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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

„Unser wichtigster Stellvertreter
im Krieg gegen Syrien war Al-Kaida“

Von Oberst a.D. Richard Black

Richard Black war Leiter der Strafrechtsabteilung der US-Armee im Pentagon und Landessenator des US-Bundesstaats Virginia.

Ich möchte unseren Zuhörern nur kurz die Ursprünge des syrischen Krieges erläutern. Das war in keiner Weise ein Aufstand im eigenen Land. Die Vereinigten Staaten haben den Krieg von Anfang an geplant und angezettelt.

2007, also vier Jahre vor dem eigentlichen Kriegsbeginn, fing Wikileaks ein Kabel aus dem Jahr ab, in dem die US-Botschaft in Damaskus detailliert beschrieb, wie wir die Regierung stürzen könnten. Einer der wichtigsten Vorschläge war, daß wir den religiösen Haß zwischen den schiitischen und sunnitischen Muslimen schüren sollten, was sich sehr destabilisierend auf das Land auswirken würde. Das hat sich auch tatsächlich bewahrheitet.

2011, drei Monate vor Beginn des Krieges in Syrien, starteten die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich einen unprovozierten Angriff auf Libyen. Wir erbeuteten dessen riesiges Waffenarsenal; wir lieferten diese Waffen an die Türkei, die sie dann über die Grenze an die islamistischen Terroristen weiterleitete, die das Land destabilisierten.

2012, kurz nach Beginn des Krieges, innerhalb eines Jahres, lieferte die CIA bereits Waffen an alle syrischen Terroristen. Aus Lagerhäusern, die die Central Intelligence Agency heimlich jenseits der Grenze in der Türkei gebaut hatte, wurden Berge von Waffen geschickt. Präsident Obama genehmigte das im Rahmen des verdeckten Programms „Timber Sycamore“.

Doktrin des Schreckens

Die Terroristen, die den Aufstand gegen die rechtmäßige Regierung Syriens führten, verfolgten eine Doktrin des Schreckens. Die Doktrin des Schreckens beruhte auf der Vorstellung, daß die Menschen einfach aufgeben und keinen Widerstand leisten würden, wenn man sie genug in Angst und Schrecken versetzt. Unsere wichtigsten Stellvertreter in diesem Krieg war Al-Kaida in Syrien, die mehrere Namen hatte – Al-Nusra, Tahrir Al-Scham –, eine gewisse Unklarheit, um die Öffentlichkeit zu verwirren. Doch sie war in dem Krieg unser wichtigster Verbündeter: Al-Kaida in Syrien! Al-Kaida, dieselbe Gruppe, die am 11. September 2001 die Jets in die Zwillingstürme und das Pentagon flog und etwa 3000 Amerikaner hier in unserem Land tötete. Das waren die Leute, mit denen wir uns nur zehn Jahre nach dem 11. September verbündeten.

Die Doktrin des Schreckens war so grausam und so barbarisch, daß die CIA unmöglich Al-Kaida und ISIS direkt mit Waffen beliefern konnte. Aus diesem Grund haben wir Panzer, Artillerie, Raketen und alle Arten von schweren, fortschrittlichen Waffen in großen Mengen beschafft und an die Türkei, Saudi-Arabien und Katar geliefert und verkauft, um Al-Kaida und ISIS zu bewaffnen.

Kein Verbrechen war uns [Amerikanern] zu abscheulich, um die Sache durchzusetzen. Das ultimative Ziel war die Schaffung eines neokolonialen Imperiums mit den Vereinigten Staaten an der Spitze, in dem wir die Kontrolle über alle Öl- und Gasressourcen des Nahen Ostens haben.

Das haben wir unter anderem durch die Invasion des Irak erreicht, ein unprovozierter Krieg, der 1-2 Millionen Menschen das Leben gekostet hat. Syrien war dann der größte Stolperstein für die NATO und die westlichen Mächte und für das, was sie vorhatten.

Während des gesamten Krieges in Syrien waren die Medien Komplizen der Kriegsverbrechen, die diesen Krieg prägten. Sie haben die Terroristen als nette Kerle dargestellt, die einfach nur ein bißchen mehr Demokratie wollen. Tatsache ist, daß sich alle diese Gruppen zu Wort meldeten und öffentlich erklärten, daß sie einen radikal-islamischen Staat errichten wollen, in dem die Scharia-Gesetze aus dem 8. Jahrhundert gelten. Die gesamte Medienberichterstattung war völlig falsch.

Eine der wichtigsten Waffen in der Doktrin des Schreckens waren Massenvergewaltigungen. Nun hört man ja immer wieder Behauptungen über Vergewaltigungen, da sei dies passiert und jenes passiert; und tatsächlich kann es im Laufe jedes Krieges zu Vergewaltigungen kommen.

Der Unterschied ist der, daß in Syrien Massenvergewaltigungen als ein wesentliches Element der terroristischen Doktrin eingesetzt wurden. Es war die Idee, daß man seinen Samen in alle Frauen der Nation pflanzen könne und das die eigene Sache voranbringen würde. Und man konnte damit auch ein Gefühl lähmender Angst erzeugen. Viele syrische Frauen begingen lieber Selbstmord, als sich von Gruppen von Dschihadisten vergewaltigen zu lassen, wenn sie wußten, daß die Terroristen im Anmarsch waren.

Die Zahl der Vergewaltigungen in Syrien war so schrecklich, daß die Regierung, das Parlament und der Präsident es für notwendig hielten, neue Gesetze zu erlassen, die das traditionelle islamische Konzept der Vaterschaft änderten, damit Vergewaltiger keine Vaterrechte an den Kindern der Frauen haben, die sie durch Vergewaltigung schwängerten.

Es gab einen Fall, in dem einer der dschihadistischen Kriegsherren eine 13-jährige Sklavin, die er besaß, ein Mädchen, entführte, sie nackt auszog und an der Windschutzscheibe seines amerikanischen Geländewagens festband, mit dem er in die Schlacht fuhr. Er tat dies in dem Wissen, daß die Syrisch-Arabische Armee, die sehr diszipliniert ist und sehr gute Truppen hat, nicht auf ein armes, schluchzendes Mädchen schießen würde, das an seine Windschutzscheibe gefesselt war.

Syrien besiegt die Terroristen

Das syrische Volk hat sich während dieses elfjährigen Krieges zu keinem Zeitpunkt hinter irgendeinen der von den Vereinigten Staaten vorgeschlagenen Führer gestellt. Kein einziger von ihnen hat sich bei der syrischen Bevölkerung durchgesetzt. Das syrische Volk steht hinter Baschar al-Assad, seinem Präsidenten. Sie haben ihn gewählt und wiedergewählt. Sie wollen ihre Freiheit, sie wollen ihre Verfassung.

Syrien hat die einzige Verfassung unter allen arabischen Ländern, die Religionsfreiheit garantiert. Ich habe ihre Verfassung gelesen; sie garantiert die Religionsfreiheit sogar an drei Stellen. Sie garantiert die Rechte der Frauen. Es ist die modernste aller Verfassungen dort, dennoch wird ausgerechnet sie kritisiert. Die Vereinigten Staaten lassen Saudi-Arabien schärfste Kritik an der syrischen Verfassung üben. Da ist Saudi-Arabien, das gar keine Verfassung hat, sondern unter einer bösartigen Scharia lebt, und sie kritisieren Syrien, weil seine Verfassung nicht liberal genug sei. Das ist ziemlich absurd!

Und was ist passiert? Das syrische Volk hatte enorme Willenskraft. Ein kleines Land mit 23 Millionen Einwohnern sah sich zwei Dritteln der militärischen und industriellen Macht der Welt gegenüber, die fest entschlossen waren, es zu vernichten, in der Hoffnung, ihm Stücke aus dem Fleisch zu reißen und soviel Reichtum wie möglich an sich zu raffen. Doch Syrien wehrte sich tapfer gegen alle diese Länder – alle NATO-Länder, die westlichen Länder.

So kam es, daß die syrische Armee 2016 durch Gottes Gnade begann, sie zurückzuschlagen. Sie besiegte ISIS und vertrieb sie, zuerst aus Palmyra. Später vertrieben sie sie aus Aleppo, in einer großen Schlacht, die an die gewaltige Schlacht von Stalingrad im Zweiten Weltkrieg erinnerte, wo Hitlers Truppen schließlich die Schlacht von Stalingrad verloren. Und das war der Anfang vom Ende. Der Verlust von Aleppo, um das vier Jahre lang gekämpft worden war, war der Anfang vom Ende für die syrischen Terroristen.

Kriminelle Besatzung und Sanktionen

An dem Punkt war John Kerry, der Außenminister unter Barack Obama, außer sich vor Wut. Er sah, wie ISIS und Al-Kaida zurückgedrängt wurden, wie sie die Initiative verloren. So kündigte er zu diesem Zeitpunkt an, daß die Vereinigten Staaten nun Plan B umsetzen würden.

Plan B sah vor, daß die Vereinigten Staaten im nördlichen Teil Syriens einmarschieren. Nordsyrien ist die Kornkammer des ganzen Landes. Dort wird der Weizen angebaut, und dort befinden sich auch die wichtigsten Felder mit Erdöl zum Heizen und für den Transport. John Kerrys Plan B zielte darauf ab, diese Region einzunehmen, was wir auch getan haben. Wir haben amerikanische Truppen gelandet, wir haben Land besetzt, wir haben in vielerlei Hinsicht gegen die syrische Armee gekämpft. Wir haben die ISIS-Kräfte in der Schlacht von Deir Ezzor aus der Luft unterstützt und es ISIS ermöglicht, die heldenhaften Verteidiger von Deir Ezzor in einem zweistündigen Luftangriff amerikanischer Truppen zu zerschlagen, worauf unmittelbar ein gewaltiger Angriff der ISIS-Truppen folgte, die sich auf diese Schlacht vorbereitet und mit den Vereinigten Staaten abgestimmt hatten. Durch die Vereinigten Staaten wurde ganz Nordsyrien besetzt und die Opposition in Deir Ezzor ausgeschaltet, obwohl die Stadt nie von ISIS erobert wurde. Aber wir haben sie geschwächt, und wir haben das ganze Gebiet besetzt.

Was haben wir getan? Mit der Eroberung des Nordens verfolgten wir zwei Ziele. Das erste war, das ganze Land auszuhungern, Hunger und Unterernährung bei Kindern zu verursachen. Das andere Ziel war es, die syrische Bevölkerung erfrieren zu lassen, insbesondere die älteren Menschen, die am anfälligsten waren, nachdem während dieses elfjährigen Krieges alle Gebäude durch amerikanische Waffen beschädigt waren.

Plan B war effektiv, aber zu Plan B brauchte man noch eine weitere Facette, und das waren die Caesar-Sanktionen. Die Vereinigten Staaten verhängten eine Militär- und Seeblockade, und mit Hilfe dieser Blockade haben wir diese absolut unmenschlichen Sanktionen verhängt, die Syriens Wiederaufbau verhindern sollten. Die Caesar-Sanktionen enthielten eine spezielle Bestimmung, die jeden bestraft, der beim Wiederaufbau hilft. Wir wollten, daß die Menschen weiter in Trümmern leben, der Kälte ausgesetzt sind, frieren und hungern. Das war das Ziel der Caesar-Sanktionen.

Die letzte Rettungsleine, die wir kappen konnten, waren einige syrische Unternehmen und Geschäftsinteressen, die ihre Bankgeschäfte im Libanon abwickelten. Wir haben das dann inszeniert – nicht alle Einzelheiten sind bekannt, aber kurz nachdem Mike Pompeo erklärt hatte, daß wir diese Sanktionen so verschärfen würden, wie sie noch nie verschärft worden waren, gab es eine mysteriöse Explosion eines Schiffes, das Ammoniumnitrat-Dünger geladen hatte, der hochexplosiv ist. Es explodierte und verwüstete den Hafen von Beirut, wobei viele Menschen ums Leben kamen und Tausende verletzt wurden. Dadurch gelang es uns, das libanesische Bankensystem zum Einsturz zu bringen und den gesamten Reichtum der Unternehmen aus Syrien zu vernichten.

Eine Schande für den Westen

Für die Vereinigten Staaten ist kein Verbrechen zu abscheulich, um es mitzumachen. Was wir jetzt erleben, ist eine Fortsetzung der Schrecken, die sich bereits ereignet haben.

Ich werde zum Schluß nur ein Beispiel nennen. Das ist es, was vor sich geht, es gibt Tausende solcher Fälle. Ich werde dieses Foto nicht zeigen, aber ich werde es beschreiben. Es ist zu grausam, um es zu zeigen. Das war das Massaker in al-Zorah. In al-Zorah hat die Gruppe namens Tahrir al-Scham ein kleines alawitisches Dorf eingenommen. Sie zogen hindurch, und das Foto zeigt, daß es in dem Dorf nur sehr wenig Widerstand gab. Da waren nur ein paar Milizionäre, die sich dieser großen Truppe von Al-Kaida-Ablegern gegenübersahen.

Das Bild zeigt einen kleinen Raum, der offenbar von Müttern genutzt wurde, um ihren Kindern Schulunterricht zu erteilen. Auf dem Boden liegen drei Leichen, soweit ich das beurteilen kann; es könnten auch vier sein. Vier Frauen, junge Damen, sehr hellhäutig, von europäischem Aussehen. Es sind alawitische Frauen; die Gemeinschaft ist als Freunde der Christen bekannt. Die Frau im Vordergrund, die tot daliegt, hat helles, rötliches Haar, blasse Haut, sieht sehr europäisch aus.

Einer der Dschihadisten, ein von den USA unterstützter und bewaffneter Dschihadist, steht mit seinem Stiefel auf ihrem noch warmen und blutenden Körper. Und im Hintergrund sieht man eine entsetzliche Menge an verspritztem Blut. Das ist nicht wie Blut, das jemand in einem Glas an die Wand wirft, sondern das sind die Spritzer zahlloser Kugeln, die in die Körper dieser jungen Mütter geschossen wurden. Eine weitere Frau liegt auf der Seite, ihr Gesicht ist blutverschmiert. Und dann ist da noch eine dritte, deren Gesicht nicht zu sehen ist.

Und da sind zwei Dschihadisten, die stolz aufmarschieren, und der eine tritt mit seinem Stiefel fest auf den Rücken der jungen rothaarigen Frau. Und er macht ein Selfie von sich.

Berichten zufolge haben sie an diesem Tag in al-Zorah etwa 43 Frauen und Kinder ermordet. 70 weitere haben sie entführt und in die Sexsklaverei verkauft. Mündlich wurde mir berichtet, daß sie die Kinder des Dorfes mitnahmen, sie an den Zaun des Dorfes banden und sie zusehen ließen, wie sie viele ihrer Eltern folterten und hinrichteten. Danach gingen sie zu den am Zaun gefesselten Kindern, die schluchzten, flehten und um Gnade bettelten. Sie gossen Benzin über sie, zündeten sie an und verbrannten sie.

Das ist der Charakter der Leute, die wir unterstützt haben! Die Vereinigten Staaten und der Westen haben diese Leute elf Jahre lang unterstützt, in unserer festen Entschlossenheit, das freieste und liberalste Land der arabischen Welt zu stürzen – Syrien. Und wir wollten es Leuten wie diesen überlassen, die auf dem Rücken unschuldiger toter Frauen Selfies machen.

Das ist so schändlich! Und jetzt verhöhnen wir auch noch die Menschen in Syrien, die unter dieser schrecklichen Erdbebenkatastrophe leiden. Wir verhöhnen sie mit dem Argument, sie hätten sich ja anders entscheiden können; sie hätten sich auf unsere Seite stellen müssen, und jetzt bekommen sie nur, was sie verdienen. Das ist es im wesentlichen, was das amerikanische Außenministerium sagt.

Es ist eine Schande! Es ist ein Horror! Wenn das amerikanische Volk wüßte, was hier passiert, würde es seine Regierung stürzen. Diese Regierung könnte in den Vereinigten Staaten nicht existieren, wenn die Medien all die Schrecken, die wir dem syrischen Volk zufügen, nicht vor dem amerikanischen Volk verheimlichen würden.

Ich danke Ihnen.