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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
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Die synarchistischen Wurzeln des Davoser Weltwirtschaftsforums

Von Clifford Kiracofe

Dr. Clifford Kiracofe (USA) war leitender Mitarbeiter des US-Senatsausschusses für auswärtige Beziehungen und ist Präsident des Washington Institute for Peace and Development. In der Internetkonferenz am 14.1. sagte er folgendes.

Es ist schön, bei Ihnen zu sein, und ich danke unseren Zuschauern fürs Zuschauen. Heute werde ich einige kurze Bemerkungen machen, weniger als zehn Minuten, hoffe ich, die sich auf die Globalisten und die Weltpolitik konzentrieren – auf den neuen Faschismus, mit dem wir heute auf der ganzen Welt konfrontiert sind.

Von wem sprechen wir bei den Globalisten? In erster Linie geht es um die Hochfinanz, um die Banker und das Großkapital. Diese transnationalen Eliten bilden eine transnationale Oligarchie, und diese transatlantische Oligarchie ist ein wichtiger Teil dieser Struktur. Nächste Woche treffen sich die Globalisten in Davos in der Schweiz zum Weltwirtschaftsforum (WEF), Sie können das vielleicht ein wenig in der lokalen Presse oder im Internet verfolgen. Das ist ein Mechanismus zur Konsensbildung für die globalen Eliten. Es werden hochrangige amerikanische Beamte und andere amerikanische Vertreter teilnehmen.

Diese Mechanismen zur Konsensbildung, wie das WEF, dienen der Konsensbildung in der Innenpolitik, der Außenpolitik, der internationalen Politik und der Militärpolitik. Es ist also politikorientiert. Es gibt weitere derartige Mechanismen: die Bilderberg-Gruppe, die Trilaterale Kommission, Le Cercle Pinet und eine Reihe anderer Organisationen, die die Politik dieser globalen Eliten koordinieren und einen Konsens herstellen.

Ich möchte kurz darüber sprechen und ein wenig in den historischen Kontext einführen. Helga [Zepp-LaRouche] hat uns sehr gut durch die 1970er und 80er Jahre und die 90er Jahre gebracht. Ich möchte noch einmal auf das 19. Jahrhundert und die europäischen intellektuellen Strömungen zurückkommen, die eigentlich die Grundlage für den Faschismus im 20. Jahrhundert legten. Zu diesen ultrakonservativen intellektuellen Strömungen gehörten Joseph de Maistre, de Bonald, Friedrich Nietzsche usw. Schon Napoleon baute sehr gründlich einen Polizeistaat auf. Der Hintergrund für den Faschismus des 20. Jahrhunderts beginnt also im 19. Jahrhundert, das darf man nicht vergessen.

Damals, in dieser Ära des späten 19. Jahrhunderts bis hin zum Faschismus der 1920er und 30er Jahre, gab es eine schattenhafte Gruppe von hochrangigen Finanz- und Geschäftsleuten, die sich in Clubs zusammenschlossen und die hinter dieser Ideologie standen, die sie „Synarchie“ nannten. Sie wollten weder Anarchie noch Kommunismus oder irgendeine andere Form, die sie nicht politisch kontrollieren konnten, also entwickelten sie intellektuelle Ideen, Konzepte und Techniken zur Durchsetzung der Synarchie, d.h. einer kontrollierten Gesellschaft. Orwell hat darüber bekanntlich in seinem Buch 1984 gesprochen. Diese Idee einer kontrollierten Gesellschaft ist genau das, worüber die Leute in Davos nächste Woche sprechen werden.

Die Entwicklung der Synarchie-Bewegung war eine Geheimbewegung in Europa, und sie bildete die Grundlage für verschiedene faschistische Formationen in Europa in den 1930er Jahren. Frankreich war ein wichtiger Akteur in der Synarchie-Bewegung; verschiedene französische Eliten – Bankeneliten, Wirtschaftseliten usw. – waren an dieser Art von schattenhafter Elitenpolitik beteiligt. Sie hatten auch Verbindungen zu Nazi-Deutschland, und sie hatten weitere Verbindungen zum Vereinigten Königreich, insbesondere zur Fabian Society in England, einer weiteren schattenhaften Gruppe.

Man sieht hier, wie sich in den 1920er und 1930er Jahren intellektuelle Trends entwickeln, die die faschistische Politik unterstützen. Und natürlich haben wir im Zweiten Weltkrieg dafür gekämpft, dies zu bekämpfen und zu beenden. Aber nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich diese Netzwerke wieder etabliert. Der Zweite Weltkrieg hat also diese synarchistischen, nazistischen und anderen Netzwerke nicht wirklich beseitigt, sie haben sich nur neu organisiert und neu verpackt.

Ich werde mir nur ein paar Minuten Zeit nehmen, um dies zu veranschaulichen. Ich bin Historiker und Politikwissenschaftler, ich mag die Bücher. Ich werde mich auf ein Buch beziehen, das von einem Harvard-Professor geschrieben und 1947 veröffentlicht wurde, wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Es stammt von Professor William Langer. Er war zu seiner Zeit in Harvard und landesweit ein berühmter Professor; er diente im Zweiten Weltkrieg im OSS, dem damaligen US-Nachrichtendienst, und er beriet später nach dem Zweiten Weltkrieg unsere Geheimdienste. Er schreibt über sein Buch, daß die Veröffentlichung vom Außenministerium, vom Kriegsministerium und vom Direktor des ehemaligen Office of Strategic Studies – OSS, dem damaligen Nachrichtendienst - genehmigt wurde.

Ich schlage jetzt die Seiten 167-168 auf und lese vor, was er 1947 über diese faschistischen Eliten schrieb, die wir gerade im Zweiten Weltkrieg besiegt hatten. Er spricht über die Kollaboration eines berühmten Franzosen jener Zeit:

    „Seine Politik der Kollaboration mit Deutschland konnte auf mehr als genug eifrige Unterstützer unter den französischen Industrie- und Bankinteressen zählen. Kurz gesagt, unter denen, die sich schon vor dem Krieg Nazideutschland und Hitler als Retter Europas vor dem Kommunismus zugewandt hatten. Diese Leute waren nicht weniger Faschisten als alle anderen in Europa. Sie fürchteten die Volksfront wie die Pest. Sie waren überzeugt, daß sie auch unter Hitlers eiserner Knute Erfolg haben würden. Viele von ihnen verfügten über langjährige, umfangreiche Erfahrungen und intime Geschäftsbeziehungen zu deutschen Interessen und träumten immer noch“ – Achtung! – „von einem neuen System namens Synarchie, das eine Regierung Europas nach faschistischen Prinzipien, aber eine internationale Bruderschaft von Finanziers und Industriellen bedeutete.“

Prof. Langer sagt: „Viele wichtige Bankkonzerne müssen in diese Kategorie einbezogen werden“, und er nennt eine Reihe französischer Bankkonzerne und verweist auf einen bestimmten, die Banque Worms, die von einem Bankier namens Hippolyte Worms geleitet wurde, aber auch andere berühmte Banken in Frankreich. Ich möchte darauf hinweisen, daß die Banque Worms über die anglo-holländischen Shell-Interessen mit den Briten verbunden war, aber das ist eine andere Geschichte.

Unser eigener US-Botschafter in London, Botschafter Biddle, sagte Anfang 1942: „Diese Gruppe von Synarchisten sollte nicht als Franzosen betrachtet werden, genausowenig wie ihre entsprechenden Mitglieder in Deutschland als Deutsche betrachtet werden sollten. Denn die Interessen beider Gruppen sind so sehr miteinander vermischt, daß sie nicht zu unterscheiden sind. Ihr ganzes Interesse richtet sich auf die Förderung ihrer industriellen und finanziellen Interessen.“

Wenn Sie also nächste Woche die Zeitungen lesen und im Internet Nachrichten über das Weltwirtschaftsforum suchen – Sie können es googeln – und sehen die Hunderte, wenn nicht gar Tausende Menschen in Davos: Zu dieser Gruppe werden auch die inneren Kreise gehören, die wir als die Synarchisten oder die Globalisten bezeichnen könnten, die die künftige Politik festlegen.

Damit schließe ich meine Ausführungen, und ich möchte nur noch einmal betonen, daß Professor Langer da nichts erfunden hat. Er war eine führende Persönlichkeit des amerikanischen Geheimdienstes.

Für die französischen Zuhörer, die gerade zuschauen, halte ich jetzt noch mein kleines Buch Synarchie von Geoffrey de Charney hoch - das ist ein Pseudonym. Dieses kleine Buch wurde 1945 geschrieben und deckt diese Netzwerke von Geschäftsleuten und Bankern auf.

Abschließend möchte ich darauf hinweisen, daß einer der führenden Träger dieser synarchistischen Ideologie in den Vereinigten Staaten, insbesondere unter den Bankern in New York, das Bankhaus Lazard Frères aus Frankreich war. Wir sehen also die Vernetzung von Unternehmern und Hochfinanz und die Gestaltung der Politik für die Politiker, die unter ihrer Autorität oder ihrem Einfluß stehen.

Danke fürs Zuhören.