Zerschlagt das „Internationale Mordbüro“!
Eine Konferenz des Schiller-Instituts behandelte die
internationalen Netzwerke, die seit Jahrzehnten auf Mord als Mittel der
Politik setzen.
Das Schiller-Institut veranstaltete am 14. Januar 2023 eine
Online-Konferenz mit dem Titel „Setzt die wahre Mission von John F. Kennedy
und Martin Luther King fort: Stoppt den Weltkrieg der NATO und zerschlagt das
Internationale Mord-Büro“. Die Konferenz beleuchtete verschiedene Facetten
eines Prozesses, der im 19. Jahrhundert begann und in der Zeit nach dem
Zweiten Weltkrieg einen Höhepunkt der Gewalt erreichte: Eine internationale
Oligarchie, die sich durch den Aufstieg tatsächlich und potentiell souveräner
Staaten in ihrer Macht bedroht sah, nutzte eine „Strategie der Spannung“, um
führende Politiker auf der ganzen Welt einzuschüchtern und gefügig zu
machen.
Die Konferenz begann mit einem kurzen Videoauszug aus einer Rede über die
Unsterblichkeit von Martin Luther King, die Lyndon LaRouche am
19. Januar 2004 in Talladega/Alabama gehalten hatte. Dann gab Harley
Schlanger, Vizepräsident des Schiller-Instituts USA und ehemaliger
nationaler Sprecher von Lyndon LaRouche, eine prägnante, aussagekräftige
Zusammenfassung der aktuellen strategischen Lage, die den Rahmen für die
Vorträge und Diskussionen der nächsten vier Stunden bildete. Schlanger warnte,
daß wir es mit einer anglo-amerikanischen Methode der „Außenpolitik durch
Kriegsführung“ zu tun haben, und beschrieb ausführlich die Mechanismen, die
zur Unterdrückung von politischen Bewegungen und Führungspersönlichkeiten
eingesetzt werden, die eine Alternative zu dieser verhängnisvollen Politik
anbieten.
Dieser Prozeß, der bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht, wurde dann aus
verschiedenen Perspektiven analysiert. Dr. Clifford A. Kiracofe,
Präsident des Washington Institute for Peace and Development (Institut für
Frieden und Entwicklung) und ehemaliger leitender Mitarbeiter des Ausschusses
für auswärtige Beziehungen des US-Senats, beschrieb den Aufstieg des
„Synarchismus“ in dieser Zeit, der sich als Gegenpol zum Anarchismus
definierte. Diese internationale Bruderschaft von Finanziers und Industriellen
sei eine „Überwelt“ gewesen, die sich über souveräne Nationalstaaten stellte,
aber mit der „Unterwelt“ des organisierten Verbrechens zusammenarbeitete.
Diese Strömung befürwortete eine strikt kontrollierte Gesellschaft, wie sie in
George Orwells 1984 beschrieben wird, und sei von zentraler Bedeutung
für die intellektuellen Netzwerke gewesen, die den Faschismus hervorbrachten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hätten sich diese Netzwerke neu organisiert, und
ihre Erben träfen sich auf dem jährlichen Weltwirtschaftsforum in Davos, einem
„Konsensbildungsmechanismus für die globalen Eliten“. Wie Schlanger in der
Diskussionsrunde betonte, spielten diese Netzwerke eine Schlüsselrolle bei der
Lenkung der anglo-amerikanischen Geheimdienste nach dem Krieg.
Angesichts der doppelten Gefahr für sie durch antikoloniale Bewegungen in
der Dritten Welt und Staatsmänner, die für die Souveränität ihrer Länder
kämpften, schufen die unterschiedlichen Elemente dieser supranationalen Eliten
gemeinsam ein professionelles „Mordbüro“. Wie die Gründerin und Vorsitzende
des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, anmerkte, sei dann
eine „Strategie der Spannung“ betrieben worden, um maßgebliche Politiker so
einzuschüchtern, daß sie nicht wagten, aus dem von der Londoner City und der
Wall Street beherrschten System auszuscheren.
Fallbeispiele aus Afrika, Europa und den USA
Es kam zu einer Welle von Attentaten, die in den 1960er Jahren mit der
Ermordung des kongolesischen Ministerpräsidenten Patrice Lumumba 1961 begann.
Die Bedeutung Lumumbas wurde von dem Journalisten Norbert
Mbu-Mputu aus der Demokratischen Republik Kongo herausgearbeitet, der
eine Biographie über ihn verfaßt hat (L’Autre Lumumba. Peuple du Congo:
Histoire, résistances, assassinats et victoire sur le front de la Guerre
froide). Er erinnerte auch an andere afrikanische Staatsführer, die zur
Zielscheibe wurden, darunter Kwame Nkrumah, Laurent Kabila und Thomas Sankara.
In der Diskussion fügte Schlanger dieser Liste den Namen Muammar Gaddafi
hinzu.
Ein Jahr nach der Ermordung Lumumbas folgte 1962 die Ermordung des
italienischen Staatsmannes Enrico Mattei, Parlamentsmitglied und Chef des
nationalen Energiekonzerns ENI (Ente Nazionale Idrocarburi). Der italienische
EIR-Journalist Claudio Celani untersuchte die jüngsten
Beweise dafür, daß es sich bei Matteis Tod durch einen Flugzeugabsturz nicht
wie zunächst behauptet um einen Unfall, sondern um ein Attentat handelte. Er
beschrieb die Motive für den Mord: Mattei habe die Herrschaft des Ölkartells
der sog. Sieben Schwestern untergraben und den ölproduzierenden Ländern des
Globalen Südens nicht nur günstigere Verträge – 75% Gewinnbeteiligung statt
wie sonst 50% – sondern auch konkrete Entwicklungshilfe angeboten. Celani
analysierte auch andere Episoden der Strategie der Spannung in Italien, wie
die Entführung und Ermordung des ehemaligen Ministerpräsidenten Aldo Moro im
Jahr 1978.
Ein Jahr nach Mattei wurde US-Präsident John F. Kennedy ermordet, in den
Jahren danach Malcolm X, Martin Luther King und Robert Kennedy. Dennis
Speed, führendes Mitglied der LaRouche-Organisation, hat sich mit
diesen Ereignissen eingehend befaßt. (Das Kennedy-Attentat sorgte in letzter
Zeit wieder für Schlagzeilen, weil Präsident Biden entschieden hat, zwar
einige relevante Dokumente wie gesetzlich vorgeschrieben freizugeben, andere
aber weiter geheim zu halten.) Speed gab einen Überblick über die
verschiedenen Komponenten des „Mordbüros“, darunter die Rolle des
zwielichtigen Geschäftsmanns Clay Shaw und der Firma Permindex (Permanent
Industrial Expositions), sowie über die jüngsten Ausläufer dieses Apparats,
wie das ukrainische Zentrum für Desinformationsbekämpfung (CCD). Das CCD
verbreitet eine berüchtigte Schwarze Liste, auf der auch mehrere der
Konferenzredner stehen.
Speed ging auch auf die Bedeutung von Dr. Martin Luther King ein, dessen
Feiertag in den USA am 15. Januar begangen wird. Er spielte Auszüge aus Lyndon
LaRouches Rede zum Martin-Luther-King-Tag 2004 in Talladega in Alabama vor, in
der LaRouche sagte, King sei ein „Mann Gottes“, der die volle Tragweite dieser
gefährlichen Rolle bewußt angenommen habe.1
Ray McGovern, ehemaliger CIA-Analyst, Whistleblower und
Mitbegründer der „Geheimdienst-Veteranen für Vernunft“ (Veteran Intelligence
Professionals for Sanity, VIPS), fügte weitere Erkenntnisse über King und
andere Anführer der Bürgerrechtsbewegung, insbesondere James Lawson, hinzu. Er
zitierte Fannie Lou Hamer mit den Worten: „Manchmal scheint es so, als liefe
man Gefahr, umgebracht zu werden, wenn man heutzutage die Wahrheit sagt. Aber
wenn ich fallen sollte, dann falle ich fünf Fuß und vier Zoll nach vorne im
Kampf für die Freiheit.“
Helga Zepp-LaRouche lieferte eine intensive Analyse der
Strategie der Spannung am Beispiel der beiden Morde am Chef der Deutschen
Bank, Alfred Herrhausen, und dem Treuhand-Chef Detlev Rohwedder 1989 bzw.
1991. Beide waren in der Zeit der deutschen Wiedervereinigung in sehr
wichtigen Positionen für die Wirtschaftspolitik zuständig. Diese Morde hätten
in Deutschland ein Klima der Angst geschaffen, und dies erkläre, warum die
Regierung heute eine Kriegspolitik verfolgt, die den Interessen ihres Landes
so massiv zuwiderläuft. Sie berichtete, was Oberst Fletcher Prouty, der
frühere Chef für Sondereinsätze im US-Generalstab unter Präsident Kennedy –
der berühmte „Mister X“ aus Oliver Stones Film JFK – Vertretern der
LaRouche-Organisation sagte: Herrhausen sei umgebracht worden, weil er eine
Alternative zu den Plänen der anglo-amerikanischen Eliten für Osteuropa und
Rußland nach dem Ende des Comecon hatte, und seine Ermordung sei historisch
genauso wichtig wie die von Kennedy. Zepp-LaRouche sagte, Herrhausens
wachsende Unterstützung für einen Schuldenerlaß in der Dritten Welt „war die
Todsünde, die ihn das Leben kostete“, und sein Tod sei eine Botschaft an den
damaligen deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl gewesen: „Wagt es nicht, eine
souveräne Politik zu verfolgen.“
Garland Nixon, Moderator einer Radiotalkshow und politischer
Analyst, ergänzte dies mit seinen eigenen Erkenntnissen. Er beschrieb, wie die
Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg über den Rat für gegenseitige
Wirtschaftshilfe (Comecon) ihre Herrschaft über die osteuropäischen Staaten
durchsetzte – die NATO habe dasselbe getan, brauchte aber die Illusion von
nationaler Unabhängigkeit, Souveränität und Demokratie. Der Ukraine-Krieg habe
„den Schleier gelüftet“ und diese Illusion zerstört. Die transatlantischen
Eliten sähen die Bürgerinnen und Bürger nicht anders als Prinz Harry seine
afghanischen Opfer durch das Visier seines Kampfhubschraubers, sie werden
nicht als Menschen betrachtet. Diese Eliten glaubten nun, abweichende
Meinungen in den Medien und sozialen Netzwerken unterdrücken zu müssen, aber
das sei ein Grund für Optimismus, weil es beweist, daß sie Angst haben. „Das
US-Imperium befindet sich im Krieg mit der modernen Welt“, sagte Nixon, und
das sei für die Eliten eine Sisyphusarbeit. „So sind die USA auch mit sich
selbst im Krieg.“
Jacques Cheminade, Gründungsmitglied und Leiter des
Schiller-Instituts und ehemaliger Präsidentschaftskandidat der Partei
Solidarité et Progrès in Frankreich, gab einen umfassenden Überblick über die
Versuche der Oligarchie, die Nachkriegswelt unter ihrer Kontrolle zu halten.
Er befaßte sich mit der Theorie, daß die Gipfelkonferenz zwischen den
Vereinigten Staaten, der Sowjetunion, dem Vereinigten Königreich und
Frankreich 1960 in Paris bewußt von den Geheimdiensten sabotiert wurde, indem
sie der Sowjetunion Informationen zuspielten, damit sie ein
U-2-Spionageflugzeug entdecken und abschießen würde. Diese Nachrichtendienste
seien ein integraler Bestandteil des Militärisch-Industriellen Komplexes
(MIK), vor dem US-Präsident Dwight Eisenhower in seiner berühmten
Abschiedsrede warnte. (Ray McGovern hat diesen Begriff MIK erweitert zu
MICIMATT:
Militär-Industrie-Geheimdienst-Medien-Akademiker-Denkfabriken-Komplex).
Cheminade faßte die Bedeutung der zahlreichen politischen Attentate der
Nachkriegszeit zusammen: Die Mordserie sei offensichtlich kein Zufall, sondern
eine Strategie gegen das Prinzip souveräner Nationalstaaten. Dazu gehöre auch
das fehlgeschlagene Attentat auf den französischen Präsidenten Charles de
Gaulle durch die OAS, einen weiteren Zweig des Mordbüros. Cheminade schloß mit
den Worten, verglichen mit unseren heutigen Regierungen „waren de Gaulle und
Kennedy trotz ihrer Schwächen Giganten“.
Der bekannte politische Berater, Wahlkampfberater und Trump-Vertraute
Roger Stone äußerte sich zu einem breiten Spektrum von Themen,
darunter auch zu dem kürzlich von Politico enthüllten Tonbandgespräch
zwischen Präsident Richard Nixon und dem damaligen CIA-Chef Richard Helms, in
dem Nixon als mögliches Druckmittel im Watergate-Skandals damit droht, zu
verraten, wer John F. Kennedy wirklich getötet hat. Stone zufolge standen
mehrere der Watergate-Einbrecher nach wie vor noch auf der Gehaltsliste der
CIA, und einige von ihnen seien während Kennedys Ermordung am Daley Plaza in
Dallas anwesend gewesen.
In der anschließenden Diskussion wurde die Bedeutung des Mordbüros auf
unterschiedliche Weise zusammengefaßt. Claudio Celani sagte, ein roter Faden
verbinde die Fälle Mattei, Moro, King, Kennedy u.a.: Alle diese
Persönlichkeiten hätten eine Politik verfolgt, die im Widerspruch zur
Oligarchie stand. Helga Zepp-LaRouche sagte, mit den Taten „sollte eine Aura
des Terrors geschaffen werden. Wenn man ein paar Leute ermordet, dann bekommen
die anderen vielleicht Angst und fügen sich...“ Clifford Kiracofe fügte hinzu,
das Ziel der Globalisten sei es, gute Beziehungen der USA zu Rußland und China
zu verhindern.
Viele Fragen wurden über das Internet eingesandt. Eine Frage von besonderem
Interesse war, ob es einen Zusammenhang zwischen der kürzlichen Ermordung des
ehemaligen japanischen Premierministers Shinzo Abe und der anschließenden
Ankündigung der Remilitarisierung Japans gibt.
Zum Abschluß der Konferenz hob Zepp-LaRouche die Diskussion auf eine höhere
Ebene, indem sie sich auf die Ideen des Namensgebers des Instituts, Friedrich
Schiller, bezog. Sie sagte, unsere Gegner, die Oligarchen und Rassisten, seien
wie die verkrüppelten Pflanzen in Schillers Metapher, sie seien emotional
unterentwickelt. Wahres Glück entstehe nicht durch Milliarden von Dollars,
Kaviar und Porsches, sondern durch Kreativität, durch Liebe, dadurch, daß man
etwas zur Menschheit beiträgt: „Was man haßt, das verliert man, was man liebt,
das gewinnt man.“
dms
Anmerkungen
1. Siehe https://larouchepub.com/lar/2004/3104mlk_talladega.html
2. Siehe https://www.politico.com/news/magazine/2022/06/05/nixon-helms-cia-jfk-assassination-00037232
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