Die fehlende Zutat
LaRouches Prinzipien der physischen Ökonomie
Von Dennis Small
Dennis Small ist Ibero-Amerika-Redakteur und Mitglied der
Redaktionsleitung des Executive Intelligence Review. Er eröffnete mit
dem folgenden Vortrag am 16. April den dritten Abschnitt der Internetkonferenz
des Schiller-Instituts. (Übersetzung aus dem Englischen, die
Zwischenüberschriften wurden hinzugefügt.
Guten Morgen und guten Nachmittag. In der historischen Pressekonferenz, die
Lyndon LaRouche am 28. Juni 2001 gab, einen Tag bevor er und Helga
Zepp-LaRouche vor dem Wirtschaftsausschuß der russischen Duma aussagten, sagte
er in der Erklärung, die Sie soeben gehört haben, gleich zu Beginn folgendes,
und ich möchte Ihnen diesen Satz noch einmal vorlesen. Er sagte: „Kein neues
Währungssystem kann ohne entsprechende wirtschaftspolitische Impulse und
langfristige Ziele funktionieren.“
Ich wiederhole das, weil das eigentlich der Ausgangspunkt für die
Diskussion in diesem Panel ist. Schon am nächsten Tag kam LaRouche in seinen
Duma-Bemerkungen neben dem Zusammenbruch des transatlantischen Finanzsystems
auf die gleiche zentrale Frage zurück: Was gibt einem Wirtschaftssystem und
seiner Währung einen Wert? Ich zitiere:
„Die Neuordnung des Weltwährungs- und Finanzsystems muß auf einer
großangelegten, langfristigen Zusammenarbeit bei der Entwicklung der
Infrastruktur innerhalb und zwischen den Nationen beruhen, wobei der
Schwerpunkt auf den angenommenen Zielen des wissenschaftlichen und technischen
Fortschritts liegen muß. Dreh- und Angelpunkt für das weltweite
Wirtschaftswachstum sollte ein neues System der transkontinentalen
Zusammenarbeit zwischen den souveränen Nationalstaaten des eurasischen
Kontinents sein, ... aber die ganze Welt wird davon profitieren, wenn sie sich
als Partner an diesen Bemühungen beteiligt.“
Etwa 21 Jahre später, am 12. September 2022, schickte derselbe Dr. Sergej
Glasjew, der bekannte und bedeutende russische Wirtschaftswissenschaftler, der
damals Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses der Duma war, eine Botschaft an
Helga Zepp-LaRouche zum 100. Geburtstag von Lyndon LaRouche. Eines der
wichtigen Dinge, die er darin sagte, war folgendes, ich zitiere:
„In praktisch allen großen Ländern der Welt, die sich heute erfolgreich
entwickeln – vor allem in Indien und China – gibt es Anhänger von LaRouche.
Sie haben seine Gedanken und Ideen benutzt, um ihre Wirtschaftswunder zu
schaffen. Es sind die Prinzipien der Physikalischen Ökonomie, die LaRouche
vertritt, die heute dem chinesischen Wirtschaftswunder zugrunde liegen und die
auch die Grundlage der indischen Wirtschaftsentwicklungspolitik sind. Die
Anhänger von LaRouche in diesen Ländern üben einen fruchtbaren, sehr positiven
und konstruktiven Einfluß auf die Gestaltung der Wirtschaftspolitik in diesen
führenden Nationen des neuen Weltwirtschaftsparadigmas aus.“
Derivate und der Kollaps
Ich möchte Ihnen heute drei Punkte in dem Fall darlegen, den ich Ihnen
heute vorstellen möchte.
- Erstens: Wir befinden uns mitten in einem Zusammenbruch des
transatlantischen Finanzsystems, der unaufhaltsam, unumkehrbar, dröhnend und
gefährlich ist.
- Zweitens: Es gibt bereits eine Lawine von Rufen und Aktionen zur
Entdollarisierung, d.h. zur Abspaltung ganzer Nationen von dem spekulativen
globalen System, das von der Londoner City und der Wall Street betrieben wird,
die den Dollar für ihre Zwecke nutzen. Diese Bestrebungen zur
Entdollarisierung sind bereits in vollem Gange, und ich würde sagen, daß dies
zum jetzigen Zeitpunkt eine beschlossene Sache ist. Das wird nicht
aufhören.
- Der dritte Punkt, den ich ansprechen möchte, und das ist wirklich die
Schlüsselfrage, auf die ich Ihre Aufmerksamkeit lenken möchte, ist, daß wir
uns mit der Frage auseinandersetzen müssen, was die Grundlage dieses neuen
Systems ist, das im Entstehen begriffen ist. Was ist die eigentliche Quelle
des Wertes? Wie legen wir die Paritäten, die Wechselkurse zwischen den
Währungen fest? Wie stellen wir sicher, daß sie nicht an Wert verlieren? Wie
stellen wir sicher, daß sie nicht selbst zu Spekulationsinstrumenten
werden?
Der entscheidende Punkt, der in vielen Diskussionen fehlt, selbst bei
denen, die unbedingt vorankommen wollen, sind LaRouches Prinzipien der
physischen Ökonomie. Das ist das zentrale Thema, auf das ich Ihre
Aufmerksamkeit lenken möchte.
Zunächst zur Frage des Zusammenbruchs: Wir haben es international nicht mit
einem Schuldenproblem zu tun, sondern mit einem Derivateproblem. Wir haben es
mit einer globalen Finanzblase von etwa 2 Billionen Dollar zu tun – und noch
einmal für diejenigen unter Ihnen, die nicht genau wissen, wie groß eine
Billion ist: Es ist eine 2 gefolgt von 15 Nullen. Und diese Blase basiert auf
der Schuldenblase der Aktien, der Anleihen, der Verschuldung der Nationen, der
Einzelpersonen usw. Es ist diese Derivatblase, die 2008 geplatzt ist, und die
sogenannte „Lösung“, die von den Genies an der Wall Street und in der Londoner
City angeboten wurde, lautete: „Füttern wir einfach die Blase und machen sie
größer. Das sollte ganz gut funktionieren.“ Und hier sind wir nun, 30
Billionen Dollar der quantitativen Lockerung und anderer lustiger
Geldschöpfung später, und die Weltblase ist dabei zu platzen.
Zuerst haben sie das Gaspedal durchgedrückt, um diese Finanzblase weiter zu
beschleunigen. Dann, vor etwa einem Jahr, als sie sahen, daß dies wirklich
völlig außer Kontrolle geraten würde, beschlossen sie: „Nun, versuchen wir,
die Bremsen zu betätigen.“ Sie haben die Zinssätze auf 4,5 bis 5 % angehoben,
und das wiederum hat zu dem geführt, was wir eben just erlebt haben, nämlich
den Konkurs einiger mittlerer und großer Banken auf internationaler Ebene. Wir
hatten die Krise der Silicon Valley Bank, die in Konkurs ging. Sie wurde
gerettet, indem die Fed weit über die gesetzlichen Grenzen hinaus – nämlich
250.000 Dollar – einsprang und sagte: „Nein, wir retten alle. Es ist alles in
Ordnung, macht euch keine Sorgen.“ Dabei handelte es sich um eine Bank, die
sich an umfangreichen Spekulationen beteiligt hatte, insbesondere in der
Technologieblase.
Dann hatten wir den Fall der Credit Suisse, einer der größten Schweizer
Banken, die eine große Menge an Derivaten in ihren Büchern hatte. Sie ging
völlig bankrott. Sie wurde von der Schweizerischen Nationalbank mit etwa 270
Mrd. Dollar an Rettungsgeldern gerettet. Das wiederum wurde von der Federal
Reserve gestoppt, die allen europäischen Zentralbanken Swap-Linien zur
Verfügung stellte, so wie wir es 2008 getan hatten, um das System zu retten.
Dann wurde sie auf Anweisung der Schweizer und anderer Zentralbanken von der
schweizerischen UBS übernommen, wodurch eine riesige, völlig bankrotte Bank
entstand.
Diese Angelegenheit der Credit Suisse macht deutlich, was das eigentliche
Problem ist. Und wie ich schon sagte, geht es um Derivate. Betrachtet man die
vier größten Banken in den Vereinigten Staaten in Bezug auf ihre
Derivatbestände, so stellt man fest, daß sie 173 Billionen Dollar an Derivaten
besitzen, gegenüber 8 Billionen Dollar an Vermögenswerten.
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Abb. 1: Vermögenswerte und Derivaterisiken der jeweils vier größten
amerikanischen und chinesischen Banken (in Billionen $).
Wenn wir uns nun die Vermögenswerte der Bank als einen Hund und die
Derivate als einen Floh oder eine Zecke an diesem Hund vorstellen
(Abbildung 1, linke Seite), dann sprechen wir von einem Verhältnis von
22 zu 1. Wenn Sie einen 22 Pfund schweren oder einen 20 Pfund schweren Hund
haben, dann haben Sie es mit einer 400 Pfund schweren Zecke zu tun. Armer
Hund, nicht wahr?
Sehen Sie sich zum Vergleich einmal die Situation in China an (Abbildung
1, rechte Seite). Die Situation in China ist ganz anders. Die vier größten
Banken dort haben 19 Billionen Dollar an Vermögenswerten, aber nur 7 Billionen
Dollar an Derivaten. Das ist zwar immer noch zu viel, aber die Situation ist
noch lange nicht außer Kontrolle geraten.
Glass-Steagall und Entdollarisierung
Diese Tatsache ist jedem auf der Welt bekannt, der die Augen offen genug
hat, um sie zu sehen, und dem es wichtig genug ist, sie zu sehen. Ein Land
nach dem anderen erkennt dies an, und es findet ein Prozeß der
Entdollarisierung statt, bei dem die Menschen sagen: „Wir sehen, daß die
Titanic sinkt. Wir wollen nicht mit ihr untergehen.“
Ich denke, daß dies aus drei Gründen geschieht.
Erstens sehen sie, wie ich schon sagte, daß die Titanic untergeht, und sie
wollen nicht mit ihr untergehen.
Zweitens sehen sie, daß die gegen Rußland verhängten Sanktionen Rußland
nicht zerstört haben. Wie ein hochrangiger brasilianischer Beamter kürzlich
sagte: „Wer hat Angst vor dem großen bösen Wolf“, was die Frage des Umgangs
mit China usw. betrifft. Rußland ist nicht untergegangen; sogar die Option,
Rußland aus dem SWIFT-System auszuschließen, hat nicht die erwartete Wirkung
gezeigt.
Aber die andere Sache, die vor sich geht, ist, daß es eine gewisse Führung
gibt. Xi Jinping, Putin, die Staats- und Regierungschefs von Brasilien,
Saudi-Arabien, der Türkei, Indonesien und anderen Ländern haben Ideen
vorgestellt, die eindeutig in Richtung einer stärkeren Rolle der lokalen
Währungen, der Nicht-Dollar-Währungen, gehen. Erstens durch Swaps, d.h. Swaps
von Bank zu Bank, um Kreditlinien zu erhalten, zweitens durch den Handel, der
zum Beispiel auf Yuan lautet. Und dann die Einrichtung umfassender
Clearinghouse-Operationen, die nicht nur den Handel, sondern auch
Investitionen in den jeweiligen Volkswirtschaften ermöglichen werden.
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Abb. 2: Der chinesische Yuan wird zu einer globalen Währung: mehr als 30
Nationen setzen im Handel auf den Yuan.
Wenn Sie einen Blick auf diese Karte (Abbildung 2) werfen, werden
Sie feststellen, daß die Zahl der beteiligten Länder, die den Yuan auf die
eine oder andere Weise nutzen, auf über 30 geschätzt wird, und das ist weit
mehr als die Hälfte der Bevölkerung der Erde. Dies ist also ein Prozeß, der
sich sehr schnell ausbreitet.
Nun haben sich viele Menschen in den Vereinigten Staaten auf ihr hohes Roß
gesetzt und gesagt: „Das ist schrecklich, das ist ein Angriff auf uns. Das ist
die Abschaffung des Dollars; ihr greift uns an. Wir müssen das stoppen. China
muß gestoppt werden; Rußland muß gestoppt werden; Brasilien muß gestoppt
werden; sie alle müssen gestoppt werden.“
Das ist Unsinn, denn Tatsache ist, daß auch die Vereinigten Staaten ihren
Dollar entdollarisieren sollten. Wenn wir mit diesem Dollar den
Wall-Street-Dollar meinen, den Dollar der Londoner City, dann ist damit nicht
der Dollar gemeint, der einst der Greenback oder die nationale Währung der
Vereinigten Staaten war, um die nationale wirtschaftliche Entwicklung zu
ermöglichen, sondern ein krebsartiges, spekulatives Tier, das unser
Dollarsystem übernommen hat; und es hat uns unter die Kontrolle der City of
London und der Wall Street gebracht. Auch wir müssen uns vom
Wall-Street-Dollar befreien.
Dieser Prozeß hat in den Vereinigten Staaten einen ganz bestimmten Namen
und eine ganz bestimmte Geschichte. Man nennt ihn Franklin Delano Roosevelts
Glass-Steagall-Prinzip. Denn das Glass-Steagall-Prinzip ist nichts anderes als
die Ent-Wall-Street-Dollarisierung; es ist eine vollständige Trennung zwischen
dem spekulativen Dollar unter der Kontrolle der City of London und der Wall
Street, nicht der Bevölkerung der Vereinigten Staaten. Das auf der einen Seite
und auf der anderen Seite das kommerzielle, produktive Bankwesen, in dem der
Dollar wieder zur Währung der Vereinigten Staaten werden kann.
Die Frage ist nun, und das ist das Thema, dem ich meine Aufmerksamkeit
schenken möchte: Wie können wir dem einen Wert geben? Wie stellen wir sicher,
daß die neue Währung, die entwickelt wird – sei es der Yuan oder, was
wahrscheinlicher ist, eine gemeinsame Währung der BRICS-Staaten, die aus dem
bevorstehenden Gipfeltreffen der BRICS-Staaten im August in Südafrika
hervorgehen wird, weil ich glaube, daß sich die Inder mit dieser Währung
wohler fühlen würden als mit dem chinesischen Yuan: was immer es sein wird,
der entscheidende Punkt ist nicht die Währung, sondern die Politik, die ihr
Wert verleiht.
„Handel ohne Währung“
Lyndon LaRouche hat sich mit diesem Thema in einer Studie eingehend
beschäftigt, die ich Ihnen als absolut grundlegend empfehlen möchte. Sie heißt
„Handel ohne Währung“.1 In diesem Dokument geht LaRouche
ausführlich auf dieses Thema ein.
Lassen Sie mich einleitend von einem persönlichen Gespräch berichten, das
ich einmal mit Lyndon LaRouche hatte und das mir wirklich die Augen geöffnet
hat. Ich sprach mit ihm über die Frage, wie man Paritäten zwischen den
Vereinigten Staaten und anderen Währungen auf einer nützlichen produktiven
Basis herstellen kann. Ich hatte mich zum Beispiel mit dem mexikanischen Peso
etwas eingehender beschäftigt und ein Bild von Warenkörben mit Konsum- und
Produktionsgütern, Infrastrukturgütern und so weiter erstellt. Ich sprach das
Thema mit LaRouche an und begann es zu diskutieren. Ich war noch nicht sehr
weit in meiner Frage gekommen, als er sagte:
„Vergiß es! Es spielt keine Rolle! Legen wir einfach eine bestimmte Parität
fest, die uns vernünftig erscheint, denn diese feste Parität, dieser feste
Wechselkurs wird die Einführung einer Politik der Investitionen, der
Hochtechnologie und des wissenschaftlichen Fortschritts ermöglichen, was das
einzige ist, was jeder Währung einen Wert verleiht. Und dann, und nur dann,
haben wir die Grundlage, um tatsächlich darüber zu sprechen, wie hoch eine
Parität sein sollte. Man darf es nicht mit Mathematik angehen, sondern mit
physischer Ökonomie.“
Hören wir uns nun an, was LaRouche selbst in diesem außergewöhnlichen
Dokument zu sagen hatte. Ich denke, das ist wichtig, denn wenn man sich die
Situation in China anschaut, dann ist die Stärke des Yuan die Stärke der
chinesischen Wirtschaft. Die Befreiung von 850 Millionen Menschen aus der
Armut, der Bau von Hochgeschwindigkeitsstrecken, der wissenschaftliche
Fortschritt und so weiter.
© EIR
Abb. 3: Anteil der BRICS-Plus an der physischen Wirtschaft (Weltanteil in
%)
Wenn Sie sich den BRICS-Ländern zuwenden, wie Sie in der Grafik auf Ihrem
Bildschirm sehen können, gibt es in den BRICS+-Ländern – den fünf
BRICS-Ländern und weiteren neun oder so, für die wir Berechnungen angestellt
haben – eine echte realwirtschaftliche Basis für physische wirtschaftliche
Parameter, die sehr ermutigend sind (Abbildung 3). Mit 51% der
Bevölkerung produzieren diese Länder 53% des Weizens, 77% der Kohle und 73%
des Stahls. Sie haben einen sehr geringen Anteil an der Aktienmarktbewertung,
was eine gute Sache ist. Aber das ist nicht der Wert, das ist die Plattform,
von der aus der Wert abheben kann. Es ist eine ermutigende Plattform, aber die
Rakete, die abheben muß, ist die Steigerung der Produktivität der physischen
Wirtschaft; die Steigerung der Produktivkräfte der Arbeit.
LaRouche stellt diese Frage gleich zu Beginn seines Dokuments. Er sagt:
„Was stellt den dauerhaften Wert dar, den man einer mittel- und
langfristigen Kapitalbildung im Gütersektor sinnvoll zugrunde legen kann? ...
Wenn gerade zweifelsfrei bewiesen wurde, daß man dauerhafte wirtschaftliche
Werte nicht von Geldmengen ableiten kann, wo liegt dann eine meßbare Bewertung
wirtschaftlicher Aktivitäten?“
Und dann wirft er die eigentliche Frage der potentiellen relativen
Bevölkerungsdichte auf, die, wie er selbst sagt, sein großer Durchbruch und
seine Entdeckung in der Wirtschaftswissenschaft ist. Er sagt Folgendes:
„Die grundlegende Berechnung, die in jeder vernünftigen wirtschaftlichen
Untersuchung angewendet werden muß, bezeichnet man am besten als die
potentielle relative Bevölkerungsdichte der Volkswirtschaft als ganzer. Die
Messung, die aus diesem Standard gewonnen wird, beschreibt die Anstiegsrate
oder das Absinken dieses Potentials. Dieses Maß bestimmt, was wir als Ausdruck
eines zugrundeliegenden Begriffs wirtschaftlichen Wachstum verstehen
sollten.“
Nun gut, was verursacht dann die Zunahme der potentiellen relativen
Bevölkerungsdichte? LaRouche gibt die folgende Antwort:
„In der Wissenschaft der physikalischen Ökonomie, wie sie in den
entsprechenden Arbeiten von Gottfried Wilhelm Leibniz zwischen 1671 und 1716
erstmals definiert wurde, besteht die Unterscheidung des Menschen von allen
anderen Lebewesen darin, daß nur die Menschheit ihre potentielle relative
Bevölkerungsdichte – ihre Macht – willentlich erhöhen kann. Dieser Willensakt
bei der Erhöhung der Macht des Menschen über das Universum drückt sich in der
Entdeckung nachweisbarer universeller physikalischer Prinzipien aus.“
Wie kann nun der tatsächliche Wert von Währungen und Tauschmitteln unter
diesem Konzept der physischen Ökonomie – LaRouches Prinzipien – festgelegt
werden? Er sagt:
„Einen Güter-Warenkorb, wie ich ihn hier umrissen habe, muß man also als
gemeinsame Verpflichtung verstehen, Gutes zu tun. Es geht demnach bei der
Wirtschaft nicht darum, welchen Preis man einer Ware im einzelnen gibt,
sondern um den guten Willen, der sich in der Methode ausdrückt, sich auf einen
vernünftig geschätzten fairen Preis zu einigen. Mit dieser Grundlage wird ein
vernünftiger Preis für eine Einheit des Güter-Warenkorbes auch in der Praxis
der richtige Preis sein.“
Worauf will LaRouche hier hinaus? Daß der Mensch als Gattung in
einzigartiger Weise mit Kreativität ausgestattet ist, um universelle
physikalische Prinzipien des Universums in seinem Schöpfungsprozeß zu
entdecken, und daß der Mensch durch die Entdeckung dieser Prinzipien zu diesem
Entwicklungsprozeß des Universums beiträgt. Diese Kreativität, dieser freie
Wille, sich kreativ zu betätigen, ist auch die Grundlage der Moral. Das Gute
ist die moralische Entscheidung, so zu handeln, daß die potentielle relative
Bevölkerungsdichte unserer gesamten Spezies überall in allen Ländern zum
gegenseitigen Nutzen verbessert wird. Es ist also dieser Standpunkt, dieser
Standpunkt der Philosophie, dieser Standpunkt der physischen Ökonomie, der die
einzige Grundlage ist, auf der wir diskutieren können, wie wir tatsächlich
eine neue Wirtschafts- und Entwicklungsarchitektur aufbauen können.
Wie im Fall von Riemanns Habilitationsschrift, in der er feststellte, daß
es notwendig sei, von der Mathematik zur Physik überzugehen, um das Problem zu
verstehen, müssen wir, wenn wir verstehen wollen, was eine neue Architektur
bedeutet, von den rein finanziellen und monetären Überlegungen zur physischen
Ökonomie übergehen, zu Lyndon LaRouches Wissenschaft der physischen Ökonomie.
Ich danke Ihnen vielmals.
Anmerkung
1. https://archive.schillerinstitute.com/economy/nbw/nbw_trade_without_cur.html,
dt. unter dem Titel „Warenkorb statt Währungskorb“ in Neue Solidarität
33 und 34/2000.
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