Klima: Zwischen Notstand und Wissen
Von Prof. Alberto Prestininzi
Dies ist die bearbeitete Übersetzung des Vortrags von Alberto
Prestininzi in fünften Abschnitt der Straßburger Konferenz des
Schiller-Instituts vom 8.-9. Juli. Prof. Prestininzi ist Geologe und Direktor
des Forschungszentrums CERI an der Universität Sapienza in Rom. Die
Zwischenüberschriften wurden hinzugefügt. Er verwendete zahlreiche Grafiken,
die im Videomitschnitt zu sehen sind: https://www.youtube.com/watch?v=VVb3sJwDLpo&t=3908s
© Schiller-Institut
Prof. Alberto Prestininzi
Abb. 1: Buchcover „Dialoghi sul Clima“
Guten Tag, ich freue mich, hier zu sein. Ich werde auf Italienisch
sprechen, weil ich über Zahlen sprechen muß, die schwer auszusprechen sind,
denn wir sprechen über Milliarden und Abermilliarden von Euro, die wir
europäischen Bürger für allerlei Dinge zahlen müssen.
Die italienische CLINTEL-Gruppe (Climate Intelligence), die zu der von Guus
Berkhout geleiteten europäischen Stiftung mit 1500 Wissenschaftlern in der
ganzen Welt gehört, hat dem, was andere sagen, eine wirkliche
wissenschaftliche Analyse des Klimawandels entgegengesetzt. Seit Jahren
versuchen wir, Lehrer und Wissenschaftler, uns in Italien zu Wort zu melden,
in den seltenen Fällen, wenn die Medien ihre Türen öffnen, die gewöhnlich
verschlossen sind.
Wir haben es lange mit einer wissenschaftlichen Sprache versucht, die aber
nicht verständlich war; deshalb haben wir beschlossen, die Methode zu ändern.
Ich habe dazu ein Buch herausgegeben, Dialoghi sul Clima: Tra Emergenza E
Conoscenza („Dialoge über das Klima, zwischen Notstand und Wissen“), das
von 16 Wissenschaftlern verfaßt wurde und das unter Beibehaltung eines
Minimums an wissenschaftlicher Sprache darauf abzielt, die Zahlen und Daten zu
erklären – zunächst den italienischen Bürgern. Das Buch ist auf Italienisch
erschienen und wird demnächst in mehreren weiteren Sprachen herauskommen
(Abbildung 1).
Wir wollten Zahlen nennen, damit die Menschen ein Verständnis bekommen,
gerade in einer Zeit, in der die Krisen, von denen wir in Deutschland, aber
auch in Italien und anderen Ländern hören, die Taschen der Bürger in der
ganzen Welt zu belasten beginnen.
Die Namen auf der Abbildung sind die italienischen Wissenschaftler, die bei
CLINTEL registriert sind. Wir haben erst eine Petition verfaßt und an den
Präsidenten der italienischen Republik geschickt, in der es heißt: „Es gibt
keinen Klimanotstand“. Wir haben es mit einem Notstand von Umweltverschmutzung
zu tun, aber die Medien – Greta Thunberg kennt sich da aus – mischen die
Karten sehr geschickt, indem sie von Klima statt Umweltverschmutzung reden,
obwohl das zwei völlig verschiedene Dinge sind. Wir wollten als erstes den
Staatspräsidenten warnen, doch der entschied, sicherlich aus guten Gründen,
den 200 italienischen Wissenschaftlern, die diese Petition unterzeichnet haben
– sich um die Umweltverschmutzung um zu kümmern anstatt um das Klima, das
nichts damit zu tun hat –, nicht zu antworten.
Daraufhin haben wir dann das Buch produziert. Übrigens war dieses Buch
unter den Finalisten eines italienischen Wettbewerbs. Darin werden drei
grundlegende Punkte hervorgehoben; wir sind von drei Annahmen ausgegangen. Sie
lauten wie folgt:
1. Es gibt keinen Klimanotstand, und das beweisen wir.
2. Fakten, nicht Hypothesen, definieren die wissenschaftliche Wahrheit. Die
Menschen hier werden sehr verwirrt, weil man Hypothesen als wissenschaftliche
Wahrheit ausgibt, dabei sind das zwei ganz verschiedene Dinge.
3. Die Politik sollte sich bei ihren Entscheidungen von Wissen statt von
Hypothesen leiten lassen; politische Entscheidungen, die große wirtschaftliche
Auswirkungen auf die Menschen haben, sollten auf der Grundlage von Wissen und
nicht von Hypothesen getroffen werden.
© CC/Henri Manuel
(restauriert von FMSky und Bammesk)
Abb. 2: „Im Leben muß man nichts fürchten, man muß nur verstehen.“ – Dr.
Marie Curie, um 1920.
Für den ersten Punkt haben wir eine Aussage dieser großartigen Frau, Marie
Curie, entlehnt, die übrigens der einzige Mensch ist, der jemals zwei
Nobelpreise erhalten hat, einen für Chemie und einen für Physik (Abbildung
2). Sie alle wissen, was diese Frau zusammen mit ihrem Mann für die
Entdeckung der Strahlung gesundheitlich erlitten hat. Marie Curie hat einmal
gesagt: „Im Leben muß man nichts fürchten, man muß nur verstehen.“ Jetzt ist
es an der Zeit, mehr zu verstehen, damit wir weniger Angst haben! Das ist die
Devise, denn die Klimakampagne basiert auf Angst, und das werden wir gleich
sehen.
Ohne Sie zu sehr zu langweilen, möchte ich den Unterschied zwischen
Hypothese und Wissen erläutern: Die Forschung basiert auf Hypothesen, die das
Ergebnis des Denkens sind, aber nur wenige Hypothesen werden zu Wissen oder
wissenschaftlicher Wahrheit – nur diejenigen, die zu
wissenschaftlicher Wahrheit werden, werden zu Wissen, und das Wissen hört nie
auf.
„Zehn Jahre zur Rettung des Planeten“? Wir müssen dafür sorgen, daß die
politischen Entscheidungsträger auf wissenschaftliche Erkenntnisse hören
statt auf Hypothesen, denn dieses Paradigma ist heute völlig untergraben
worden. Wie konnte das geschehen? Durch die Rolle, die das Informationssystem
spielt (Punkt 3 oben): Die Information ist heute allgegenwärtig.
Wir werden das am Beispiel einiger maßgeblicher italienischer Zeitungen
sehen, die hier in der Grafik ins Englische übersetzt wurden. Sie verwenden
unterschiedliche Zahlen, behaupten aber immer im Namen der Wissenschaft
sprechen, indem sie das Evangelium des Weltklimarats (IPCC, Intergovernmental
Panel on Climate Change) vorbeten. Ohne zu wissen, warum, sagen sie: „Die
Wissenschaftler sagen uns... etc.“
© Alberto Prestinizi
Abb. 3: Seit Jahrzehnten warnen uns „Wissenschaftler“: „Wir haben nur noch
zehn Jahre Zeit, um den Planeten zu retten!“
© CSIRO Australia
Abb. 4: Zu- bzw. Abnahme der Vegetation zwischen 1982 und 2010: Die globale
Pflanzenmasse hat sich in den letzten 50 Jahren um 30% vermehrt.
Das erste Beispiel ist aus dem Jahr 1989: „Wir haben zehn Jahre Zeit, um
den Planeten zu retten.“
Nun von 1989 zum Jahr 2023, diesem Jahr: Im neuesten IPCC-Bericht heißt es:
„Wir haben zehn Jahre Zeit, um die Erde zu retten.“ Ich habe mir erlaubt,
diese kleine Grafik anzufertigen, damit Sie die Bedeutung dieser
Angst-und-Schrecken-Nachrichten besser verstehen können (Abbildung 3).
Sie zeigt jeweils das Datum der IPCC-Vorhersage „zehn Jahre, um die Erde zu
retten“. Das ist die „Todeslinie für den Planeten“, eine Linie, die sich nun
endlos fortsetzt, weil dieser Terror weitergeht. Dabei wird vergessen, daß die
Menschen langsam aufmerksam werden und Fragen stellen: „Wie kommt es, daß zehn
Jahre nach diesem ersten Termin [d.h. zehn Jahre nach 1989] noch immer nichts
passiert ist?“ Und dann nochmal zehn Jahre und nochmal. Inzwischen sind wir
beim sechsten IPCC-Sachstandsbericht (AR6)...
Wir haben dem legendären António Guterres, dem Generalsekretär der
Vereinten Nationen, geschrieben und ihn gebeten zu erklären, warum genau, wir
noch zehn Jahre Zeit haben, um die Erde zu retten.
Das ist also die „Todeslinie“. Und nun wollen wir sehen, was in dieser Zeit
mit dem Planeten geschehen ist: Ist er gestorben? Hat er sich selbst
wiederbelebt? Wie geht es dem Planeten? Wollen wir das sehen? Es gibt
reale Daten, Satellitendaten, die zeigen, daß der Planet in den letzten 50
Jahren die Pflanzenmasse um 30% erhöht hat (Abbildung 4); die Erde ist
grüner geworden; es geht ihr besser. Es ist nichts Katastrophales passiert.
Wenn man sich die Satellitendaten der Sahelzone anschaut, kann man sehen, daß
die Wüste schrumpft. Auch in Italien erzählt man uns diese Geschichte von der
„Wüstenbildung“ – in einem Land, wo die Wälder inzwischen allgegenwärtig sind!
Selbst auf den Straßen Roms gibt es Wald...
Der Planet ist nicht tot, es geht ihm sogar besser, weil es dem Grün besser
geht, dank des geringen Anteils an CO2, den wir einbringen. Das ist
die Nahrung für die Pflanzen, CO2 ist ihre und unsere Nahrung.
Alles Leben auf der Erde basiert auf CO2.
In den Schulen wird eine enorme Ignoranz erzeugt. Im Jahr 1950, als wir 3,5
Milliarden Menschen waren, waren 50% der Menschen auf der Welt
unterernährt. Heute sind wir acht Milliarden und die Zahl der
Unterernährten beträgt 10%. Die Landwirtschaft hat auf die Signale der Not mit
einer Steigerung der Produktion reagiert – Weizen, Sojabohnen, Mais, Reis, die
vier wichtigsten Grundnahrungsmittel der Welt.
© Cc/Max Roser
Abb. 5: Anteil der Weltbevölkerung, der in Armut lebt, 1820-2015
Der Anteil der Armen und sehr Armen an der Weltbevölkerung sinkt immer
schneller.
Daten: OurWorldinData.org
© OurWorldinData.org/life-expectancy (cc)
Abb. 6: Entwicklung der Lebenserwartung, 1770-2021.
Daten: UNWPP (2022), Zeideman et al. (2015), Riley (2005)
Wenn wir uns die letzten Jahre ansehen, seit die Geschichte der
verbleibenden „letzten zehn Jahre“ anfing, sehen wir den Trend bei der
Unterernährung in der Welt: Seit 1980 hat sich das Tempo der Verringerung
der Unterernährung enorm erhöht. Das bedeutet, daß das
landwirtschaftliche System die Menschen besser ernähren kann als
früher, obwohl wir acht Milliarden Menschen sind. Das sollte man nicht mit der
Verteilung des Wohlstands verwechseln, das ist wieder etwas anderes. Hier geht
es um Daten der FAO [UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation] für
die Anzahl der Menschen mit einem Pro-Kopf-Einkommen über bzw. unter 1,90 €
pro Tag (Abbildung 5).
Was die Verteilung der Lebenserwartung anbelangt, so liegt sie in unseren
wohlhabendsten Ländern bei über 80 Jahren (Abbildung 6). In
anderen Ländern liegt sie bei über 70 Jahren. Das alles bedeutet, daß der
Planet nicht stirbt. Die Menschen müssen verstehen, daß diese schreckliche
Drohung „zehn Jahre zur Rettung der Erde“ eine Botschaft des Terrors ist. Das
ist die Erkenntnis, die wir verbreiten müssen.
Wir betonen, daß die Foren für wissenschaftliche Fragen die
Universitäten sind, nicht die Talkshows. Wir müssen diese Botschaft an die
Menschen weitergeben.
Eine andere Behauptung ist, daß „extreme Wetterereignisse zunehmen“.
Seriöse Untersuchungen, die weltweit durchgeführt wurden, zeigen aber, daß
seit 1900 ein starker Rückgang von Extremereignissen wie tropischen
Wirbelstürmen und Tornados zu verzeichnen ist, während die Temperatur
steigt.
Die Menschen sind unwissend geworden, es gibt praktisch eine Rückkehr des
Analphabetismus, die erschreckend ist. Ich konnte das selbst in Italien
nachprüfen: Bei den letzten Extremereignissen – Dürre, dann Überschwemmung –
hat niemand über Prävention gesprochen, es ging immer nur um Extremereignisse
und um den Klimawandel, der ihrer Meinung nach zu Regenfällen führen würde...
In Italien wurden 40 Jahre lang Studien zur Verbesserung der Prävention
durchgeführt, aber niemand redet darüber...
© Chand et al., doi.org/10.1038/s41558-022-01388-4
Abb. 7: Anzahl der tropischen Wirbelstürme, 1840-2020. Seit 1900 ist die Anzahl der jährlichen tropischen Wirbelstürme um rund ein Drittel zurückgegangen
Von 1851 bis 2010 haben die Wirbelstürme der verschiedenen Energiestufen –
sie werden in fünf verschiedene Energiestufen unterteilt – im Durchschnitt
deutlich abgenommen (Abbildung 7). Die Häufigkeit hat abgenommen und
die Intensität hat abgenommen.
Zum Anstieg des Meeresspiegels: Im Jahr 1977 wurde der Anstieg des
Meeresspiegels bis 2030 auf sechs Meter geschätzt. Jüngste Meßdaten ergeben
0,085 m [ein durchschnittlicher Anstieg von 2 mm pro Jahr], wovon ein Teil auf
die temperaturbedingte Volumenzunahme zurückzuführen ist. Das Meerwasser hat
sich leicht erwärmt. Die Durchschnittstemperatur steigt, da wir die Kleine
Eiszeit hinter uns lassen, deren Tiefpunkt im späten 18. Jahrhundert war.
Jetzt sind wir am Ende dieses Anstiegs, was ganz normal ist, das hat sich in
den letzten 11.000 Jahren stets wiederholt. Das sind dokumentierte Daten.
Wenn wir Leute einladen, zu kommen und zu vergleichen, sagen wir folgendes:
Die von ihnen erstellten Klimamodelle sind nicht in der Lage zu simulieren,
was wirklich auf der Erde passiert ist. Aber sie behaupten, sie könnten
vorhersagen, was in hundert Jahren passieren wird – ohne simulieren zu können,
was im letzten Jahr passiert ist...
Was die Temperatur betrifft: Das erste Modell von [James] Hansen, das dem
US-Kongreß [1988] als erste Schreckensbotschaft vorgelegt wurde, besagte:
„Wenn der CO2-Ausstoß bis 2020 nicht auf Null gebracht wird...“ Das
Jahr 2020 ist inzwischen vorüber, das CO2 ist viel stärker
angestiegen als von Hansen vorhergesagt, und die Durchschnittstemperatur ist
nur dem natürlichen Trend gefolgt – gemessen sowohl mit Ballons als auch mit
Satelliten, die viel genauer sind. Im Mittelalter war es 1°C wärmer als heute,
in der Römerzeit 2°C wärmer als heute. Eine sehr sorgfältige Untersuchung
wurde im Mittelmeerraum durchgeführt. Ende September des Jahres 218 vor
Christus überquerte Hannibal auf dem Mont Cenis-Paß die Alpen. Heute ist der
Paß von Mont Cenis Ende September wegen Schneefalls geschlossen.
Wir haben weitere interessante Daten. Die Mumie von Similaun [„Ötzi“] wurde
in 3500 Metern Höhe in Norditalien an der Grenze zu Österreich gefunden. Warum
ist sie mumifiziert? Weil es dort kein Eis gab, weil sich alle Gletscher in
höhere Lagen zurückgezogen hatten. Heute gibt es dort einen großen
Gletscher.
Während der kleinen Eiszeit [um 1300 bis etwa 1850] liefen die Menschen auf
der Lagune von Venedig Schlittschuh. Heute erholen sich die Temperaturen
wieder. Während der Holozän-Warmzeit [vor etwa 9500 bis 5000 Jahren] waren die
Temperaturen 4 °C höher als heute.
Einige Ergebnisse der großen Studie, die italienische Forscher im
Mittelmeer durchgeführt haben: In der Römerzeit war das Meerwasser 2°C wärmer
als heute. Auf dem größten Gletscher Italiens in 3000 m Höhe wurde ein mit
C-14 datierter Baumstamm gefunden, der zeigt, daß der Gletscher vor etwa 3000
Jahren nicht existierte; an seiner Stelle stand ein sehr großer Wald.
Ein mumifiziertes Alpenmurmeltier wurde [2022] auf dem Monte Rosa in fast
4000 Metern Höhe gefunden. Ein Körper mumifiziert nicht im Eis oder im
Gefrierfach eines Kühlschranks. Das Fleisch gefriert.
Warum Italien Dämme bauen sollte
Ich möchte ein paar Worte zu den jüngsten Ereignissen in Italien sagen, zu
der Überschwemmung, die ein großes Gebiet in der Region Emilia-Romagna
heimgesucht hat. Italien ist eines der regenreichsten Länder in Europa.
Jährlich fallen dort genau 282 Milliarden Kubikmeter Regenwasser an. Davon
verbraucht Italien 18 Milliarden, unter anderem für die Bewässerung, als
Trinkwasser und für die industrielle Nutzung.
Was passiert mit diesem Wasser? Sie alle kennen den „Stiefel“ [Südende der
italienischen Halbinsel] mit den Apenninen, die sehr steile Hänge haben, die
das Wasser sofort über Flüsse ins Meer leiten, was ein hydraulisches Risiko
und Tod bedeutet. Es würde sich lohnen, Dämme [mit Wasserkraftwerken] zu
bauen, um Überschwemmungen zu verhindern und das ganze Jahr über Wasser zur
Verfügung zu haben [Beifall]. Stattdessen schreien wir „Dürre“, wenn es
kein Wasser gibt, und wenn es viel Wasser gibt, schreien wir „Wasserüberschuß
– wegen des Klimas“.
Italien ist regenreicher als andere europäische Länder. Vergleichen wir die
Niederschlagsmengen einiger italienischer Städte mit denen von Paris, London
usw.
Während in Paris die Niederschläge gleichmäßiger verteilt sind, regnet es
in Italien im Sommer nur wenig. Um die Über- und Unterversorgung mit
Niederschlägen in Italien zu verdeutlichen, habe ich ein Diagramm erstellt, in
dem ich die Ordinate [die vertikale „y-Achse“] auf den Wert 0 für die
durchschnittliche italienische Niederschlagsmenge gesetzt habe – die 282
Milliarden geteilt durch die Gesamtfläche. Die Verteilung der Niederschläge
ist von 1900 bis heute völlig regelmäßig. Wenn Leute behaupten, extreme
Niederschläge und Überschwemmungen hätten zugenommen, dann erzählen sie
Märchen. Diese Dürren und Überschwemmungen sind ein Merkmal des Landes.
Nun möchte ich Ihnen zeigen, wie der IPCC seine Berichte erstellt. In den
Berichten steht „Wissenschaftler sagen“, aber das stimmt nicht. Die
Wissenschaftler schicken ihre Daten ein, aber sie kommen in den Berichten
nicht zu Wort, die werden von Ökonomen zusammen mit Vertretern der
Umweltministerien verfaßt.
Zum Beispiel wurden die Wissenschaftler gebeten, alle mit Regenmessung
gemessenen Daten der letzten 30 Jahre zu übermitteln. Was war das Ergebnis?
Von mehr als 5000 Regenmeßstationen [weltweit] melden 4146 keine signifikante
Veränderung der Niederschlagsmenge. So steht es auf Seite 1560 des AR-6 [des
IPCC]. Das sagt also nicht Alberto Prestininzi gesagt, sondern der
Weltklimarat. Eine kleine Anzahl zeigt einen Überschuß an Niederschlag und
eine kleine Anzahl zeigt ein Defizit.
Aber was schreiben sie in ihrem Abschlußbericht? Es gäbe in den letzten 30
Jahren deutliche Anzeichen für eine zunehmende Niederschlagsintensität [in
einigen Regionen] und eine deutliche Abnahme der Niederschlagsintensität [in
anderen Regionen].
Die Berichte werden erstellt, ohne auf die Wissenschaftler zu hören. Wenn
man in den Zeitungen liest, daß „die Wissenschaftler das sagen“, ist das eine
reine Lüge. Ökonomen schreiben die Berichte, denn der IPCC ist ein
zwischenstaatliches Gremium, das von seinen Mitgliedsregierungen geleitet wird
und von Wirtschaftswissenschaftlern geführt wird. Es ist kein Zufall, daß die
Vorsitzenden des IPCC, angefangen mit [Rajendra] Pachauri, allesamt Ökonomen
waren.
Zu den Dürren: Weltweite Untersuchungen zeigen, daß die Dürregebiete
drastisch schrumpfen, was ja im Einklang mit der Zunahme der Vegetation steht.
Das sind die offiziellen Daten.
Seit 2020 hat Italien den Bau von Staudämmen eingestellt, obwohl es
Staudämme bräuchte wie das tägliche Brot, um Überschwemmungen zu vermeiden,
Wasserkraft zu erzeugen und das ganze Jahr über reichlich Wasser zu haben,
weil wir 282 Milliarden Kubikmeter Wasser aus Niederschlägen haben.
Der letzte Punkt, den ich ansprechen möchte, ist der Bericht, den die
Weltbank jedes Jahr erstellt, um die Risiken aller Länder der Welt
aufzulisten. Aus Neugierde habe ich nachgesehen, welche Risiken Italien hat.
Tatsächlich hat Italien die meisten Todesfälle durch Erdrutsche,
Überschwemmungen und Erdbeben zu beklagen. Im jüngsten Bericht der Weltbank
heißt es, das Risiko Nr. 1, dem Italien ausgesetzt ist, sei fehlender
Klimaschutz. An zweiter Stelle steht die Staatsverschuldung, dann folgen
extreme Wetterereignisse (die es nicht gibt), die Geopolitisierung
strategischer Ressourcen und die digitale Ungleichheit.
Ich habe mir auch das Kapitel über die Türkei angesehen, die 50.000
Erdbebenopfer zu beklagen hat. Die Türkei hat die gleichen Risiken wie
Italien.
Das sind die wahren Risiken Italiens, von 1900 bis 2020: 250.000 Tote durch
Erdrutsche, Überschwemmungen und Erdbeben, sowie 6,4 Milliarden Euro Schaden
pro Jahr!
Das sind die Signale, die wir dem Präsidenten der Republik gegeben haben:
daß man „Naturkatastrophen“ mit Präventivmaßnahmen bekämpfen kann, denn in
Italien haben wir ein sehr gutes Gesetz zum Schutz der Landfläche, aber es
wurde in die Schublade gelegt und nie angewandt. Das ist es, was wir meiner
Meinung nach allen sagen müssen, wenn wir etwas verändern wollen.
Ich danke Ihnen.
|