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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

Einen Schritt näher an der nuklearen Apokalypse

Das Schiller-Institut veranstaltete am 2. Oktober eine Notkonferenz über die Gefahr der Zerstörung Deutschlands und der Welt durch einen Atomkrieg.

Am Mittwoch, dem 2. Oktober, veranstaltete das Schiller-Institut eine Online-Notkonferenz mit dem Titel „Ein weiterer Schritt näher an der nuklearen Apokalypse – Deutschland braucht eine neue Sicherheitsarchitektur“. Helga Zepp-LaRouche, Gründerin des Schiller-Instituts, analysierte die „kaskadenartigen Ereignisse, die außer Kontrolle geraten“, und stellte die Frage: „Wenn es zu einer Eskalation gegen den Iran kommt, was werden Rußland und China dann tun?“

Sie erinnerte die Zuschauer daran, daß Rußland kürzlich mögliche Änderungen seiner Nukleardoktrin angekündigt hat, wonach es im Falle eines großen Luftangriffs auf Rußland, der von einer Atommacht unterstützt wird, zum Erstschlag mit Atomwaffen greifen könnte. Sie verglich diese düstere Aussicht mit dem optimistischen Bild nach der Auflösung des COMECON-Blocks und sagte: „Mir dreht sich der Magen um, wenn ich sehe, wie das in nur 34 Jahren völlig vergessen wurde.“ (Siehe Von 1989 bis heute: Was ist schiefgelaufen?)

Jack Matlock war von 1987 bis 1991 Botschafter der Vereinigten Staaten in der Sowjetunion. Er begann seine Ausführungen mit einem Lob für Zepp-LaRouche; sie habe in ihrem Vortrag „gründlich und genau“ das Bild gezeichnet, mit dem er als aktiver Teilnehmer zu dieser Zeit bestens vertraut war. Er ging auch auf das Versagen der US-Politik nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ein. Am Ende des Kalten Krieges hätte man darauf bestehen sollen, eine Architektur zu schaffen, die die Sicherheitsbedürfnisse aller Nationen berücksichtigt. Statt dessen wurde die NATO erweitert, „ein großer Fehler..., als es keine Bedrohung aus dem Osten gab“. (Siehe Die NATO-Osterweiterung war ein großer Fehler.)

Dr. Theodore Postol, emeritierter Professor am MIT und führender Experte für Atomwaffen, warnte davor, daß die geplante Stationierung von US-Raketen in Deutschland einen Atomkrieg auslösen könnte, weil diese Raketen mit Atomsprengköpfen bestückt wären und die Warnzeiten für Rußland bei ihrem Einsatz extrem kurz wären. Hyperschall-Marschflugkörper haben keine Bogenflugbahn wie konventionelle Raketen und wären nach dem Start viel schwieriger zu entdecken. 2021 habe US-Außenminister Tony Blinken dem russischen Außenminister Sergej Lawrow mitgeteilt, daß sich die USA das Recht vorbehalten, Atomraketen in der Ukraine zu stationieren. Wenn man sich vorstellt, in der Kubakrise hätte Chruschtschow eine ähnliche Haltung zu Kuba eingenommen – die USA wären sicherlich in Kuba einmarschiert.

Im zweiten Teil seines Vortrags zeigte Prof. Postol am Beispiel einer Karte der Stadt Hamburg auf, daß Zerstörungen durch taktische Kernwaffen um ein vielfaches verheerender wären als der Feuersturm, den Hamburg im Zweiten Weltkrieg erlebte. Im Falle eines Nuklearkriegs sei mit dem Einsatz von Hunderten solcher Waffen zu rechnen, wenn die USA in Deutschland mobile Mittelstreckenraketen stationieren.

Ray McGovern, Mitbegründer der US-Gruppe „Geheimdienstveteranen für Vernunft“ (Veteran Intelligence Professionals for Sanity, VIPS), berichtete, daß Präsident Putin im Dezember 2021 Biden anrief, der ihm versprach, daß die USA keine Hyperschallraketen in der Ukraine stationieren würden. Doch am 21. Januar 2022 habe Außenminister Blinken das Gegenteil erklärt und sich geweigert, Garantien dafür zu geben, daß keine Hyperschallraketen in der Ukraine stationiert werden. Wenige Wochen später habe dann Rußland seine militärische Spezialoperation in der Ukraine begonnen.

Weitere Beiträge lieferten der deutsche Militär- und Geheimdienstexperte Rainer Rupp, der internationale Strategieberater Alain Corvez aus Frankreich und der Autor Wolfgang Effenberger. Rainer Rupp warnte, daß die neue Militärdoktrin die Schwelle für einen Atomkrieg senkt. Der „alte neokonservative Wahnsinn der 1980er Jahre“ mit der Idee eines atomaren Erstschlags zur „Enthauptung“ des Gegners sei wieder hochgekommen.

Oberst (a. D.) Alain Corvez beklagte, daß die europäischen Länder seit dem Zweiten Weltkrieg von den USA untergeordnet bzw. ohne Krieg erobert wurden. Er plädierte für die Wiederherstellung der Souveränität der europäischen Nationen, um Kriege zu vermeiden. Die USA verfolgten eine extremistische Politik in der Ukraine und im Nahen Osten, und man dürfe nicht vergessen, daß Israel über Atomwaffen verfügt, die es einsetzen könnte, weil es sich in einer ausweglosen Situation befindet.

Wolfgang Effenberger vertiefte dieses Thema und erinnerte die Zuschauer daran, daß der stellvertretende US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz bereits ein Jahr nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion seine „Wolfowitz-Doktrin“ propagierte, mit der die NATO in ein offensives Bündnis umgewandelt wurde. Die USA müßten sich mit der Welt versöhnen und ihr Streben nach einer unipolaren Weltordnung aufgeben.

Zepp-LaRouche dankte den Rednern herzlich dafür, daß sie dazu beitragen, die Deutschen und andere aufzuklären, damit sie die gefährliche Politik der Duldung der Stationierung von US-Raketen auf deutschem Boden stoppen. Sie werde diese Beiträge so weit wie möglich verbreiten, und im Gegensatz zur Politik von Verteidigungsminister Pistorius, der Deutschland in den nächsten Jahren „kriegstüchtig“ machen will, gelobte sie, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um „Deutschland friedenstüchtig zu machen!“

Während der Diskussion wurden die Zuschauer aufgefordert, an den Friedensdemonstrationen in Deutschland am 3. Oktober teilzunehmen, man war sich einig, daß bis zu 100.000 Flugblätter verteilt werden sollten, die über diese Veranstaltung berichten.

Wir dokumentieren in dieser Ausgabe Helga Zepp-LaRouches Eingangsvortrag und den Beitrag von Botschafter a.D. Matlock und weitere Beiträge in den kommenden Ausgaben. Den Videomitschnitt der Konferenz mit deutscher Simultanübersetzung finden Sie im Youtube-Kanal des Schiller-Instituts

Daniel Platt