Die USA müssen auf einen Waffenstillstand drängen
Von Oberst a.D. Richard Black
Oberst a.D. Richard Black war Leiter der Strafrechtsabteilung
der US-Armee und Landessenator im US-Bundesstaat Virginia.
In diesem Jahr hat die Biden-Regierung die langjährige US-Politik, die den
Ersteinsatz von Atomwaffen untersagte, rückgängig gemacht. Das bedeutet, daß
die USA nun jederzeit einen atomaren Überraschungsangriff auf Rußland starten
können – ein nukleares Pearl Harbor, das Wasserstoffbomben auf Passanten in
Moskau und St. Petersburg regnen läßt. Das wäre natürlich der Beginn des
Dritten Weltkriegs und würde einen nuklearen Holocaust auslösen, der die
gesamte menschliche Zivilisation auslöschen würde.
Als Reaktion auf diese neue, aggressive Politik sah sich der russische
Präsident Putin gezwungen, eine drastische Änderung der russischen
Nukleardoktrin in Betracht zu ziehen. Noch ist keine Änderung sicher, aber
wenn sie beschlossen wird, würde Rußland Bidens radikale neue Politik mit
einer eigenen Erstschlag-Doktrin kontern.
Rußland ist zutiefst besorgt, weil die NATO ihre Atomwaffen immer näher
heranrückt und die Russische Föderation mit Raketen umzingelt. Gleichzeitig
haben die USA der Ukraine erlaubt – und sie vielleicht ermutigt, wir wissen es
nicht –, provokative Drohnenangriffe tief im russischen Landesinneren
durchzuführen, um Rußlands nukleare Abschreckungskräfte zu zerstören.
Rußland ist eine nukleare Supermacht mit 6000 Nuklearsprengköpfen, von
denen 1588 jederzeit zum sofortigen Abschuß bereit sind. Eine robuste
Zweitschlagskapazität würde jeden amerikanischen Überraschungsangriff auf
Rußland überstehen. Diese Zweitschlagskapazität könnte Wasserstoffsprengköpfe
abwerfen, die New York City, Washington, das Pentagon und hunderte andere
Ziele in ganz Amerika zerstören würden.
Gleichzeitig würden Rußlands mit Atomraketen bewaffnete U-Boote Sprengköpfe
auf Europa herabregnen lassen und London, Paris, Rom, Berlin, Madrid,
Amsterdam, Brüssel, Warschau, Kiew, Stockholm, Oslo, Helsinki und Bukarest
treffen. Alle würden verbrannt, in Trümmer gesprengt und von massiven Wolken
radioaktiver Partikel überzogen, die wochenlang auf kleinere Städte
niedergehen würden. Viele asiatische Länder wie Japan, Australien und Südkorea
würden ebenfalls ausgelöscht werden.
Amerikas Doktrin des nuklearen Ersteinsatzes könnte das Ende der Menschheit
bedeuten. Wir müssen einen Schritt zurück machen, bevor etwas einen kolossalen
Krieg auslöst.
Der laufende Kampf um Bachmut in der Ukraine wird für die ukrainische Armee
allmählich zur Katastrophe. Während Rußland erfolgreich begonnen hat, seine
Streitkräfte bis Anfang nächsten Jahres zu vervierfachen, ist die ukrainische
Armee selbst am Schwinden. Ihre Truppen werden zu Tausenden in einen
Todeskessel in Bachmut geworfen, und sie scheinen keine Lösung für das Problem
zu haben. Rußland gewinnt in Bachmut, die Ukraine verliert in Bachmut, was
darauf hindeutet, daß dies zu einer wichtigen strategischen Schlacht innerhalb
des Krieges wird.
Selbst General Mark Milley, der Vorsitzende der US-Generalstabschefs, hat
eingeräumt, daß die Ukraine wahrscheinlich keine weiteren Vorstöße gegen die
russischen Streitkräfte machen wird. Ursula von der Leyen, die Präsidentin der
EU-Kommission, hat gerade bekanntgegeben, daß die ukrainische Armee in diesem
Jahr bereits 100.000 Gefallene zu beklagen hat. Und auch wenn sie später unter
dem Druck der Ukraine, von Präsident Selenskyj, einen Rückzieher machte, gibt
es veröffentlichte Nachrufe von Soldaten, die ausgewertet wurden und diese
Zahl 100.000 bestätigen. Die Zahl der ukrainischen Todesopfer ist absolut
schockierend! Eine ganze Generation ukrainischer Männer stirbt heute im Kampf.
Die ukrainische Bevölkerung ist einfach zu klein, um ihre Armee wieder
aufzustellen. Der Krieg ist verloren.
Was passiert, wenn die Armee zusammenbricht? Wird das außenpolitische
Establishment, das dem Westen einen leichten Sieg versprochen hat, nun zu
Atomwaffen greifen, als Verteidigung gegen die plötzliche, unerwartete
Katastrophe, die sich jetzt auf dem Schlachtfeld abzeichnet?
Die USA müssen auf einen Waffenstillstand und auf Friedensgespräche
drängen, in welcher Form und mit welchen Vermittlern auch immer, so daß die
Parteien es akzeptieren. Die Risiken für die Menschheit werden von Tag zu Tag
größer, und wir müssen jetzt handeln.
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