Wasser für Frieden und Entwicklung
Von Dr. Alain Gachet
Dr. Alain Gachet ist Präsident der Firma Radar Technologies
International Exploration und Erfinder der WATEX-Methode (Water Exploration)
zur Ortung von Grundwasserleitern per Satellit. Dr. Gachet konnte nicht
persönlich an der Straßburger Konferenz des Schiller-Instituts teilnehmen,
stellte jedoch ein Video über das WATEX-Verfahren als Konferenzbeitrag zur
Verfügung. Da sich die Kombination Bild und Text im Video schriftlich nur sehr
unvollkommen widergeben läßt, bringen wir hier nur eine Zusammenfassung des
Videos. Sie finden es mit deutscher Simultanübersetzung im Youtube-Kanal des
Schiller-Instituts unter https://www.youtube.com/watch?v=0QK3ahwH_uU&t=5076s.
Es wurde eingeleitet von Jacques Cheminade, dem Vorsitzenden der Partei
Solidarité & Progrѐs, der die Sitzung moderierte.
Einleitung von Jacques Cheminade: Das Thema Wasser ist und
wird immer mehr zu einer Frage des Weltfriedens, eines Friedens, der auf einer
integrierten Bewirtschaftung der Ressourcen und einer gemeinsamen Entwicklung
beruht. In Frankreich wird in den kommenden Jahren zwischen 10 und 40% weniger
Wasser zur Verfügung stehen, und diese Herausforderung kann nicht durch eine
Vervielfachung der Anzahl von Mega-Reservoirs bewältigt werden. Auf globaler
Ebene erstreckt sich eine Diagonale des Durstes von Tanger bis nach
Nordostchina und durchquert ganz Südwestasien. Die Herausforderung kann nicht
einfach durch die Vergrößerung von Staudämmen bewältigt werden. Es ist eine
Frage von Leben und Tod.
Die Dringlichkeit ist unmittelbar. Untätigkeit ist kriminell. Der Verzehr
von unsauberem Wasser verursacht weltweit über 2,5 Millionen Todesfälle pro
Jahr. Alle Flüchtlinge, die auf den Straßen und unter den Brücken Europas zu
finden sind, haben eines gemeinsam: Sie kommen aus Ländern, in denen grausame
Wasserknappheit herrscht: Sudan, Eritrea, Mali, Tschad, Burkina Faso,
Kurdistan, Afghanistan, Syrien und viele andere. Nicht zu handeln ist
kriminell, denn es gibt Lösungen.
Angefangen bei der Verringerung der oft enormen Wasserverluste, der
Beendigung der Bodenversiegelung, der Wiederherstellung von Feuchtgebieten, wo
immer dies möglich ist, der Rückgewinnung der kostbaren Flüssigkeit aus den
Kläranlagen und ihrer zusätzlichen Behandlung (Filtration, Desinfektion durch
UV-Strahlung oder chemische Bestrahlung), um toxische Stoffe und eventuelle
Gesundheitsrisiken zu beseitigen. In Frankreich wird weniger als 1% des
Abwassers behandelt, während es in Italien 8%, in Spanien 14% und in Israel
85% sind.
All dies reicht jedoch nicht aus, vor allem nicht in den ärmsten Ländern,
die am stärksten betroffen sind, denn die Herausforderung besteht darin, den
bestehenden Gewässern nicht zu viel Wasser zu entziehen, indem man die
Wasserströme umleitet. Auch die Entsalzung von Meerwasser, die in
Saudi-Arabien und Kalifornien erfolgreich praktiziert wird, wäre auf globaler
Ebene zu energieintensiv, und durch die Rückhaltung von verdunstendem
Oberflächenwasser werden heute unnötigerweise unterirdische Ressourcen für
wasserintensive landwirtschaftliche Praktiken verbraucht. Abgesehen von den
nützlichen, aber unzureichenden Ansätzen, die ich gerade erwähnt habe, sagt
uns mein Freund Alain Gachet, daß das Wasser im Untergrund auf uns wartet.
Dieses unterirdische Wasser verdunstet nicht und verschmutzt nicht, und
seine Ressourcen sind hundertmal größer als alle Seen und Flüsse auf der
Erdoberfläche. Es wird uns in die Lage versetzen, das gemeinsame Wasser zur
besten Waffe für den Frieden und den Respekt vor dem Leben zu machen. Es wird
uns auch ermöglichen, brennende Wälder wieder aufzuforsten und Böden
wiederherzustellen, die ausgelaugt und erodiert sind.
Aquifere können per Satellit (mit Röntgenstrahlen) geortet werden, und das
Wasser kann mit Bohrgeräten, die tief genug gehen können, abgepumpt werden, so
wie es die Ölgesellschaften tun, aber nicht die Wasserwirtschaftsbehörden. Es
ist offensichtlich, daß alles eine Frage des politischen Willens ist: das
menschliche Leben wird über den unmittelbaren Profit gestellt.
Seit 20 Jahren kämpfen Alain Gachet, seine Freunde und Mitarbeiter von
Darfur bis zum Irak, aber auch in Kenia und Costa Rica, um seine Aktionsmittel
erfolgreich zu testen und den Menschen klarzumachen, daß es Lösungen gibt, die
nicht umgesetzt werden.
Für das Schiller-Institut ist die Nutzung der Wasserressourcen für alle ein
wesentliches Element, neben einem Gesundheitssystem für alle, für soziale
Gerechtigkeit und Frieden durch gemeinsame Entwicklung. Der Westen, der
behauptet, sich so sehr um die Not der Frauen zu kümmern, muß erkennen, daß
der Zugang zu Wasser ohne lange Wege der Beginn ihrer Befreiung ist. Brice
Lalonde, Berater für nachhaltige Entwicklung bei den Vereinten Nationen,
bekräftigt, daß ein starker politischer Wille erforderlich ist und daß „dies
die rasche Umsetzung eines internationalen Abkommens über das Grundwasser
erfordert, das 90% des Süßwassers der Erde ausmacht“.
Ich überlasse es nun Alain, Ihnen seinen Ansatz vorzustellen, der derzeit
in Niger im Rahmen eines umfangreichen Programms mit der MCC [Millenium
Challenge Corporation] in Washington getestet wird, und zwar ohne andere
Hintergedanken als die Freude darüber, daß Wasser Leben für das Gemeinwohl
bringt.
Wasser finden mit Satelliten-Radartechnologie
Zusammenfassung des Videos: Radar Technologies International
(RTI Exploration) ist ein Unternehmen, das sich auf die Erkundung
unterirdischer Ressourcen spezialisiert hat, wobei der Schwerpunkt auf
Ressourcen liegt, mit denen das Defizit an oberirdischem Trinkwasser
verringert werden kann. Seit fast 20 Jahren ist RTI Exploration im Auftrag von
internationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen und anderen großen
internationalen Institutionen an der Suche nach unterirdischem Trinkwasser
beteiligt.
Das 1999 gegründete Unternehmen RTI Exploration hat das WATEX-System
entwickelt, das auf einem soliden Fundament wissenschaftlicher Exzellenz
aufbaut und in einem komplexen Algorithmus Megadatenbanken kombiniert, die mit
einem breiten Spektrum von Geowissenschaften wie Fernerkundung, Hydrologie,
Geologie, Geophysik und Klimatologie verbunden sind.
Das WATEX-System ist ein skalierbares und replizierbares wissenschaftliches
Instrument. Seit seiner Erfindung im Jahr 2004 wurde es zur Erkundung von
trinkbaren und erneuerbaren Grundwasserressourcen eingesetzt. Weltweit wurden
fast 2.700 Bohrungen mit einer Erfolgsquote von 98% durchgeführt. Die
Ergebnisse wurden von Institutionen wie dem U.S. Geological Survey und dem
US-Innenministerium geprüft und bestätigt.
© RTI
Abb. 1: Rund 97% des weltweit vorhandenen Süßwassers sind Grundwasser.
Derzeit reicht das Oberflächenwasser aus Seen und Flüssen nicht mehr aus,
um den lebenswichtigen Bedarf der Weltbevölkerung zu decken, da die
Wettermuster und die Umstände mit extremen Dürren, fortschreitenden Wüsten,
extremen Überschwemmungen und Mega-Waldbränden durch den demographischen Druck
noch verschärft werden.
Das Grundwasser ist zum vorrangigen Ziel des WATEX-Systems geworden, denn
Grundwasser ist 100-mal so reichlich vorhanden wie Oberflächenwasser. Vom
Süßwasser der Erde sind 3% Oberflächenwasser, 97% sind Grundwasser.
Grundwasser ist das Wasser der Zukunft, vorausgesetzt, der Verbrauch dieses
Wassers wird durch die Wiederauffüllung der Ressourcen durch eine nachhaltige
Bewirtschaftung kompensiert.
Schwerpunkt Afrika, andere Projekte
Angesichts der sich verschlechternden klimatischen Bedingungen, die in
allen Ländern der Sahelzone herrschen und die saisonalen Ernten gefährden,
konzentriert sich die Tätigkeit von RTI Exploration auf die Entwicklung einer
nachhaltigen Bewässerungslandwirtschaft und Aufforstung. Die Aktivitäten
finden in Niger, Kenia und Äthiopien statt. Im Tschad wurden 250 Brunnen auf
einer Fläche von 80.000 Quadratkilometern gebohrt. Im Sudan wurden 1.700
Brunnen gebohrt, mit einer Erfolgsquote von 98%.
© RTI
Abb. 2: Mithilfe von satellitengestützter Radartechnologien lokalisiert die
von Alain Gachet gegründete Firma RTI Wasservorkommen in trockenen Regionen.
In Kenia wurde der Turkana Aquifer mit einem geschätzten Volumen von 250
Milliarden Kubikmetern entdeckt. RTI Exploration hat im Norden Kenias, in der
trockenen Turkana-Region, sein erstes „Wohlstandscluster“ gestartet. Dieser
Begriff bezieht sich auf landwirtschaftliche Zonen, die die Wasser- und
Ernährungssicherheit für gefährdete Bevölkerungsgruppen gewährleisten sollen.
Diese Gemeinden verpflichten sich, dezentralisierte, solarbetriebene
Landwirtschaftsprojekte zu betreiben. Die daraus resultierenden
wirtschaftlichen und ökologischen Vorteile sind bereits nach wenigen Wochen
sichtbar und helfen diesen Gemeinden, die Sicherheit der Menschen und ihrer
Herden im Umfeld der Landwirtschaftsprojekte zu gewährleisten.
Auf breiterer Ebene gibt es Projekte auf anderen Kontinenten und für andere
Zwecke. Das WATEX-System ermöglicht die Entwicklung von Masterplänen für die
Flächennutzungsplanung, wie sie in Costa Rica durchgeführt wurden, einem Land,
das vom grünen Tourismus lebt. Die WATEX-Studie des gesamten Landes hat mit
Unterstützung internationaler Institutionen, darunter der USGS, die Planung
der Dezentralisierung von industrieller Infrastruktur und Aktivität sowie den
Schutz des Regenwaldes ermöglicht.
Das WATEX-System hat gezeigt, daß der Schutz der Regenwälder,
Aufforstungsprogramme und die Überwachung der biologischen Vielfalt des
Ökosystems der Schlüssel für die Erhaltung des Ökosystems für die kommenden
Generationen sind. Das WATEX-System ist auch der Schlüssel für die Entwicklung
der Industrie und strategischer Bergbauressourcen.
NASA-Anerkennung
© RTI
Abb. 3: Alain Gachet
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß das WATEX-System eine Lösung ist, die
den Menschen und ihren Herden Zugang zu sauberem Wasser verschafft, die
Ernährungssicherheit durch eine nachhaltige, bewässerte Landwirtschaft
gewährleistet, die Energieautonomie für jedes Produktionszentrum sicherstellt,
die Wiederaufforstung zur Verringerung von Klimaextremen ermöglicht, die
Grundwasseranreicherung fördert und Maßnahmen zum Schutz der
Grundwasserleiter vor Verdunstung und Verschmutzung sowie
zum Schutz der Böden vor Erosion vorsieht.
Dr. Alain Gachet, Bergbauingenieur, Physiker und Geologe, ist ein begabter
Forscher, der an der Erfindung des WATEX-Systems beteiligt war. Im Laufe der
Jahrzehnte hat er auch wichtige Aufgaben bei den Explorations- und
Produktionstätigkeiten von Elf Aquitaine in Kasachstan, Syrien und Katar
übernommen, war Generalsekretär von Elf in Kongo-Brazzaville und hat dann in
der Forschungs- und Innovationszelle von Shell International die Weichen
gestellt.
RTI Exploration und das WATEX-System wurden 2016 auf Empfehlung der NASA in
die Space Foundation (mit Sitz in Colorado, USA) aufgenommen, weil sie das
Leben von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt verbessern.
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