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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

8:15 – Eine Geschichte von Überleben und Vergebung aus Hiroshima

Dr. Akiko Mikamo ist Autorin und Produzentin des Films „8:15“, der den Atombombenabwurf auf Hiroshima aus der Sicht von Überlebenden des Angriffs – ihrer eigenen Eltern – schildert. Dr. Mikamo kam in der abschließenden Diskussionsrunde der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 9.9. zu Wort und sagte folgendes (Übersetzung aus dem Englischen).

Dr. Mikamo: Ich danke Ihnen für die Einladung zu dieser sehr wichtigen Konferenz. Ich bin ausgebildete Psychologin und arbeite als medizinische Psychologin und als Coach für Führungskräfte, als Autorin und auch Produzentin des Films, der gerade erwähnt wurde. Meine Eltern waren beide bei der Explosion am 6. August 1945 dabei. Mein Buch- und Filmtitel 8:15 bezieht sich auf den Zeitpunkt der Explosion in Japan, die erste Atombombe, die gegen Menschen eingesetzt wurde.

In Hiroshima lebten zu diesem Zeitpunkt 350.000 Menschen, überwiegend Zivilisten. Mein Vater war nur etwa 1200 Meter vom Epizentrum entfernt. Er befand sich auf dem Dach seines Hauses, hatte also nichts, was ihn schützte. So war er mehreren Tausend Grad Hitze und Explosionen ausgesetzt, und natürlich auch der Strahlung. Meine Mutter war etwa 720 Meter vom Epizentrum entfernt. Natürlich wurden beide schwer verletzt, verbrannt und verstrahlt. Wie durch ein Wunder haben sie überlebt.

Ich bin eine ihrer drei Töchter. Heute lebe ich in San Diego in Kalifornien und arbeite weltweit daran, die Menschen zu einem friedlicheren und harmonischeren Denken zu erziehen.

Meiner Meinung nach standen Menschen schon immer miteinander in Konkurrenz; Wettbewerb wurde gefördert, Wettbewerb wurde wertgeschätzt. Aber das Konkurrenzdenken hat zu Ungleichheit geführt. Die ressourcenstärkeren Länder und Regionen versuchen, die weniger ressourcenstarken Regionen und Länder zu ihrem Vorteil auszunutzen. Und ich bin fest davon überzeugt, daß wir von der konkurrenzorientierten Bildung und Gesellschaft zu einer auf Zusammenarbeit ausgerichteten Gesellschaft übergehen müssen. Das ist die einzige Lösung.

Wenn ich über die Erfahrungen meines Vaters und meiner Mutter spreche, betrifft uns das alle als Menschheitsfamilie auf dieser Erde. Es gibt viele Bedrohungen. Die Bedrohung durch einen Atomkrieg ist keine Science-Fiction-Geschichte oder etwas, das man nur im Kino sieht. Er droht unmittelbar. Und die globale Zerstörung, die Klimaproblematik usw. – es gibt so vieles, daß ich denke, dies ist nicht die Zeit, daß wir uns um Ländereien, Ressourcen oder Macht streiten. Wir müssen uns wirklich zusammentun, um über das menschliche Zusammenleben nachzudenken und darüber, wie wir diese Krise überleben, wie wir gesünder leben und wie wir mehr Menschen zu Wohlstand verhelfen können. Das ist also mein Punkt.

Kann ich den Trailer zu meinem Film zeigen?

Moderator: Ich werde die Techniker fragen, aber in der Zwischenzeit möchte ich Sie bitten, uns zu sagen, welche Reaktionen Sie vom amerikanischen Publikum auf Ihren Film erhalten haben und ob er dort zu sehen ist. Und wird er auch in Europa oder online zu sehen sein?

Dr. Mikamo: Ich erhalte jetzt Reaktionen, er wird auf öffentlichen Sendern in ganz Amerika ausgestrahlt. Ich habe einige Vorführungen in New York und Kalifornien gemacht.

Die Reaktionen kommen hauptsächlich von der jüngeren Generation, und sie sind wirklich positiv. Sie sagen mir, daß sie nicht wußten, wie die Menschen unter dem Atompilz überlebt haben.

Sonst sehen sich die Leute die Bilder aus dem Flugzeug an, und sie sehen den Atompilz, und Politikwissenschaftler und Politiker und viele andere diskutieren darüber, ob nukleare Abschreckung der richtige Weg wäre oder besser ein Verbot von Atomwaffen, oder wie wir mit dem Thema Atomwaffen umgehen sollten. Aber nicht sehr viele Menschen haben den Bericht aus erster Hand gesehen, der zeigt, was tatsächlich unter dem Atompilz geschah.

Deshalb kommt aus dem Publikum oft der Kommentar, daß die ganze Welt das sehen muß. Jeder sollte es sehen. Die Menschen müssen daran erinnert werden, daß es nie wieder einen Atomkrieg geben darf. Auch die Leute, die den Film Oppenheimer gesehen haben, haben mir gesagt, daß man den Film 8:15 zusammen mit Oppenheimer sehen sollte, um ein Gesamtbild zu erhalten. Das sind die Kommentare, die ich erhalten habe.

Moderator: … Jetzt können wir den Trailer ansehen. (Den Trailer zu dem Film 8:15 finden Sie im Internet unter: https://www.youtube.com/watch?v=SNBYRnpE92s)