Ein Beitrag zur Diskussion von Prinzipien
Von Shakeel Ahmad Ramay
Shakeel Ramay ist Geschäftsführer des Asian Institute of
Eco-Civilization Research and Development in Pakistan. (Übersetzung aus dem
Englischen.)
(Begrüßung auf Arabisch). Zunächst möchte ich dem Schiller-Institut,
insbesondere Frau Helga LaRouche, für die Einladung zu dieser wichtigen
Veranstaltung danken. Ich denke, Madame LaRouche hat bereits viele Prinzipien
dargelegt, die berühmten Zehn Prinzipien, in denen sie treffend beschrieben
hat, was diese Welt braucht und wie das neue System aufgebaut sein sollte.
Aber ich möchte hier noch ein weiteres Prinzip hinzufügen: das Prinzip der
Harmonie. Das Prinzip der Harmonie bedeutet, daß wir Harmonie zwischen den
Menschen schaffen müssen, und wir müssen Harmonie zwischen den Menschen und
der Natur schaffen. Das sind die beiden Dinge, die wir in der heutigen Zeit
brauchen.
Dieses Prinzip der Harmonie sollte von zwei grundlegenden Änderungen
begleitet oder unterstützt werden.
Beginnen wir mit der Wirtschaft. Sie ist wichtig, weil sie die Harmonie
zwischen den Menschen bestimmt, die zwischenmenschliche Harmonie.
Vor allem müssen wir die Sicherheit von der Wirtschaft trennen.
Was im Moment auf der ganzen Welt passiert, ist, daß wir Wirtschaft und
Sicherheit vermischen, und das bedeutet, daß wir dem Militär und den
Sicherheitsbehörden eine Rechtfertigung für ihre Einmischung geben. Das
Militär und die entsprechenden Behörden mischen sich jetzt ein. So ist die
Agenda für menschliche Entwicklung in den Hintergrund getreten, und das
Problem der Sicherheit hat die Oberhand gewonnen. Deshalb sage ich, wir müssen
die Wirtschaft von der Sicherheit trennen.
Warum sage ich „Wirtschaft und Sicherheit trennen“? Weil das eine Idee und
eine Politik ist, die vom Militärisch-industriellen Komplex herkommt. Wenn man
Wirtschaft und Sicherheit vermischt, dann schafft man eine Rechtfertigung für
Einmischung, und wir können sehen, was deshalb in der ganzen Welt
passiert.
Das Buch Economic Hit-Man beschreibt genau, wie diese Kreise
arbeiten, und das Ergebnis ist das, was wir heute erleben. Wir haben es nicht
mit wirtschaftlichem Wettbewerb zu tun, sondern mit wirtschaftlichem Konflikt.
Wenn Länder sagen: „Meine wirtschaftliche Sicherheit ist in Ordnung“, dann
bedeutet das, daß sie den anderen angreifen. Sie reden von Sicherheit ihrer
Wirtschaft, aber sie benutzen diesen Begriff der wirtschaftlichen Sicherheit,
um andere Länder anzugreifen und sie zu beherrschen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg haben sie Finanzinstitutionen geschaffen, um
Länder zu kolonisieren. Wir haben gesehen, wie die westlichen Institutionen
die Welt in eine Schuldenfalle gelockt haben. Viele Entwicklungsländer und
arme Länder sind aufgrund dieser Schuldenfalle mit harten Bedingungen
konfrontiert. Das sehen wir in Afrika, in Asien und in Lateinamerika.
Die eine Seite sind also die Finanzinstrumente, aber wenn sie damit nicht
das gewünschte Ergebnis erzielen können, insbesondere was die Ressourcen der
Länder angeht, dann verlegen sie sich auf die militärische Lösung. Und warum?
Sie haben bereits die Wirtschaft mit dem Begriff der „Sicherheit“ belegt! Wenn
man die Wirtschaft mit dem Begriff „Sicherheit“ beschreibt, dann kann man jede
beliebige Maßnahme ergreifen. Und sie haben ihrer Bevölkerung Angst gemacht:
„Wenn wir diese Ressourcen nicht erobern, dann bedeutet das, daß euer
Lebensstandard weg ist.“ Auf diese Weise haben sie eine Euphorie geschaffen,
in der sie versuchen, den Begriff der „wirtschaftlichen Sicherheit“
einzuführen, um die Ressourcen der armen Länder zu erobern. Und genau das tun
sie.
Schauen Sie sich Syrien an, was passiert dort? Und schauen Sie sich Libyen
an, was ist dort passiert? Irak – man kann so viele Beispiele nennen. Man kann
das Beispiel von Afghanistan anführen; es gibt viele Beispiele aus der ganzen
Welt.
Deshalb sage ich, daß wir eine Harmonie zwischen den Menschen schaffen
müssen; wir müssen Wirtschaft und Sicherheit trennen. Das wird den Ländern
helfen, an der Entwicklung der Menschen zu arbeiten und wirtschaftliche Ziele
für die Entwicklung der Menschen zu nutzen. Es wird helfen, die
Herausforderungen in den Bereichen Armut, Gesundheit, Bildung und anderen
anzugehen.
Ausgewogene Klimapolitik
Und zweitens denke ich, daß wir ein Gleichgewicht zwischen den Ambitionen
zur Bekämpfung des Klimawandels und den Lebensbedürfnissen der Menschen finden
müssen.
Warum sage ich das? Weil wir auf der einen Seite sehen, daß einige Länder
sehr danach streben, Zugang zu Elektrizität zu erhalten.
Wenn Sie sich zum Beispiel afrikanische Länder ansehen, wie hoch ist ihr
Pro-Kopf-Verbrauch an Strom? In Niger, Tschad und einer Reihe anderer Länder
liegt der Pro-Kopf-Verbrauch vielleicht im zweistelligen Bereich, aber auf der
anderen Seite liegt der Pro-Kopf-Verbrauch von Strom in Island bei über 50.000
[kWh] pro Kopf. In den USA waren es früher 12.000, jetzt sind es mehr als
20.000. Ihr Pro-Kopf-Verbrauch liegt also weit vorne, und sie sind kein armes
Land. Die armen Länder brauchen mehr Strom und Energie, um ihren Traum von
Entwicklung zu verwirklichen. Dafür brauchen sie etwas Spielraum.
Und hier kommt die Ausgewogenheit der Politik ins Spiel. Warum sage ich
das? Ausgewogenheit bedeutet: Auf der einen Seite wird der Pro-Kopf-Verbrauch
zur Aufrechterhaltung des Lebensstandards genutzt, zum Beispiel in Norwegen,
in den USA, in Deutschland und anderen Ländern. Sie müssen ihren
Pro-Kopf-Verbrauch senken, um ihn unter Kontrolle zu bringen – nur so viel,
wie nötig ist. Dieser Bedarf sollte gedeckt werden, und zwar aus sauberen
Quellen.
Und zum anderen, wenn die Entwicklungsländer, die armen Länder, davon
sprechen, daß sie etwas Freiraum brauchen, dann sollten sie ermutigt werden,
in Wasserkraft zu investieren; sie sollten ermutigt werden, in Kernenergie zu
investieren. Und sie sollten bei diesen Aktivitäten unterstützt werden, denn
das ist dringend notwendig. Aus diesem Grund sagte Präsident Xi Jinping einmal
im Zusammenhang mit dem Klimawandel, man müsse ein Gleichgewicht zwischen den
ehrgeizigen Zielen der Kohlenstoffemissionen und den Lebensbedürfnissen der
Menschen schaffen. Weil er davon überzeugt ist.
Wenn man etwas tun will, braucht man die Unterstützung der Gesellschaft.
Wer sich nicht um die Lebensbedürfnisse der Menschen kümmert, der wird die
Unterstützung der Gesellschaft nicht bekommen. Ohne die Unterstützung der
Gesellschaft kann man keine erfolgreiche Politik machen. Deshalb sage ich, daß
wir ein Gleichgewicht schaffen müssen.
Ich denke, wenn wir ein neues Sicherheitssystem und eine neue Entwicklung
anstreben, dann wird uns vielleicht dieses Prinzip der Harmonie, unterstützt
durch diese beiden Maßnahmen – die Trennung von Wirtschaft und Sicherheit und
das Ausbalancieren des Klimaschutzes – dabei helfen, dies zu erreichen. Ich
danke Ihnen vielmals.
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