Friedrich Schiller Denkmal
Friedrich Schiller



Hauptseite
       

Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

Beendet den Stellvertreterkrieg der USA gegen Rußland!

Von Eva Bartlett

Eva Bartlett ist eine kanadische Journalistin, die über die Kriege in Gaza, Syrien und im Donbaß berichtet hat.

Ich danke Ihnen allen für die Einberufung dieser Podiumsdiskussion – zu einem sehr wichtigen Zeitpunkt. Da ich aus dem Donbaß berichte, werde ich jetzt darüber sprechen.

Ich bin mir sicher, daß Sie alle wissen, daß die Ukraine vor dem 24. Februar dieses Jahres, gerade in den Wochen davor, ihren bereits routinemäßigen, über acht Jahre andauernden Beschuß des Donbaß erheblich verstärkt hat. Wie ich bereits erwähnt habe, berichte ich in diesem Jahr aus dem Donbaß und der Lugansker Volksrepublik. Ich verbringe dort drei Wochen, kehre dann für drei Wochen in meine Heimat im Oblast Moskau zurück usw. Ich bin in diesem Jahr sechsmal hin- und hergefahren.

Jedes Mal, wenn ich dort war, hat der ukrainische Beschuß zugenommen. Er findet nicht mehr an der Peripherie statt, sondern mitten im Herzen der Stadt. Er trifft absolut nicht-militärische Gebiete, ausschließlich Wohn-, Geschäfts- und Zivilgebiete: belebte Straßen, Bürgersteige, Parks, Spielplätze, Wohnblocks.

Vor ein paar Tagen erwachten die Menschen in Donezk gegen 7 Uhr morgens, als 40 Grad-Raketen gleichzeitig von der Ukraine abgefeuert wurden, wiederum auf das Stadtzentrum. Es war ein katastrophales Bild, überall Rauchsäulen. Ein Freund schickte mir Fotos von einem Wohnhaus ganz in der Nähe, wo er zur Miete wohnte. Auf den Fotos war viel Zerstörung zu sehen, und diese Wohnung lag nur zwei Minuten von einer Wohnung entfernt, die ich bei meinen letzten drei Besuchen gemietet hatte. Ich kann bestätigen, daß es sich um ein reines Wohngebiet handelt. Es gibt dort keinerlei militärische Ziele; es handelt sich schlicht um fortgesetzten ukrainischen Terrorismus und ukrainische Kriegsverbrechen.

Heute morgen begann die Ukraine um 2 Uhr mit der Bombardierung, um 8 Uhr wurde sie wiederaufgenommen. Am Mittwoch fand in Donezk eine Pressekonferenz des Gemeinsamen Zentrums für Kontrolle und Koordinierung statt. Dort hieß es, daß seit Mitte Februar über 4500 Zivilisten im Donbaß durch den Beschuß der Ukraine getötet wurden. Im April schrieb ich einen Artikel über die Zahl der seit 2014 getöteten Zivilisten nach den Quellen der DVR und der LPR (Volksrepubliken Donezk und Lugansk). Damals waren das 8000 Zivilisten, die durch ukrainischen Beschuß und Heckenschützen umgekommen waren. Es waren etwa 8000 in den beiden Republiken; und jetzt, seit Mitte Februar, sind weitere über 4500 Zivilisten getötet worden. Das ist erschütternd, und natürlich hört man in den westlichen Medien überhaupt nichts darüber. Wie ich bereits erwähnt habe, hatte die Ukraine jedesmal, wenn ich in Donezk und in der Nähe anderer Städte – Gorlowka – war, den Beschuß intensiviert. Kriegsverbrechen von russischer Seite wären rund um die Uhr in den Medien zu sehen.

Im Juni traf der ukrainische Beschuß des Stadtzentrums auch das Dach einer Entbindungsklinik. Glücklicherweise hatten sich die Patienten und das Personal bereits in den Keller zurückgezogen, weil der Beschuß an diesem Tag so intensiv war.

Ich habe es vielleicht schon in einer früheren Diskussionsrunde erwähnt, aber es ist wichtig zu betonen, daß die Granaten mit Hunderten von Schmetterlingsminen, die die Ukraine Ende Juli abgefeuert hat, die Zivilbevölkerung der Volksrepublik Donezk immer noch belasten. Bis Anfang November wurden 87 Zivilisten durch diese Minen verstümmelt; sie dienen nicht dazu, zu töten, sondern Gliedmaßen abzureißen,. Als ich im November wieder in Donezk war, interviewte ich einen 14jährigen Teenager, dessen Fuß weggesprengt worden war. Er war auf dem Weg zu seiner Großmutter und ist auf einem Spielplatz auf eine Mine getreten. Dieser Junge hat früher Breakdance und Kampfsport gemacht. Diese Minen sind so heimtückisch. Die Ukraine hat das Übereinkommen von Ottawa über das Verbot ihres Einsatzes unterzeichnet und sich verpflichtet, sie zu zerstören, was sie jedoch nicht getan hat.

Im August bombardierte die Ukraine das Stadtzentrum direkt neben dem Hotel, in dem ich zu der Zeit wohnte, und tötete eine Frau, die auf dem Bürgersteig lief, und dann noch eine oder zwei Straßen weiter fünf weitere Menschen; sie wurden in Stücke gerissen. Dies geschah mit NATO-Waffen.

Als ich im September zurückkehrte, wurden in nur fünf Tagen durch den Beschuß der Ukraine 26 Zivilisten getötet. In einem der Bezirke, in denen ich war, wurden 13 Zivilisten getötet; in einem anderen Teil dieses Viertels neun Zivilisten. Es war ein albtraumhafter Anblick: ihre Leichen und Leichenteile lagen auf der Straße verstreut.

Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, daß das nicht nur Journalisten und Bewohner des Donbaß sehen, sondern auch Kinder. Stellen Sie sich vor, wie gezeichnet diese Kinder durch den Beschuß und den Anblick so grausamer Dinge sind.

Im November, am Morgen nach meiner Rückkehr, feuerte die Ukraine um 3:30 Uhr Granaten mit dem HIMARS [High Mobility Artillery Rocket System] auf das Stadtzentrum ab, wobei ein Verwaltungsgebäude getroffen wurde. Zum Glück wurde niemand getötet. Ich ging dorthin, es war nur zwei Blocks von der Wohnung entfernt, die ich gemietet hatte. Stunden später brannten die Feuer immer noch. Ich ging zu den Wohnungen nebenan und fand jemanden, mit dem ich reden konnte, eine junge Mutter. Sie sagte, daß sie nach dem ersten Geräusch von Bombenangriffen sofort ihr kleines Kind nahm und in die Toilette rannte. Hätte sie das nicht getan, wäre das Kind verstümmelt oder sogar getötet worden, denn sie fand später Granatsplitter und Glas auf seinem Bett.

Natürlich habe ich – ohne zu übertreiben – Dutzende von toten Zivilisten in Donezk gesehen. Das alles ist das Ergebnis des ukrainischen Beschusses von Zivilgebieten, oft mit westlichen Waffen.

Ich habe hier eine Fahne, es ist die Fahne der DVR. Ich weiß, daß westliche Medien, die häufig mit Nazis oder Al-Kaida in Syrien usw. posieren, sich daran stören werden, daß ich diese Flagge an der Wand habe. Aber für mich ist es etwas Persönliches; der Donbaß ist mir sehr ans Herz gewachsen. Diese Fahne verkörpert für mich auch die Widerstandsfähigkeit eines Volkes, das fast von der ganzen Welt ignoriert wird, die den Völkermord an diesem Volk verdrängt. Wenn sie überhaupt erwähnt werden, werden sie lächerlich gemacht, als ob ihr Leben nichts wert wäre. Aber wir wissen natürlich, daß es nicht so ist.

Meine Kollegen und ich dokumentieren die Verbrechen der Ukraine an der Zivilbevölkerung des Donbaß, weil es wichtig ist, das jemand das tut. Es ist wichtig, daß es bekannt wird. Aber auch, damit die Ukraine im Idealfall irgendwann für diese Vielzahl von Kriegsverbrechen zur Rechenschaft gezogen wird.

Ich weiß, daß Sie in den USA sehr hart daran arbeiten, die Dinge zu ändern und diesem Stellvertreterkrieg der USA gegen Rußland, in dem Ukrainer und ethnische Russen im Donbaß getötet werden, ein Ende zu setzen. Ich hoffe, daß wir den Diskurs so verändern können, daß nicht länger beschönigt wird, was die Ukraine tut, sondern daß wir ganz offen über die Tatsache sprechen können, daß die Ukraine einen Völkermord begeht. Ich danke Ihnen.