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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

Gandhi, Schiller und King

Die Macht der Wahrheit: Kraft und erhabenes Mitgefühl

Von Michelle Rasmussen

Michelle Rasmussen ist Vizepräsidentin des Schiller-Instituts in Dänemark. Sie verfaßte diesen Aufsatz im vergangenen Jahr als Beitrag zur Festschrift zum 100. Geburtstag von Lyndon LaRouche. Eine ausführlichere Version dieses Artikels auf Englisch finden Sie hier: https://schillerinstitut.dk/si/wp-content/uploads/2023/03/Gandhi-Schiller-King-english.pdf

Wie Helga Zepp-LaRouche in ihrem Videovortrag anläßlich des 75. Jahrestages der indischen Unabhängigkeit betont hat, wurde ihr Ehemann Lyndon LaRouche durch seine Erfahrungen während des Zweiten Weltkriegs in Indien zutiefst geprägt. Er engagierte sich dort gegen das Unterdrückersystem des britischen Empire und für wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit für die Bevölkerung in Indien und anderen Kolonien.

Daher ist es nur recht und billig, sein Andenken an diesem 100. Jahrestag seiner Geburt zu ehren, indem wir wichtige Ähnlichkeiten zwischen Mahatma Gandhis philosophischen, religiösen und moralischen Grundsätzen, die die Grundlage für seine Methode der Satyagraha, der gewaltfreien politischen Aktion bildeten, und Friedrich Schillers Prinzipien des Erhabenen und der Tragödie herausstellen. Gandhi und sein Satyagraha wurden wiederum zu einem „Leitstern“ für Dr. Martin Luther King.

Als Mohandas Karamchand Gandhi, der später den Ehrennamen Mahatma (große Seele) erhielt, 1893 im Rahmen seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt nach Südafrika kam, erfuhr er persönlich die erniedrigende und ungerechte Behandlung seiner selbst und der gesamten indischstämmigen Arbeiterschaft und ihrer Familien durch die Briten und die Buren niederländischer, deutscher oder hugenottischer Abstammung.

gemeinfrei

Mahatma Gandhi 1917 bei einer Kundgebung im Rahmen der ersten Satyagraha-Kampagne im Bezirk Champaran.

Gandhi beschloß, daß man etwas unternehmen mußte. Aber was? Wie könnte es einer unterdrückten Minderheit gelingen, einen politischen und sozialen Wandel herbeizuführen, wenn ihre Unterdrücker die Regierung, das Militär und die Polizei selbst waren?

Nachdem er sein Gewissen durchforscht hatte, gelangte Gandhi zu dem Schluß, daß der einzige Weg darin bestand, Bedingungen zu schaffen, unter denen die Inder ihre Leiden und Not nutzen konnten, um die Herzen ihrer Unterdrücker zu öffnen.

Gandhi nannte diese Methode Satyagraha, was man seiner Ansicht nach am besten mit „die Kraft der Wahrheit“ übersetzen konnte. Er sagte: „Tapfer ertragenes Leiden schmilzt sogar ein Herz aus Stein. Das ist die Kraft des Leidens oder [in Sanskrit] Tapas. Und darin liegt der Schlüssel zu Satyagraha.“ (S.23) Aus seinem Bericht über den Ursprung des Namens:

    „Shri Maganlal Gandhi (ein Enkel von Gandhis Onkel) war einer der Teilnehmer (am Namenswettbewerb), und er schlug das [Sanskrit-]Wort ,Sadagraha‘ vor, was ,Festigkeit in einer guten Sache‘ bedeutet. Das Wort gefiel mir, aber es entsprach nicht ganz der Idee, die ich damit ausdrücken wollte. Deshalb habe ich es zu ,Satyagraha‘ korrigiert. Wahrheit (Satya) impliziert Liebe, und Festigkeit (agraha) erzeugt und dient daher als Synonym für Kraft. So begann ich, die indische Bewegung ,Satyagraha' zu nennen, d.h. die Kraft, die aus der Wahrheit und der Liebe oder der Gewaltlosigkeit geboren wird.“ (S. 107)

In einem Philosophiekurs über Satyagraha erklärte der Dozent, die Kraft komme aus dem „Beharren auf der Wahrheit und der Kraft, die sich aus diesem Beharren ableiten läßt, um das Böse zu heilen. Sie beruht auf dem unbeirrten Festhalten an der Wahrheit, an dem, was in uns wirklich real ist – unserem Geist. Wahrheits-Kraft, aber da Wahrheit der Seele oder dem Geist entspricht, auch Seelen-Kraft. Wahrheits-Kraft, Liebes-Kraft [weil Wahrheit ohne Liebe unmöglich ist], Seelen-Kraft, die durch Selbstreinigung erreicht werden kann.“

Ein Satyagrahi, ein Mensch, der an einer Satyagraha-Kampagne teilnimmt, muß auf der Wahrheit bestehen, komme was wolle. Ungerechtigkeit widerspricht der wahren Natur des Menschen und muß daher bekämpft werden.

Professor Dr. Anil Dutta Mishra erklärte: „Satyagraha ist eine unerbittliche Suche nach der Wahrheit und Entschlossenheit, die Wahrheit zu erreichen. Es ist eine Kraft, die lautlos und scheinbar langsam wirkt. In Wirklichkeit gibt es keine Kraft auf der Welt, die so direkt und so schnell wirkt. Sie bedeutet die Ausübung der reinsten Seelenkraft gegen alle Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Ausbeutung.“

Gandhi betonte: „In Satyagraha gibt es nicht den entferntesten Gedanken, den Gegner zu verletzen. Satyagraha postuliert die Überwindung des Gegners durch Leiden an der eigenen Person.“

Satyagraha basiert darauf, Mitgefühl in der öffentlichen Meinung und letztlich im Herzen des Unterdrückers zu wecken, und kann nur durch Gewaltlosigkeit erfolgreich sein.

    „Ich entdeckte in den frühesten Stadien“, schrieb Gandhi, „daß das Streben nach Wahrheit es nicht zuläßt, dem Gegner Gewalt anzutun, sondern daß er durch Geduld und Mitgefühl vom Irrtum entwöhnt werden muß.“

Diese Wahrheitskraft war so mächtig, daß sie das britische Empire besiegen konnte – durch die Aufhebung ungerechter Gesetze in Südafrika und durch den Abzug der Briten aus Indien und dem heutigen Pakistan vor 75 Jahren.

Vatikanisches Museum

Die berühmte Laokoon-Gruppe zeigt ein Beispiel des Erhabenen: Der moralische Imperativ überwiegt den physischen Schmerz und das Leiden, wodurch eine moralisch schöne Handlung entsteht, die das Publikum bewegt, manchmal zu Tränen rührt und das hervorruft, was man im Deutschen als Empfindungsvermögen und auch als Empathie und Mitgefühl bezeichnet.

Aber ist diese Idee nicht verwandt mit Friedrich Schillers Konzept des Erhabenen? Hundert Jahre zuvor hatte Schiller in den Essays Vom Erhabenen und Über das Erhabene eine Idee weiterentwickelt, die er „das Erhabene“ nannte. Helga Zepp-LaRouche, die Gründerin des Schiller-Instituts, sagte dazu, Schiller habe darüber gesprochen, wie wir innere Stärke entwickeln können, und das Erhabene wie folgt definiert:

    „Wenn unsere physische Existenz bedroht ist [durch ein Tier, eine Naturgewalt oder einen anderen Menschen], kann uns wenig in unserer Körperlichkeit Sicherheit geben. Schiller entwickelt die Idee, daß die ständigen Ängste, die mit der Gefährdung unserer physischen Existenz verbunden sein können, in gewissem Sinne verschwinden, wenn es uns gelingt, unsere tiefere Identität mit jenen Idealen zu verbinden, die über unsere sterbliche Existenz hinausgehen und mit den höheren Gründen der Menschheit verbunden sind. An die Stelle dieser Ängste tritt eine moralische Sicherheit.“ (EIR 29.1.2021)

Ein Dramatiker oder Dichter oder auch ein Bildhauer kann die Herzen seiner Zuschauer öffnen, indem er mit dem Widerspruch ringt, daß eine Figur bereit ist, für eine gute Sache zu leiden. Beispielsweise ist ein Vater bereit zu leiden, um seine Kinder zu retten, wie in der Laokoon-Statue. Der moralische Imperativ überwiegt den physischen Schmerz und das Leiden, wodurch eine moralisch schöne Handlung entsteht, die das Publikum bewegt, manchmal zu Tränen rührt und das hervorruft, was man im Deutschen als Empfindungsvermögen und auch als Empathie und Mitgefühl bezeichnet.

Satyagraha und Selbstverleugnung, um Mitgefühl zu wecken

Kommen wir mit diesen Gedanken Schillers im Hinterkopf auf Gandhi zurück.

Satyagraha basiert nicht auf physischer, sondern auf moralischer Durchsetzungskraft. Ein Lehrer drückte es so aus: „Wenn die Sache wahr ist, wenn der Kampf gegen das Unrecht ist, dann braucht man keine physische Gewalt, um den Unterdrücker zu bekämpfen, man muß an das Gewissen des Unterdrückers appellieren, der Unterdrücker sollte überzeugt werden, die Wahrheit zu erkennen, anstatt durch den Einsatz von Gewalt gezwungen zu werden, die Wahrheit zu erkennen.“

Satyagraha hat die Kraft, „an das Herz zu appellieren durch geduldige Selbstkasteiung, Mitgefühl, Aufrichtigkeit und Demut. Es öffnet den Übeltätern die Augen.“ Gandhi sagte: „Die Selbstaufopferung ist der Aufopferung der anderen unendlich überlegen.“

Wie Dr. Mishra schreibt:

    Satyagraha, Gandhis einzigartige und höchste Erfindung, Entdeckung oder Schöpfung, steht für ein unaufhörliches und unerbittliches Streben nach Wahrheit, ohne auf Haß, Groll, Feindseligkeit oder Animosität zurückzugreifen. Sein Konzept bedeutet nicht Passivität, Schwäche, Hilflosigkeit oder Zweckmäßigkeit. Im wesentlichen ist es eine Geisteshaltung und Lebensweise, die auf dem unbeirrbaren Wunsch beruht, dem Gerechten Geltung zu verschaffen, Unrecht zu korrigieren und Übeltäter zu bekehren, und zwar durch freiwillige Selbstkasteiung und durch geduldigen und aktiven Einsatz von Mitteln, die gewaltfrei und an sich gerecht sind.

    Ein Satyagrahi ist jemand, der um der Wahrheit willen alles andere aufgibt. Er muß ein Mann Gottes sein, der durch die Reinheit seines Lebens, die Uneigennützigkeit seiner Mission und die Atmosphäre seiner Gesinnung selbst den Gegner zu Ehrfurcht und Liebe zwingt.“

Um diese Wirkung zu erzielen, bedarf es der Gewaltlosigkeit, die „einen solchen Zustand körperlicher und geistiger Disziplin voraussetzt, der das menschliche Herz zu bewegen vermag ... und durch gewaltloses, wohlwollendes und edles Handeln einen Sinneswandel bei den sogenannten Feinden herbeiführt.“

Die Mittel müssen mit den Zielen in Einklang stehen.

Aber würde das funktionieren? Lassen sich die harten Herzen der Menschen, die das System der Unterdrückung bilden, wirklich zum Schmelzen bringen? „Für ihn war es ein Glaubensartikel, daß alle Menschen Seelen haben, die berührt und bewegt werden können“ – daß sie durch das Leiden anderer bewegt werden können. Dr. Mishra schrieb: „So ist Satyagraha die Rechtfertigung der Herrlichkeit des menschlichen Gewissens.“

gemeinfrei

Friedrich Schiller, kolorierte Zeichnung

Schiller über die Tragödie

Auch Friedrich Schiller war sich der Fähigkeit bewußt, unsere Herzen zu öffnen, wenn wir mit Leiden konfrontiert werden, insbesondere wenn Menschen aus freien Stücken bereit sind, für ein moralisches Ziel zu leiden. Er stellte die Frage, warum es uns Freude macht, eine Tragödie auf der Bühne zu sehen. Wollen wir Menschen leiden sehen, weil wir Menschenfeinde sind? Oder ist die Tragödie eine Methode, bei der wir unsere Fähigkeit zum Mitgefühl auf eine Art und Weise üben können, bei der wir, wie Schiller schreibt, das Theater als bessere Menschen verlassen?

Friedrich Schiller schreibt in seinem Essay Über die tragische Kunst:

    „Die Tragödie wäre demnach dichterische Nachahmung einer zusammenhängenden Reihe von Begebenheiten (einer vollständigen Handlung), welche uns Menschen in einem Zustand des Leidens zeigt und zur Absicht hat, unser Mitleid zu erregen.“

Und in Über den Grund des Vergnügens an tragischen Themen schreibt er über den Fall des ultimativen Opfers, die Bereitschaft, sogar unser Leben für ein höheres Ziel zu opfern:

    „Jede Aufopferung des Lebens ist zweckwidrig. Denn das Leben ist die Bedingung aller Güter; aber Aufopferung des Lebens in moralischer Absicht ist in hohem Grad zweckmäßig, denn das Leben ist nie für sich selbst, nie als Zweck, nur als Mittel zur Sittlichkeit wichtig. Tritt also ein Fall ein, wo die Hingebung des Lebens ein Mittel zur Sittlichkeit wird, so muß das Leben der Sittlichkeit nachstehen. ,Es ist nicht nötig, daß ich lebe, aber es ist nötig, daß ich Rom vor dem Hunger schütze‘, sagt der große Pompejus, da er nach Afrika schiffen soll und seine Freunde ihm anliegen, seine Abfahrt zu verschieben, bis der Seesturm vorüber sei.“

In Über das Erhabene (1801) schreibt Schiller, daß ein Mensch, der Gewalttaten, die seine Freiheit, seine Würde und seine Menschlichkeit negieren, nicht verhindern kann, seinen freien Willen nutzen kann, um sich freiwillig dem Schicksal zu ergeben und „sich in die heilige Freiheit der Geister zu flüchten“. Dies löst beim Betrachter eine tiefe Empfindung aus:

    „Das Gefühl des Erhabenen ist ein gemischtes Gefühl. Es ist eine Zusammensetzung von Wehsein, das sich in seinem höchsten Grad als ein Schauer äußert, und von Frohsein, das bis zum Entzücken steigen kann und, ob es gleich nicht eigentlich Lust ist, von seinen Seelen aller Lust doch weit vorgezogen wird. Diese Verbindung zweier widersprechender Empfindungen in einem einzigen Gefühl beweist unsere moralische Selbständigkeit auf eine unwiderlegliche Weise...

    Die Fähigkeit, das Erhabene zu empfinden, ist also eine der herrlichsten Anlagen in der Menschennatur, die sowohl wegen ihres Ursprungs aus dem selbständigen Denk- und Willensvermögen unsre Achtung, als wegen ihres Einflusses auf den moralischen Menschen die vollkommenste Entwicklung verdient.“

Dieses Prinzip, daß ein Mensch ohne Rücksicht auf die Konsequenzen eine moralische Haltung einnimmt, nutzte Schiller in seinen Dramen und Gedichten, und er rief seine Künstlerkollegen dazu auf, Werke zu schaffen, welche die Fähigkeit zum Erhabenen als entscheidenden Aspekt der ästhetischen Erziehung der Menschheit stärken. Dasselbe Prinzip des Erhabenen nutzten Gandhi und all jene, die sich von ihm inspirieren ließen, um epochale politische und soziale Veränderungen zu bewirken.

Wie hat Satyagraha die Menschen beeinflußt?

Während der Satyagraha-Kampagnen, sowohl in Südafrika als auch in Indien, wurden einige Satyagrahis verhaftet, ins Gefängnis geworfen, geschlagen und manchmal sogar getötet. Einige verloren ihre Arbeitsplätze oder wurden in den Bankrott getrieben. Einige marschierten lange Strecken in der glutheißen Sonne. Einige gaben ihr Hab und Gut auf und lebten in Armut. Gandhi fastete, manchmal um sein eigenes Volk zu beschämen, wenn es Gewalt gegen die Unterdrücker oder gegen eine andere religiöse Gruppe angewendet hatte.

Hier sind einige Beispiele aus Südafrika, die zeigen, wie Satyagraha auf die Unterdrücker wirkte.

Als Gandhi einen Marsch anführte, um ein Gesetz anzufechten, das es Indern verbot, die Grenze nach Transvaal zu überqueren, mußten sich die Eisenbahnbeamten mit den Menschenmengen auseinandersetzen:

    „Sie wußten, daß wir keine Feindschaft in unseren Herzen trugen, keiner lebenden Seele Schaden zufügen wollten und nur durch eigenes Leiden Wiedergutmachung suchten. So wurde die Atmosphäre um uns herum gereinigt und blieb rein. Das Gefühl der Liebe, das in der ganzen Menschheit schlummert, aber vorhanden ist, wurde geweckt und aktiv. Jeder erkannte, daß wir alle Brüder sind, ob wir nun Christen, Juden, Hindus, Moslems oder etwas anderes sind.“

Bei einem Treffen von Europäern zur Diskussion über die Kontroverse erhob sich Herman Kallenbach, ein in Litauen geborener jüdischer Architekt aus Südafrika, der eng mit Gandhi zusammenarbeitete, nachdem ihm ein Angriff angedroht worden war, und sagte:

    „Die Inder wollen nicht das, was ihr euch über sie vorstellt. Die Inder sind nicht darauf aus, eure Position als Herrscher herauszufordern. Sie wollen nicht mit euch kämpfen oder das Land besetzen. Sie wollen nur Gerechtigkeit, schlicht und einfach. Sie wollen nicht nach Transvaal marschieren, um sich dort niederzulassen, sondern nur als wirksame Demonstration gegen die ungerechte Steuer, die ihnen auferlegt wird. Es sind tapfere Männer. Sie werden weder euch persönlich noch eurem Eigentum Schaden zufügen, sie werden nicht mit euch kämpfen, aber sie werden nach Transvaal marschieren, selbst wenn ihr auf sie schießt. Sie sind keine Männer, die aus Angst vor euren Kugeln oder Speeren den Rückzug antreten. Sie wollen durch ihr Leiden eure Herzen erweichen, und ich weiß, daß sie erweichen werden.“

Der Mann, der ihn angreifen wollte, wurde schließlich sein Freund. Hier ist eine Beschreibung der Wirkung auf General Smuts, den damaligen Herrscher Südafrikas, und einen seiner Beamten:

    „Einer der Sekretäre von General Smuts sagte scherzhaft: ,Ich mag Ihr Volk [die Inder] nicht und möchte es auch nicht unterstützen. Aber was soll ich tun? Ihr helft uns in den Tagen der Not [gemeint ist ein indisches Sanitätskorps zur Behandlung afrikanischer Kriegsgefangener während des Burenkrieges]. Wie können wir Hand an euch legen? Ich wünschte oft, ihr würdet zu Gewalt greifen wie die englischen Streikenden, dann wüßten wir sofort, wie wir euch loswerden können. Aber ihr wollt nicht einmal den Feind verletzen. Ihr wollt den Sieg allein durch Selbstüberwindung erringen und überschreitet niemals eure selbst gesetzten Grenzen der Höflichkeit und Ritterlichkeit. Und das ist es, was uns in schiere Hilflosigkeit stürzt.‘ Auch General Smuts drückte ähnliche Gefühle aus.“

Martin Luther King

Martin Luther King lernte von Gandhi die Methode der gewaltfreien politischen Aktion. Er schrieb:

    „Das Konzept von Satyagraha (Satyu ist Wahrheit, was gleichbedeutend mit Liebe ist, und agraha ist Kraft: Satyagraha bedeutet also Wahrheitskraft oder Liebeskraft) war für mich insgesamt von großer Bedeutung. Als ich mich weiter in Gandhis Philosophie vertiefte, schwand allmählich meine Skepsis gegenüber der Macht der Liebe, und ich erkannte zum ersten Mal ihre Kraft in den Bereichen der sozialen Reform... In dieser Gandhischen Betonung von Liebe und Gewaltlosigkeit erkannte ich die Methode für soziale Reformen, nach der ich monatelang gesucht hatte.“


NARA

Dr. Martin Luther King beim Marsch für die Menschenrechte 1963 in Washington D.C.

Schiller-Institut


Lyndon LaRouche.

In seinem Aufsatz Meine Reise in das Land Gandhis schrieb King: „Während des Montgomery-Boykotts war der Inder Gandhi das Leitmotiv für unsere Technik des gewaltlosen sozialen Wandels. Wir sprachen oft von ihm.“

Nach dem erfolgreichen Busboykott reisten King und seine Frau nach Indien. Später schrieb er darüber:

    „Ich verließ Indien mehr denn je zuvor überzeugt davon, daß gewaltloser Widerstand die stärkste Waffe ist, die unterdrückten Menschen in ihrem Kampf um Freiheit zur Verfügung steht... Der Weg der stillschweigenden Duldung führt zum moralischen und geistigen Selbstmord. Der Weg der Gewalt führt zu Verbitterung bei den Überlebenden und Brutalität bei den Zerstörern. Aber der Weg der Gewaltlosigkeit führt zur Erlösung und zur Schaffung einer Gemeinschaft voller Liebe.“

Lyndon LaRouche

Wie bereits erwähnt, war es ein „entscheidender Moment“ in LaRouches Leben, als er die Ungerechtigkeit des Empire in Indien aus erster Hand erfuhr und sich dem Kampf gegen die Unterdrückung in der kolonialen Welt verschrieb. Er erzählte von der Macht der Hindus und Muslime, die Schulter an Schulter für politische Freiheit marschierten. Er war entschlossen, die Vereinigten Staaten, sein Heimatland, dazu zu bewegen, sich zum Technologietransfer nach Indien und in andere Länder zu verpflichten, und später eine politische Bewegung aufzubauen, die sich um die Schaffung einer, wie er es nannte, neuen und gerechten Weltwirtschaftsordnung bemühen würde.

Auch Lyndon LaRouche war davon überzeugt, daß die Menschen in der Welt durch ihr Mitgefühl für das Leiden ihrer Mitmenschen, wo auch immer sie leben mögen, dazu bewegt werden könnten, sich einer politischen Bewegung anzuschließen, die sich dafür einsetzt, die Menschheit auf eine höhere Ebene zu heben, die auf dem Konzept beruht, das die Griechen agapē nannten – Nächstenliebe.

Die von ihm gegründete politische Bewegung, die heute von seiner Frau Helga weitergeführt wird, arbeitet weiter für dieses Ziel.

Lassen wir uns ermutigen von der Einsicht Friedrich Schillers, wie man die Menschheit veredeln kann, indem man das Erhabene hervorbringt, und von den erfolgreichen politischen Bewegungen, die Mahatma Gandhi und Martin Luther King anführten, und von dem, was Lyndon LaRouches Bewegung bisher erreicht hat – die Macht der Wahrheit zu nutzen, um weiter mit unserem Verstand und unserer Seele für die notleidende Menschheit zu kämpfen.

Indem wir dies tun, werden wir LaRouches Andenken ehren.


Anmerkung

Die Zitate stammen aus
– Gandhis Büchern Satyagraha in South Africa und seiner Autobiographie bis etwa 1921 The Story of My Experiments with Truth, beide kostenlos auf Englisch unter www.mkgandhi.org;
– zwei Videos, Class 10 History Chapter 2 | The Idea of Satyagraha and Mahatma Gandhi-Nationalism in India und Die Theorie des Satyagraha: Mahathma Gandhi;
– sowie einem Essay über Satyagraha von Dr. Anil Dutta Mishra.