Die Menschlichkeit des anderen finden
Von Angela McArdle
Angela McArdle ist Vorsitzende des Libertären Nationalkomitees
(Vorstand der Libertarian Party) in den USA. (Übersetzung aus dem
Englischen.)
Guten Tag oder guten Morgen, Schiller-Institut. Vielen Dank, daß Sie mich
eingeladen haben. Ich möchte nur noch einmal betonen, wie sehr ich es schätze,
eine Beziehung zu Ihnen allen aufzubauen und zu pflegen. Ich bin so dankbar
für die Möglichkeit, Brücken außerhalb der Libertarian Party zu bauen und
Menschen zu treffen, die gleichgesinnt sind und denen der Frieden und die
Zukunft dieser Welt, die wir gemeinsam bewohnen, am Herzen liegt.
Ich setze mich intensiv dafür ein, eine friedliche Zukunft für uns zu
finden. Vor kurzem habe ich an einem unglaublichen Projekt gearbeitet,
zusammen mit Nick Brana von der People’s Party und Diane Sare, und
wahrscheinlich vielen von Ihnen, und José Vega, dem ich auch dankbar bin, weil
er weiter mit uns zusammenarbeitet, um Menschen, die keinen Frieden für unsere
Welt wollen, zur Rede zu stellen.
Das war eine große Anti-Kriegs-Kundgebung [am 19. Februar in Washington].
Dabei habe ich gelernt: wenn man Frieden erreichen und zusammenarbeiten will,
eine gemeinsame Basis finden und zusammenwachsen, dann muß man es wirklich
wollen. Ich konnte mit anderen zusammenarbeiten, die das auch wollten. Sie
wollen Frieden. Wir alle teilen eine Leidenschaft für dieses Thema, und ich
denke, wenn wir einen Rahmen dafür finden wollen, wie wir uns in dieser Welt
zurechtfinden und eine friedliche Zukunft erreichen können, dann müssen wir
als erstes andere Menschen finden, die das wirklich wollen.
Darüber hinaus müssen wir anfangen, eine gemeinsame Basis zu finden. Ich
hätte nie gewußt, daß ich diese großartigen Beziehungen aufbauen kann, wenn
ich nicht zuerst mit Leuten wie Nick Brana eine gemeinsame Basis gesucht
hätte.
Der nächste Schritt besteht darin, die Menschlichkeit des anderen zu
finden, und das ist in dieser Welt, in der es so viele Unterschiede gibt, so
schwierig. Die Medien, die sozialen Medien und die aktuellen Trends sind gegen
uns, sie machen uns zu „Stammesmitgliedern“ und verleiten uns dazu,
Unterschiede zwischen uns zu suchen und diese Dinge in den Vordergrund zu
stellen. Wir müssen uns gegenseitig menschlich machen. Ich denke, je
menschlicher wir die andere Seite sehen, desto eher finden wir eine gemeinsame
Basis.
So können wir die Suche nach friedlichen Lösungen beginnen. Ich bin
begeistert, daß das Schiller-Institut daran interessiert ist, einen Dialog zu
eröffnen und ein Gespräch über friedliche Lösungen zu führen, denn das ist
eine der schwierigsten Fragen: Wo soll man anfangen, nicht wahr?
Beginnen Sie damit, nach Dingen zu suchen, die bereits funktioniert haben.
Die Ablehnung des Atomkriegs ist ein wirklich wichtiger Punkt. Ich glaube, ein
weiterer Punkt, der immer wieder übersehen wird, ist die Vermeidung
zerstörerischer Kräfte. Wir wollen sie nicht einsetzen, wenn wir versuchen,
eine gemeinsame Basis zu finden. Eine gemeinsame Basis muß sich organisch
entwickeln. Man kann niemanden dazu zwingen, etwas mit dir gemeinsam zu
haben.
Eine Sache, die mir wirklich am Herzen liegt, ist der freie Handel für den
Frieden. Wenn Waren keine Grenzen überschreiten, werden es Soldaten tun. Wenn
Sie sich in die Wirtschaftsforschung stürzen und versuchen, wirtschaftliche
Ideen und Wege zur Herstellung von Einheit zu finden, möchte ich Sie alle
ermutigen, über Freihandel nachzudenken und Menschen, Individuen, über Systeme
zu stellen. Die Menschen werden immer einen Weg finden, die zentrale Planung
zu umgehen, denn die Menschen sind kreativ, die Menschen sind wirklich
wunderbar, und ich glaube an den Einfallsreichtum der Menschheit und daran,
daß unsere Ideen immer wieder neue Wege gehen werden. Freie Märkte haben
Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt aus der Armut befreit, und ich
denke, ein weltweites System der freien Marktwirtschaft wäre wirklich
unglaublich.
Eines der Dinge, die wir in letzter Zeit in den Vereinigten Staaten erlebt
haben, sind Zölle. Zölle gibt es immer in Kriegszeiten, denn sie sind eine
wirtschaftliche Kriegsführung. Ich möchte jeden dazu ermutigen, das zu
bedenken, wenn Sie über wirtschaftliche Lösungen für die Situation, in der wir
uns befinden, nachdenken. Wenn die Menschen wirtschaftliche Freiheit haben,
sind sie viel glücklicher, und es geht ihnen überall auf der Welt gut.
Ich weiß, daß wir hier in den Vereinigten Staaten dazu neigen,
wirtschaftliche Freiheit mit Korporatismus und riesigen Konzernen zu
verwechseln. Das ist meiner Meinung nach keine wirtschaftliche Freiheit. Wenn
ich an wirtschaftliche Freiheit denke, denke ich an Menschen in
Entwicklungsländern, die Unternehmer werden, die ihre Familien aus der Armut
befreien, die Zugang zu sauberem Wasser haben, die ihre Kinder zur Schule
schicken können. Das sind die Dinge, an die ich glaube; Dinge, die unter der
Herrschaft eines Atomkriegs und einer tyrannischen Weltregierung nicht möglich
wären.
Ich hoffe also, daß Sie an diesem Wochenende einen schönen Kongreß, eine
schöne Konferenz haben werden. Vielen Dank, daß Sie mich eingeladen haben. Ich
hoffe, daß Sie Ihre Suche nach der Einheit fortsetzen und weiter neue und
wunderbare Menschen treffen werden. Und denken Sie daran, daß das Gefühl der
Freiheit, des Respekts und des Aufstiegs für den einzelnen immer Vorrang haben
muß, denn ich denke, das sind wichtige Dinge, die wir erreichen sollten. Ich
weiß, daß Sie an wirtschaftlicher Sicherheit interessiert sind. Sobald wir den
Menschen helfen, wirtschaftliche Sicherheit zu erlangen, werden viele
Barrieren fallen, und wir werden viele glückliche Menschen auf der ganzen Welt
sehen. Und glückliche Menschen erklären sich nicht gegenseitig den Krieg.
Vielen Dank für die Einladung, und ich wünsche Ihnen eine großartige
Konferenz.
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