Beendet den Stellvertreterkrieg der USA gegen Rußland!
Von Eva Bartlett
Eva Bartlett ist eine kanadische Journalistin, die über die
Kriege in Gaza, Syrien und im Donbaß berichtet hat.
Ich danke Ihnen allen für die Einberufung dieser Podiumsdiskussion – zu
einem sehr wichtigen Zeitpunkt. Da ich aus dem Donbaß berichte, werde ich
jetzt darüber sprechen.
Ich bin mir sicher, daß Sie alle wissen, daß die Ukraine vor dem 24.
Februar dieses Jahres, gerade in den Wochen davor, ihren bereits
routinemäßigen, über acht Jahre andauernden Beschuß des Donbaß erheblich
verstärkt hat. Wie ich bereits erwähnt habe, berichte ich in diesem Jahr aus
dem Donbaß und der Lugansker Volksrepublik. Ich verbringe dort drei Wochen,
kehre dann für drei Wochen in meine Heimat im Oblast Moskau zurück usw. Ich
bin in diesem Jahr sechsmal hin- und hergefahren.
Jedes Mal, wenn ich dort war, hat der ukrainische Beschuß zugenommen. Er
findet nicht mehr an der Peripherie statt, sondern mitten im Herzen der Stadt.
Er trifft absolut nicht-militärische Gebiete, ausschließlich Wohn-, Geschäfts-
und Zivilgebiete: belebte Straßen, Bürgersteige, Parks, Spielplätze,
Wohnblocks.
Vor ein paar Tagen erwachten die Menschen in Donezk gegen 7 Uhr morgens,
als 40 Grad-Raketen gleichzeitig von der Ukraine abgefeuert wurden, wiederum
auf das Stadtzentrum. Es war ein katastrophales Bild, überall Rauchsäulen. Ein
Freund schickte mir Fotos von einem Wohnhaus ganz in der Nähe, wo er zur Miete
wohnte. Auf den Fotos war viel Zerstörung zu sehen, und diese Wohnung lag nur
zwei Minuten von einer Wohnung entfernt, die ich bei meinen letzten drei
Besuchen gemietet hatte. Ich kann bestätigen, daß es sich um ein reines
Wohngebiet handelt. Es gibt dort keinerlei militärische Ziele; es handelt sich
schlicht um fortgesetzten ukrainischen Terrorismus und ukrainische
Kriegsverbrechen.
Heute morgen begann die Ukraine um 2 Uhr mit der Bombardierung, um 8 Uhr
wurde sie wiederaufgenommen. Am Mittwoch fand in Donezk eine Pressekonferenz
des Gemeinsamen Zentrums für Kontrolle und Koordinierung statt. Dort hieß es,
daß seit Mitte Februar über 4500 Zivilisten im Donbaß durch den Beschuß der
Ukraine getötet wurden. Im April schrieb ich einen Artikel über die Zahl der
seit 2014 getöteten Zivilisten nach den Quellen der DVR und der LPR
(Volksrepubliken Donezk und Lugansk). Damals waren das 8000 Zivilisten, die
durch ukrainischen Beschuß und Heckenschützen umgekommen waren. Es waren etwa
8000 in den beiden Republiken; und jetzt, seit Mitte Februar, sind weitere
über 4500 Zivilisten getötet worden. Das ist erschütternd, und natürlich hört
man in den westlichen Medien überhaupt nichts darüber. Wie ich bereits erwähnt
habe, hatte die Ukraine jedesmal, wenn ich in Donezk und in der Nähe anderer
Städte – Gorlowka – war, den Beschuß intensiviert. Kriegsverbrechen von
russischer Seite wären rund um die Uhr in den Medien zu sehen.
Im Juni traf der ukrainische Beschuß des Stadtzentrums auch das Dach einer
Entbindungsklinik. Glücklicherweise hatten sich die Patienten und das Personal
bereits in den Keller zurückgezogen, weil der Beschuß an diesem Tag so
intensiv war.
Ich habe es vielleicht schon in einer früheren Diskussionsrunde erwähnt,
aber es ist wichtig zu betonen, daß die Granaten mit Hunderten von
Schmetterlingsminen, die die Ukraine Ende Juli abgefeuert hat, die
Zivilbevölkerung der Volksrepublik Donezk immer noch belasten. Bis Anfang
November wurden 87 Zivilisten durch diese Minen verstümmelt; sie dienen nicht
dazu, zu töten, sondern Gliedmaßen abzureißen,. Als ich im November wieder in
Donezk war, interviewte ich einen 14jährigen Teenager, dessen Fuß weggesprengt
worden war. Er war auf dem Weg zu seiner Großmutter und ist auf einem
Spielplatz auf eine Mine getreten. Dieser Junge hat früher Breakdance und
Kampfsport gemacht. Diese Minen sind so heimtückisch. Die Ukraine hat das
Übereinkommen von Ottawa über das Verbot ihres Einsatzes unterzeichnet und
sich verpflichtet, sie zu zerstören, was sie jedoch nicht getan hat.
Im August bombardierte die Ukraine das Stadtzentrum direkt neben dem Hotel,
in dem ich zu der Zeit wohnte, und tötete eine Frau, die auf dem Bürgersteig
lief, und dann noch eine oder zwei Straßen weiter fünf weitere Menschen; sie
wurden in Stücke gerissen. Dies geschah mit NATO-Waffen.
Als ich im September zurückkehrte, wurden in nur fünf Tagen durch den
Beschuß der Ukraine 26 Zivilisten getötet. In einem der Bezirke, in denen ich
war, wurden 13 Zivilisten getötet; in einem anderen Teil dieses Viertels neun
Zivilisten. Es war ein albtraumhafter Anblick: ihre Leichen und Leichenteile
lagen auf der Straße verstreut.
Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, daß das nicht nur Journalisten und
Bewohner des Donbaß sehen, sondern auch Kinder. Stellen Sie sich vor, wie
gezeichnet diese Kinder durch den Beschuß und den Anblick so grausamer Dinge
sind.
Im November, am Morgen nach meiner Rückkehr, feuerte die Ukraine um 3:30
Uhr Granaten mit dem HIMARS [High Mobility Artillery Rocket System] auf das
Stadtzentrum ab, wobei ein Verwaltungsgebäude getroffen wurde. Zum Glück wurde
niemand getötet. Ich ging dorthin, es war nur zwei Blocks von der Wohnung
entfernt, die ich gemietet hatte. Stunden später brannten die Feuer immer
noch. Ich ging zu den Wohnungen nebenan und fand jemanden, mit dem ich reden
konnte, eine junge Mutter. Sie sagte, daß sie nach dem ersten Geräusch von
Bombenangriffen sofort ihr kleines Kind nahm und in die Toilette rannte. Hätte
sie das nicht getan, wäre das Kind verstümmelt oder sogar getötet worden, denn
sie fand später Granatsplitter und Glas auf seinem Bett.
Natürlich habe ich – ohne zu übertreiben – Dutzende von toten Zivilisten in
Donezk gesehen. Das alles ist das Ergebnis des ukrainischen Beschusses von
Zivilgebieten, oft mit westlichen Waffen.
Ich habe hier eine Fahne, es ist die Fahne der DVR. Ich weiß, daß westliche
Medien, die häufig mit Nazis oder Al-Kaida in Syrien usw. posieren, sich daran
stören werden, daß ich diese Flagge an der Wand habe. Aber für mich ist es
etwas Persönliches; der Donbaß ist mir sehr ans Herz gewachsen. Diese Fahne
verkörpert für mich auch die Widerstandsfähigkeit eines Volkes, das fast von
der ganzen Welt ignoriert wird, die den Völkermord an diesem Volk verdrängt.
Wenn sie überhaupt erwähnt werden, werden sie lächerlich gemacht, als ob ihr
Leben nichts wert wäre. Aber wir wissen natürlich, daß es nicht so ist.
Meine Kollegen und ich dokumentieren die Verbrechen der Ukraine an der
Zivilbevölkerung des Donbaß, weil es wichtig ist, das jemand das tut. Es ist
wichtig, daß es bekannt wird. Aber auch, damit die Ukraine im Idealfall
irgendwann für diese Vielzahl von Kriegsverbrechen zur Rechenschaft gezogen
wird.
Ich weiß, daß Sie in den USA sehr hart daran arbeiten, die Dinge zu ändern
und diesem Stellvertreterkrieg der USA gegen Rußland, in dem Ukrainer und
ethnische Russen im Donbaß getötet werden, ein Ende zu setzen. Ich hoffe, daß
wir den Diskurs so verändern können, daß nicht länger beschönigt wird, was die
Ukraine tut, sondern daß wir ganz offen über die Tatsache sprechen können, daß
die Ukraine einen Völkermord begeht. Ich danke Ihnen.
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