. Der Westen kann die Welt nicht ewig beherrschen. Jedes Land hat ein eigenständiges Leben.

Der Westen befürchtet, daß Festlandchina Taiwan gewaltsam vereinigen wird. Ich möchte darauf hinweisen, daß Taiwan ein Teil Chinas ist, und mehr als 180 Länder der Welt, die dies alle anerkennen, haben diplomatische Beziehungen zu Festlandchina aufgenommen. Das chinesische Festland hat hart daran gearbeitet, die Fragen der Wiedervereinigung mit äußerster Geduld friedlich zu lösen. Meiner Meinung nach sind es die Vereinigten Staaten, die provozieren, Waffen nach Taiwan schicken und ein Ungleichgewicht auf dem Festland schaffen. Wenn sich die USA nicht einmischen, bin ich zuversichtlich, daß China eine friedliche Wiedervereinigung erreichen kann.

Einige westliche Medien verbreiten auch Gerüchte: Warum steigen die Militärausgaben Chinas jedes Jahr so schnell? Nun, Sie müssen wissen, daß die Militärausgaben der USA dreimal so hoch sind wie die Chinas, angefangen mit der Bombardierung der chinesischen Botschaft in Jugoslawien durch die NATO im Jahr 1999, über den geplanten Angriff auf einen chinesischen Kampfjet durch das US-Militär im Südchinesischen Meer im Jahr 2001 bis hin zu den US-Flugzeugträgern, die häufig durch die Straße von Taiwan fahren, und dem langjährigen technologischen Embargo. Hinzu kommt, daß die USA China bedrohen. Darf China deswegen seine Verteidigungskapazitäten nicht verbessern?

Der grundlegende Faktor ist, daß alle Streitigkeiten zwischen China und den Vereinigten Staaten in der Vergangenheit zuerst von den Vereinigten Staaten provoziert wurden und China immer nur nachgezogen hat. Man muß einmal in Ruhe darüber nachdenken: militärische Streitigkeiten, Handelskriege, ökologische Anschuldigungen, Huawei oder Xinjiang, Hongkong und Taiwan – welches dieser Probleme haben die Vereinigten Staaten nicht zuerst provoziert?

Alles in allem denke ich, daß ein aufstrebendes China für die Welt von Vorteil ist. Je stärker China ist, desto weniger werden die USA es wagen, China zu provozieren, und desto stabiler werden die Beziehungen zwischen China und den USA sein. Und je stärker China ist, desto friedlicher und entwickelter wird die Welt sein. Meine Schlußfolgerung lautet also: Vertrauen Sie China.

Das ist es, was ich mit Ihnen teilen möchte. Ich danke Ihnen.