„Unser wichtigster Stellvertreter
im Krieg gegen Syrien war Al-Kaida“
Von Oberst a.D. Richard Black
Richard Black war Leiter der Strafrechtsabteilung der US-Armee
im Pentagon und Landessenator des US-Bundesstaats Virginia.
Ich möchte unseren Zuhörern nur kurz die Ursprünge des syrischen Krieges
erläutern. Das war in keiner Weise ein Aufstand im eigenen Land. Die
Vereinigten Staaten haben den Krieg von Anfang an geplant und angezettelt.
2007, also vier Jahre vor dem eigentlichen Kriegsbeginn, fing
Wikileaks ein Kabel aus dem Jahr ab, in dem die US-Botschaft in
Damaskus detailliert beschrieb, wie wir die Regierung stürzen könnten. Einer
der wichtigsten Vorschläge war, daß wir den religiösen Haß zwischen den
schiitischen und sunnitischen Muslimen schüren sollten, was sich sehr
destabilisierend auf das Land auswirken würde. Das hat sich auch tatsächlich
bewahrheitet.
2011, drei Monate vor Beginn des Krieges in Syrien, starteten die
Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich einen unprovozierten
Angriff auf Libyen. Wir erbeuteten dessen riesiges Waffenarsenal; wir
lieferten diese Waffen an die Türkei, die sie dann über die Grenze an die
islamistischen Terroristen weiterleitete, die das Land destabilisierten.
2012, kurz nach Beginn des Krieges, innerhalb eines Jahres, lieferte die
CIA bereits Waffen an alle syrischen Terroristen. Aus Lagerhäusern, die die
Central Intelligence Agency heimlich jenseits der Grenze in der Türkei gebaut
hatte, wurden Berge von Waffen geschickt. Präsident Obama genehmigte das im
Rahmen des verdeckten Programms „Timber Sycamore“.
Doktrin des Schreckens
Die Terroristen, die den Aufstand gegen die rechtmäßige Regierung Syriens
führten, verfolgten eine Doktrin des Schreckens. Die Doktrin des Schreckens
beruhte auf der Vorstellung, daß die Menschen einfach aufgeben und keinen
Widerstand leisten würden, wenn man sie genug in Angst und Schrecken versetzt.
Unsere wichtigsten Stellvertreter in diesem Krieg war Al-Kaida in Syrien, die
mehrere Namen hatte – Al-Nusra, Tahrir Al-Scham –, eine gewisse Unklarheit, um
die Öffentlichkeit zu verwirren. Doch sie war in dem Krieg unser wichtigster
Verbündeter: Al-Kaida in Syrien! Al-Kaida, dieselbe Gruppe, die am 11.
September 2001 die Jets in die Zwillingstürme und das Pentagon flog und etwa
3000 Amerikaner hier in unserem Land tötete. Das waren die Leute, mit denen
wir uns nur zehn Jahre nach dem 11. September verbündeten.
Die Doktrin des Schreckens war so grausam und so barbarisch, daß die CIA
unmöglich Al-Kaida und ISIS direkt mit Waffen beliefern konnte. Aus diesem
Grund haben wir Panzer, Artillerie, Raketen und alle Arten von schweren,
fortschrittlichen Waffen in großen Mengen beschafft und an die Türkei,
Saudi-Arabien und Katar geliefert und verkauft, um Al-Kaida und ISIS zu
bewaffnen.
Kein Verbrechen war uns [Amerikanern] zu abscheulich, um die Sache
durchzusetzen. Das ultimative Ziel war die Schaffung eines neokolonialen
Imperiums mit den Vereinigten Staaten an der Spitze, in dem wir die Kontrolle
über alle Öl- und Gasressourcen des Nahen Ostens haben.
Das haben wir unter anderem durch die Invasion des Irak erreicht, ein
unprovozierter Krieg, der 1-2 Millionen Menschen das Leben gekostet hat.
Syrien war dann der größte Stolperstein für die NATO und die westlichen Mächte
und für das, was sie vorhatten.
Während des gesamten Krieges in Syrien waren die Medien Komplizen der
Kriegsverbrechen, die diesen Krieg prägten. Sie haben die Terroristen als
nette Kerle dargestellt, die einfach nur ein bißchen mehr Demokratie wollen.
Tatsache ist, daß sich alle diese Gruppen zu Wort meldeten und öffentlich
erklärten, daß sie einen radikal-islamischen Staat errichten wollen, in dem
die Scharia-Gesetze aus dem 8. Jahrhundert gelten. Die gesamte
Medienberichterstattung war völlig falsch.
Eine der wichtigsten Waffen in der Doktrin des Schreckens waren
Massenvergewaltigungen. Nun hört man ja immer wieder Behauptungen über
Vergewaltigungen, da sei dies passiert und jenes passiert; und tatsächlich
kann es im Laufe jedes Krieges zu Vergewaltigungen kommen.
Der Unterschied ist der, daß in Syrien Massenvergewaltigungen als ein
wesentliches Element der terroristischen Doktrin eingesetzt wurden. Es war die
Idee, daß man seinen Samen in alle Frauen der Nation pflanzen könne und das
die eigene Sache voranbringen würde. Und man konnte damit auch ein Gefühl
lähmender Angst erzeugen. Viele syrische Frauen begingen lieber Selbstmord,
als sich von Gruppen von Dschihadisten vergewaltigen zu lassen, wenn sie
wußten, daß die Terroristen im Anmarsch waren.
Die Zahl der Vergewaltigungen in Syrien war so schrecklich, daß die
Regierung, das Parlament und der Präsident es für notwendig hielten, neue
Gesetze zu erlassen, die das traditionelle islamische Konzept der Vaterschaft
änderten, damit Vergewaltiger keine Vaterrechte an den Kindern der Frauen
haben, die sie durch Vergewaltigung schwängerten.
Es gab einen Fall, in dem einer der dschihadistischen Kriegsherren eine
13-jährige Sklavin, die er besaß, ein Mädchen, entführte, sie nackt auszog und
an der Windschutzscheibe seines amerikanischen Geländewagens festband, mit dem
er in die Schlacht fuhr. Er tat dies in dem Wissen, daß die Syrisch-Arabische
Armee, die sehr diszipliniert ist und sehr gute Truppen hat, nicht auf ein
armes, schluchzendes Mädchen schießen würde, das an seine Windschutzscheibe
gefesselt war.
Syrien besiegt die Terroristen
Das syrische Volk hat sich während dieses elfjährigen Krieges zu keinem
Zeitpunkt hinter irgendeinen der von den Vereinigten Staaten vorgeschlagenen
Führer gestellt. Kein einziger von ihnen hat sich bei der syrischen
Bevölkerung durchgesetzt. Das syrische Volk steht hinter Baschar al-Assad,
seinem Präsidenten. Sie haben ihn gewählt und wiedergewählt. Sie wollen ihre
Freiheit, sie wollen ihre Verfassung.
Syrien hat die einzige Verfassung unter allen arabischen Ländern, die
Religionsfreiheit garantiert. Ich habe ihre Verfassung gelesen; sie garantiert
die Religionsfreiheit sogar an drei Stellen. Sie garantiert die Rechte der
Frauen. Es ist die modernste aller Verfassungen dort, dennoch wird
ausgerechnet sie kritisiert. Die Vereinigten Staaten lassen Saudi-Arabien
schärfste Kritik an der syrischen Verfassung üben. Da ist Saudi-Arabien, das
gar keine Verfassung hat, sondern unter einer bösartigen Scharia lebt, und sie
kritisieren Syrien, weil seine Verfassung nicht liberal genug sei. Das ist
ziemlich absurd!
Und was ist passiert? Das syrische Volk hatte enorme Willenskraft. Ein
kleines Land mit 23 Millionen Einwohnern sah sich zwei Dritteln der
militärischen und industriellen Macht der Welt gegenüber, die fest
entschlossen waren, es zu vernichten, in der Hoffnung, ihm Stücke aus dem
Fleisch zu reißen und soviel Reichtum wie möglich an sich zu raffen. Doch
Syrien wehrte sich tapfer gegen alle diese Länder – alle NATO-Länder, die
westlichen Länder.
So kam es, daß die syrische Armee 2016 durch Gottes Gnade begann, sie
zurückzuschlagen. Sie besiegte ISIS und vertrieb sie, zuerst aus Palmyra.
Später vertrieben sie sie aus Aleppo, in einer großen Schlacht, die an die
gewaltige Schlacht von Stalingrad im Zweiten Weltkrieg erinnerte, wo Hitlers
Truppen schließlich die Schlacht von Stalingrad verloren. Und das war der
Anfang vom Ende. Der Verlust von Aleppo, um das vier Jahre lang gekämpft
worden war, war der Anfang vom Ende für die syrischen Terroristen.
Kriminelle Besatzung und Sanktionen
An dem Punkt war John Kerry, der Außenminister unter Barack Obama, außer
sich vor Wut. Er sah, wie ISIS und Al-Kaida zurückgedrängt wurden, wie sie die
Initiative verloren. So kündigte er zu diesem Zeitpunkt an, daß die
Vereinigten Staaten nun Plan B umsetzen würden.
Plan B sah vor, daß die Vereinigten Staaten im nördlichen Teil Syriens
einmarschieren. Nordsyrien ist die Kornkammer des ganzen Landes. Dort wird der
Weizen angebaut, und dort befinden sich auch die wichtigsten Felder mit Erdöl
zum Heizen und für den Transport. John Kerrys Plan B zielte darauf ab, diese
Region einzunehmen, was wir auch getan haben. Wir haben amerikanische Truppen
gelandet, wir haben Land besetzt, wir haben in vielerlei Hinsicht gegen die
syrische Armee gekämpft. Wir haben die ISIS-Kräfte in der Schlacht von Deir
Ezzor aus der Luft unterstützt und es ISIS ermöglicht, die heldenhaften
Verteidiger von Deir Ezzor in einem zweistündigen Luftangriff amerikanischer
Truppen zu zerschlagen, worauf unmittelbar ein gewaltiger Angriff der
ISIS-Truppen folgte, die sich auf diese Schlacht vorbereitet und mit den
Vereinigten Staaten abgestimmt hatten. Durch die Vereinigten Staaten wurde
ganz Nordsyrien besetzt und die Opposition in Deir Ezzor ausgeschaltet, obwohl
die Stadt nie von ISIS erobert wurde. Aber wir haben sie geschwächt, und wir
haben das ganze Gebiet besetzt.
Was haben wir getan? Mit der Eroberung des Nordens verfolgten wir zwei
Ziele. Das erste war, das ganze Land auszuhungern, Hunger und Unterernährung
bei Kindern zu verursachen. Das andere Ziel war es, die syrische Bevölkerung
erfrieren zu lassen, insbesondere die älteren Menschen, die am anfälligsten
waren, nachdem während dieses elfjährigen Krieges alle Gebäude durch
amerikanische Waffen beschädigt waren.
Plan B war effektiv, aber zu Plan B brauchte man noch eine weitere Facette,
und das waren die Caesar-Sanktionen. Die Vereinigten Staaten verhängten eine
Militär- und Seeblockade, und mit Hilfe dieser Blockade haben wir diese
absolut unmenschlichen Sanktionen verhängt, die Syriens Wiederaufbau
verhindern sollten. Die Caesar-Sanktionen enthielten eine spezielle
Bestimmung, die jeden bestraft, der beim Wiederaufbau hilft. Wir wollten, daß
die Menschen weiter in Trümmern leben, der Kälte ausgesetzt sind, frieren und
hungern. Das war das Ziel der Caesar-Sanktionen.
Die letzte Rettungsleine, die wir kappen konnten, waren einige syrische
Unternehmen und Geschäftsinteressen, die ihre Bankgeschäfte im Libanon
abwickelten. Wir haben das dann inszeniert – nicht alle Einzelheiten sind
bekannt, aber kurz nachdem Mike Pompeo erklärt hatte, daß wir diese Sanktionen
so verschärfen würden, wie sie noch nie verschärft worden waren, gab es eine
mysteriöse Explosion eines Schiffes, das Ammoniumnitrat-Dünger geladen hatte,
der hochexplosiv ist. Es explodierte und verwüstete den Hafen von Beirut,
wobei viele Menschen ums Leben kamen und Tausende verletzt wurden. Dadurch
gelang es uns, das libanesische Bankensystem zum Einsturz zu bringen und den
gesamten Reichtum der Unternehmen aus Syrien zu vernichten.
Eine Schande für den Westen
Für die Vereinigten Staaten ist kein Verbrechen zu abscheulich, um es
mitzumachen. Was wir jetzt erleben, ist eine Fortsetzung der Schrecken, die
sich bereits ereignet haben.
Ich werde zum Schluß nur ein Beispiel nennen. Das ist es, was vor sich
geht, es gibt Tausende solcher Fälle. Ich werde dieses Foto nicht zeigen, aber
ich werde es beschreiben. Es ist zu grausam, um es zu zeigen. Das war das
Massaker in al-Zorah. In al-Zorah hat die Gruppe namens Tahrir al-Scham ein
kleines alawitisches Dorf eingenommen. Sie zogen hindurch, und das Foto zeigt,
daß es in dem Dorf nur sehr wenig Widerstand gab. Da waren nur ein paar
Milizionäre, die sich dieser großen Truppe von Al-Kaida-Ablegern
gegenübersahen.
Das Bild zeigt einen kleinen Raum, der offenbar von Müttern genutzt wurde,
um ihren Kindern Schulunterricht zu erteilen. Auf dem Boden liegen drei
Leichen, soweit ich das beurteilen kann; es könnten auch vier sein. Vier
Frauen, junge Damen, sehr hellhäutig, von europäischem Aussehen. Es sind
alawitische Frauen; die Gemeinschaft ist als Freunde der Christen bekannt. Die
Frau im Vordergrund, die tot daliegt, hat helles, rötliches Haar, blasse Haut,
sieht sehr europäisch aus.
Einer der Dschihadisten, ein von den USA unterstützter und bewaffneter
Dschihadist, steht mit seinem Stiefel auf ihrem noch warmen und blutenden
Körper. Und im Hintergrund sieht man eine entsetzliche Menge an verspritztem
Blut. Das ist nicht wie Blut, das jemand in einem Glas an die Wand wirft,
sondern das sind die Spritzer zahlloser Kugeln, die in die Körper dieser
jungen Mütter geschossen wurden. Eine weitere Frau liegt auf der Seite, ihr
Gesicht ist blutverschmiert. Und dann ist da noch eine dritte, deren Gesicht
nicht zu sehen ist.
Und da sind zwei Dschihadisten, die stolz aufmarschieren, und der eine
tritt mit seinem Stiefel fest auf den Rücken der jungen rothaarigen Frau. Und
er macht ein Selfie von sich.
Berichten zufolge haben sie an diesem Tag in al-Zorah etwa 43 Frauen und
Kinder ermordet. 70 weitere haben sie entführt und in die Sexsklaverei
verkauft. Mündlich wurde mir berichtet, daß sie die Kinder des Dorfes
mitnahmen, sie an den Zaun des Dorfes banden und sie zusehen ließen, wie sie
viele ihrer Eltern folterten und hinrichteten. Danach gingen sie zu den am
Zaun gefesselten Kindern, die schluchzten, flehten und um Gnade bettelten. Sie
gossen Benzin über sie, zündeten sie an und verbrannten sie.
Das ist der Charakter der Leute, die wir unterstützt haben! Die Vereinigten
Staaten und der Westen haben diese Leute elf Jahre lang unterstützt, in
unserer festen Entschlossenheit, das freieste und liberalste Land der
arabischen Welt zu stürzen – Syrien. Und wir wollten es Leuten wie diesen
überlassen, die auf dem Rücken unschuldiger toter Frauen Selfies machen.
Das ist so schändlich! Und jetzt verhöhnen wir auch noch die Menschen in
Syrien, die unter dieser schrecklichen Erdbebenkatastrophe leiden. Wir
verhöhnen sie mit dem Argument, sie hätten sich ja anders entscheiden können;
sie hätten sich auf unsere Seite stellen müssen, und jetzt bekommen sie nur,
was sie verdienen. Das ist es im wesentlichen, was das amerikanische
Außenministerium sagt.
Es ist eine Schande! Es ist ein Horror! Wenn das amerikanische Volk wüßte,
was hier passiert, würde es seine Regierung stürzen. Diese Regierung könnte in
den Vereinigten Staaten nicht existieren, wenn die Medien all die Schrecken,
die wir dem syrischen Volk zufügen, nicht vor dem amerikanischen Volk
verheimlichen würden.
Ich danke Ihnen.
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