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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

Albanisches Festival in Massachusetts hört
klassische Lieder von Lola Aleksi Gjoka

Die albanisch-orthodoxe Kirche Saint Mary in Worcester im US-Staat Massachusetts hat die Autorin Feride Istogu Gillesberg eingeladen, auf dem Albanischen Festival vom 2.-4. Juni das Lola-Aleksi-Gjoka-Projekt vorzustellen. Das Albanische Festival in Worcester zieht regelmäßig rund 15.000 Menschen an, vor allem Albaner von der Ostküste der Vereinigten Staaten, die albanische Küche, Volkstänze und Musik genießen. In diesem Jahr jährte sich das Festival von Worcester zum 40. Mal.

Zu diesem Anlaß wurde ein Abschnitt der Salisbury Street, an der die Festlichkeiten stattfanden, nach dem albanischen Nationalhelden Gjergj Kastrioti Skanderbeg benannt, dessen Todestag sich 2023 zum 555. jährt. Auch eine Ehrendelegation von Arbëresh – Albanern, die vor 535 Jahren nach Italien eingewandert sind – wurde eingeladen, an der Begrüßungszeremonie und dem Fest teilzunehmen. Prominente Mitglieder waren Rosario Petta, Gouverneur von Piana delgi Albanese, einer Arbresh-Stadt in der Nähe von Palermo, und Loris Kastrioti Skanderbeg aus der Familie des Nationalhelden in der 15. Generation. Bei der Eingangszeremonie kamen die Albaner der Alten Welt und die Albaner der Neuen Welt zusammen, um ihr gemeinsames historisches, kulturelles und sprachliches Erbe zu demonstrieren.

Die Lieder von Lola Aleksi Gjoka waren ein besonderer Beitrag zu diesem Festival. Sie haben einen besonderen Platz in der albanischen Seele, denn Gjoka hat alte albanische Volkslieder im modernen Notensystem festgehalten und dazu eigene klassische Klavierarrangements komponiert. Leider werden diese Lieder heute kaum noch gesungen, und die meisten jungen Albaner kennen sie nicht einmal. Die Autorin wurde eingeladen, Lieder von Lola Gjoka zu singen und leidenschaftlich zu beweisen, daß diese Lieder alles andere als tot sind!

Klassische Kultur kommt aus Amerika nach Albanien

Die klassische Musik kam erst spät nach Albanien. Der erste Pionier, der die Klassik dorthin trug, war der albanisch-amerikanische Flötist, Komponist und Dirigent Toma Nasi. Nasi war ein Sohn der ersten Welle albanischer Einwanderer, die aus Korca nach Boston kamen. Toma, ein leidenschaftlicher Musiker, beschloß in den 1920er Jahren, nach Albanien zurückzukehren, um dem gerade befreiten Land klassische Musik zu bringen. Albanien erlangte erst 1913 nach 500 Jahren osmanischer Besatzung die Unabhängigkeit. Toma gründete mehrere Orchester, von denen eines später zum Albanischen Nationalorchester wurde, und organisierte die erste Aufführung von Händels Messias in Albanien. Damit war die Saat für eine kulturelle Renaissance gelegt, aber der Anfang war schwer. Toma sah sich gezwungen, 1926 in die Vereinigten Staaten zurückzukehren, wo er und seine Frau, die Pianistin Olimpia Nasi, sich aktiv am Aufbau von Orchestern in Boston und ganz Neuengland beteiligten.

Die Saat für eine kulturelle Renaissance blühte dann in den 1930er Jahren und danach auf, angeführt von den ersten albanischen Belcanto-Sängern wie Gjeorgja Filce, Tefta Tashko, Marija Kraja, Kristaq Antoniu, Kristaq Koco, sowie von Lola Aleksi Gjoka, der führenden Klavierbegleiterin und Konzertpianistin ihrer Zeit. Obwohl viele dieser Künstler außerhalb Albaniens aufwuchsen oder studierten, kamen sie alle zurück, um die Schönheit der klassischen Musik in ihr geliebtes Land zu bringen, das mit Rückständigkeit, Armut, Feudalismus und der Erinnerung an die osmanische Unterdrückung zu kämpfen hatte.

Diese Künstler sahen es als ihre Aufgabe an, der Nation die klassische Musik näher zu bringen. Die Melodien von Verdi, Schubert, Puccini und vielen anderen wurden mit offenen und freudigen Herzen aufgenommen, aber Höhepunkt der Konzerte waren stets die von Lola Aleksi arrangierten albanischen Lieder. Lola Aleksi verwandelte alte albanische Volkslieder in Romanzen, diese Lieder bewegten etwas in den Seelen und Köpfen der Menschen und weckten die Begeisterung für eine bessere Kultur.1

Lolas Lieder in Boston

Malene Robinson vom Schiller-Institut aus Boston nahm den Besuch der Autorin in Massachusetts zum Anlaß, in Quincy bei Boston ein Konzert des Dialogs der Kulturen mit Liedern von Lola Aleksi Gjoka zu organisieren. Das Konzert fand am 1. Juni in der Fort Square Presbyterian Church in Quincy statt. Etwa 40 Zuhörer lauschten den albanischen Liedern und afroamerikanischen Spirituals, die von den Sopranistinnen Jen Pearl und Feride Istogu Gillesberg und dem Tenor Myles Robinson vorgetragen wurden, begleitet von Malene Robinson am Klavier.

Eröffnet wurde das Konzert von Pastor Jason Stryd mit den schönen Worten, Musik sei eine universelle Sprache, die die Herzen der Menschen erfüllt, und Musik könne die Seelen der Menschen verzaubern. Das Konzert begann mit Franz Schuberts Lied An die Musik und entfaltete sich dann mit einer Mischung aus den wunderschönen Liedern von Lola Aleksi Gjoka und amerikanischen Spirituals. Die Menschen waren begeistert und nahmen engagiert am Konzert teil.

Am Ende des offiziellen Programms gab es einen Überraschungsauftritt von zwei befreundeten chinesischen Musikern des Schiller-Instituts, die albanische Lieder auf Chinesisch vortrugen. Die Zuhörer waren begeistert und glücklich über diese einzigartige Darbietung, und wir schlossen mit dem chinesischen Liebeslied Kanding Love Song, vorgetragen gemeinsam von unserem chinesischen Freund und der Autorin.

Das Publikum war begeistert und ermutigt. Die wunderbare Idee, daß ein Volk aus der großen Nation China Volkslieder aus der kleinen Nation Albanien in sein Herz geschlossen hat, stellt einen echten Dialog der Kulturen dar, der Kulturen aus drei Kontinenten vereint. Diese Art von Einheit ist in diesen kritischen strategischen Zeiten, in denen die Gefahr eines Atomkriegs wie ein Damoklesschwert über der Menschheit hängt, sehr wichtig. Möge dies eine Inspiration für einen Dialog der Kulturen für alle Nationen der Welt sein!

Feride Istogu Gillesberg


Anmerkung

1. Mehr über das Lola-Aleksi Gjoka-Projekt erfahren Sie auf der (englischsprachigen) Webseite www.musikalskdialog.dk