Was muß sich in Washington ändern, damit die USA der BRI beitreten können?
Von Geoff Young
Geoff Young ist Kandidat der Demokratischen Partei für den
US-Kongreß im 6. Wahlbezirk von Kentucky. In der Internetkonferenz des
Schiller-Instituts am 18. Juni 2022 hielt er den folgenden Vortrag.
Hallo, mein Name ist Geoff Young, und anders als mein republikanischer
Gegenkandidat im November, Andy Barr, werde ich niemals dafür stimmen, Waffen
an Nazis zu liefern!
Ich kandidiere seit 2012 für verschiedene Ämter, aber am 17. Mai dieses
Jahres habe ich schließlich die Vorwahl der Demokraten für das
US-Repräsentantenhaus im sechsten Kongreßbezirk von Kentucky gewonnen – bitte
warten Sie mit Ihrem Applaus bis zum Schluß.
Vor 15 Jahren hätte ich nie gedacht, daß ich einmal für ein Amt kandidieren
würde. Von 2009 bis 2013 war ich Mitglied der sehr kleinen Grünen Partei von
Kentucky. Die erste Kampagne, an der ich wirklich mitgearbeitet habe, war die
unabhängige Kampagne von Gatewood Galbraith für das Amt des Gouverneurs im
Jahr 2011. Gatewood war seiner Zeit voraus: Er setzte sich schon viele Jahre
lang für die Legalisierung von Marihuana ein und schrieb ein sehr lesenswertes
Buch mit dem Titel The Last Free Man in America Meets the Synthetic
Subversion. Tragischerweise starb er kurz nach seiner letzten Kampagne im
Jahr 2011 eines natürlichen Todes.
2012 kandidierte ich zum ersten Mal für ein Amt, und zwar für das
Abgeordnetenhaus des Staates Kentucky in meinem Wahlkreis Lexington. Ich war
noch ein Grüner und habe verloren, aber ich habe gelernt, wie Wahlen in
Kentucky funktionieren.
2013 beschloß ich für das US-Repräsentantenhaus gegen den Republikaner Andy
Barr zu kandidieren, der zu diesem Zeitpunkt in seiner ersten Amtszeit war.
Die Grünen waren mit meinem aggressiven, angriffslustigen Wahlkampfstil nicht
einverstanden, also wechselte ich zurück zu meiner lebenslangen Partei und
kandidierte als Demokrat. Ich hatte eine etablierte Gegnerin, die ihre ganze
Zeit am Telefon damit verbrachte, Geld zu sammeln. Ich gab in den Vorwahlen
etwa 27.000 Dollar von meinem eigenen Geld aus, verglichen mit Frau Jensens
Viertelmillion Dollar, aber ich erhielt 39% der Stimmen. Ich glaube, das hat
das Establishment der Demokratischen Partei in Kentucky zu Tode erschreckt.
Sie gewann die Vorwahlen, verlor aber gegen Andy Barr.
Bei der demokratischen Vorwahl 2015 kandidierte ich für das Gouverneursamt
von Kentucky gegen Jack Conway, der mehrere Millionen Dollar angespart hatte
und Justizminister von Kentucky war. Ich griff ihn an, weil er 2003 die
illegale Invasion des Irak durch Cheney und Bush unterstützt hatte. Das
Parteiestablishment hat die Vorwahlen in eklatanter Weise manipuliert und Jack
Conway alle möglichen Sachmittel zur Verfügung gestellt, so daß ich vor den
Vorwahlen eine Wahlanfechtung gegen ihn eingereicht habe und eine weitere vor
den Parlamentswahlen.
Ich bin kein Anwalt, aber ich habe mit jeder Klage, die ich eingereicht
habe, mehr über das Gesetz gelernt. Bislang wurden alle Klagen von korrupten
Richtern aus Kentucky noch vor der Beweisaufnahme abgewiesen.
Ich kandidierte 2016 und 2018 für das US-Repräsentantenhaus, 2019 erneut
für den Gouverneursposten und 2020 als Republikaner für das
US-Repräsentantenhaus. Ich wechselte zurück zur Demokratischen Partei und
gewann schließlich die Vorwahlen der Demokraten in diesem Jahr am 17. Mai mit
einem knappen Vorsprung von 52% zu 48%.
Ich denke, daß zwei Dinge zu meinem Sieg beigetragen haben. Erstens mietete
ich fünf Monate vor den Vorwahlen eine Plakatwand mit der Aufschrift „Löst die
CIA auf“, was viel Aufmerksamkeit erregte. Zweitens habe ich kurz vor den
Vorwahlen eine Postkarte an 22.000 Demokraten verschickt, dort stand auf der
Vorderseite: „Wählt Geoff Young, den Friedenskandidaten“ und mein Motto:
„Anders als Andy Barr werde ich niemals dafür stimmen, Waffen an Nazis zu
liefern.“
Auf der anderen Seite waren verschiedene Bilder aus Artikeln der
Mainstream-Medien aus den Jahren 2014 bis 2021, die Fotos von ukrainischen
Nazis zeigten und die Öffentlichkeit und den Kongreß warnten, daß die
Bundesregierung tatsächlich Waffen, Training und Geld an ukrainische
Nazigruppen schickte, um gegen Russen zu kämpfen – ethnische Russen in der
Ukraine und schließlich das Land Rußland. Und ich sagte, daß Andy Barr auf
keinen Fall leugnen kann, daß er davon wußte. Er weiß seit sieben oder acht
Jahren davon und hat nie widersprochen, und deshalb unterstützt er die
Lieferung von Waffen an Nazis. Und er drängt oder fordert sogar, daß Präsident
Biden noch mehr Waffen schickt als die 40 Milliarden Dollar, die der Kongreß
gerade genehmigt hat. Für Andy Barr, meinen republikanischen Gegner, ist das
noch nicht genug.
Ich denke also, daß diese beiden Dinge zu meinem knappen Sieg in diesem
Jahr beigetragen haben.
Der andere Punkt, den ich ansprechen möchte, ist die Frage, wie wir die
Vereinigten Staaten in diese neu entstehende, multipolare Welt einbringen
können, in der wir mit der Gürtel- und Straßen-Initiative zusammenarbeiten und
zwei oder drei Milliarden Menschen auf der Welt aus der extremen Armut helfen
können.
Meine wichtigste Antwort darauf ist, daß wir zuerst damit aufhören müssen,
China, Rußland, Indien und die Länder der Gürtel- und Straßen-Initiative zu
zerstören, bevor das Imperium, das lose um Washington gruppiert ist, überhaupt
daran denken kann, sich ihnen anzuschließen. Wir können auf keinen Fall
beitreten, wenn wir ihre Regierungen stürzen, Kriegsmanöver direkt an den
Grenzen Rußlands und im Südchinesischen Meer veranstalten und uns unglaublich
feindselig verhalten.
Wie kann Amerika also praktisch seine gesamte Außenpolitik um 180 Grad
wenden? Ich habe einige Ideen für erste Schritte, und ich werde versuchen,
diese umzusetzen, wenn ich im November gewinne und ins US-Repräsentantenhaus
einziehe.
Der erste Schritt wäre, alle Neokonservativen zu entlassen. Neocons sind
Leute, die glauben, daß die Vereinigten Staaten das Recht haben, jedes Land
auf der Welt anzugreifen oder dort einzumarschieren und seine Regierung zu
stürzen, wenn es als offizieller „Feind“ gilt. Und es gibt viele Neocons in
der Demokratischen Partei wie auch in der Republikanischen Partei – eine
völlig parteiübergreifende Außenpolitik, wirklich, schon seit dem Ende des
Zweiten Weltkriegs 1945. Unsere gesamte Außenpolitik, die überparteilich ist,
muß also umgekehrt werden.
Zweitens sollten wir damit beginnen, die Demokratische Partei wieder zu
einer Friedenspartei zu machen. Sie hat sich auf die Seite der Neocons und des
militärisch-industriellen Geheimdienst-Medienkomplexes geschlagen und ist
jetzt eine Art „Ich auch“-Partei für den Imperialismus, den die Republikaner
schon immer reflexartig unterstützt haben.
Wir müssen die CIA abschaffen. Seit ihrer Gründung im Jahr 1947 ist sie
damit beschäftigt, Menschen zu ermorden, zu foltern und Regierungen zu
stürzen, die dem Imperium feindlich gegenüberstehen. Und wir haben 16 andere
Geheimdienste, also sollten wir den schlimmsten loswerden und Geld sparen.
Apropos Geld sparen: Wir müssen den sogenannten „Verteidigungshaushalt“ um
70% kürzen, und ebenso die Zahl unserer Truppen um 70%. Wir müssen alle unsere
Wirtschaftssanktionen gegen alle Länder und Personen aufheben, insbesondere
gegen Rußland, denn diese Sanktionen gehen nach hinten los und zerstören
unsere eigene Wirtschaft, während sie Rußland nicht im Geringsten schaden.
Wir sollten zuerst aus der NATO austreten und dann alle unsere anderen
Militärbündnisse aufkündigen.
Wir müssen das Außenministerium darin schulen, wie man Diplomatie betreibt,
anstatt Ultimaten zu stellen und Stellvertreterkriege zu führen.
Wir müssen die fünf großen Mainstream-Medienkonzerne und die größten
Konzerne der sozialen Medien zerschlagen, weil sie nichts anderes tun, als uns
Propaganda auszusetzen – rund um die Uhr, jeden Tag. Die gesamte Propaganda
begünstigt Krieg und Imperium.
Das sind also einige erste Ideen, und ich würde mich freuen, einige Fragen
zu beantworten, die vielleicht auftauchen.
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