Aufbau einer Gemeinschaft des Friedens und der gemeinsamen Entwicklung
Von Yoro Diallo
Prof. Yoro Diallo ist Forschungsleiter und Direktor des
Zentrums für frankophone Studien und Direktor des Afrikanischen Museums des
Instituts fürs Afrikastudien der Zhejiang Normal University in China.
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Teilnehmer, guten Morgen, guten Abend,
ob Sie nun in Afrika, Europa, Asien oder Amerika sind.
Erlauben Sie mir zunächst, mich an die Leitung des Schiller-Instituts zu
wenden. Meinen aufrichtigen Dank für die Einladung zu dieser internationalen
Konferenz und meine herzlichsten Glückwünsche für die erfolgreiche
Organisation dieser wichtigen Veranstaltung, deren Zweck mir außerordentlich
passend erscheint. Diese Konferenz ist Teil der laufenden Debatte über
Weltfrieden, globale Sicherheit, Multilateralismus, aber auch und vor allem
über Entwicklung und ein besseres Leben, für die Bestrebungen aller Völker der
Welt.
Meine Damen und Herren, die Welt steht vor enormen Spannungen und
Herausforderungen. Unilateralismus, Protektionismus, Hegemonismus, der Geist
der Konfrontation und des Kalten Krieges sind neben vielen anderen Faktoren,
die den Weltfrieden und die von den Völkern so sehr gewünschte Entwicklung
beeinträchtigen. Die Bedrohungen des Friedens sind Quellen der Instabilität
und Unsicherheit. Anstatt zu versuchen, das Feuer zu löschen, schüren einige
Länder und Organisationen es energisch mit dem alleinigen Ziel, ihre
Hegemoniebestrebungen zu befriedigen, und legen damit den Mangel der globalen
Governance offen. Wo ist die UNO? Das ist die Frage, die sich Menschen, die
Frieden und Gerechtigkeit lieben, auf der ganzen Welt stellen.
In diesem schwierigen und komplexen Kontext entfaltet sich seit einiger
Zeit eine Quelle des Friedens und der Entwicklung, die die internationalen
Beziehungen bereichert und der internationalen Gemeinschaft als Beispiel
dient. Dies ist die chinesisch-afrikanische Zusammenarbeit.
Von den Anfängen bis heute
Wenn wir über die chinesisch-afrikanische Zusammenarbeit sprechen, ist es
wichtig, einen Blick auf die zeitgenössische Geschichte zu werfen, die ein
unumstößliches Zeugnis der historischen Wahrheit ist. Die Geschichte lehrt
uns, daß die Volksrepublik China seit ihrer Gründung im Jahr 1949 niemals
einen Krieg oder einen Konflikt provoziert hat, noch hat sie Streitkräfte in
einem fremden Land eingesetzt. Ihr Verhalten beruht auf den fünf Grundsätzen
der friedlichen Koexistenz, die von den afrikanischen Ländern geteilt werden,
die sich nur schwer von den Folgen der Fremdherrschaft befreien können.
Die Geschichte lehrt uns, daß die chinesisch-afrikanischen Beziehungen, die
ihre Wurzeln im Leid unter jeglicher Art von Herrschaft haben, im Rahmen der
„Bewegung der Blockfreien“ eine neue Wendung nahmen. Im Jahr 1955 trafen sich
29 afrikanische und asiatische Staaten in Bandung, Indonesien. Die Konferenz
von Bandung – die Konferenz der Verdammten der Erde – betonte „die dringende
Notwendigkeit, die wirtschaftliche Entwicklung in der afrikanisch-asiatischen
Zone zu fördern“. Seitdem unterstützen sich China und Afrika gegenseitig in
ihrem Bestreben, sich zu emanzipieren und ihren eigenen Entwicklungsweg zu
gehen. Die Kämpfe um Unabhängigkeit lassen eine solide und aufrichtige
Freundschaft entstehen. Wahre Freundschaften bilden sich in Zeiten der Not,
heißt es.
1978 hat China dank der Führung der Kommunistischen Partei die Politik der
„Reform und Öffnung“ eingeleitet, die es dem Land ermöglichte, in allen
Bereichen der Entwicklung wahre Wunder zu vollbringen. Dem Geist von Bandung
fest verpflichtet, beschlossen China und die afrikanischen Länder im Jahr 2000
in Peking die Gründung des Forums für die Zusammenarbeit zwischen China und
Afrika (FOCAC). Seitdem ist die Zusammenarbeit zwischen China und Afrika im
Laufe der Jahre immer stärker geworden.
Im Jahr 2013, also vor zehn Jahren, hat der chinesische Präsident Xi
Jinping die Grundsätze „Aufrichtigkeit, effektive Ergebnisse, Freundschaft und
guter Glaube sowie das Streben nach dem höchsten Guten und gemeinsamen
Interessen in den chinesisch-afrikanischen Beziehungen“ eingeführt.
Seitdem hat diese Zusammenarbeit große Erfolge zum Nutzen beider Seiten
erzielt. Der chinesische Präsident hat dem Kontinent zahlreiche offizielle
Besuche abgestattet und an Videokonferenzen mit seinen afrikanischen Kollegen
teilgenommen. China ist seit 13 Jahren in Folge der größte Handelspartner
Afrikas. Das Volumen des chinesisch-afrikanischen Handels wird für das Jahr
2022 auf über 260 Milliarden US-Dollar geschätzt. Das Wachstum der
chinesischen Importe aus Afrika hat erneut das Wachstum der chinesischen
Exporte nach Afrika übertroffen. 52 afrikanische Länder und die AU-Kommission
haben Kooperationsabkommen mit China im Rahmen der „Belt and Road Initiative“
unterzeichnet.
Auf dem Johannesburg-Gipfel 2015 wurde die „Chinesisch-afrikanische
Konferenz über Armutsbekämpfung und Entwicklung“ als offizielles Instrument
des Forums für chinesisch-afrikanische Zusammenarbeit eingerichtet. Im Juli
2018 stattete Präsident Xi Jinping Afrika seinen neunten Besuch ab, den
vierten als Präsident der Volksrepublik China. Auf dem 7. FOCAC-Gipfel, der im
September 2018 in Peking stattfand, arbeiteten die beiden Seiten gemeinsam an
dem Thema: „China und Afrika: Aufbau einer noch stärkeren
Schicksalsgemeinschaft durch Win-Win-Kooperation“. Dies gab der
chinesisch-afrikanischen Zusammenarbeit für eine gemeinsame Entwicklung neuen
Schwung. Das Gipfeltreffen verknüpfte das FOCAC eng mit der „Belt and Road
Initiative“, der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten
Nationen, der Entwicklungsagenda 2063 der Afrikanischen Union und den
nationalen Entwicklungsstrategien der afrikanischen Länder. Auf dem
Gipfeltreffen bekräftigte Präsident Xi Jinping, daß „China immer ein guter
Freund, ein guter Partner und ein guter Bruder für Afrika sein wird. Auf dem
Gipfeltreffen wurde auch die Bedeutung von Synergien zwischen der „Belt and
Road Initiative“ und der Agenda 2063 der Afrikanischen Union betont.
Was bereits erreicht wurde
Am 18. August 2022 wurde auf dem „Koordinatorentreffen zur Umsetzung der
Folgemaßnahmen der 8. Ministerkonferenz des Forums für chinesisch-afrikanische
Zusammenarbeit“, die im November 2021 in Dakar, Senegal, stattfand, der Erfolg
der 8. Konferenz festgestellt. Trotz der Spannungen auf der internationalen
Bühne, hegemonialer Praktiken und Einschüchterungen haben China und Afrika
ihren Kurs beibehalten, indem sie sich auf die Zusammenarbeit konzentrierten,
ihre Kooperation im Infrastrukturbereich vorantrieben und mehrere Großprojekte
abschlossen, darunter die Foundiougne-Brücke in Senegal, die Nairobi-Autobahn,
die Kribi-Lolabe-Autobahn in Kamerun und die Ramadan-Stadtbahn in Ägypten.
Was die Darlehen betrifft, so handelt es sich bei den Milliarden Dollar,
die China für Afrika bereitstellt, meist um langfristige, rückzahlbare
Darlehen. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß 35% der
Auslandsschulden afrikanischer Regierungen von multilateralen Institutionen
wie der Weltbank gehalten werden. 32% dieser Schulden werden von privaten
Kreditgebern gehalten und nur 20% von China. China hat 17 afrikanischen
Ländern von 23 zinslosen Darlehen, die Ende 2021 fällig waren, die Schulden
erlassen. China ist bereit, 10 Milliarden US-Dollar seiner
Sonderziehungsrechte nach Afrika umzuleiten und den IWF zu ermutigen, Chinas
Beiträge direkt nach Afrika zu leiten.
Zum Thema Schulden sagte der Präsident der Republik Senegal, Macky Sall,
auf der Pressekonferenz am Rande des Gipfels 2018 in Peking: „Wir (Afrikaner)
wissen, was wir in unserer Zusammenarbeit mit China wollen... Die Schulden,
die wir bei China haben, sind sehr gut unter Kontrolle. Daran gibt es keinen
Zweifel. Trotz dieser feierlichen Erklärung werden immer noch unangemessene,
wenn nicht gar arrogante Aussagen über die chinesisch-afrikanische
Zusammenarbeit gemacht.“
In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat China über das Forum für
chinesisch-afrikanische Zusammenarbeit Afrika beim Bau von mehr als 10.000
Kilometern Autobahnen, 6.000 Kilometern Eisenbahnstrecken, Hunderten von
Flughäfen, Häfen und Kraftwerken sowie von mehr als 130 medizinischen
Einrichtungen, 45 Stadien und mehr als 170 Schulen unterstützt. Mehr als
21.000 chinesische Gesundheitsfachkräfte wurden nach Afrika entsandt, um über
200 Millionen Patienten zu behandeln. Heute ist China der größte Geber von
Stipendien und Ausbildungsmaßnahmen für afrikanische Länder.
Von Januar bis November 2022 belief sich der Handel zwischen Afrika und
China auf 258,9 Milliarden Dollar. Dies übersteigt das Gesamtvolumen des
Handels zwischen Afrika und China im gesamten Jahr 2021, das sich auf 254
Milliarden Dollar beläuft. Damit behauptet China seine führende Position als
größter Wirtschaftspartner des Kontinents. Die chinesischen Einfuhren
afrikanischer Produkte erreichten in sieben Monaten 70,6 Milliarden US-Dollar.
China hat mit 12 afrikanischen Ländern einen Schriftverkehr über die
Abschaffung von Zöllen für 98% ihrer Exportprodukte nach China geführt. Viele
afrikanische Agrarerzeugnisse haben den chinesischen Markt bereits erreicht.
Gemeinsame Zentren zwischen China und Afrika für den Austausch, die
Demonstration und die Ausbildung im Bereich der modernen Agrartechnologie
wurden eingerichtet. Chinesische Unternehmen investieren verstärkt in den
Agrarsektor in Afrika. Mit der Initiative „100 Unternehmen in 1000 Dörfern“
tragen chinesische Unternehmen zur Schaffung von Arbeitsplätzen, zur
Verringerung der Armut und zur Verbesserung der Lebensbedingungen der
ländlichen Haushalte in Afrika bei. Im Bereich Gesundheit hat China mehr als
189 Millionen Dosen COVID-Impfstoff an afrikanische Länder geliefert. Derzeit
hat die gemeinsame Produktion von COVID-19-Impfstoff in Afrika eine jährliche
Kapazität von rund 400 Millionen Dosen erreicht.
Im Bereich Frieden und Sicherheit fand das zweite China-Afrika-Forum für
Frieden und Sicherheit statt. China hat den Ländern in der Sahelzone, am Horn
von Afrika und am Golf von Guinea militärische Hilfe geleistet. China ist das
erste Land, das die Mitgliedschaft der Afrikanischen Union im Sicherheitsrat
der Vereinten Nationen und in der G20 unterstützt. Es beabsichtigt, die G20 zu
ermutigen, energische Maßnahmen zu ergreifen, um eine stärkere Rolle der AU
und der afrikanischen Länder im globalen Governance-System zu
unterstützen.
Am 11. Januar 2023 unternahm der chinesische Außenminister Qin Gang seine
erste Auslandsreise nach Afrika, als er in Addis Abeba an der Zeremonie zur
Fertigstellung des Sitzes der Afrikanischen CDC teilnahm. Er folgte damit
einer Tradition, die die chinesische Diplomatie seit 33 Jahren pflegt. Bei
dieser Gelegenheit bekräftigte er, daß „die Stärkung der Solidarität und der
Zusammenarbeit mit den afrikanischen Ländern eine Priorität der chinesischen
Diplomatie bleibt und daß China und Afrika ungeachtet der Gefahren auf der
internationalen Bühne eine Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Zukunft bilden
werden“. Das AU-Konferenzzentrum, der Sitz der Afrikanischen Kommission, die
Eisenbahnlinien Mombasa-Nairobi und Addis Abeba-Dschibuti, die zahlreichen
Straßen-, Elektrizitäts-, Telekommunikations-, Hafen- und anderen Projekte,
die auf dem gesamten Kontinent durchgeführt werden, tragen zweifellos zur
Stärkung der Kapazitäten der afrikanischen Länder für eine eigenständige und
nachhaltige Entwicklung bei.
Meine Damen und Herren, ich möchte meine Rede mit der Feststellung
abschließen, daß angesichts der konkreten Errungenschaften, der laufenden
Projekte und der gemeinsamen Ambitionen für die gemeinsame Entwicklung Chinas
und Afrikas das Forum für China-Afrika-Kooperation und die „Belt and
Road“-Initiative“ Flaggschiffe einer aufrichtigen, beispielhaften
Süd-Süd-Kooperation bleiben, die den Völkern im Bereich der internationalen
Zusammenarbeit Hoffnung gibt.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
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