Die Beziehungen EU-China-Afrika und die neue Architektur
Von Liu Haifang
Liu Haifang ist außerordentliche Professorin an der Schule für
Internationale Studien und Direktorin des Zentrums für Afrikastudien an der
Peking University.
Guten Abend, guten Morgen, Mittag, oder wo auch immer Sie sind. Zunächst
einmal möchte ich mich für die Einladung des Veranstalters bedanken. Es ist
wirklich eine große Ehre für mich, ich glaube, ich bin der einzige chinesische
Redner, der auf einer so wichtigen Konferenz zu einem solchen Anlaß sprechen
darf. Ich denke, daß es in diesem Moment wirklich wichtig ist, so viele
internationale Konferenzdialoge wie möglich zu haben, und deshalb fühle ich
mich wirklich geehrt, daß ich meine Gedanken mitteilen kann. Aufgrund der
Zeitzone habe ich nicht die Möglichkeit, wirklich teilzunehmen, daher nutze
ich diese Art der Aufzeichnung, um meine Gedanken mitzuteilen, und ich freue
mich darauf, in Zukunft entweder in China oder anderswo noch mehr Gelegenheit
zu haben, mit Ihnen allen zu sprechen. Ich danke Ihnen nochmals.
Mein Thema ist wirklich die trilaterale Zusammenarbeit. Als
Wissenschaftlerin, die an einer der älteren Universitäten Chinas arbeitet und
als Direktorin des Zentrums für Afrikastudien tätig ist, empfange ich häufig
Gäste vom afrikanischen Kontinent und darüber hinaus, die entweder über die
Entwicklung Afrikas oder die chinesisch-afrikanische Zusammenarbeit
diskutieren wollen.
Die trilaterale Zusammenarbeit ist also seit vielen Jahren ein Thema,
entweder auf wirtschaftlicher Ebene oder in anderen Bereichen, und die Leute
kommen auch, um mit mir darüber zu diskutieren. Und zu einer dieser Gruppen
gehören amerikanische Diplomaten, die in Beijing ansässig sind.
Ich erinnere mich noch sehr deutlich an das Jahr 2015, als unser
Staatsoberhaupt an der UN-Vollversammlung teilnahm und feststellte, daß die
USA und China in afrikanischen Angelegenheiten mehr zusammenarbeiten sollten,
und natürlich auch mit anderen Entwicklungsländern, um sich die Hände zu
reichen und Freunde zu sein. Daraufhin unterzeichneten die beiden Regierungen
eine Absichtserklärung über die Zusammenarbeit zwischen den USA und China, und
diese Diplomaten begannen, häufig in mein Büro zu kommen, und wir unterhielten
uns oft bei einem Kaffee darüber, wie wir uns die Hände reichen könnten. Und
natürlich hatte ich meine früheren Nachforschungen, meine Interaktionen mit so
vielen chinesischen Unternehmen in Afrika, so daß ich das zum Austausch mit
amerikanischen Kollegen anbieten konnte.
Das Ende der trilateralen Zusammenarbeit
Aber plötzlich, etwa 2017-2018, kamen sie jedes Jahr viele Male, aber sie
hörten auf, diese Fragen zu stellen, und fingen an, sich nur noch darauf zu
konzentrieren, was die neuen Entwicklungen in der chinesisch-afrikanischen
Zusammenarbeit sind, was die neuen Maßnahmen sind und so weiter und so fort.
Und wenn ich deutsche Kollegen empfing, EU-Kollegen, die entweder in Beijing
oder anderswo arbeiten, wechselten auch sie das Thema.
Deshalb habe ich ab 2017-2018 angefangen, zurückzufragen: Was ist los mit
Ihnen? Sie fragen mich nicht mehr nach der Zusammenarbeit zwischen China und
Afrika? Warum haben Sie aufgehört, danach zu fragen? Und natürlich verstehen
wir alle die Veränderungen, die sich aus diesen Momenten ergeben.
Ich denke, das heutige Thema, wenn das Schiller-Institut eine solche
Konferenz über diesen schweren Wandel, diesen epochalen Wandel der Zeit,
organisiert, hat nicht aus dem Nichts begonnen, es ist nicht erst mit dem
Ukraine-Krieg passiert. Er war vielmehr schon vorher da, und wir
Wissenschaftler können ihn aus einer etwas längeren Perspektive verstehen.
Ein weiteres Beispiel ist der Fall des Sudan. Wir alle wissen, daß, als die
sudanesische Regierung Bashir ein sehr schlechtes Verhältnis zu den USA hatte,
die USA Sanktionen verhängten und es überhaupt keinen Geschäftsdiplomaten gab,
der Dialog eigentlich von China ausging. Die US-Regierung verließ sich so sehr
auf die chinesischen Sondergesandten; der chinesische Sondergesandte wurde
auch in einen von ihnen neugeschaffenen Mechanismus eingesetzt. So saßen wir,
der chinesisch-amerikanische Wissenschaftler oder Regierungsvertreter, eine
Stunde lang zusammen und diskutierten über die alten, schönen Tage dieser
trilateralen Zusammenarbeit mit China. Wir werden niemals versäumen, einen so
wichtigen Fall zu verstehen.
Aber das ist nicht nur ein Teil davon, wie die USA China politisch als
Kanal nutzen können, um mit einem dieser „zerbrechlichen“ [Staaten] oder was
auch immer für ein böses Wort die US-Regierung damals dafür benutzte,
zusammenzuarbeiten. Und dann wissen wir, daß der Sudan in zwei Teile geteilt
wurde, durch die Abspaltung des Südsudan. Und dann kamen verschiedene
chinesische Akteure in dieses Land und haben viele verschiedene Arten von
Entwicklungsprogrammen durchgeführt.
Erfolgreiches Engagement in Afrika
Zu den Akteuren, die ich Ihnen vorstellen möchte, gehören vier meiner
Studenten. Diese vier jungen Studenten, die ihren Master-Abschluß gemacht
haben, fanden in China keinen geeigneten Ort, um ihre Fähigkeiten unter Beweis
zu stellen, also beschlossen sie, nach Afrika zu gehen, und in Uganda
erkannten sie, daß in diesem Land der Ölsektor boomen würde, und schon bald
wußten wir, daß dort Öl gefördert werden würde.
Als sie also etwa 2017 ankamen, stellten sie fest, daß es wirklich wichtig
ist, den kleinen Leuten zu helfen, sich auf die Größenordnung vorzubereiten.
Also gründeten sie ein Unternehmen, vielleicht können wir es als soziales
Unternehmen bezeichnen, denn sie haben nicht viele Investitionen, sie können
nicht einmal für Geschäfte oder andere Investitionen investieren. Und da sie
alle eine professionelle Ausbildung im Ölsektor haben, gründeten sie eine
Akademie für den Handel mit Einheimischen.
Und schon bald hatten sie viel Erfolg und bekamen viel Anerkennung von der
ugandischen Regierung. Die ugandische Regierung nutzt ihre Akademie jetzt
sogar als Vorreiter bei der Förderung der Jugend. Vor etwa zwei oder drei
Jahren sind sie dann in den Südsudan gegangen.
Man könnte also sagen, daß sie während der gesamten Zeit des COVID ihre
Masken aufgesetzt haben, was ein deutliches Zeichen ist. Und sie haben so
viele Menschen im Südsudan ausgebildet. Für mich hat das Problem des Südsudan
also viele Dimensionen, nicht nur die Politik, wie der Norden und der Süden
nicht miteinander auskommen konnten. Es gibt auch noch andere sehr wichtige
Themen – die Existenzsicherung und die Frage, wie die Jugend ihren
Lebensunterhalt bestreiten kann.
Im Rahmen eines solchen Programms brachten sie also einige junge
chinesische Hochschulabsolventen, viele amerikanische und europäische
Wissenschaftler und Ingenieure mit, die bei der Ausbildung halfen. Und eine
Zeit lang wurden auch chinesische Techniker als Lehrer eingesetzt, um die
Einheimischen zu schulen.
Ihre Akademie, das Sunmaker Oil and Gas Institute, ist inzwischen in vielen
Ländern fast die einzige. Inzwischen gibt es Zweigstellen in Äthiopien,
Tansania, Kenia und Nigeria, und sie bereiten sich darauf vor, in viele
weitere Länder zu gehen.
Für mich sind sie die wahren Changemaker, die wahren Veränderer. Und
Sie können sehen, wie sie verschiedene Menschen aus verschiedenen Ländern
zusammenbringen, um den dringenden Bedarf Afrikas an Arbeitsplätzen und einer
angemessenen Ausbildung für die Jugend zu decken.
Ein offener Dialog ist notwendig
Damit komme ich schnell zu meinem Hauptthema. Das heutige internationale
Umfeld ist so schlecht für China, für die Zusammenarbeit Chinas mit
verschiedenen Partnern, und ich glaube, der Hauptgrund dafür sind
Mißverständnisse. In den schönen alten Zeiten, wie ich schon sagte, in den
letzten zehn Jahren, hat man sich mit viel trilateraler Zusammenarbeit, von
den verschiedenen Partnern so viel Wissen versprochen, was man bewältigen
kann, worin der andere stark ist, und was Afrika gut kann, so daß die
trilaterale Hilfe dort, wirklich, die globale Entwicklungsagenda auf eine sehr
nette, sehr schöne Weise signalisiert wurde.
Aber dann, in den letzten Jahren, wissen wir plötzlich nicht, was passiert
ist. Wir wissen nur, daß der Hauptgrund dafür in den schlechten Eindrücken und
in der sehr negativen Haltung gegenüber China insgesamt liegt. Das ist sehr
schade für uns. Meine älteren Kollegen werden alle unseren europäischen oder
amerikanischen Kollegen sagen: Machen Sie sich bitte keine Sorgen um die
chinesisch-afrikanischen Beziehungen, denn was unser China in Afrika tut, wird
von so vielen verschiedenen Akteuren überwacht oder kontrolliert.
Ich denke, daß dies nur im Laufe der Zeit oder in einem Arbeitsmodus wie
der trilateralen Zusammenarbeit geschehen kann, wenn man einen offenen Dialog
führt, wenn man eine gute Beziehung hat und sogar eine trilaterale
Zusammenarbeit anstrebt, dann kann jede Seite den Schwung nutzen und sich
weiter entwickeln.
Nun ist all dies ebenfalls zum Stillstand gekommen. Und das finde ich sehr
schade, und ich möchte diese ältere Periode, die vergangenen trilateralen
Kooperationsgeschichten, nutzen, um zu zeigen, wie wichtig die liberale
internationale Entwicklungsordnung der Friedensgesinnung ist. Bitte
vernachlässigen Sie nicht, daß Chinas eigener Entwicklungsfrieden auch zur
Entwicklung der Welt beiträgt. Und dann hat es speziell geholfen, die Armut zu
bekämpfen, den Mangel an Fähigkeiten zu bekämpfen, und es hat den Menschen
geholfen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, und kann daher für eine
selbsttragende Zukunft für die gesamte menschliche Spezies hilfreich sein.
Das ist für mich also mein Hauptziel. Ich hoffe wirklich, daß alle Menschen
aus verschiedenen Teilen der Welt gemeinsam daran arbeiten können, eine
menschenzentrierte Perspektive zu haben und einander wirklich zu helfen,
anstatt diese Welt untergehen zu lassen und dann sogar Krieg zu haben und die
schlimmste Situation zu erleben.
Dies ist wirklich mein bescheidener Beitrag. Ich hoffe wirklich, daß es
mehr Engagement, mehr Interaktionen geben könnte. Ich danke Ihnen sehr für
Ihre Aufmerksamkeit. Danke, auf Wiedersehen. Machen Sie es gut.
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